Ein Blick auf die Ausbildung “Tierschutzqualifizierter Hundetrainer” an der Vetmeduni Wien

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Der Titel Tierschutzqualifizierter Hundetrainer steht in Österreich für höchste Standards im Hundetraining – wissenschaftlich fundiert, tierschutzgerecht und staatlich anerkannt. Verliehen wird er ausschliesslich von der Veterinärmedizinischen Universität Wien, genauer gesagt vom Messerli Forschungsinstitut, das als führende Einrichtung in der Verhaltensforschung gilt. Wir schauen uns an, was die Ausbildung so besonders macht, warum sie für angehende Hundetrainer:innen spannend ist – und wie sie dazu beiträgt, dass Training und Tierschutz Hand in Hand gehen.

“Tierschutzqualifizierter Hundetrainer”: Bedeutung und Ziele der Ausbildung

Der Titel Tierschutzqualifizierter Hundetrainer ist in Österreich gesetzlich verankert und steht für ein Hundetraining, das sich konsequent an den Grundsätzen des Tierschutzes und der modernen Verhaltensforschung orientiert.

Vergeben wird diese Qualifikation ausschliesslich vom Messerli Forschungsinstitut an der Veterinärmedizinischen Universität Wien, das als Koordinierungsstelle gemäss § 8 der Verordnung über die tierschutzkonforme Ausbildung von Hunden eingesetzt ist.

Link zur offiziellen Webseite des Messerli Forschungsinstituts bei der Vetmeduni Wien: https://www.vetmeduni.ac.at/messerli-forschungsinstitut

Die Ausbildung verfolgt das Ziel, höchste Qualitätsstandards im Hundetraining zu sichern und sicherzustellen, dass Hunde ohne Zwang, Angst oder Schmerz lernen.

Sie richtet sich an Hundetrainer:innen, die ihre Arbeit wissenschaftlich fundiert und tierschutzgerecht gestalten möchten, sowie an alle, die in ihrer Tätigkeit mit Hunden Verantwortung übernehmen – etwa im Hundesport, in Hundeschulen oder im Tierschutzbereich.

Gesetzliche Grundlage

Die gesetzliche Grundlage bildet die Verordnung über die tierschutzkonforme Ausbildung von Hunden (BGBl. II Nr. 56/2012), die auf dem österreichischen Tierschutzgesetz (TSchG) basiert.

Darin ist festgelegt, dass Hundetraining so zu erfolgen hat, dass das Wohlbefinden des Hundes jederzeit gewährleistet bleibt.

Die Vergabe des Titels „Tierschutzqualifizierter Hundetrainer“ dient somit als Gütesiegel für fachlich korrektes, tierfreundliches und nachhaltiges Training.

Mit dieser Ausbildung setzt das Messerli Forschungsinstitut ein deutliches Zeichen: Kompetenz im Hundetraining bedeutet Verantwortung – und Verantwortung beginnt beim Tierschutz.

Prüfungsablauf “Tierschutzqualifizierter Hundetrainer”

Die Prüfung zum Tierschutzqualifizierten Hundetrainer besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil und wird direkt an der Veterinärmedizinischen Universität Wien durchgeführt.

Im theoretischen Teil wird das Wissen der Kandidat:innen in einem Single-Choice-Test überprüft. Die Themenbereiche orientieren sich an der offiziellen Verordnung über die tierschutzkonforme Ausbildung von Hunden und decken vier zentrale Fachgebiete ab:

  1. Veterinärmedizin
  2. Ethologie und Verhalten
  3. Ausbildung und Kognition
  4. Recht und Mensch-Tier-Beziehung

In jedem Bereich müssen mindestens die Hälfte der gestellten Fragen richtig beantwortet werden, um zu bestehen. Insgesamt gilt die Prüfung als bestanden, wenn mindestens zwei Drittel der 96 Fragen korrekt beantwortet wurden. Für die theoretische Prüfung sind 75 Minuten vorgesehen.

Nur wer diesen Teil positiv abschliesst, darf zur praktischen Prüfung antreten. Diese findet im direkten Anschluss statt und umfasst vier Aufgabenstellungen, die aus einem Pool zufällig gezogen werden. Jede Aufgabe muss positiv gelöst werden, und die Bewertung erfolgt einstimmig durch die Prüfungskommission.

So wird sichergestellt, dass nur jene den Titel erhalten, die sowohl über fundiertes Wissen als auch über praktische Kompetenz im tierschutzgerechten Hundetraining verfügen.

Prüfungsleitfaden: Das Handbuch zur Qualitätskontrolle

Um sicherzustellen, dass das Hundetraining nicht nur fachlich korrekt, sondern auch konsequent tierschutzgerecht durchgeführt wird, hat das Messerli Forschungsinstitut ein umfassendes Handbuch zur Qualitätskontrolle erstellt. Es dient als Leitfaden für alle Tierschutzqualifizierten Hundetrainer:innen und definiert klare Standards für Ausbildung, Trainingsmethoden und Ausrüstung.

Die Vetmeduni hat alle wichtigen Unterlagen natürlich auch online bereitgestellt: https://www.vetmeduni.ac.at/tierschutzqualifizierte-hundetrainerinnen/pruefung

Auf der offiziellen Webseite findest Du Informationen zur Prüfungsanmeldung, ein Erläuterungsblatt, eine Liste empfohlener Literatur, Rahmenbedingungen und das wohl allerwichtigste: Das Handbuch zur Qualitätskontrolle für Tierschutzqualifizierte HundetrainerInnen

Im Folgenden werfen wir einen Blick auf die wichtigsten Inhalte dieses Handbuchs – von der Kurs- und Ausbildungsgestaltung über die verwendeten Ausrüstungsgegenstände bis hin zu Übungsaufbau und Trainingsgestaltung.

Kurs- und Ausbildungsgestaltung

  • Ausbildung altersgerecht und an körperliche & geistige Voraussetzungen des Hundes angepasst
  • Berücksichtigung von rassespezifischen und individuellen Eigenschaften
  • Förderung eines guten Sozialverhaltens gegenüber Menschen und Hunden
  • Ideale Gruppengrösse: max. 4 Hunde pro Trainer:in, Ab 5 Hunden: zweite:r Trainer:in, maximal 6 Hunde pro Gruppe
  • Gruppenzusammensetzung nach Können und Leistungsvermögen
  • Welpenspielgruppen: besondere Beobachtung von geistiger & körperlicher Entwicklung
  • Trainingsplan: flexibel, nicht zu straff
  • Mensch und Hund als Team
  • Aufwärmübungen zur Verletzungsprävention: 5–10 Min lockeres Laufen + aktive Dehnungen

Ausrüstungsgegenstände für Hunde

Allgemein: Alle Ausrüstungsgegenstände müssen gesetzlichen Anforderungen entsprechen und tierschutzgerecht sein.

  • Brustgeschirre: Aus weichem, leichtem Material, gut vernäht, keine Scheuerstellen oder Einschnürungen, Polsterung unter Verschlüssen/Metallringen, Gurte an Gewicht des Hundes angepasst
  • Halsbänder: Weiches, reissfestes Material, anatomisch passend, Breite mindestens über zwei Halswirbel
  • Maulkörbe: Müssen Hecheln und Wasseraufnahme ermöglichen, an Kopfform angepasst, luftdurchlässig; Geeignet: Leder oder Kunststoff, nicht zu nah an Augen/Nase/Ohren; Ungeeignet/verboten: Nylon-Maulkorb, der das Maul eng umschliesst
  • Leinen: Mindestens 2 m lang, angenehm in der Hand, Stärke und Karabiner an Gewicht des Hundes angepasst
  • Kopfhalfter: Kontrolle beim Führen, Akzeptanz oft niedrig – Gewöhnungstraining nötig, nur über positive Verstärkung, Nie allein verwenden – immer zusätzlich Brustgeschirr oder Halsband
  • Sicherheitsgeschirre: Weiches, leichtes Material, gut vernäht, passgenau, dritter Gurt im Bereich der letzten Rippe, nicht hinter den Rippen

Verbotene Hilfsmittel laut Tierschutzgesetz (§5 TSchG):

  • Stachelhalsbänder, Korallenhalsbänder
  • Elektrische oder chemische Dressurgeräte (z. B. Sprühhalsbänder)
  • Hilfsmittel, die durch Schmerz oder Angst Verhalten erzwingen (z.B. Schweizer Band / Reepschnur, Wurfketten, Discs/Fisher Discs, Wasserspritzen)
  • Halsbänder ohne Zugstopp oder zu eng gesetzte Halsbänder
  • Schmale Halsbänder (<2 Halswirbel)
  • Erziehungsgeschirre, Lenden-/Nierenleinen, welche die Bewegungsfreiheit einschränken oder Organe quetschen

Übungsgestaltung

Ziel: Beziehung zwischen Mensch und Hund stärken und Trainingsleistung verbessern

Motivation des Hundes: zwei Formen

  1. Eigenmotivation: durch Abdeckung der Grundbedürfnisse, Hunger, Durst, Ruhepausen, Sozialkontakt, Sicherung der Grundbedürfnisse = Voraussetzung für Lernfähigkeit
  2. Fremdmotivation: Verhalten wird durch Anreize oder Druck beeinflusst, Positive Anreize: Futter, Spielzeug, verbale Bestätigung, Negative Anreize/Strafe: als Fremdmotivation ebenfalls zu betrachten

Motivationssysteme stehen im Training oft in Konkurrenz – muss beim Ablauf berücksichtigt werden

Einflussfaktoren auf Motivation:

  • Zuchtgeschichte, Erfahrungen in Neugeborenen- und Sozialisationsphase
  • Stressoren wie Schmerzen, Krankheiten, fehlendes Selbstvertrauen, überstarke Reize, fehlende Belohnungen oder Ruhepausen

Motivation ≈ positiv erlebter Stress, Überstimulation → belastender Stress

Übungen:

  • Hund mitdenken lassen, nicht zu schwierig gestalten
  • Endziele/Teilziele sollten leicht erreichbar sein
  • „15 kleine Schritte“ führen zu nachhaltigem Erfolg
  • Jede Trainingseinheit sollte mit einer positiven Übung abgeschlossen werden

Trainingsgestaltung

Ziel: konsequent und planvoll arbeiten, um unnötigen Druck oder Strafe zu vermeiden

Vorteil: Minimiert Unsicherheit bei Trainer:in, Hundehalter:in und Hund

Überforderung:

  • Bei Fällen ausserhalb der eigenen Kompetenz: an Kolleg:innen weiterleiten
  • Bei vermuteten gesundheitlichen Problemen: Tierärztin/Tierarzt konsultieren

Vorbereitung eines Trainingsplans – drei Schritte:

  1. Trainingsziel definieren: Verhalten oder sportliches Können des Hundes klar beschreiben, Details: Körperhaltung, Lautäusserungen, Dauer, Distanz, Signal, Ablenkungen
  2. Evaluierung des Ausgangspunktes: Jeder Hund hat eigene Vorgeschichte, aktuelles Verhalten berücksichtigen. Fragen: Was kann der Hund schon? Ist er entspannt, aufmerksam, gesund?
  3. Trainingsplan erstellen: Alle Schritte vom Ausgangspunkt bis zum Ziel definieren, alternative Wege planen, falls Hund oder Hundeführer überfordert sind, Einbeziehen der Fähigkeiten des Hundehalters

Grundprinzip: Mensch-Hund-Team immer als Einheit betrachten, flexibel bleiben, Training schrittweise und positiv gestalten.

Unser Fazit zur Ausbildung “Tierschutzqualifizierter Hundetrainer”

Die Ausbildung Tierschutzqualifizierter Hundetrainer bietet nicht nur fundiertes Wissen und praxisorientierte Kompetenz für Trainer:innen, sondern bringt klaren Mehrwert für Hund, Halter und die Gesellschaft: Hunde lernen artgerecht, stressfrei und mit Freude, während Halter:innen effektive und sichere Trainingsmethoden anwenden können.

Gleichzeitig trägt die Einhaltung wissenschaftlich fundierter, tierschutzkonformer Standards dazu bei, dass Hundetraining nachhaltig und verantwortungsvoll gestaltet wird.

Wer selbst mit Hunden arbeitet oder eine Ausbildung zum Trainer anstrebt, sollte sich unbedingt über tierschutzgerechte Ausbildungsmethoden informieren und diese konsequent umsetzen. So profitieren alle Beteiligten – und der Tierschutz gewinnt eine echte Stimme in der Hundeausbildung.

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