Der Shar Pei fällt sofort durch seine auffälligen Hautfalten, den markanten Kopf und die kompakt-massige Statur auf. Auf den ersten Blick wirkt er einzigartig und „niedlich“ – doch viele dieser Merkmale, die heute als Schönheitsideal gelten, können ernsthafte gesundheitliche Probleme verursachen. Von Hautentzündungen über Augenprobleme bis hin zu Gelenkbeschwerden: Die besondere Anatomie des Shar Pei stellt Halterinnen und Halter vor spezifische Herausforderungen.
In der Beitragsserie «Qualzucht oder nicht?» werfen wir einen genauen Blick auf einzelne Hunderassen: Wie sah die Rasse ursprünglich aus? Welche Merkmale gelten heute als Qualzucht? Und gibt es überhaupt noch gesunde Vertreter dieser Rasse – oder ist sie inzwischen untrennbar mit gesundheitlichen Problemen verbunden?
Entstehung und Geschichte der Rasse
Der Shar Pei ist eine der ältesten Hunderassen Chinas und stammt ursprünglich aus der Provinz Guangdong. Er wurde vor allem als Herdenschutzhund und Wachhund eingesetzt, um Vieh und Besitz zu schützen. Historische Zeichnungen und Artefakte zeigen bereits vor mehreren Jahrhunderten Hunde mit charakteristischer Faltenhaut, kantigem Kopf und starkem Körperbau.
Ursprünglich war der Shar Pei ein robuster, funktionaler Hund, dessen auffällige Falten vor allem Schutz vor Bissen, Witterung und rauen Umweltbedingungen boten. Die Hunde waren wendig genug, um in engem Gelände und auf engem Hof effektiv zu arbeiten, gleichzeitig aber kräftig genug, um sich gegen Raubtiere und Diebe zu behaupten.
Die Rasse heute
Mit dem zunehmenden Interesse an der Rasse im Westen ab dem 20. Jahrhundert rückten die optischen Merkmale stärker in den Vordergrund. Besonders die auffälligen Hautfalten, die kantige Schnauze und die charakteristischen „Hundeköpfe“ wurden gezielt verstärkt – häufig auf Kosten der ursprünglichen Funktionalität. Dies führte in manchen Linien zu gesundheitlichen Problemen, die Halter heute beachten müssen.
Heute existieren unterschiedliche Zuchtlinien:
- Traditionelle Linien in China betonen Funktionalität und Gesundheit.
- Ausstellungs- und Schönheitslinien weltweit fokussieren stark auf Falten und Kopfstruktur, teilweise zulasten von Gelenken, Haut und Atemwegen.
Die auffälligen Hautfalten gelten heute als das Charakteristikum der Rasse, stellen aber aus Tierschutzsicht ein potenzielles Problem dar.
Häufige gesundheitliche Probleme
Halter eines Shar Pei müssen regelmässige Fell- und Hautpflege betreiben, Augenprobleme beobachten und bei Bedarf medizinisch versorgen lassen. Gelenk- oder Atemprobleme können Spaziergänge und körperliche Aktivitäten einschränken.
Trotz dieser Herausforderungen bleibt der Shar Pei ein loyaler, wachsam und ruhiger Begleiter, der bei artgerechter Haltung und Pflege ein langes, erfülltes Leben führen kann.
Hautprobleme
Die übermässigen Falten des Shar Pei begünstigen Hautentzündungen, Pilzinfektionen und Juckreiz, da sich Schmutz, Feuchtigkeit und Hautsekrete darin sammeln können.
Regelmässige Kontrolle und Pflege sind daher entscheidend, um Infektionen vorzubeugen.
Augenprobleme
Viele Shar Peis leiden unter Entropium, einem Zustand, bei dem die Augenlider nach innen rollen. Dies führt zu Reizungen der Hornhaut, Schmerzen und in schweren Fällen zu Sehproblemen.
Bei stark betroffenen Hunden sind oft chirurgische Korrekturen erforderlich.
Gelenke und Beweglichkeit
Durch den “komprimierten”, stämmigen Körperbau können Hüft- oder Ellbogendysplasien auftreten, insbesondere bei Hunden aus Linien, die stärker auf Faltenbildung und kompakte Masse gezüchtet werden. Beweglichkeit und Ausdauer können dadurch eingeschränkt werden.
Weitere gesundheitliche Aspekte
Einige Linien zeigen auch Atemwegsprobleme aufgrund verkürzter Schnauzen oder Fieberanfälle (das sogenannte “Familial Shar Pei Fever”), eine genetische Erkrankung, die zu wiederkehrendem Fieber und Gelenkschwellungen führen kann.
Gibt es gesunde Hunde dieser Rasse?
Ja, trotz der auffälligen Hautfalten und bekannten gesundheitlichen Probleme gibt es beim Shar Pei durchaus gesunde Vertreter, insbesondere wenn sie aus traditionellen Linien stammen, in denen Funktionalität und Robustheit wichtiger sind als das optische Ideal. Solche Hunde haben weniger extreme Falten, stabilere Gelenke und ein geringeres Risiko für Augen- und Hautprobleme.
Traditionelle Linien in bzw. aus China betonen die ursprüngliche Arbeitstauglichkeit und haben moderat ausgeprägte Falten. Diese Hunde sind robust, wendig und weniger anfällig für die typischen Qualzuchtprobleme.
Tipps für Rasse-Interessenten
Wer beim Kauf sorgfältig auswählt und auf verantwortungsbewusste Züchter achtet, kann einen Shar Pei erwerben, der körperlich stabil, belastbar und sozialverträglich ist – und der trotz seiner markanten Erscheinung ein normales, glückliches Hundeleben führen kann.
Gesunde Shar Peis erkennt man durch:
- Nachweise über Augen- und Gelenkgesundheit der Elterntiere
- Geringere Faltenbildung, insbesondere im Gesicht
- Informationen zu genetischen Tests, z. B. auf Familial Shar Pei Fever
Fazit zum Shar Pei: Qualzucht oder nicht?
Der Shar Pei zeigt deutlich, wie ästhetische Zuchtziele die Gesundheit eines Hundes beeinträchtigen können. Die markanten Hautfalten, der kantige Kopf und die stämmige Körperform sind heute das Erkennungsmerkmal der Rasse – doch viele dieser Merkmale bergen erhebliche gesundheitliche Risiken.
Ursprünglich war der Shar Pei ein funktionaler Wach- und Herdenschutzhund, robust, wendig und gesund. Erst durch die gezielte Verstärkung von optischen Merkmalen für Shows und Schönheitsideale wurden einige Linien anfälliger für Krankheiten.
Insgesamt lässt sich der Shar Pei klar als Rasse mit Qualzuchtmerkmalen einstufen, auch wenn es noch gesunde Vertreter gibt.
Auch andere Rassen unserer Beitragsserie “Qualzucht oder nicht?” zeigen, wie extreme Hautfalten oder stark ausgeprägte Zuchtmerkmale die Gesundheit belasten können: So leiden etwa Französische Bulldoggen und Englische Bulldoggen unter ganz ähnlichen Problemen – wie Hautentzündungen, Atembeschwerden und Gelenkbeschwerden. Und Rassen wie der Mops oder der Pekinese verdeutlichen, dass kompakte Hunde mit auffälligen Gesichtsmerkmalen besonders anfällig für Augen- und Atemwegsprobleme sein können.
All diese Beispiele zeigen, wie wichtig eine verantwortungsvolle Hundezucht ist: Entscheidend für ein langes, gesundes Leben ist die Verantwortung der Züchter und Halter – die Auswahl gesunder Linien, regelmässige tierärztliche Kontrollen und nicht zuletzt sorgfältige Pflege.



