Herzlichen Dank an Emil “Migg” Keller (15.04.38 – ✝ 16.12.22), dass wir den Inhalt aus diesem Buch auf unserer Internetseite veröffentlichen dürfen. Als die Idee zu rundum.dog entstand, lernte ich ihn etwas kennen. Mailo war noch ein Baby und er freute sich immer sehr über unsere Treffen. Er war ein interessanter und spannender Mann mit vielen Geschichten aus einem umfangreichen Leben. Doch am besten liest Du gleich selbst:

Grundwissen über Auswahl, Bindung, Prägung und Erziehung

  • Veröffentlich 2016 durch Emil Keller
  • Lektorat: Dr. Matthias Feldbaum, Augsburg
  • Covergestaltung: Karl F. Schneider, Engwilen
  • Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN:

  • Paperback: 978-3-7345-4055-4
  • Hardcover: 978-3-7345-4056-1
  • E-Book: 978-3-7345-4057-8

 

Zum Geleit
Emil Keller begegnete ich erstmals auf meinen Spaziergängen zwischen Wiesen und Feldern außerhalb unseres Dorfes Engwilen im Thurgau. Während ich mich um gesundheitliches Wohlergehen und Ausgleich zur Büroarbeit sorgte, war sein Motiv offensichtlich ein völlig anderes: Er führte seinen Hund aus. Nun begegnet man auch auf dem Land ständig Leuten, die sich bemühen, andere Zeitgenossen nicht unnötig durch ihre Hundebegleitung zu ängstigen, oft ein wortreiches und mäßig erfolgreiches Unterfangen.

Aber hier war alles anders. Kein an die Leine nehmen, kein Rufen, keine Hektik. Eine auffallend unaufgeregte Begegnung mit einem Hundehalter und seiner nicht ganz ungefährlich aussehenden Begleitung, welche bei späterer Gelegenheit als Malinois Dame vorgestellt wurde. Eine bemerkenswerte Begegnung mit einer, wie es schien, Einheit aus Mensch und Tier, welche sehr beeindruckend war und bei folgenden Begegnungen über das höfliche Grüßen hinaus schnell zu erstem Gesprächsbedarf meinerseits führte, was sich dann erfreulicherweise als nicht einseitig herausstellte und im Folgenden eine neue Freundschaft begründete.

Je mehr ich auf diese Weise über Hunde, und wie es zu einer gelungenen Beziehung zwischen ihnen und dem Menschen kommen kann, erfuhr, desto deutlicher erschien wieder das Bild von Kim vor meinem Auge, unseres wunderschönen und gutmütigen Leonberger-Labrador Rüden, dem gegenüber ich mich immer noch schuldig fühle in der Gewissheit, ihn nicht so behandelt zu haben, wie es nötig gewesen wäre und er es hätte erwarten dürfen. Und mein neues Wissen wuchs schnell, nicht nur durch unsere Gespräche, sondern auch nachdem Emil Keller mich auf seine Website hingewiesen hatte. Dort war nicht nur viel Unverzichtbares für einen Hundehalter oder einen, der es werden will, zu finden. Vielmehr vermittelten die Texte ein emotionales Engagement, welches nicht anders als liebevoll genannt werden kann. Aber es war schlicht unmöglich, den ganzen Umfang des ins Web gestellten Materials am Computer zu lesen, das wäre eine Strapaze. So kam es zur Idee, es in Buchform zu bringen.

Emil Keller schenkt mit diesem Buch seinen Lesern nicht nur profundes Fachwissen, sondern darüber hinaus eine tiefe Einsicht in die Tatsache
der Mitgeschöpflichkeit von Mensch und Tier, welche die besondere Qualität des Buchs kennzeichnet. Möge es viele Leser erreichen und bereichern.

Karl F. Schneider, Dipl.-Ing. Architekt SIA
Engwilen, im Juli 2016

 

Ich kauf mir meinen „Traum“-Hund

Es gibt einige, die träumen von einem Hund, der schon mit allem Können ausgestattet zur Welt kommt, und man müsste nur warten, bis er groß, stark und mit den besten Instinkten versehen mit uns die Zukunft bestreiten kann. Wäre dies der Fall, gäbe es bis heute wohl nicht so viele Bücher über Erziehung, Sport, Familientauglichkeit und vieles mehr rund um den Hund. Ja, es liegt viel Wissen über dieses Wesen vor, das uns Anreiz und Herausforderung zugleich ist, wie Verantwortung zu übernehmen, um im Gegenzug einen echten Teampartner zu erhalten. Ein Hund ist eben nicht etwas komplett anderes als ein kleines Kind. Das Erziehen eines Hundes ist, wie einen Diamanten aus einem Rohling zu schleifen, und dies wünschen wir uns ja auch für unsere Kinder, welche wir mit großer Sorgfalt durch die ersten Jahre begleiten; sie erziehen, schulen und fit fürs Leben machen. Nichts anderes geschieht bei unserem Hund. Daher ist es von großer Wichtigkeit, bevor wir unseren Hund anschaffen, für die erste und schwierigste Zeit einen Leitfaden zu haben, an dem wir stets überprüfen, ob wir es richtig angehen.
Nur wenig gelingt sofort. Wer um die Schwierigkeit des Anfangs und die Tücken des Erziehens weiß, bringt leichter jene Zuversicht auf, die zu beharrlicher Zielstrebigkeit gehört. Erziehungsfehler bieten uns die Chance, zu Kennern der Materie zu werden. Wer Holzwege begangen hat, lernt sie zu vermeiden. Ganz besonders zahlt sich Geduld im Umgang mit dem Tier aus. Schenken wir dem Hund mehr Zeit der Beobachtung, so lernen wir, ihn besser einzuschätzen. Erst wenn wir versuchen, seinen Blickwinkel einzunehmen, entwickelt sich bei uns ein besseres Verständnis, welches dem Ziel dient, einer konfliktarmen Ausbildung näher zu kommen.
Was wäre, müssten wir vor dem Hundekauf eine HalterEignungsprüfung ablegen oder vor dem Kinderkriegen die Ehe- und Erziehungstauglichkeit nachweisen? So manch einer würde ohne den ersehnten Vierbeiner nach Hause gehen, von Partnerschaft und Kin- dern ganz zu schweigen. Doch auch ohne Hundeführerschein bedarf es eines praktischen Leitfadens, denn ohne Grundwissen bezahlen wir oftmals viel zu viel unwiederbringliches Lehrgeld. Dabei wünschen wir uns doch alle in gleichem Maße einen umgänglichen und sicheren Hund als Teampartner, oder nicht?
Warum wir all diese Gedanken vor dem Kauf eines Hundes entwickeln sollten, möchte ich hier an dem lebensnahen Beispiel meines Hundes Jypsy zeigen, die ich bis zur IPO-Weltmeisterschaft geführt habe. Wie jeder Mensch ist auch jeder Hund etwas ganz Besonderes. Folglich gibt es auch keine allein selig machende Anleitung für die Erziehung. Es müssen Anreize geschaffen werden und durch genaues Beobachten und Wahrnehmen des Hundes, diesen vorangebracht werden, nur so kann das für uns alle erstrebte Ziel durch – gegenseitiges Vertrauen – erreicht werden.
Wer kennt nicht das Gefühl, nachdem der Hund bereits einjährig ist, dass zu Vieles hätte besser gemacht werden können? Motivierbarkeit und Beziehung sind holprig, und man beginnt sich zu fragen, was denn falsch gelaufen ist. Gemachte Fehler zeigen sich postwendend. Allzu häufig wird das gezeigte Verhalten des Hundes durch den Menschen falsch interpretiert, was oft zu einer unerwünschten Entwicklung führt. Dabei können selbst Außenstehende Rückschlüsse ziehen, wenn sie kritisch und genau sein gezeigtes Verhalten analysieren. Von unserem Verstand her scheinen uns viele Befehle logisch, werden aber vom Hund nicht so verstanden. Um diese Fehlinterpretationen zu vermeiden, sollte man wissen, welche Voraussetzungen der Hund mitbringt. Hunde verfügen über ein gutes Gehör, emotionales Gedächtnis und sind äußerst sensibel. Die Wissenschaft errechnete, dass die Riechfläche eines Schäferhundes zum Beispiel etwa dreißigmal so groß und sechzehnmal so dick wie beim Menschen; sprich 0,1 Millimeter statt 0.006 Millimeter beträgt. Seine Riechschleimhaut birgt eine gewaltige Zahl von Sensoren; bis zu zweihundertzwanzig Millionen Riechzellen statt der mickrigen fünf Millionen bei seinem Herrchen. Auch sein Riechhirn ist ca. vierzigmal größer. Also alles in allem, ein Hund ist ein ebenso fantastisches und komplexes Wunderwerk der Natur wie der Mensch selbst. Diese Grundkenntnisse und noch viele mehr braucht es, um nicht später Tierpsychologen oder Ausbildungsleiter im Übermaß strapazieren zu müssen; denn Erziehungsfehler zu beheben ist weitaus schwieriger, als man denkt. Vor allem bleiben so manche, je nach Tiefe des hinterlassenen Eindruckes, auf dem Grund der Seele des Hundes ein Leben lang gespeichert. So erkennen erfahrene Übungsleiter immer wieder bei Hunden zögerliches Verhalten und Unsicherheiten, die von falschem Umgang zeugen. Unbewusst bemerkt dies der Halter genauso, versucht sie zu verdrängen oder die Schuld der Eigenart seinem Hund zuzuschieben, doch in Wahrheit handelt es sich um begangene Erziehungsfehler. Solche „Störungen“ beeinflussen die Leistungs- und Lernfähigkeit des Hundes und schmälern die Freude des Hundebesitzers. Gerade aus diesem Grunde sollten wir uns Gedanken machen, ehe wir uns unseren Hund aussuchen, geschweige überhaupt die definitive Entscheidung für das Haustier treffen. Hatten wir zuvor schon einen Hund, kennen wir nur zu gut die Schwierigkeiten der Lernfähigkeit, die Problematik im Umgang, und dass es immer Hunde gibt, die wesentlich einfacher zu führen sind, wie der Eigene.

Voraussetzungen schaffen

Gute Voraussetzungen schaffen, bevor der Hund da ist, sowie sich mental vorzubereiten und sich ein gewisses Maß an Wissen anzueignen, ist somit von größter Bedeutung! Ein Hund entwickelt sich rasant und überfordert uns sehr schnell. Mit einem Jahr ist er beinahe ausgewachsen und lebt sich bereits mit all seinen Instinkten und Anlagen aus. Daher müssen wir ihm sogenannte Leitplanken setzen, das heißt erziehen und mit Sinn und Verstand den Hund anleiten. So stellen wir uns die Frage, wie gehen wir mit diesem jungen, kleinen Wesen, das aus seinem Familienverband herausgerissen wurde und uns nun anvertraut ist, überhaupt um? Welche Befehle nutze ich im Alltag. Es ist abzuwägen wie wir zwischen lernendem Spiel und Freizeit uns ausdrücken wollen. Zum Beispiel gewöhne Dich an „Komm“, „Daher“, „Zu Mir“, „Dableiben“, „Lieg“, „Warten“ anstatt die Sportausdrücke: „Fuß“, „Platz“, „Steh“, „Kehrt“, „Zurück“ oder „Hier“. Dies sind Arbeitskommandos, die früher oder später gelehrt werden, aber taugen nur für den Hundesport und würden sich im Alltag abnützen.

Ein Hund ist kein Spielzeug

Ein Hund ist kein Spielzeug, weder für Kinder noch für Erwachsene. Er ist mit viel Geduld, liebevoll und mit Frühkonsequenz zu Beginn und später mit Konsequenz zu erziehen und zu führen. Nur dies bringt uns den Erfolg und macht aus uns ein harmonierendes Team. Korrigieren oder beschimpfen Sie ihren Welpen nie in emotionaler Form, sondern lernen Sie, so zu erziehen, dass ihr Hund es versteht! Bewahren Sie stets Ruhe und fallen Sie niemals über ihren Welpen her, denn wir sind für diesen beängstigend, übermächtig, beeindruckend und verunsichern ihn schnell. Durch Unkenntnis kann dieses Wesen weit mehr geschädigt werden, als wir uns vorstellen können; was wir im Verlaufe seines Lebens aber noch spüren werden.

Beobachten

Durch Beobachten lernen wir ihn verstehen und seine Bedürfnisse, die er durch immer wiederkehrende Verhaltensmuster anzeigt, zu deuten. Dies setzt gleichzeitig ein großes Engagement und viel Zeit voraus.

Den richtigen Hund wählen

Den unserer Persönlichkeit entsprechenden Hund anzuschaffen, heißt, denjenigen zu wählen, der uns vor allem in Temperament am ehesten entspricht, und den wir kräftemäßig auch als ausgewachsenes Tier führen können. Nur so sind wir in der Lage, in unserem Rudel „Leithund“ zu sein und eine von Beginn an sanfte, klar strukturierte Führung vorzugeben, die jedes Tier so dringend braucht. Schließlich lernt es die Grenzen seiner Freiheit nur durch uns.

Mischlinge

Mischlinge machen in unserer Gesellschaft den größten Anteil der Hundepopulation aus. Diese Entwicklung entstand möglicherweise aus der fälschlichen Vorstellung, Mischlinge seien robuster, weil man Studien über verschiedenste Krankheitsprobleme nur bei Rassehunden durchführte. So sind Hüftgelenksdysplasie (HD), Ellenbogendysplasie (ED) und weitere Erkrankungen im Volksmund lediglich das Resultat von Überzüchtungen der Rassehunde. Niemand führt Statistiken über die Erkrankungen der Mischrassen. Genetisch vererbte Erkrankungen werden ebenso auf Mischlinge übertragen. Bei Rassehunden bestehen Vorschriften für die Zulassung zur Zucht. Diese beinhalten u.a. auch tierärztliche Zeugnisse, die bestätigen, dass gewisse vererbbare Krankheiten in Schach gehalten und damit reduziert werden. Somit bieten reinrassige Tiere, die zur Zucht offiziell zugelassen sind, die größere Gewähr, sich zu gesunden Hunden zu entwickeln. Mischlinge sind einfach nur die preiswerteren Hunde, wenn sie überhaupt etwas kosten. Man sieht einen rührenden Welpen und schon ist er mitgenommen. Daher sind auch unsere Tierheime überfüllt mit diesen vielen, schnell hergegebenen Mischlingshunden, da sie, wenn sie schwierig, zu groß oder zu aggressiv werden, oftmals einfach wieder weggegeben werden wie ein Spielzeug, das doch nicht so funktionierte wie gedacht. Also werden sie ohne viel Aufhebens entsorgt, waren ja auch nicht teuer. Doch das, was wir diesem Lebewesen zugefügt haben und was aus ihnen geworden ist, fällt in den meisten Fällen auf den erziehenden Ersthalter zurück. Denn gerade diese Wesen in den Tierheimen erfuhren selten eine kompetente Prägung. Die nun verlassene Seele soll jetzt selbst sehen, wie sie weiterkommt! Wo bleibt da das Verantwortungsbewusstsein?

Todsünde

Eine Todsünde begeht derjenige, der seinen Welpen schlägt, beschimpft, wegsperrt, auf ihn Jagd macht (weil er vielleicht ein Kissen vom Sofa zwischen den Zähnen hat), ihn über Gebühr anschreit, den Welpen unterwirft, auf den Rücken dreht oder glaubt, ihn mit Verachtung strafen zu können. All dies beschädigt das Vertrauen und verunsichert ihn. Wenn man meint, dass die Mutterhündin auch recht robust zurechtweist, so bezweifle ich, dass wir dies zum einen nachahmen können, denn wir beherrschen weder eine hundegerechte Körpersprache noch ein gleichartiges, hundegerechtes Verhalten, und zum anderen sind wir für ihn neu und übermächtig. Wie soll er uns also verstehen, wenn wir so grob mit ihm umgehen. Angst ist schließlich für jedes Wesen die schlechteste Voraussetzung, um lernen zu können.

Hundezucht: Mehr Hobby als Geschäft

Seriös betriebene Hundezucht ist mehr Hobby als Geschäft und der Preis eines guten Tieres sollte absolut irrelevant sein. Ein Hund ist in der Haltung ohnehin weitaus teurer als der nicht ins Gewicht fallende Kaufpreis. Wichtig ist, dass wir einen Hund mit Ahnentafel erhalten, dass wir etwas über das Aussehen und die Eigenschaften der Elterntiere erfahren, dass wir fachgerecht beraten werden und dass die kleinen Welpen artgerecht geprägt und mit Sachkenntnis aufgezogen werden. Wenn man im Volksmund sagt: „Was nichts kostet, ist auch nichts wert“, so trifft das selten so zu wie in der Hundezucht. Zudem hat ein hoher Preis schon manchen veranlasst, seinen Schützling verantwortungsbewusster zu umsorgen, weil er eben „wertvoll“ ist.
Bei einem Mischling kann man über dessen Erbanlage und damit über Gesundheit und Charakter zu Beginn nur Vermutungen anstellen, da die meisten seiner Ahnen, wenn überhaupt bekannt, mit großer Sicherheit wenig Aufschluss geben. Dies birgt ein bedeutend größeres Risiko als bei einem Tier aus einer Rassezucht mit Stammbaum. Zudem geben Mischlinge die ehemals herausgezüchteten Veranlagungen ihrer Elterntiere, insofern diese reinrassig waren, ebenso gemischt weiter. Und keiner weiß, zu welchen Fähigkeiten dieser Hund Talente aufweist. Die drei wichtigsten Kriterien für einen verantwortungsvollen Züchter, die ihn auszeichnen, sind Gesundheit, Wesen (Verhaltenseigenschaften) und erst zum Schluss die Schönheit.

Für die Zulassung zur Zucht müssen zum Beispiel bei einem Deutschen Schäferhund folgende Anforderungen erfüllt sein: Erstens eine Wesensprüfung, zweitens eine Arbeitsprüfung (IPO 1 oder Entsprechendes), drittens eine DNA-Analyse für den Abstammungsnachweis, viertens Röntgenbilder über Hüftgelenk- oder Ellenbogen-Dysplasie, sprich vererbbare Knochenkrankheiten und fünftens die „Körung“ samt Prüfung zur Bestimmung der Körklasse. Bis zur definitiven Zuchtzulassung sind die Hunde bereits zwei bis drei Jahre alt und meistens ordentlich ausgebildet. Wichtig ist auch der Zuchtwert der Elterntiere, der beim Züchter nachgefragt werden kann. Je niedriger der Wert, umso weniger risikoreich ist das Vererben von HD (gute Werte liegen zwischen 70–85). Ebenso haben wir die Möglichkeit, von vorgängigen Würfen respektive deren Haltern zu erfahren, wie sich ihre Hunde gesundheitlich entwickelt haben. Ein gewissenhafter Züchter gibt hier gerne Auskunft. Andererseits sind Mischlingshunde nur von „Liebhabern“ gezüchtet und deren Kenntnisse sind zumeist eingeschränkt und mehr von Emotionalität als von Sachverstand geprägt.
Die Vorschriften der Rasseklubs sind die Leitfäden zu einer erfolgreichen Zucht. Mit der Kenntnis über das erzielbare Optimum und der Bewertung der Elterntiere können wir bereits früh in etwa abschätzen, was uns erwartet. Wer sich einen Sport- oder Arbeitshund wünscht, für den ist es wichtig, sich darüber zu informieren, welches Zuchtziel vom Züchter verfolgt wird. Die einen züchten vermehrt auf Schönheit, andere auf Leistung. Die einen züchten geeignete Tiere als Blindenhunde, Familienhunde und andere mit gleicher Rasse Schutz- respektive Sporthunde. So muss man selbst wissen, welcher Hund und welche Zuchtlinie von uns die Gewünschte ist. Reine Leistungslinien sind Hunde mit bedeutend mehr Temperament, oftmals gemischt mit ganz leichter Unsicherheit, welche sich bei korrekter Führung wieder zurückbildet respektive im Sport kanalisiert und durch diesen eliminiert wird. Diese Hunde sind absolut nicht gefährlicher als andere, doch sie brauchen einfach mehr Erfahrung und Können während der gesamten Ausbildung. Auch über die Genetik kann sich der angehende Hundesportler informieren, sofern er sich einer höheren Ausbildung als der eines Familienhundes zuwenden will. Für Familienhunde ist Selbstsicherheit ein gefragtes Attribut, denn Unsicherheit ist oftmals gleichbedeutend mit „Angstbeißer“. Aber es ist schon richtig, wir prägen und „machen“ den Hund selbst, und deshalb sind wir in der heutigen Zeit mehr denn je gefragt, uns ausreichendes Wissen anzueignen. So etwa, dass Gelenkschäden wie HD/ED zum Beispiel nicht nur auf die Vererbung zurückzuführen sind. Zum Entstehen dieser Schäden können viele verschiedene Faktoren beitragen wie Überfütterung im ersten Lebensjahr, glatte und rutschige Bodenbeläge oder zu viel Bewegung. Welpen, die auf stark rutschigen Platten oder Keramikböden gehalten werden, um die Zwingerreinigung zu vereinfachen, sind gefährdet. Somit liegt es stets auch am Halter, seinen Hund mit Verstand und möglichst viel Kenntnis dort zu kaufen, wo die Verhältnisse seinen Vorstellungen am ehesten entsprechen respektive artgerecht, vielseitig und mit Verstand und Zuneigung früh geprägt und mit viel Fachwissen aufgezogen wird. Es gibt auch sogenannte „Vermehrer“ von Hunden, diese sind zu meiden.

Schussangst

Dies scheint mir ein wichtiges Thema zu sein. Leidet eine Mutterhündin bereits, wenn am Nationalfeiertag oder Jahreswechsel Raketen gezündet werden, oder wenn Kinder zur Zeit des Karnevals mit Knallpistolen spielen oder ein Gewitter über das Land zieht, unter Schussangst, dann leiden ebenso deren Welpen. Daher ist es außerordentlich wichtig, dies nachzufragen, um nicht später selbst in die Lage zu geraten, hilflos den Angstzuständen seines Hundes ausgeliefert zu sein.

Hunde aus Tierheimen

Ältere respektive Hunde aus Tierheimen aus zweiter oder dritter Hand eignen sich eher für erfahrene Hundeführer, die wissen, wie mit Hunden umzugehen ist, oder für Menschen, die aus irgendwelchen Gründen gerade diesen Typ Hund suchen. Es sind bereits geprägte Hunde mit all ihren Tugenden und „Macken“. Ohne entsprechende Erfahrung in der Hundeführung sind negative Verhaltensmuster oftmals schwierig in kontrollierbare Bahnen zu lenken. Der einzige Vorteil: Oft kann man diese Tiere versuchsweise für eine Woche zu sich nehmen, und wenn man mit ihnen und ihren erlernten Verhaltensweisen nicht zurechtkommt, sie wieder zurückbringen. Aber ein selbst aufgezogener, gut geprägter Hund hat einen überragenden Vorteil und ist weitaus einfacher auf die eigenen Bedürfnisse hin zu erziehen. Er ist verlässlicher und passt sich besser dem gewünschten Umfeld an.

Wie muss ich mein Zuhause vorbereiten

Wer seine persönliche „Lieblingsrasse“ gefunden hat, muss im nächsten Schritt sein Zuhause entsprechend vorbereiten. Wo schläft der Hund? Wie und wo ist sein Lager (anfänglich Hunde-Flugbox mit Gittertür)? Hat der Hund eine gewisse Übersicht (er möchte keinen Ankömmling oder jemanden, der geht oder kommt, verpassen)! Ist der Platz groß genug, wenn der Hund ausgewachsen ist? Ist dieser Ort genügend geschützt (kein Durchzug, trocken und nicht zu hell), und bietet er die notwendige Ruhe? Weiter muss überlegt werden, in welchen Räumen sich der Hund aufhalten darf und wo nicht. All dies sollten wir bis zum Tag X bereits gut durchdacht und vorbereitet haben.

Spielsachen

Ein paar wenige Spielsachen (z. B. alte Pappschachteln) sollten vor Ankunft des Hundes besorgt werden, ebenso ein kleines Halsband, eine leichte Leine, eine längere Leine, um ihn immer unter Kontrolle zu haben und passende Fress- und Wassernäpfe. Auch die Adresse des nächsten Tierarztes muss griffbereit sein, Informationen über Prägungskurs für Welpen sollten beschafft sein, zudem wäre es sinnvoll, den Welpen schon im Vorfeld dort anzumelden, um sich einen Platz zu sichern. Zu Beginn möglichst dasselbe Futter geben wie der Züchter, an das der Hund bereits gewöhnt ist. Ein Tuch aus der Wurfkiste des Welpen soll mitbestellt werden. So kann der Welpe zu Beginn noch den Duft seiner Kinderstube schnuppern, was ihm Geborgenheit vermittelt. All dies hilft uns, Stress und vieles mehr zu vermeiden.

Duschgelegenheit

Eine Duschgelegenheit für den Hund braucht es, denn gerade in der nasskalten Jahreszeit kommt man triefend und total verdreckt nach Hause. Das Treppenhaus, die Wohnung, alles zeigt Spuren. Ideal ist, wenn man den Hund in der Garage abspritzen, trocknen und so relativ sauber in die Wohnung bringen kann. Wenn andere das Treppenhaus kehren müssen, ärgern diese sich sehr oft über die Halter der Hunde, die gerne mal eine Dreckspur hinterlassen, und dies gibt Zündstoff für Diskussionen und kann zu Missmut in der Wohngemeinschaft führen. Im Vorfeld muss natürlich eine Tierhaltebewilligung vom Vermieter eingeholt werden.

Spiele und Gegenstände

Positive Erlebnisse und Spiele mit Gegenständen, die er ausreichend besitzen darf, machen gleichzeitig anderes für den Welpen uninteressant. Wichtig ist jedoch, dies dem Hund „schmackhaft“ zu machen. Viele können sich nicht vorstellen, was sie mit einem so kleinen Hund alles unternehmen können. Ein Tipp: Ganz sachte beginnen, immer etwas bereitstellen und seien dies nur ein dickes Seil, Kartonschachteln, ein Ball und so fort; so lenken Sie den Hund ab und machen ihn zum „umweltverträglichen“ Hausgenossen.
Wie kann ich ihn sonst noch lenken? Natürlich mit einem laut gesprochenen NEIN. Und schaut er uns verdutzt an, locken wir ihn freudig zu uns, lenken ihn also einfach ab. Dies ist besser als Hinrennen, selbst wenn vielleicht mangels unserer Aufmerksamkeit bereits etwas zu Bruch gegangen ist. Spielt der Hund mit dem Vorhang oder knabbert er an Tischbeinen oder Pflanzen, können wir durch einen sanften Ruck, der die empfindlichen Halswirbel nicht verletzt, über die Schleppleine den Hund stören, denn der sanfte Ruck wird vom Hund mit dem verbunden, was er gerade betrachtet (z. B. als Strafe des Vorhangs), und nicht mit dem Hundeführer in Verbindung gebracht; natürlich nur, solange wir in der Wohnung die Schleppleine (ca. 8–10 m) benutzen. Kommt er nach der „Strafe des Vorhangs“ daraufhin auf uns zu, loben wir ihn für sein Kommen ausgiebig. Nur so bleiben wir ihm vertraut. Nach sechs bis sieben Monaten erkennen wir bereits große Unterschiede zu Hunden, die durch ihre Besitzer für sie unverständliche, ja sogar schmerzliche und/oder beängstigende Erfahrungen gemacht haben. Das Vertrauen unseres Welpen zu uns wird auf die oben beschriebene Weise allmählich belastbarer und verstärkt sich, weil wir ja den Hund nie anfassen (außer zum Loben und streicheln), weder ihm etwas entreißen noch ihm Gewalt antun. Sein Vertrauen muss aber weiter gepflegt und erhalten werden, denn dieses bleibt noch über lange Zeit in einem sehr zerbrechlichen Zustand. Weil wir die Erfolge täglich sehen, lernen wir – um dieses riesige, bereits sich anhäufende Kapital nicht zu verlieren – das Beste zu geben, denn Vertrauen und Kommunikation sind eineiige Zwillinge und gleichzeitig die Grundvoraussetzung für den Umgang mit unserem Tier! So erleben wir einen Hund, der weitaus kommunikativer und freudiger ist als Hunde, mit denen in der Jugendzeit nur wenig verständnisvoller Umgang gepflegt wurde.

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