Bei Hunderassen, die von Natur aus den “will to please” mitbringen, gehen angehende Halter meistens von besonderer Lernbereitschaft, Anhänglichkeit und Eignung als Arbeitshund aus. Nicht selten führt die Auslegung des Begriffs “will to please” aber zu falschen – nämlich zu hohen – Erwartungen.
Keine einheitliche Definition für “will to please”
Tatsächlich existiert keine anerkannte, einheitliche Definition des Ausdrucks “will to please”. Wörtlich übersetzt steht es für den Willen des Hundes, dem Halter zu gefallen.
Der Begriff hat sich jedenfalls so weit durchgesetzt, dass sogar in Rassenbeschreibungen vom besonderen will to please die Rede ist. Dies führt dazu, dass angehende Hundehalter (Anfänger) oder solche, die einen Hund für ein spezielles Einsatzgebiet suchen (Arbeitshund), nach diesem Faktor Ausschau halten.
Will to please in der Theorie
Folgen wir weitverbreiteten Definitionen des will to please, spricht man Hunden in dieser Kategorie folgende Eigenschaften zu:
- Hohe Motivation und Lernbereitschaft
- anhänglich und Interesse an Nähe zum Menschen
- arbeitstauglich und fleissig
Will to please in der Praxis
Aber bedeutet das Verlangen nach Gefallen automatisch, dass der Hund besonders gehorsam ist? Das ist ein weitverbreiteter Irrtum. Denn die Erziehung und somit der spätere Gehorsam des Hundes hängen letztendlich nicht nur vom Tier allein ab, sondern vor allem davon, wie der Halter sich anstellt.
Ein motivierter, lernwilliger, anhänglicher und fleissiger Hund mit dem “will to please” wird natürlich alles daran setzen, seinem Halter zu gefallen. Doch falls der Halter nicht in der Lage ist, seinem treuen Freund verständlich zu machen, was er von ihm erwartet, ist schnell auf beiden Seiten Schicht im Schacht.
Falsche Erwartungen führen zu Enttäuschung
In der Realität ist die Erziehung und Ausbildung von Hunden dementsprechend oft viel schwieriger als erwartet. Damit kommen wir zum Stichwort Erwartungen. Zugegeben, die Hunderasse mit dem will to please wird vermutlich durchaus motivierter sein und gibt nicht nach den ersten paar gescheiterten Übungen auf. Aber ist das beim Halter genauso?
Gehen wir einmal davon aus, der Hund mit dem will to please hegt tatsächlich den innigen Wunsch, alles richtig zu machen, sodass Halter rundum zufrieden ist. Gedankenlesen kann er deshalb nicht. Und Ungeduld, überhöhte Ansprüche oder Stress sind im Hundetraining niemals sinnvoll.
Und hinter so einem will to please können auch Nachteile stecken. Durch die nachgesagte enge Nähe zum Menschen wird diese für echte Fortschritte vielleicht gar erst notwendig. Hunderassen ohne will to please gelten als selbstständiger, was wiederum dazu führt, dass sie Entscheidungen ohne Einfluss vom Mensch treffen (und oft passen die dem Halter dann nicht). Drehen wir diese Theorie allerdings um, könnte man sagen, dass will to please zu einer Art Abhängigkeit führt.
Konsequente Erziehung und durchdachtes Training für alle!
So oder so: Hund ist ohne seinen Halter aufgeschmissen. Sobald man zum ersten Mal eine Hundeschule besucht, ist schnell klar: hier lernt nicht nur der Hund, auch der Halter bekommt so manche Tricks und Kniffe an die Hand, die er vorher noch nicht kannte.
Fortschritte, egal in welchen Belangen, erfordern Zeit und Geduld. Belohnungen gehören beim Hundetraining dazu, unabhängig vom will to please. Jeder Hund kann lernen – bei manchen braucht es einfach nur mehr Verständigung. Sobald dein Hund versteht, was du von ihm erwartest, wird er quasi automatisch zum “will to please Hund”. Manchmal ist es aber nötig, die Erwartungshaltung ein wenig runterzuschrauben – und damit realistisch zu halten.