Die Kunst der Leinenführigkeit: Erwartungshaltungen und Training in 8 Schritten

Aufmerksamer Junghund an der Leine

Viele Hundehalter wünschen sich nichts sehnlicher: die Leinenführigkeit ihres treuen Begleiters. In der Realität scheitert jedoch so mancher an dieser scheinbar riesigen Herausforderung. Aber wo genau liegt eigentlich das Problem? Erwarten wir zu viel, sind die Trainingsmethoden falsch oder liegt es an etwas ganz anderem, dass unsere Hunde nicht entspannt an der Leine gehen wollen?

Leinenführigkeit – was ist das überhaupt genau?

Leinenführigkeit bezieht sich auf das Verhalten des Hundes an der Leine. Ein Hund, der “leinenführig” ist, geht entspannt und ohne Ziehen an der Leine neben seinem Halter. Einer guten Leinenführigkeit spricht man viele Vorteile zu: sie sorgt für Sicherheit auf beiden Seiten, Spaziergänge sind insgesamt entspannter und sie stärkt die Beziehung zwischen Hund und Halter.

Bei der Leinenführigkeit stellt sich Vielen die Frage nach der Dominanz. Es geht zwar um Führung, aber nicht darum, den Hund zu unterdrücken oder zu dominieren. Da der Halter für sein Tier verantwortlich ist, sollte er es sein, der Richtung und Tempo vorgibt und im Bedarfsfall korrigiert oder eingreift. Es geht also nicht um Machtdemonstration oder “Ich bin hier der Rudelführer” Gehabe, sondern schlichtweg darum, Sicherheit und Vertrauen für beide Seiten zu schaffen.

Leinenführigkeit verbessern und trainieren

Vorneweg: Die eine, perfekte Methode für Leinenführigkeit gibt es nicht. Während manche Halter darauf schwören, ihre Hunde durch abruptes Stehenbleiben zu irritieren und damit beim Ziehen an der Leine zu korrigieren, funktioniert das bei anderen nicht. Davon abgesehen bevorzugen wir Übungen mit positiver Bestärkung. Heisst: macht der Hund etwas richtig, erhält er dafür eine Belohnung.

Auch der vielfach praktizierte Richtungswechsel hat so seine Nachteile. Das erfordert ein hohes Mass an Konzentration und Aufmerksamkeit. Ein plötzlicher Richtungswechsel bei der alltäglichen Runde macht zwar einigen Hunden Spass, aber dadurch werden sie aufgeregt. Und ein aufgeregter Hund zieht eher an der Leine, als dass er tiefenentspannt weiterläuft.

Eine weitere Herausforderung bei der Leinenführigkeit besteht in der eigenen Erwartungshaltung. Denn die ist oftmals widersprüchlich. In der Stadt ist es wohl klar, dass ich meinen Hund an die Leine nehme (mir jedenfalls), aber wenn ich mehrmals die Woche irgendwo unterwegs bin, wo er auch mit oder ohne Leine nach vorne preschen darf, ist das mit dem Gewohnheitsfaktor so eine Sache. Sprich: der Hund soll bestenfalls nicht nur Leinenführigkeit lernen, sondern auch noch, wann sie mir persönlich wichtig ist.

Leinenführigkeit trainieren in Schritten

  1. Setze dir und deinem Hund ein konkretes Übungsziel. Denk dabei nicht pauschal an Leinenführigkeit, sondern daran, welches Verhalten du dir bei welcher Art von Spaziergängen wünschst. Ist es dir wichtig, dass dein Hund neben dir auf Höhe deiner Beine läuft? Oder geht es eher nur um eine nicht gespannte Leine? Dementsprechend baust du das spätere Training auf.
  2. Für das Training zur Leinenführigkeit eignen sich Brustgeschirre meist besser als Halsbänder. Die Auswahl eines solchen Zubehörs gibt dir ausserdem die Möglichkeit, deinem Hund den Unterschied klar zu machen, wann es locker zugehen darf (Halsband und Leine) und wann du Richtung und Tempo vorgibst (Geschirr mit Leine).
  3. Vorbereitung vor dem eigentlichen Training: damit du später die volle Aufmerksamkeit deines Hundes hast, sorge dafür, dass essenzielle Bedürfnisse vorher abgehakt sind. Dein Hund sollte ausgeruht und nicht hungrig oder durstig sein. Übe das an der Leine gehen am besten in einer vertrauten und möglichst ruhigen Umgebung, wo es nicht viele Ablenkungen (Geräusche, interessante Gerüche) gibt.
  4. Trage auf jeden Fall etwas bei dir, was dir die Aufmerksamkeit deines Hundes garantiert. Das können zum Beispiel ein geliebtes Spielzeug oder die ganz besonderen Leckerlis sein.
  5. Die Wahl der Trainingsmethode bleibt dir überlassen. Es gibt die Möglichkeiten des Stopp-Signals (du bleibst stehen, sobald dein Hund an der Leine zieht), den Richtungswechsel (du gehst in die entgegengesetzte Richtung, sobald er an der Leine zieht) oder noch den “Block”. Diese Methode ist eher für fortgeschrittene Halter, denn sie erfordert genau den richtigen Augenblick, in dem du deinen Hund mit einem Bein blockierst und damit vom Vorlaufen abhältst, weil er gerade an der Leine zieht.
  6. Jede dieser Methoden sorgt für einen Moment dafür, dass dein Hund seine Aufmerksamkeit nicht in die Leine, sondern auf dich lenken wird. Und das ist auch der Augenblick, in dem es Zeit für die Belohnung wird – jedenfalls, wenn der Hund tatsächlich stehenbleibt, zu dir hochsieht und keine Spannung mehr in der Leine liegt.
  7. Oft bewährt es sich, zusätzlich ein hörbares Signal zur Einleitung von Stopp, Richtungswechsel oder Block einzubinden. Bestenfalls kennst du aus dem Alltag schon ein passendes Kommando, auf das dein Hund hört. Wichtig ist, dass dein Hund unterscheiden kann, ob er gerade etwas falsch gemacht hat oder du einfach ein neues Kommando erteilst.
  8. Achte während des Trainings auch immer auf deine Körpersprache. Manch einer fährt besser damit, beim Stopp in die gewünschte Richtung zu schauen, statt den Hund direkt anzusehen – finde heraus, was für euch beide am besten funktioniert.

Hundeschule: Kurs Leinenführigkeit

Die allermeisten Hundeschulen bieten spezielle Kurse an, in denen man das Laufen an lockerer Leine trainieren kann – sei es schon mit dem Welpen oder dem besonders aufgeregten Hund. Dass man dort in der Regel inmitten vieler anderer Hundehalter übt, kann fördernd und behindernd zugleich sein, schliesslich kann jede mögliche Ablenkung das Training zusätzlich erschweren.

Unabhängig davon, ob man es lieber selbst auf eigene Faust angehen möchte oder direkt nach einer geeigneten Hundeschule sucht, ist die wahrscheinlich grösste Herausforderung: Dranbleiben. Kein Halter geht raus aus dem 1-Tages-Kurs und hat den perfekt leinenführigen Hund. Geübt werden muss nämlich vor allem im Alltag.

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