Es ist ein weit verbreitetes Phänomen, das viele Hundeliebhaber und Passanten gleichermaßen bemerken: Kleine Hunde, die sich durch besondere Aggressivität auszeichnen. Aber woran liegt es, dass einige der kleinsten Vierbeiner die größten Persönlichkeiten zu haben scheinen, wenn es um Aggressionsverhalten geht?
Die Hunde und deren Halter verstehen nicht, dass sie sich vielfach in Gefahr bringen. Erst kürzlich hatten wir mit unserem Australian Shepherd ein Erlebnis, was ich nie für möglich gehalten hätte. Ein Kleinhundebesitzer kommt uns entgegen und ist am telefonieren. Der Kleine an der Rolleine und zieht maximal in der Gegend rum. Wir waren auf der anderen Seite des Weges und merkten, dass das Handy des anderen Hundehalters wichtiger war. Also nahmen wir Mailo an unserer Seite ins Sitz. Der Kleine rannte zu uns, knurrte und bellte, auf einmal steht unser Mailo auf und bellt zweimal zurück. Der Kleine rannte erschrocken zu seinem Halter und der schaute uns an, als hätten wir den Blutrünstigsten-Kampfhund. Raum für einen vernünftigen Austausch gab es leider nicht.
Was ist also die Ursache eines solchen Verhaltens? Ich versuche dem etwas auf den Grund zu gehen und biete einfache Ansätze, wie Besitzer von kleinen Hunden diesem Verhalten entgegenwirken können. Vorab: behandle jeden Hund wie wenn er mindestens 30 Kilo und entsprechende Beisskraft hätte, dann machst Du schon vieles besser.
Verständnis von Aggressivität bei kleinen Hunden
Zunächst ist es wichtig zu verstehen, dass Aggressivität ein komplexes Verhalten ist, das viele Ursachen haben kann. Bei kleinen Hunden ist dieses Verhalten oft weniger auf die Rasse selbst zurückzuführen, als vielmehr auf die Art und Weise, wie sie von ihren Menschen behandelt und erzogen werden. Folgende Faktoren spielen eine wesentliche Rolle:
Überprotektion und fehlende Sozialisierung
Viele Besitzer kleiner Hunde neigen dazu, ihre Schützlinge übermäßig zu beschützen. Dies kann dazu führen, dass die Hunde nicht ausreichend sozialisiert werden und lernen, mit anderen Hunden sowie mit verschiedenen Menschen und Umgebungen umzugehen. Eine unzureichende Sozialisierung kann Unsicherheit und Angst hervorrufen, die sich in aggressivem Verhalten äußern.
Vermenschlichung
Kleinere Hunde werden häufig vermenschlicht und als „kleine Babys“ behandelt. Dies kann zu Verhaltensproblemen führen, da die Hunde nicht lernen, wie sie sich als Hunde verhalten sollen. Sie erkennen keine klaren Grenzen und Hierarchien, was zu Verwirrung und Frustration führen kann.
Mangelnde Erziehung und Konsequenz
Aufgrund ihrer Größe werden kleinere Hunde oft nicht so konsequent erzogen wie größere Hunde. Verhaltensweisen, die bei einem großen Hund als inakzeptabel gelten würden, werden bei kleinen Hunden oft toleriert oder sogar belächelt. Dies führt dazu, dass kleine Hunde lernen, dass sie mit aggressivem Verhalten Aufmerksamkeit erregen oder ihren Willen durchsetzen können.
Angst und Unsicherheit
Kleine Hunde sind sich ihrer physischen Unterlegenheit oft bewusst und können Aggressivität als Verteidigungsmechanismus einsetzen. Dies ist besonders der Fall, wenn sie sich bedroht oder ängstlich fühlen. Eine unsichere Umgebung oder unsicheres Verhalten der Besitzer kann diese Ängste verstärken.
Was können Besitzer tun?
Frühzeitige und konsequente Sozialisierung
Es ist entscheidend, kleine Hunde frühzeitig und regelmäßig mit verschiedenen Menschen, Tieren und Umgebungen zu konfrontieren. Dies hilft ihnen, Vertrauen und Sicherheit in verschiedenen Situationen zu entwickeln.
Klare Regeln und Grenzen setzen
Wie bei jedem Hund ist es wichtig, klare Regeln und Grenzen zu setzen. Kleine Hunde müssen wissen, was von ihnen erwartet wird, und dass aggressives Verhalten nicht toleriert wird.
Positive Verstärkung verwenden
Positive Verstärkung und belohnungsbasiertes Training sind effektive Methoden, um gewünschtes Verhalten zu fördern. Strafen oder negative Verstärkung können Angst und Aggression nur verschlimmern. Schnell wird bei einem kleinen Hund etwas gemacht, was man bei einem grossen nie würde, oder zumindest so einen grossen Kraftaufwand betrieben werden müsste, dass man merkt den Hund zu bestrafen.
Verständnis und Geduld
Verhalten ändert sich nicht über Nacht. Es erfordert Geduld, Verständnis und Konsequenz von den Besitzern, um langfristige positive Veränderungen zu erzielen.
Fazit für Halter von kleinen Hunden
Die Aggressivität kleiner Hunde ist oft ein Spiegelbild der Art und Weise, wie sie behandelt und erzogen werden. Auch wenn sie geliebt werden, sind es Lebewesen und kein Accessoire. Durch bewusste Erziehung, klare Kommunikation und viel Liebe können kleine Hunde zu wunderbaren Begleitern werden, die sich durch freundliches und ausgeglichenes Verhalten auszeichnen. Es liegt an uns, den kleinen Vierbeinern zu helfen, ihr volles Potenzial zu entfalten. Ein kleiner Hund kann alles was ein grosser kann. Behandle ihn also, wie wenn er 30 Kilo hat und vergiss dabei nicht: Es ist ein Hund!