Die 4 Schweizer Laufhundrassen: Berner, Jura, Luzerner und Schwyzer im Vergleich

Schweizer Laufhunde sind echte Spezialisten unter den Jagdhunden – ausdauernd, lautjagend und mit einem hervorragenden Spürsinn ausgestattet. Doch was viele nicht wissen: Es gibt nicht nur eine, sondern gleich vier verschiedene Varietäten dieser traditionsreichen Rasse. Jede von ihnen wurde über Jahrhunderte hinweg an bestimmte Regionen und Anforderungen angepasst – und hat dabei ihren ganz eigenen Charakter und ihr typisches Erscheinungsbild entwickelt.

Die vier Schweizer Laufhundrassen im Überblick

Obwohl alle vier Varietäten unter dem Oberbegriff Schweizer Laufhund zusammengefasst werden, unterscheiden sie sich in Farbe, Herkunft und teilweise auch im Temperament. Was sie verbindet, ist ihre Passion für die Jagd, ihre enorme Ausdauer und ihr klarer Spurlaut – ein weithin hörbares Bellen auf der Fährte.

Berner Laufhund

Der Berner Laufhund ist die wohl ruhigste und gelassenste der vier Varietäten. Er trägt ein auffälliges dreifarbiges Haarkleid mit schwarzen Platten und lohfarbenen Abzeichen. Sein Wesen gilt als ausgeglichen, freundlich und zuverlässig – allerdings bleibt auch er ein waschechter Jagdhund mit starkem Bewegungsdrang.

Jura Laufhund

Mit seinem schwarzen oder dunkelbraunen Fell und den lohfarbenen Abzeichen erinnert der Jura Laufhund optisch an französische Bracken. Er ist besonders temperamentvoll, sehr jagdbetont und gilt als der „arbeitseifrigste“ unter den Schweizer Laufhunden.

Luzerner Laufhund

Der Luzerner Laufhund ist an seinem blaugrauen, schwarz getüpfelten Fell sofort erkennbar. Er gilt als die älteste und ursprünglichste Varietät. Er ist klug, leistungsfähig und besitzt eine enorme Zielstrebigkeit auf der Spur.

Schwyzer Laufhund

Der Schwyzer Laufhund hebt sich durch sein schneeweisses Fell von den anderen ab – wobei viele Vertreter zusätzlich isabellfarbene Abzeichen zeigen, etwa auf dem Rücken oder den Ohren. Er ist ruhig, sensibel und sehr menschenbezogen, braucht aber – wie alle Laufhunde – viel Bewegung und geistige Beschäftigung. Besonders geschätzt wird er für seine elegante Erscheinung und seinen ruhigen, tiefen Spurlaut.

Die Rassen im Direktvergleich

Eigenschaft Berner Jura Luzerner Schwyzer
Fellfarbe Weiss, Schwarz, Loh Schwarz oder Dunkelbraun mit Loh Weiss mit schwarzer Tüpfelung, schwarze Platten, Loh Weiss mit isabellfarbenen Flecken
Musterung Dreifarbig Zweifarbig Dreifarbig, getüpfelt Einfarbig oder zweifarbig
Charakter Ruhig, freundlich Temperamentvoll, selbstständig Zielstrebig, leistungsbereit Sanft, sensibel, ruhig
Eignung Jagd, sportlich aktive Halter Nur für erfahrene Jäger geeignet Jagd, Fährtenarbeit, Canicross Jagd oder ruhiger, erfahrener Haushalt
Körperbau Kräftig, kompakt Schlank, elegant Harmonisch, sportlich Elegant, leicht
Bekanntheitsgrad Mittel Gering Gering Sehr gering
Spurlaut Klar, tief Laut, durchdringend Deutlich, klangvoll Ruhig, tief

Zuchtgeschichte der Schweizer Laufhunde: Warum wurden sie getrennt gezüchtet?

Die vier Varietäten der Schweizer Laufhunde – Berner, Jura, Luzerner und Schwyzer – stammen ursprünglich von einem gemeinsamen Vorfahren ab: dem alten Schweizer Brackenhund, der bereits im Mittelalter für die Jagd auf Hasen, Füchse und Rehe eingesetzt wurde. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich aus dieser Ursprungsform jedoch regionale Varianten, die sich an das Gelände, die klimatischen Bedingungen und die Jagdgewohnheiten ihrer jeweiligen Herkunftsgebiete anpassten.

  • In den Gebirgslagen des Jura setzte man auf dunkle, unauffällige Hunde mit hoher Wildschärfe und eigenständigem Arbeitsstil – daraus entstand der Jura Laufhund.
  • Im Kanton Luzern bevorzugte man Hunde mit getüpfeltem Haarkleid, die sich im felsigen Gelände gut sichtbar bewegten – daraus entwickelte sich der Luzerner Laufhund.
  • In Schwyz und Umgebung war ein weisses Haarkleid gefragt, damit der Hund bei Schnee und Nebel nicht mit dem Wild verwechselt wurde – daraus entstand der Schwyzer Laufhund.
  • Und im Kanton Bern wurde auf ruhige, ausgeglichene Hunde mit kontrastreichem, dreifarbigem Fell gesetzt – daraus ging der Berner Laufhund hervor.

Diese regionale Differenzierung hatte weniger mit Äusserlichkeiten zu tun, als vielmehr mit funktionalen Anforderungen an die Jagd. Sichtbarkeit, Lautverhalten, Anpassungsfähigkeit und Führigkeit spielten eine entscheidende Rolle.

Die gezielte Zucht wurde ab dem 19. Jahrhundert zunehmend dokumentiert, und 1882 erschien der erste Rassestandard, in dem die vier Varietäten offiziell unterschieden wurden.

Trotz ihrer Unterschiede gehören alle vier zur selben FCI-Rassegruppe und teilen viele Wesensmerkmale. Ihre getrennte Zucht hat jedoch dafür gesorgt, dass jede dieser Linien ihren ganz eigenen Charakter und Stil bewahren konnte – eine Besonderheit, die in der modernen Hundezucht selten geworden ist.

Wäre ein Schweizer Laufhund für mich geeignet?

Die Schweizer Laufhunde sind faszinierende, ursprüngliche Rassen mit viel Geschichte, Charakter und Energie. Doch so schön ihre Erscheinung und ihr Wesen auch sind – sie bringen hohe Ansprüche mit, die nicht zu jedem Alltag passen. Wenn du mit dem Gedanken spielst, einem dieser Hunde ein Zuhause zu geben, solltest du dir die folgenden Fragen ehrlich beantworten.

🟢 Habe ich jagdliche Erfahrung oder eine Möglichkeit zur professionellen Auslastung?

Diese Hunde wurden für die Arbeit auf der Spur gezüchtet – sie brauchen Aufgaben, die ihren Instinkten gerecht werden.

🟢 Kann ich täglich mehrere Stunden draussen verbringen – auch bei Wind, Regen oder Kälte?

Laufhunde sind bewegungsfreudig und wetterfest. Ein “gemütlicher Abendspaziergang” reicht ihnen bei weitem nicht.

🟢 Habe ich ein gesichertes Grundstück, auf dem sich der Hund frei bewegen kann, ohne abzuhauen?

Der Jagdtrieb dieser Hunde ist stark. Ein freilaufender Schweizer Laufhund folgt lieber seiner Nase als deinem Rückruf.

🟢 Bin ich bereit, Zeit, Geduld und Konsequenz in die Erziehung zu investieren – auch wenn der Hund manchmal stur erscheint?

Diese Rassen arbeiten gern eigenständig. Sie brauchen liebevolle, aber klare Führung.

🔴 Suche ich einen unkomplizierten Familienhund oder einen typischen Begleithund für die Stadt?

Dann ist ein Schweizer Laufhund wahrscheinlich nicht die richtige Wahl.

🔴 Habe ich wenig Zeit, einen vollen Terminkalender oder lebe ich in einer stressigen Umgebung mit viel Lärm?

Das kann für diese sensiblen, aktiven Hunde schnell zur Belastung werden.

Der Schweizer Laufhund – Kein “Hund für alle Fälle”, aber mit Charakter

Die vier Varietäten des Schweizer Laufhundes – Berner, Jura, Luzerner und Schwyzer – sind tief in der Geschichte und Kultur der Schweiz verwurzelt. Sie wurden für ein ganz konkretes Ziel gezüchtet: die selbständige, ausdauernde Arbeit auf der Jagd. Diese Spezialisierung prägt ihr Wesen bis heute.

Sie brauchen keine ständige Animation, aber dafür ein Umfeld, das sie versteht – mit Aufgaben, Bewegung, Nähe zum Menschen und ausreichend Raum. Für unerfahrene Halter, für den Stadtalltag oder für ein Leben „nebenbei“ sind sie schlicht nicht geeignet. Aber: Wer sich mit diesen Hunden bewusst auseinandersetzt, ihre Geschichte kennt und bereit ist, sich auf sie einzulassen, wird mit einem echten Charakterhund belohnt. Treu, arbeitsfreudig, ausdrucksstark – und fernab vom Mainstream.

Ein Schweizer Laufhund ist deshalb kein „Hund für alle Fälle“. Er passt zu Menschen mit Erfahrung, Geduld, ausreichend Platz und der Bereitschaft, seinen Bewegungs- und Arbeitsdrang ernst zu nehmen – sei es bei der Jagd, im Hundesport oder mit sehr gezielter Beschäftigung. Wer ihn richtig versteht, bekommt einen treuen, ausdauernden Gefährten mit viel Persönlichkeit.

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