Der Jagdinstinkt ist bei vielen Hunderassen eine Tatsache des Lebens. Hunde, die diesen Instinkt haben, sollten nicht entmutigt, sondern vielmehr kontrolliert und in die richtigen Bahnen gelenkt werden. Jagdhunde zum Beispiel können ihren natürlichen Jagdtrieb durch Spiele befriedigen, die das Jagen oder Apportieren von Beute simulieren. Wir befassen uns heute damit, den Jagdtrieb von Hunden zu kontrollieren.
Vertrauen ist gut… Kontrolle ist besser
Ich war überrascht, als meine Google-Suche beginnend mit den Stichworten “Hund” und “Jagdtrieb” zuallererst den Vorschlag “abgewöhnen” zeigte. Die meisten Beiträge befassen sich demnach damit, Hunden ihren Jagdtrieb abzugewöhnen. Aber ist das überhaupt möglich? Schliesslich reden wir hier von einem angeborenen Instinkt.
“Antijagdtraining” ist ein weiteres Stichwort. Letztlich geht es aber bei allen Texten, über die ich stolpere, darum, dass man dem Hund eine angemessene Alternative für die Jagd bietet. Demnach komme ich zu dem Schluss, dass das eine eigentlich sinngemäss für das andere steht: Abgewöhnung funktioniert über Kontrolle.
Artgerechte Auslastung für Jagdhunde
Fast jeder Hund, der nicht seiner Rasse entsprechend gehalten, beschäftigt bzw. ausgelastet wird, entwickelt früher oder später Verhaltensauffälligkeiten. So kann ein Jagdhund, dessen natürliche Instinkte man einfach dauerhaft unterdrückt, zu einem Energiebündel werden, der sogar ein wehendes Blatt im Wind als Beute fehlinterpretiert. Oder den Radfahrer. Oder den Postboten, der sich nach dem Klingeln vorm Hundebellen erschreckt und wegrennt.
Genug der Übertreibungen. “Jagdhunde müssen jagen” ist so nämlich nicht ganz richtig. Der Beagle zum Beispiel, im Grunde als reiner Jagdhund gezüchtet, ist nämlich gleichzeitig ein wunderbarer Familienhund. Fühlt er sich jedoch mit seiner Aufgabe konstant unterfordert, versucht er selbst, überschüssige Energie umzulenken. Besser, die Halter tun das!
Jagdtrieb von Hunden mit Spielen kontrollieren
Das Zauberwort lautet demnach Beschäftigung. Wir geben dem (Jagd)Hund eine Aufgabe, die seine natürlichen Instinkte fordert, ohne dabei jedoch die ganzen Nachteile (Hund rennt Wild hinterher etc.) mit sich zu bringen.
Suchspiele
Indem wir Gegenstände verstecken, die an einen bestimmten Duft gekoppelt sind (z.B. ein Kleidungsstück des Halters), sprechen wir den Geruchssinn des Hundes an. Und der ist bei Jagdhunden besonders ausgeprägt!
Aus dieser simplen Spielerei lassen sich nach einiger Übung sogar konkrete Kommandos – auch für die gesamte Hundeerziehung – ableiten. Am Anfang behelfen wir uns damit, den gewählten Gegenstand wie aus Versehen beim Gassigehen fallenzulassen und dann den Hund dorthin zu führen. Sobald ihm der Gegenstand auffällt, belohnen wir ihn ausgiebig. Mit demselben Gegenstand führen wir das Spiel dann fort – der Hund wird schnell verstehen, dass eine Belohnung winkt, wenn er ihn aufspürt.
Fährtensuche
Eine etwas speziellere Form des normalen Suchspiels ist das gezielte Fährtenlegen für den Hund. Das funktioniert aber nur mit einem sehr geruchsstarken Gegenstand. Wichtig ist, dass er etwas vom Geruch “abgibt”, damit wir damit eine Fährte über den Boden ziehen können.
Sobald Hund gecheckt hat, worum es geht (Schnuppern, Suchen, Finden = Belohnung), kann das Suchspiel immer komplexer ausfallen. Somit sprechen wir den Jagdtrieb zwar gezielt an, verschaffen dem Hund aber eine sinnvolle Beschäftigung und lasten ihn damit ansprechend aus.
Jagd-Dummys: nur für Experten
Es gibt Hundespielzeuge, die mit ihrer Beschaffenheit konkret auf den Jagdtrieb von Hunden abzielen. Diese eignen sich bestens als Alternative für die echte Jagd, doch beim “ungeübten” Hund ist Vorsicht geboten.
Bevor solche Spielzeuge als positive Ablenkung für den Notfall dienen können (Hund erspäht “Beute” und will ihr hinterherjagen, Halter nutzt Spielzeug, um den Jagdtrieb zu kontrollieren) ist erstmal viel Training gefragt.
Jagdtrieb von Hunden kontrollieren funktioniert nur mit Selbstbeherrschung
Im Grunde lernt Hund nicht, seinen Jagdtrieb zu zügeln oder gar zu unterdrücken. Stattdessen lernt er das, was dafür unerlässlich ist: Selbstbeherrschung. Als Halter müssen wir unserem treuen Vierbeiner begreiflich machen, dass sich Spiele – siehe oben – einfach mehr lohnen, als einem potenziellen Beutetier hinterher zu rennen.
All die beschriebenen Spiele benötigen zudem noch etwas: eine klare Aufteilung in Phasen. Nur so begreift der Hund, wann ein Spiel beginnt (Kommando, Einleitung durch den Halter, Zeigen des Spielzeugs o.Ä.), wann sich Aufregung lohnt und wann ein Spiel endet (Belohnung, Beenden durch den Halter, evtl. ein Abschluss-Kommando).