Obwohl sie winzig sind, haben sie es in sich: Zecken können gefährliche Krankheiten wie Borreliose oder Anaplasmose auf Hunde übertragen. Kein Wunder also, dass die Zeckenprophylaxe fest zur jährlichen Vorsorgeroutine vieler Hundehalter gehört.

Warum Zeckenschutz überhaupt wichtig ist

Zecken sind mehr als nur lästige Blutsauger – sie sind potenzielle Überträger gefährlicher Krankheiten. Besonders in der Zeckensaison, also grob zwischen Frühjahr und Spätherbst, ist Vorsicht geboten.

Allerdings: Zecken werden schon ab etwa 5–7 °C aktiv! Das bedeutet, dass dein Hund auch an milden Wintertagen gefährdet sein kann – ein Punkt, der häufig unterschätzt wird (👉 dazu passt unser Beitrag: Achte auch im Winter auf Zecken bei deinem Vierbeiner)

Welche Krankheiten von Zecken übertragen werden

Die Liste der durch Zecken übertragbaren Krankheiten ist lang – nicht alle sind gleich häufig oder gleich gefährlich, aber einige davon können schwere gesundheitliche Folgen für deinen Hund haben:

  • Borreliose: Übertragen v. a. durch den Gemeinen Holzbock. Die Infektion verläuft oft schleichend und kann Gelenkentzündungen, Fieber und Lethargie verursachen. Eine Impfung ist möglich, schützt aber nicht in jedem Fall zuverlässig.
  • Anaplasmose: Ebenfalls durch den Gemeinen Holzbock übertragbar. Symptome können von Fieber über Gelenkschmerzen bis hin zu Blutgerinnungsstörungen reichen.
  • Babesiose: Wird v. a. durch die Auwaldzecke übertragen, die ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammt, sich aber zunehmend in der DACH-Region ausbreitet. Die „Hundemalaria“ befällt die roten Blutkörperchen und kann unbehandelt tödlich verlaufen.
  • Ehrlichiose: Diese Erkrankung war lange nur bei Auslandshunden ein Thema, breitet sich aber mit dem Klimawandel und der zunehmenden Verbreitung der Braunen Hundezecke auch in Mitteleuropa weiter aus.
  • FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis): Beim Hund sehr selten, aber theoretisch übertragbar. In Deutschland und der Schweiz ist FSME v. a. für Menschen ein relevantes Risiko.

Zeckenarten, die in der DACH-Region besonders relevant sind

In Mitteleuropa sind insbesondere drei Zeckenarten für Hunde (und somit natürlich auch deren Halter) von Bedeutung:

  • Gemeiner Holzbock (Ixodes ricinus): Die bei uns am weitesten verbreitete Zeckenart. Träger u. a. von Borrelien und Anaplasmen.
  • Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus): Breitet sich zunehmend auch in kühleren Regionen aus. Überträgt Babesien.
  • Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus): Ursprünglich aus dem Mittelmeerraum. Kann bei uns in beheizten Innenräumen (z. B. Tierheimen, Haushalten) überleben. Überträgt v. a. Ehrlichien und Babesien.
Zeckenart Aussehen Verbreitung Aktiv ab Lebensraum Überträger für …
Gemeiner Holzbock Rotbrauner Körper, dunkler Rückenschild Ganze DACH-Region ca. 7 °C Wälder, hohe Wiesen, Büsche Borreliose, Anaplasmose, (FSME bei Menschen)
Auwaldzecke Grösser, mit hellem, marmoriertem Rückenschild Ursprünglich südlich, jetzt auch in der Schweiz & Süddeutschland ca. 4–5 °C Feuchte Wiesen, Flussnähe, Waldränder Babesiose
Braune Hundezecke Rötlich-braun, länglicher Körper V.a. Mittelmeerraum, nun auch DACH (v. a. in Innenräumen!) ab ca. 18 °C (Innenräume ganzjährig) Häuser, Tierheime, Zwinger Ehrlichiose, Babesiose

Zeckenprophylaxe: Welche Mittel schützen wirklich?

Wenn es um wirksamen Zeckenschutz geht, stehen Tierhalter vor einer ganzen Palette an Möglichkeiten. Doch nicht alles, was auf dem Markt ist, schützt zuverlässig – und manche Produkte wirken auf ganz unterschiedliche Weise. Hier ein Überblick über die drei am häufigsten eingesetzten Formen der Zeckenprophylaxe bei Hunden.

Spot-On-Präparate

Spot-Ons für die Zeckenprophylaxe sind flüssige Präparate, die im Nacken oder zwischen den Schulterblättern aufgetragen werden. Der Wirkstoff verteilt sich über die Haut und das Fettgewebe des Hundes. Zecken sterben entweder beim Kontakt mit der Haut oder spätestens, wenn sie zubeissen.

  • Wirkstoffe: Häufig verwendet werden Fipronil, Permethrin oder Fluralaner (letzteres auch in Tablettenform erhältlich).
  • Wirkungsdauer: Meist 4 bis 6 Wochen – kann je nach Produkt und Wirkstoff variieren.
  • Besonderheiten: Einfache Anwendung, aber der Hund darf danach eine Zeit lang nicht gebadet werden. Bei kleinen Kindern im Haushalt ist Vorsicht geboten – direkter Hautkontakt mit dem Wirkstoff sollte vermieden werden.

Kautabletten

Kautabletten zur Zeckenprophylaxe enthalten Wirkstoffe, die systemisch – also über das Blut – wirken. Der Hund frisst die Tablette, der Wirkstoff verteilt sich im Körper, und Zecken sterben ab, wenn sie Blut saugen.

  • Wirkstoffe: Meist Afoxolaner, Fluralaner oder Sarolaner.
  • Wirkungsdauer: Je nach Präparat zwischen 4 und 12 Wochen.
  • Besonderheiten: Besonders praktisch für Hunde, die oft baden oder schwimmen. Manche Tierhalter machen sich jedoch Sorgen wegen möglicher Auswirkungen auf die Darmflora – dazu weiter unten mehr.

Halsbänder mit Wirkstoff

Diese speziellen Zeckenhalsbänder geben kontinuierlich Wirkstoffe an Haut und Fell ab. Die Zecken nehmen die Substanz auf, wenn sie in Kontakt mit dem Tier kommen, und sterben ab.

  • Wirkstoffe: Z. B. Deltamethrin oder Imidacloprid.
  • Wirkungsdauer: Zwischen 6 und 8 Monate – je nach Hersteller.
  • Besonderheiten: Langzeitschutz ohne erneute Verabreichung. Manche Hunde vertragen die Bänder aber nicht gut, besonders bei empfindlicher Haut.

Wie wirksam sind diese Top 3 wirklich?

Alle drei genannten Formen der Zeckenprophylaxe gelten als wissenschaftlich erforscht. Ihre Wirkung wurde in zahlreichen Studien belegt – sowohl im Hinblick auf die Abtötung von Zecken, als auch auf die Prävention zeckenübertragener Krankheiten.

💡 Trotzdem wichtig: Kein Mittel schützt zu 100 %. Aber bei regelmässiger Anwendung können Spot-Ons, Tabletten oder Halsbänder das Risiko eines Zeckenbefalls deutlich senken – und damit auch die Gefahr einer Infektion mit gefährlichen Krankheiten.

Mythen und Missverständnisse rund um Zeckenprophylaxe

Wenn direkter Hautkontakt mit Spot-Ons schon gefährlich ist, wie schädlich muss das dann für meinen Hund sein?

Ein häufiger Gedanke – verständlich. Auf Spot-On-Präparaten steht meistens der Hinweis, dass der Kontakt mit der aufgetragenen Stelle für Menschen, insbesondere Kinder, vermieden werden sollte. Das liegt daran, dass es sich um Pestizide handelt, die über die Haut aufgenommen werden können.

Was dabei aber vergessen wird: Hunde verstoffwechseln diese Wirkstoffe anders als Menschen. Die Dosis von Zeckenprophylaxe-Mitteln ist genau auf das Körpergewicht und die Hautbeschaffenheit des Tieres abgestimmt. Während der Mensch über die Hände ungewollt grössere Mengen aufnehmen könnte, verteilt sich der Wirkstoff beim Hund gezielt über die Hautfett-Schicht – ohne direkt ins Blut zu gelangen.

Fazit: Für Menschen kann so ein Spot-On problematisch sein – für Hunde in der richtigen Dosis nicht. Trotzdem wichtig: Immer sorgfältig anwenden und den Hund an der Stelle nicht kraulen, bis es vollständig eingezogen ist.

Ist das nicht giftig, wenn mein Hund etwas von dem Spot-On ableckt?

Kurz gesagt: Es kann sein, dass es zu Nebenwirkungen kommt – aber die Dosis macht das Gift.

Hat dein Hund direkt nach dem Auftragen über die behandelte Stelle geleckt (z. B. bei schlechter Platzierung oder mehreren Hunden im Haushalt), kann das zu kurzfristigem Speicheln, Unwohlsein oder Erbrechen führen. In seltenen Fällen sind auch neurologische Symptome möglich.

Deshalb wichtig:

  • Zeckenprophylaxe Spot-On wirklich zwischen die Schulterblätter oder in den Nacken geben, wo der Hund nicht hinkommt.
  • Bei mehreren Hunden: ein paar Stunden getrennt halten, bis alles eingezogen ist.
  • Bei Unsicherheiten: lieber Rücksprache mit dem Tierarzt halten.

Welche Auswirkungen haben die Wirkstoffe von Kautabletten auf das Immunsystem und den Verdauungstrakt meines Hundes?

Ein Thema, das viele beschäftigt – besonders, weil in sozialen Medien häufig gewarnt wird, Kautabletten würden auf Dauer die Darmflora schädigen oder das Immunsystem schwächen.

Tatsächlich liegen keine wissenschaftlichen Belege vor, dass Wirkstoffe wie Afoxolaner oder Fluralaner langfristige negative Auswirkungen auf die Darmgesundheit haben.

Was aber sein kann:

  • Manche Hunde zeigen nach der Einnahme leichte Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall oder Appetitlosigkeit – meist nur für 1–2 Tage.
  • Bei empfindlichen oder kranken Hunden sollte die Wahl der Mittel deshalb besonders sorgfältig erfolgen.
  • Tipp: Wer unsicher ist, kann im Vorfeld eine Kotuntersuchung machen lassen – so kann besser eingeschätzt werden, ob eine geschwächte Darmflora vorliegt.

Wenn die Zecke erst nach dem Biss stirbt, ist doch die Krankheit übertragen! Was bringt dann die Zeckenprophylaxe?

Ein häufiger Denkfehler – aber medizinisch nicht korrekt. Denn: Die meisten zeckenübertragenen Krankheiten werden nicht sofort beim Biss übertragen, sondern erst nach mehreren Stunden.

Konkrete Beispiele:

  • Borreliose-Erreger benötigen ca. 16–24 Stunden, um vom Zeckendarm in den Hundekörper zu wandern.
  • Bei Anaplasmose oder Babesiose dauert es ebenfalls mehrere Stunden.

Wirkstoffe wie Afoxolaner oder Fluralaner töten die Zecke also rechtzeitig ab, bevor es zur Erregerübertragung kommt. Der Biss allein ist also nicht gleichbedeutend mit einer Infektion – vorausgesetzt, das Mittel wirkt zuverlässig und wurde korrekt verabreicht.

Wäre natürliche Zeckenprophylaxe nicht viel besser? Warum Chemie?

Viele Menschen wünschen sich eine sanfte, chemiefreie Alternative zum Zeckenschutz – das ist verständlich. Doch die Realität sieht leider anders aus:

  • Natürliche Mittel wie Kokosöl, Bernsteinketten oder ätherische Öle zeigen in Studien wenig bis gar keine ausreichende Schutzwirkung.
  • Diese Produkte sind nicht wissenschaftlich geprüft und i.d.R. nur unzureichend wirksam gegen Zecken.
  • Wer sich für natürliche Methoden entscheidet, sollte deshalb besonders aufmerksam sein, den Hund regelmässig absuchen und Zecken schnell entfernen.
  • In Regionen mit hohem Zeckenaufkommen reicht eine rein natürliche Zeckenprophylaxe meistens nicht aus, um das Risiko einer Infektion wirksam zu senken.
  • Ausserdem beachten: Auch natürliche Mittel können Allergien, Unverträglichkeiten, Hautreizungen etc. auslösen – nicht nur bei falscher Anwendung.
  • Ebenfalls wichtig: Manche Pflanzenstoffe oder ätherischen Öle sind schlichtweg nicht für Hunde geeignet – sie können zu Reizungen oder im schlimmsten Fall zu Vergiftungen führen.
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