Ein paar Extra-Kilos auf den Rippen? Was bei uns Menschen ein bekanntes Problem ist, betrifft auch viele Hunde. Tatsächlich sind schätzungsweise 30 bis 50 % aller Hunde übergewichtig – mit teils schweren gesundheitlichen Folgen. Gelenkprobleme, Diabetes und eine verkürzte Lebenserwartung sind nur einige der Risiken. Doch warum nehmen so viele Hunde unkontrolliert zu? Die Gründe sind oft hausgemacht und lassen sich mit dem richtigen Wissen vermeiden. In diesem Beitrag erfährst du die fünf häufigsten Ursachen für Übergewicht bei Hunden – und was du tun kannst, damit dein Vierbeiner fit und gesund bleibt.
Häufigste Ursache für Übergewicht: Fehler in der Ernährung
Oft sind es kleine, alltägliche Fehler in der Ernährung, die sich mit der Zeit summieren und die Hauptursache für Übergewicht bilden – sei es durch zu viele Leckerlis, ungeeignete Essensreste oder eine falsche Einschätzung des Kalorienbedarfs.
Kalorienfalle Leckerlis
Leckerlis sind eine beliebte Belohnung, doch viele enthalten hohe Mengen an Fett und Zucker. Besonders Kauartikel wie Schweineohren oder getrocknete Rinderhaut sind wahre Kalorienbomben. Ein einzelnes Schweineohr kann bereits so viele Kalorien haben wie eine vollwertige Mahlzeit! Auch zuckerhaltige Hundekekse oder fettige Trainingssnacks tragen dazu bei, dass Hunde unbemerkt zu viel Energie aufnehmen.
Menschliche Essensreste
Viele Hundehalter teilen gerne ihr Essen mit ihrem Vierbeiner – doch das kann schnell problematisch werden. Wurst, Käse oder Brot enthalten versteckte Fette, Salz oder Gewürze, die nicht nur dick machen, sondern auch die Gesundheit belasten. Ein kleines Stück Käse kann für einen kleinen Hund bereits eine grosse Menge an zusätzlichen Kalorien bedeuten. Saucen, Öl oder Butterreste verschlimmern das Problem zusätzlich.
In unserem Beitrag “Putz deinen Kühlschrank”-Tag: Was darf dein Hund essen? gibt es Tipps, was dein Hund aus der menschlichen Küche bekommen darf – und was lieber nicht in seinem Napf landen sollte.
Das Energiebalance-Problem
Das grösste Problem ist jedoch das Ungleichgewicht zwischen Kalorienaufnahme und Energieverbrauch. Ein Hund, der täglich mehr frisst, als er durch Bewegung verbrennt, nimmt unweigerlich zu. Besonders Hunde, die wenig Bewegung bekommen, benötigen deutlich weniger Futter als sehr aktive Hunde. Eine einfache Faustregel: Die Futtermenge sollte immer an das tatsächliche Aktivitätsniveau angepasst werden – ein Hund, der weniger aktiv ist, braucht auch weniger Kalorien.
Den Kalorienbedarf seines Hundes kennen
Um Übergewicht zu vermeiden, ist es wichtig, den individuellen Kalorienbedarf deines Hundes zu kennen. Dieser hängt von mehreren Faktoren ab, darunter Gewicht, Rasse, Alter, Aktivitätslevel und Gesundheitszustand. Eine grobe Orientierung bieten die Formeln:
- Grundumsatz (Ruhebedarf): ca. 95 kcal pro kg Körpergewicht
- Wenig aktiv (z. B. ältere Hunde): ca. 110–130 kcal/kg
- Normal aktiv (tägliche Spaziergänge, moderates Spielen): ca. 130–160 kcal/kg
- Sehr aktiv (z.B. Hundesport, intensive Bewegung): bis zu 200 kcal/kg oder mehr
Wichtig: Diese Zahlen sind nur Richtwerte! Der genaue Kalorienbedarf deines Hundes hängt von individuellen Faktoren ab und sollte idealerweise mit einem Tierarzt oder Ernährungsberater bestimmt werden.
Eine weitere häufige Ursache für Übergewicht: Bewegungsmangel
Nicht nur die Ernährung, sondern auch zu wenig Bewegung ist ein häufiger Grund für Übergewicht bei Hunden. Viele Vierbeiner bekommen im Alltag nicht genug körperliche Aktivität, sei es durch zu kurze Spaziergänge oder mangelnde geistige Auslastung. Besonders betroffen sind Rassen, die ursprünglich für körperliche Arbeit oder Jagd gezüchtet wurden – darunter Labradore, Beagle, Border Collies oder Huskys. Diese Hunde haben von Natur aus einen hohen Bewegungsdrang und brauchen viel Aktivität. Wenn sie nicht ausreichend gefordert werden, verbrennen sie weniger Kalorien, als sie aufnehmen – und neigen dadurch schnell zu Übergewicht.
Wie viel Bewegung brauchen Hunde?
Der Bewegungsbedarf hängt von Alter, Rasse und Gesundheitszustand ab, aber als Faustregel gilt:
- Gesunde, erwachsene Hunde: Mindestens 1,5 bis 2 Stunden Bewegung pro Tag (Spaziergänge, Spielen, Training)
- Arbeits- und Jagdhunderassen: Oft deutlich mehr als 2 Stunden plus geistige Auslastung (z. B. Suchspiele, Apportiertraining)
- Ältere oder gesundheitlich eingeschränkte Hunde: Bewegung angepasst an ihre Möglichkeiten, aber trotzdem tägliche Aktivität zur Erhaltung der Mobilität
Warum Spaziergänge meist nicht ausreichen
Viele Hundehalter denken, dass drei kurze Spaziergänge am Tag genügen – doch das ist für viele Hunde zu wenig. Ideal sind abwechslungsreiche Aktivitäten wie Freilauf, Schnüffelspiele, Agility oder Apportierspiele, um nicht nur den Körper, sondern auch den Geist auszulasten. Besonders wichtig: Bewegung sollte regelmässig und angepasst an den Hund erfolgen, denn ein einzelner langer Spaziergang am Wochenende kann tägliche Bewegung nicht ersetzen.
Wichtig: Bewegung hilft nicht nur beim Abnehmen, sondern stärkt auch Muskeln, Gelenke und das Herz-Kreislauf-System – und sorgt für einen glücklicheren, ausgeglicheneren Hund!
Wenn genetische Veranlagung die Ursache ist
Nicht alle Hunde haben die gleichen Voraussetzungen, wenn es um ihr Gewicht geht. Bestimmte Rassen neigen genetisch stärker zu Übergewicht, weil ihr Stoffwechsel anders arbeitet oder sie eine besonders hohe Futtermotivation haben. Zu den betroffenen Rassen gehören unter anderem:
- Labrador Retriever – Haben eine genetische Mutation (POMC-Gen), die das Sättigungsgefühl beeinträchtigt, weshalb sie ständig hungrig wirken.
- Beagle – Ursprünglich als Jagdhunde gezüchtet, neigen sie zu ständigem Futtersuchen und Fressen.
- Dackel & Cocker Spaniel – Haben eine Veranlagung für langsamen Stoffwechsel und benötigen besonders gut abgestimmte Futterportionen.
- Berner Sennenhund & Neufundländer – Grosse, schwerere Rassen, die oft gemütlicher sind und sich weniger bewegen, wenn sie nicht motiviert werden.
Was man tun kann, wenn der eigene Hund genetisch zu Übergewicht neigt
Wenn dein Hund zu einer Rasse gehört, die leicht zunimmt, ist es besonders wichtig, sein Gewicht im Blick zu behalten:
📌 Futtermenge exakt anpassen: Lass den Kalorienbedarf berechnen und wiege das Futter genau ab – „nach Gefühl“ zu füttern führt oft zu Überfütterung.
📌 Fütterung clever gestalten: Setze auf faserreiches, kalorienreduziertes Futter, das den Magen füllt, aber nicht zu viele Kalorien liefert.
📌 Leckerlis begrenzen & durch Alternativen ersetzen: Statt kalorienreicher Snacks eignen sich Gemüsestücke (z. B. Karotten, Gurken) oder spezielle Light-Leckerlis.
📌 Bewegung anpassen: Diese Hunde müssen oft bewusst zu mehr Aktivität motiviert werden – kurze, häufige Spaziergänge, Suchspiele oder Apportieren helfen.
📌 Regelmässige Gewichtskontrolle: Einmal pro Woche wiegen hilft, eine schleichende Gewichtszunahme frühzeitig zu erkennen.
Tipp: Falls dein Hund trotz kontrollierter Ernährung und Bewegung an Gewicht zunimmt, kann eine medizinische Ursache (z. B. Schilddrüsenunterfunktion) dahinterstecken. In diesem Fall lohnt sich ein Check beim Tierarzt!
Hormonelle Veränderungen, Lebensphase oder Krankheiten als Ursache für Übergewicht
Nicht immer sind falsche Ernährung oder zu wenig Bewegung die Hauptursachen für Übergewicht. Hormonelle Umstellungen, das Alter oder bestimmte Erkrankungen können den Stoffwechsel verlangsamen und dazu führen, dass ein Hund trotz gleichbleibender Futtermenge an Gewicht zunimmt.
Nach einer Kastration kann sich der Hormonhaushalt eines Hundes verändern, was oft zu einem geringeren Energieverbrauch und gesteigertem Appetit führt. Das bedeutet, dass kastrierte Hunde schneller zunehmen, wenn die Futtermenge und Bewegung nicht entsprechend angepasst werden.
Was hilft? Direkt nach der Kastration sollte die Futterration um ca. 10–20 % reduziert und das Aktivitätsniveau beibehalten oder gesteigert werden. Manche Hersteller bieten spezielles Futter für kastrierte Hunde an, das weniger Kalorien, aber mehr sättigende Ballaststoffe enthält.
Verlangsamter Stoffwechsel im Alter
Mit zunehmendem Alter wird der Stoffwechsel langsamer, und viele Hunde bewegen sich weniger. Dadurch brauchen sie weniger Kalorien, obwohl sie oft genauso viel oder sogar mehr fressen möchten. Besonders gefährdet sind Hunde, die von Natur aus eher gemütlich sind oder altersbedingt unter Gelenkproblemen leiden.
Was hilft? Ältere Hunde profitieren von leicht verdaulichem, kalorienreduziertem Futter und schonender Bewegung wie Schwimmen oder kurze, häufige Spaziergänge. Auch gezielte Physiotherapie kann helfen, die Muskulatur zu erhalten.
Erkrankungen als versteckte Ursache für Übergewicht
Manchmal steckt eine medizinische Ursache hinter der Gewichtszunahme. Besonders häufig sind:
- Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) – Führt zu einem verlangsamten Stoffwechsel, Energiemangel und Gewichtszunahme.
- Cushing-Syndrom – Eine Hormonstörung, die vermehrte Fetteinlagerung, Heisshunger und Muskelschwäche verursacht.
- Diabetes mellitus – Kann zu unkontrollierter Gewichtszunahme oder -Abnahme führen.
Was hilft? Wenn dein Hund trotz kontrollierter Ernährung zunimmt oder zusätzliche Symptome zeigt (z. B. Müdigkeit, Haarausfall, gesteigerter Durst), sollte ein Tierarzt eine genaue Untersuchung durchführen. In vielen Fällen kann eine gezielte Behandlung oder eine spezielle Diät helfen, das Gewicht wieder zu regulieren.
Falsche Wahrnehmung und emotionale Fütterung – ein Teufelskreis des Übergewichts
Viele Hundehalter erkennen nicht, dass ihr Vierbeiner bereits zu viel auf den Rippen hat. Oft spielen dabei eine falsche Wahrnehmung des Idealgewichts sowie emotionale Faktoren beim Füttern eine Rolle.
Fehleinschätzung des Idealgewichts
Studien zeigen, dass viele Hundebesitzer das Gewicht ihres Tieres falsch einschätzen – sie halten ihren Hund für normalgewichtig, obwohl er bereits übergewichtig ist. Besonders bei kräftigen oder stark behaarten Rassen fällt eine moderate Gewichtszunahme oft erst spät auf.
Was hilft? Eine einfache Methode zur Gewichtskontrolle ist der Rippen-Test: Die Rippen sollten leicht tastbar sein, ohne dass eine dicke Fettschicht darüber liegt. Auch eine erkennbare Taille (von oben betrachtet) ist ein wichtiges Zeichen für ein gesundes Gewicht. Wer unsicher ist, kann sich vom Tierarzt oder Ernährungsberater eine individuelle Gewichtseinschätzung geben lassen.
Emotionales Füttern: Leckerlis als Ersatz für Zuwendung
Viele Hunde bekommen Leckerlis nicht nur als Belohnung, sondern auch aus emotionalen Gründen – zum Beispiel, wenn der Halter schlechtes Gewissen wegen zu wenig Zeit hat oder den Hund einfach verwöhnen möchte. Das Problem: Ein paar Extra-Leckerlis pro Tag summieren sich schnell zu einer erheblichen Kalorienmenge.
Was hilft? Anstelle von kalorienreichen Snacks kann man den Hund mit gemeinsamen Aktivitäten belohnen – z. B. einem kurzen Apportierspiel oder Kuscheleinheiten. Falls Leckerlis ein Muss sind, sollten sie von der täglichen Futterration abgezogen werden. Als kalorienarme Alternativen eignen sich Gemüsestücke (z. B. Karotten, Gurken) oder gefriergetrocknete Fleischsnacks.