Zwischen Napf und Gesundheit: Deutschlands Hunde im Wandel (2009–2019)

Hundegesundheit, Zahnpflege
Hundegesundheit, Zahnpflege
Inhalt von: Zwischen Napf und Gesundheit: Deutschlands Hunde im Wandel (2009–2019)

Der Blick zurück – der Wert historischer Daten

Zwischen 2009 und 2019 wurden in Deutschland mehr als 7 600 Hunde systematisch erfasst: von ihrer Rassezugehörigkeit über Körpermasse und Kondition bis hin zu Ernährung und Gesundheitsstatus. Diese Langzeitdaten zeigen, wie sich Hundepopulation und Fütterungsgewohnheiten parallel zur gesellschaftlichen Entwicklung verändert haben. Für Dich als Hundehalter:in und Fachperson sind solche Erkenntnisse Gold wert – sie helfen, Diät, Bewegung und Vorsorge präzise auf den modernen Hund abzustimmen.

Darum lohnt sich ein Ratgeber auf Basis der Studie

  • Fundierte Entscheidungen treffen: Du weißt genau, welche Rassen heute häufiger über- oder unterversorgt sind.
  • Ernährung gezielt optimieren: Du erkennst, welche Trends sich bewährt haben – und welche Fallstricke bergen.
  • Gesundheitsrisiken minimieren: Du erkennst früh, welche Futtermethoden zu Erkrankungen wie Adipositas oder Zahnbelag führen können.
  • Tierschutz & Wohlbefinden stärken: Mit Hintergrundwissen gestaltest Du Haltungs- und Fütterungskonzepte, die dem Tier echten Mehrwert bieten.

Aufbau der Kapitel

In den folgenden Kapiteln gehst Du Schritt für Schritt durch Population, Biometrie, Fütterungstrends und Gesundheitsbefunde – immer mit klarem Praxisfokus und Empfehlungen, wie Du Dein Rudel fit hältst. Los geht’s!

Hundepopulation im Wandel: Zahlen, Rassen, Trends

Mehr Hunde, mehr Vielfalt

Zwischen 2009 und 2019 ist die Hundepopulation in Deutschland deutlich gestiegen. Laut Daten von FEDIAF und IVH nahm die Zahl der Hunde allein in Europa um rund 19 % zu – ein Zeichen für den wachsenden Stellenwert des Hundes als Familienmitglied, Freizeitpartner und Sozialbegleiter.

Wie viele Hunde leben in Deutschland?

2019 wurden rund 10,1 Millionen Hunde in deutschen Haushalten gehalten – im Vergleich zu etwa 7 Millionen im Jahr 2005. Dieser Anstieg geht einher mit einer stärkeren Individualisierung der Hundehaltung: Immer mehr Menschen wählen ihre Hunde bewusst aus – oft nicht nur nach Funktion, sondern nach Lifestyle, Aussehen oder Lebensphase.

Rassehunde oder Mischlinge – wer liegt vorn?

Die Analyse zeigt einen klaren Trend: Der Anteil an Mischlingen ist gestiegen, während der Anteil registrierter Rassehunde zurückgeht.

  • 2009 waren laut VDH noch rund 69 % Rassehunde in der Population vertreten.
  • 2019 lag dieser Anteil bei unter 50 % – Mischlinge wurden zur häufigsten “Rasse” in Deutschland.

Diese Entwicklung spiegelt sich auch in Registrierungen bei TASSO, in Versicherungsdaten und Online-Befragungen wider. Der Mischling steht dabei konstant an erster Stelle.

Welche Rassen waren am beliebtesten?

Je nach Quelle (VDH, AGILA, TASSO, CHECK24) zeigen sich teils unterschiedliche Rankings. Am häufigsten vertreten waren jedoch:

Was auffällt: Die Beliebtheit verschiebt sich – kleinere und brachyzephale Rassen (wie Französische Bulldogge, Chihuahua) werden häufiger, klassische Gebrauchshunde (wie Schäferhunde) tendenziell seltener.

Was bedeutet das für die Praxis?

  • Mischlingsanteil steigt: Damit werden pauschale Empfehlungen schwieriger – eine individuelle Betrachtung von Größe, Energiebedarf und Verhalten wird immer wichtiger.
  • Trend zu kleinen Rassen: Diese bringen neue Herausforderungen mit sich – etwa in Sachen Zahn- und Gelenkgesundheit, Thermoregulation oder Ernährungssensibilität.
  • Verändertes Zuchtverhalten: Weniger Welpen aus kontrollierter Zucht bedeuten auch weniger gesicherte Gesundheitsdaten – ein Risiko für Tierschutz und langfristige Population.

Körpermasse & Kondition: Was ist ein gesunder Hund?

Warum Gewicht nicht gleich Gesundheit ist

Die Körpermasse eines Hundes ist ein wichtiger Anhaltspunkt – aber sie allein sagt noch nichts über die Gesundheit aus. Erst in Kombination mit dem Body Condition Score (BCS), also der Bewertung des Körperfettanteils, ergibt sich ein aussagekräftiges Bild. Genau hier liefert die Studie spannende Daten: Wie schwer sind Hunde in Deutschland wirklich? Und wie fit sind sie?

Die Spannbreite ist riesig

Hunde unterscheiden sich extrem in Grösse und Gewicht – von zarten Chihuahuas mit unter 2 kg bis zu Bernhardinern mit über 80 kg. Deshalb ist nicht das Gewicht allein entscheidend, sondern die Proportion zum Körperbau.

Um das besser beurteilen zu können, wird der sogenannte Body Condition Score (BCS) genutzt – ein 9-Punkte-System, das Hunde von „abgemagert“ (BCS 1) bis „massiv adipös“ (BCS 9) einstuft.

Wie fit waren die Hunde in der Studie?

Die Mehrheit der untersuchten Hunde lag im Bereich von BCS 4–5 – also im Idealgewicht. Doch es gab deutliche Unterschiede zwischen den Rassen:

  • Beagle: Ø BCS 5,45
  • Mops: Ø BCS 6,00 (tendenziell übergewichtig)
  • Labrador Retriever: Ø BCS 5,24
  • Pudel: Ø BCS 4,30 (tendenziell schlanker)
  • Schäferhunde: Ø BCS 4,89

Auch das Geschlecht spielte eine Rolle: Weibliche Hunde wiesen häufiger ein höheres BCS auf als männliche. Ältere Hunde tendierten ebenfalls eher zu Übergewicht.

Körpermasse: Was die Waage sagt

Die durchschnittliche Körpermasse der Hunde lag in der Studie bei rund 18,9 kg, aber stark schwankend je nach Rasse:

💡 Wichtig: Idealgewicht ≠ Rassestandard! Viele Zuchtwerte basieren auf alten Normen – die tatsächlichen Körpermassen verändern sich durch neue Zuchtlinien und Haltungstrends.

Problem: Fehleinschätzungen durch Halter:innen

Ein zentrales Ergebnis: Viele Menschen schätzen den Zustand ihres Hundes falsch ein. In einer Teilstudie glaubten 70 % der Befragten, ihr Hund sei im Idealgewicht – tatsächlich waren aber 18 % übergewichtig und 6 % adipös.

Dieses falsche Körperbild ist ein wachsendes Problem – vor allem, weil Übergewicht oft verharmlost oder gar nicht erkannt wird.

Fazit für den Alltag:

  • Regelmässig wiegen ist sinnvoll – am besten immer beim Tierarzt oder mit gut kalibrierten Waagen.
  • BCS checken! Der BCS ist praxisnah und lässt sich leicht lernen – es lohnt sich, ihn regelmässig zu kontrollieren.
  • Gesund ist nicht „kräftig“: Viele Hunde haben zu viel auf den Rippen – mit Langzeitfolgen für Gelenke, Organe und Lebensqualität.

Fütterungstrends im Check: Trockenfutter, BARF & Co.

Zwischen Bequemlichkeit und Überzeugung

Die Ernährung unserer Hunde hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert – nicht nur wegen besserer wissenschaftlicher Erkenntnisse, sondern auch durch gesellschaftliche Strömungen, Ideologien und Marketing. Zwischen Fertigfutter, BARF und veganer Ernährung liegen oft Welten – und genau hier setzt die Studie an: Sie zeigt, wie unterschiedlich Hunde in Deutschland tatsächlich gefüttert wurden – und welche Entwicklungen sich dabei beobachten lassen.

Welche Fütterungsarten wurden genutzt?

Die Daten aus der Studie zeigen:

  • Die Mehrheit der Hunde wurde mit industriell gefertigtem Trocken- oder Nassfutter gefüttert.
  • Gleichzeitig gab es einen deutlichen Anstieg von selbstzubereiteten Rationen (Homemade Diets) und BARF.
  • Weitere Trends wie getreidefreie Fütterung, vegetarisch/vegan oder die sogenannte Beutetierfütterung (Preyen) traten ebenfalls verstärkt auf – blieben aber Randerscheinungen.

Viele Halter:innen wünschten sich mehr Kontrolle über die Inhaltsstoffe, reagierten auf Unverträglichkeiten – oder orientierten sich am eigenen Ernährungsstil.

Futterwahl nach Rasse, Alter, Gewicht

  • Grössere und aktive Rassen wurden tendenziell häufiger roh oder mit selbstgekochtem Futter versorgt.
  • Kleine Rassen erhielten überdurchschnittlich oft Fertignahrung, zum Teil ergänzt mit Kauartikeln oder Leckerlis.
  • Ältere Hunde bekamen häufiger Nassfutter oder Diätnahrung.
  • Übergewichtige Hunde wurden nicht automatisch anders gefüttert – was zeigt, dass Futterwahl und Körperzustand nicht immer zusammenhängen.

Warum BARF & Homemade boomten

Viele Hundehalter:innen sehen im Barfen oder Selberkochen die „natürliche“ Fütterung. Der Wunsch:

  • Transparenz über Inhaltsstoffe
  • Verzicht auf Zusatzstoffe
  • Orientierung am Wolfsverhalten

Doch: Ohne fundierte Kenntnisse besteht die Gefahr von Nährstoffimbalancen. Studien zeigten, dass etwa 60 % der überprüften Barfrationen in Deutschland unausgewogen waren – teils mit gravierenden Mängeln oder Überdosierungen (z. B. zu viel Kalzium, zu wenig Spurenelemente).

Der Trend zur Getreidefreiheit

Viele Fertigfutterhersteller warben in den 2010er-Jahren mit „grain-free“-Produkten. Doch der Nutzen ist fraglich:

  • Zöliakie-ähnliche Probleme sind beim Hund extrem selten.
  • Hunde sind grundsätzlich in der Lage, Kohlenhydrate aus Getreide zu verwerten.
  • Der getreidefreie Trend gilt heute als Marketingeffekt, der sich aus Humantrends ableitete.

Fazit für die Praxis:

  • Kommerzielle Fertignahrung ist nach wie vor am häufigsten vertreten – und oft sicher und ausgewogen.
  • Barf und Homemade sind möglich, aber nur mit Fachwissen – am besten in Rücksprache mit Tierärzt:innen für Ernährung.
  • Trend = nicht automatisch besser. Lass Dich nicht von Werbeversprechen leiten, sondern prüfe, was wirklich zum Gesundheitszustand und Lebensstil Deines Hundes passt.

Selbstgekocht, roh oder vegan: Risiken & Chancen moderner Ernährungsformen

Individualisierung auf dem Vormarsch

Immer mehr Hundehalter:innen möchten genau wissen, was im Napf landet. Statt auf Fertigfutter zu vertrauen, greifen sie zu rohen Fleischrationen (BARF), kochen selbst oder experimentieren mit vegetarischer bzw. veganer Ernährung. Die Beweggründe reichen von Gesundheitsbedenken über Nachhaltigkeit bis hin zur emotionalen Bindung zum Hund.

Die Studie zeigt: Diese Trends haben zwischen 2009 und 2019 deutlich zugenommen – und mit ihnen auch ernährungsphysiologische Risiken.

1. Homemade Diets – selbstgekocht, aber nicht immer durchdacht

Vorteile:

  • Volle Kontrolle über Zutaten
  • Geringere Verarbeitung, bessere Verträglichkeit
  • Individualisierbar für Allergiker:innen oder chronisch kranke Hunde

Risiken:

  • Häufig Nährstoffimbalancen (z. B. zu wenig Kalzium, zu viel Phosphor)
  • Viele Halter:innen weichen unbewusst vom Rezept ab
  • Hunde selektieren: fressen nur das, was sie mögen – nicht was sie brauchen

💡 Fazit: Nur in Rücksprache mit einer fachkundigen Tierernährungsberatung zu empfehlen. Besonders bei jungen, trächtigen oder kranken Hunden ist das Risiko einer Mangelversorgung hoch.

2. BARF – Biologisch artgerecht oder riskant roh?

Motivation:

  • Nähe zur Natur („wie ein Wolf“)
  • Kontrolle über Qualität
  • Wunsch nach Unabhängigkeit von Futtermittelindustrie

Probleme laut Studie:

  • Über 60 % der überprüften Barf-Rationen waren nicht ausgewogen
  • Infektionsrisiken (z. B. Salmonellen, E. coli) für Hund & Mensch
  • Zahn- und Verdauungsprobleme durch Knochenfütterung
  • Gefahr von Hyperthyreose durch Schlundreste mit Schilddrüsengewebe

💡 Fazit: Nur sinnvoll, wenn fachlich begleitet und mit hygienisch einwandfreien Zutaten gearbeitet wird. Barfen ist keine Garantie für gesunde Ernährung – eher ein Hochrisikobereich ohne fundierte Beratung.

3. Vegetarisch oder vegan – ethisch korrekt, aber auch gesund?

Zahlen & Trends:

  • In Online-Umfragen gaben ca. 6 % der Befragten an, ihren Hund vegetarisch oder vegan zu ernähren
  • Nahezu alle vegan fütternden Personen lebten selbst vegan
  • 45 % interessierten sich für pflanzliche Alternativen – gleichzeitig hatten 74 % Angst vor Mangelerscheinungen

Erkenntnisse:

  • Vegane Rationen können theoretisch bedarfsdeckend sein – aber nur mit Zusatzstoffen, exakter Kalkulation und regelmässiger Kontrolle
  • Viele kommerzielle vegane Produkte erfüllten nicht die Anforderungen der AAFCO oder FEDIAF
  • Besonders kritisch: Versorgung mit Vitamin B12, Taurin, Eisen, Zink, Methionin

💡 Fazit: Nur für sehr gut informierte Halter:innen mit Zugang zu Laborwerten, Rationsplänen und Expertenbegleitung geeignet. Nicht für Welpen, Senioren oder kranke Hunde empfehlenswert.

4. Preyen & Co. – das ganze Beutetier?

Einige BARF-Anwender:innen gehen noch weiter und füttern ganze Beutetiere („Preyen“) – roh, mit Haut, Knochen, Fell oder Federn.

  • Der Nährstoffgehalt schwankt stark
  • Rechtlich und hygienisch kaum umsetzbar
  • In Deutschland dürfen Tiere nicht getötet werden, um andere zu füttern

💡 Fazit: Ein seltener Sonderfall mit vielen Unsicherheiten – aus tierschutzethischer Sicht fragwürdig.

Was heisst das für Dich?

  • Ernährung ist keine Ideologie – sondern Versorgung.
  • Tiergesundheit geht vor Weltanschauung.
  • Wer alternative Fütterung wählt, braucht Wissen, Zeit und eine Portion Selbstkritik.
  • Es gibt keine perfekte Ernährung für alle Hunde – wohl aber eine, die zu Deinem Hund passt.

Ernährungsbedingte Erkrankungen: Wenn Futter krank macht

Der Napf als Gesundheitsfaktor

Was Hunde fressen – und wie sie gefüttert werden – beeinflusst direkt ihre Gesundheit. Die Langzeitdaten aus der Studie zeigen klar: Viele Erkrankungen lassen sich auf Fehler in der Fütterung zurückführen. Besonders häufig betroffen sind Zähne, Gewicht, Verdauung und Stoffwechsel.

1. Adipositas – die stille Epidemie

Fakten aus der Studie:

  • Rund 25–30 % der Hunde waren übergewichtig oder adipös
  • Weibliche Hunde und ältere Tiere waren häufiger betroffen
  • Besonders gefährdet: Mops, Beagle, Labrador Retriever

Hauptursachen:

  • Zu hohe Kalorienzufuhr
  • Zu wenig Bewegung
  • Fehlendes Bewusstsein der Halter:innen (falsche BCS-Einschätzung)
  • Häufige Leckerligabe, vor allem bei kleinen Hunden

Folgen:

  • Gelenkprobleme, Arthrose
  • Herz-Kreislauf-Belastung
  • Stoffwechselstörungen
  • Verkürzte Lebenserwartung

💡 Tipp: Gewicht regelmässig kontrollieren, BCS anwenden, Bewegung anpassen – nicht nur am Wochenende.

2. Zahngesundheit – unterschätzt und weit verbreitet

Studienergebnisse:

  • Zahnprobleme zählten zu den häufigsten Gesundheitsbefunden
  • Besonders betroffen: kleine Rassen (Chihuahua, Dackel, Yorkshire Terrier)
  • Zahnstein, Zahnfleischentzündung und Zahnausfall wurden oft übersehen

Einfluss der Fütterung:

  • BARF mit Knochen kann Beläge reduzieren – birgt aber Verletzungsrisiken
  • Weiches Nassfutter oder Brei begünstigen Zahnbelag
  • Trockenfutter ist kein Garant für saubere Zähne
  • Selbstzubereitete Rationen führen bei mangelnder Struktur zu schnellerem Zahnbelag

💡 Tipp: Regelmässige Zahnpflege (z. B. Zähneputzen, geeignete Kauartikel, Seealgenmehl), tierärztliche Kontrolle ab dem ersten Lebensjahr.

3. Urolithiasis – wenn Fütterung Steine macht

Urolithiasis (Harnsteinbildung) kann durch das Futter beeinflusst werden – insbesondere durch unausgewogene Mineralstoffverhältnisse (z. B. Kalzium, Phosphor, Magnesium).

Problemquellen laut Studie:

  • Überdosierung bei BARF
  • Unausgewogene Rationen bei Homemade Diets
  • Geringe Wasseraufnahme bei ausschliesslicher Trockenfutterfütterung

Folgen:

  • Schmerzen, Blasenentzündungen, Operationen
  • Rückfallgefahr ohne Futteranpassung

💡 Tipp: Ausreichende Wasserzufuhr fördern, Nassanteil erhöhen, bei bekannten Risiken auf mineralstoffangepasstes Futter umsteigen.

4. Mangel- oder Überversorgung durch Trends

Beobachtungen aus der Studie:

  • Viele Halter:innen, die alternativ fütterten, unterschätzten den Bedarf an Mikronährstoffen
  • Besonders häufig: Vitamin-E-Mangel, Zink-Unterversorgung, Kalzium-Phosphor-Dysbalancen

Folgen:

  • Schlechte Haut, stumpfes Fell
  • Wachstumsstörungen bei Junghunden
  • Stoffwechselprobleme, Leistungsschwäche

💡 Tipp: Unbedingt Nährstoffergänzungen gezielt und mit Bedacht einsetzen – nicht nach Gefühl. Eine tierärztliche Rationsanalyse schafft Klarheit.

Fazit für den Alltag

  • Krankheiten durch falsche Ernährung sind keine Einzelfälle – sie sind weit verbreitet und oft vermeidbar.
  • Eine ausgewogene, dem Hund angepasste Ernährung ist Vorsorge pur.
  • Rationen, die selbst erstellt oder verändert wurden, sollten regelmässig überprüft werden – mit Fachwissen oder tierärztlicher Begleitung.
  • Beobachte Deinen Hund genau: Fell, Zähne, Kot, Aktivität – sie geben Dir ehrliches Feedback zur Ernährung.

Zahngesundheit, Übergewicht & Co.: Häufige Gesundheitsprobleme im Detail

Gesundheit zeigt sich nicht nur im Blutbild

Die Daten der Studie zeigen: Viele Erkrankungen, die Hunde in Deutschland zwischen 2009 und 2019 betrafen, sind ernährungs- oder haltungsbedingt – und grösstenteils vermeidbar. Besonders auffällig: Die enge Verbindung zwischen Fütterung, Körperkondition und dem Auftreten von chronischen Problemen.

1. Zahngesundheit – ein unterschätztes Dauerthema

Zahlen aus der Studie:

  • Zahnerkrankungen zählten zu den häufigsten gesundheitlichen Auffälligkeiten
  • Betroffen waren besonders:

    kleine Rassen (z. B. Chihuahua, Yorkshire Terrier, Dackel)

    ▸ Hunde mit weicher Fütterung (z. B. Nassfutter, püriertes Selbstgekochtes)

  • Über 50 % der Hunde zeigten Zahnbelag, viele sogar Zahnstein oder Zahnfleischentzündungen

Einflussfaktoren:

  • Mangelnde Kaubelastung
  • Unausgewogene Mineralstoffverhältnisse (z. B. bei BARF)
  • Fehlende Zahnpflege

💡 Praxistipp: Zahnpflege nicht aufschieben! Tägliches Zähneputzen, hochwertige Kauartikel (z. B. Zahnpflegekaustreifen, Seealgenmehl) und regelmässige tierärztliche Kontrollen sind Pflicht – auch (oder gerade) bei kleinen Hunden.

2. Adipositas – schwerwiegender als viele denken

Ergebnisse:

  • Jeder vierte Hund war übergewichtig oder adipös
  • Kastrierte Tiere, ältere Hunde und kleinere Rassen waren besonders gefährdet
  • Adipöse Hunde zeigten häufiger orthopädische und metabolische Probleme

Langzeitfolgen:

  • Belastung von Herz und Kreislauf
  • Gelenkschäden, vorzeitiger Gelenkverschleiss
  • Höheres Risiko für Diabetes mellitus
  • Eingeschränkte Lebensqualität und Lebensdauer

💡 Praxistipp: Weniger Futter allein reicht oft nicht. Eine dauerhafte Verhaltensänderung ist nötig: Bewegung, klare Fütterungspläne, kalorienarme Belohnungen und ein realistisches Gewichtsziel.

3. Haut- und Fellprobleme – Spiegel der Nährstoffversorgung

Beobachtungen aus der Studie:

  • Stumpfes Fell, Schuppen, Juckreiz und Hot Spots waren häufige Beschwerden
  • Besonders auffällig bei Hunden mit Homemade- oder BARF-Fütterung ohne fachliche Begleitung
  • Mangel an essenziellen Fettsäuren, Vitamin E und Zink wurde als Ursache vermutet

💡 Praxistipp: Symptome nicht einfach mit Ölen oder Salben bekämpfen – zuerst die Fütterung analysieren. Oft steckt ein Ungleichgewicht im Futter dahinter.

4. Bewegungsmangel – ein schleichendes Gesundheitsrisiko

  • Viele Hunde mit schlechtem Gesundheitsstatus zeigten geringe Bewegungsaktivität
  • Besonders betroffen: übergewichtige, ältere und kastrierte Tiere
  • Bewegungsmangel verstärkt bestehende Probleme: Muskelschwäche, Trägheit, Verhaltensauffälligkeiten

💡 Praxistipp: Tägliche Bewegung ist ein Muss – angepasst an Alter, Rasse und Gesundheitszustand. Schon 2 × 30 Minuten pro Tag können viel bewirken.

Was Du mitnehmen solltest:

  • Zahnstein, Übergewicht und Hautprobleme sind keine Bagatellen – sie sind die Spitze eines tieferliegenden Problems.
  • Viele Symptome lassen sich durch eine gezielte Futter- und Haltungsanpassung präventiv vermeiden.
  • Ganzheitliches Gesundheitsmanagement beginnt im Napf – und endet nicht beim Tierarzt, sondern im Alltag.

Bewegung, Alter & Gesundheitsstatus: Was Hunde wirklich brauchen

Gesundheit ist mehr als Futter

Nicht nur die Ernährung, auch Bewegung, Alter und individuelle Konstitution bestimmen, wie gesund ein Hund wirklich ist. Die Studie liefert spannende Daten darüber, wie aktiv Hunde in Deutschland zwischen 2009 und 2019 waren, wie sich das mit dem Alter verändert hat – und welche Rückschlüsse das auf Gesundheitsprävention zulässt.

1. Bewegung – das unterschätzte Heilmittel

Erkenntnisse aus der Studie:

  • Hunde, die regelmässig und ausreichend bewegt wurden, waren deutlich fitter
  • Bewegungsfreude nahm mit zunehmendem Alter ab – besonders bei übergewichtigen und kastrierten Tieren
  • Körperkondition und Aktivität standen in engem Zusammenhang:

    ▸ schlanke Hunde = aktiver

    ▸ adipöse Hunde = bewegungsärmer, passiver

Häufige Fehler im Alltag:

  • Spaziergänge zu kurz oder monoton
  • Fehlende geistige Auslastung
  • Unterschätzung der Bedürfnisse bei jungen oder arbeitsfreudigen Rassen

💡 Praxistipp: Bewegung muss alters- und rassegerecht sein – und Spass machen. Kombiniere körperliche mit geistiger Aktivität (z. B. Nasenarbeit, Tricktraining, Trail).

2. Alter – kein Grund zur Inaktivität

Beobachtungen:

  • Ältere Hunde (>7 Jahre) waren häufig übergewichtig
  • Gleichzeitig wurden sie von Halter:innen oft zu früh geschont
  • Viele altersbedingte Beschwerden (Arthrose, Inkontinenz, Schwäche) standen im Zusammenhang mit Übergewicht oder Bewegungsmangel

💡 Praxistipp: Auch Senioren brauchen Bewegung – angepasst und gelenkschonend. Schwimmen, weiche Untergründe und Intervalltraining sind ideal.

3. Gesundheitsstatus: Wer ist wirklich „fit“?

Die Studie zeigt:

  • Viele Halter:innen schätzen den Gesundheitszustand ihres Hundes zu positiv ein
  • Symptome wie Kurzatmigkeit, Antriebslosigkeit oder Hautprobleme wurden häufig verharmlost
  • Ein umfassender Gesundheitscheck (inkl. Zahnbefund, BCS, Bewegungsauswertung) wurde selten routinemässig durchgeführt

Besonders häufige Gesundheitsprobleme:

  • Übergewicht
  • Zahnstein und Entzündungen im Maul
  • Gelenkprobleme
  • Mangelerscheinungen bei alternativen Fütterungsmethoden

💡 Praxistipp: Lass mindestens einmal jährlich einen ganzheitlichen Gesundheits-Check durchführen – nicht nur impfen, sondern Körperzustand, Zähne, Bewegung und Futter analysieren lassen.

Fazit für den Alltag

  • Bewegung ist Medizin – für Herz, Gelenke, Verdauung und Psyche.
  • Alter ist kein Hindernis, sondern ein Anlass zur Anpassung.
  • Ein gesunder Hund ist nicht nur „nicht krank“, sondern ausgeglichen, aktiv, vital.
  • Regelmässige Checks und gezielte Prävention zahlen sich aus – in Lebensfreude und Lebensjahren.

Fazit: Was Halter:innen, Fachpersonen und Politik daraus lernen können

Zehn Jahre Hundeleben – ein Spiegel unserer Gesellschaft

Die Auswertung von 7 653 Hunden über einen Zeitraum von zehn Jahren zeigt: Wie wir unsere Hunde füttern, pflegen und halten, hat sich verändert – teils positiv, teils mit neuen Herausforderungen. Ernährungstrends, gesellschaftliche Umbrüche, neue Lebensmodelle – sie alle hinterlassen Spuren im Napf und in der Gesundheit unserer Hunde.

1. Für Halter:innen: Verantwortung endet nicht beim Kauf des Futters

Die Studie macht deutlich:

  • Viele Gesundheitsprobleme wie Übergewicht, Zahnprobleme oder Mangelerscheinungen sind hausgemacht – sie entstehen durch gut gemeinte, aber unreflektierte Fütterung.
  • Wer seinen Hund liebt, muss sich aktiv mit Ernährung, Bewegung und Vorsorge beschäftigen – unabhängig vom Marketing der Futterindustrie.
  • Auch alternative Fütterungsmethoden sind möglich – aber nur, wenn Wissen, Sorgfalt und Kontinuität vorhanden sind.

Empfehlung:

  • Lerne, den BCS Deines Hundes selbst einzuschätzen
  • Lass regelmässig einen Gesundheits- und Ernährungscheck machen
  • Hinterfrage neue Trends – nicht alles, was natürlich klingt, ist auch gesund

2. Für Tierärzt:innen und Fachpersonen: Ernährung ist Prävention

Die Studie zeigt:

  • Viele Krankheiten entstehen nicht plötzlich, sondern über Jahre – z. B. durch falsche Fütterung oder zu wenig Bewegung
  • Zahnerkrankungen, Adipositas oder chronische Mängel bleiben oft lange unbemerkt
  • Eine aktive Ernährungsberatung durch Tierärzt:innen ist essenziell – nicht erst, wenn bereits Symptome vorliegen

Empfehlung:

  • Biete proaktiv Fütterungsberatung an – nicht nur Diätpläne bei Übergewicht
  • Integriere BCS-Bewertungen, Zahnscreenings und Bewegungschecks in die Routine
  • Kooperiere mit Ernährungsberater:innen für Hunde, um individuelle Futterpläne zu ermöglichen

3. Für Politik und Verbände: Tierschutz beginnt mit Aufklärung

Was ebenfalls klar wird:

  • Der Markt für Tierfutter ist komplex – viele Produkte versprechen mehr, als sie halten
  • Es fehlt an klaren Standards für Beratung, Kennzeichnung und Werbung
  • Gerade im Bereich BARF, Vegan und „natürliche Ernährung“ braucht es mehr Transparenz und Kontrolle

Empfehlung:

  • Fördere wissenschaftlich fundierte Aufklärung für Hundehalter:innen
  • Setze dich für verpflichtende Kennzeichnung von Alleinfutter & Ergänzungsfutter ein
  • Ermögliche bezahlbare Präventionspakete (Checkups, Zahnkontrollen, Ernährungsberatung)

rundum.dog-Fazit: Gesunder Hund = informierter Mensch

Diese Daten zeigen:

  • Hundegesundheit ist kein Zufall – sie ist das Resultat aus Wissen, Beobachtung, Haltung und Fütterung.
  • Moderne Hundehaltung braucht reflektierte Entscheidungen statt Bauchgefühl.
  • Wer die Verantwortung für ein Tier übernimmt, übernimmt auch Verantwortung für dessen Gesundheit – jeden Tag.

Die ganze Studie ist zu finden unter: https://elib.tiho-hannover.de/servlets/MCRFileNodeServlet/tiho_derivate_00001670/Bieliga-ss22.pdf

Der Beitrag "Zwischen Napf und Gesundheit: Deutschlands Hunde im Wandel (2009–2019)"
Weitere Beiträge zum Thema ErnährungLeckerlis & Snacks
Schreib uns, damit wir den Beitrag verbessern können.
Name *
E-Mail *
Nachricht *