Der Amerikanische Bully (American Bully) ist ein noch relativ junger Hundetyp, der durch seine bullige Erscheinung und sein freundliches Wesen auffällt. Entgegen vieler Vorurteile handelt es sich beim Bully nicht um einen klassischen „Kampfhund“, sondern um einen gezielt auf Familienfreundlichkeit und Nervenstärke gezüchteten Begleiter.
Mit seiner muskulösen Statur, dem breiten Kopf und dem auffälligen Körperbau ähnelt der Amerikanische Bully zwar optisch dem American Staffordshire Terrier oder dem American Pit Bull Terrier, ist aber eigenständig gezüchtet und offiziell als eigene Rasse anerkannt – zunächst vom amerikanischen UKC (United Kennel Club), später auch vom ABKC (American Bully Kennel Club).
Der Bully wurde mit dem Ziel gezüchtet, das freundliche und umgängliche Wesen zu stärken und die Aggression, wie sie aus früheren Zuchtlinien bekannt war, deutlich zurückzudrängen. Heute gilt er – trotz seiner imposanten Optik – als menschenbezogener, geduldiger und kinderfreundlicher Hund.
Seine Popularität wächst schnell, vor allem bei urbanen Hundehalter:innen, die einen loyalen, charakterstarken, aber umgänglichen Begleithund suchen. Doch aufgepasst: Auch der Bully braucht klare Regeln, Führung und vor allem gesundheitlich verantwortungsvolle Zucht. Die Vielfalt an Zuchtlinien und Grössenvarianten bringt nicht nur optische Unterschiede mit sich, sondern auch gewisse Risiken, auf die wir in den folgenden Kapiteln eingehen.
Herkunft und Geschichte
Der Amerikanische Bully entstand in den 1990er-Jahren in den USA – als gezielte Weiterentwicklung des American Pit Bull Terriers und des American Staffordshire Terriers. Ziel war es, einen körperlich eindrucksvollen, aber wesensfesten und besonders familienfreundlichen Hund zu züchten.
Dazu wurden neben den bereits bestehenden Bullrassen auch weitere Rassen eingekreuzt, darunter:
- American Bulldog
- English Bulldog
- Olde English Bulldogge
Diese Kreuzungen sollten dem Bully nicht nur ein markanteres Erscheinungsbild geben, sondern auch sein Temperament „weichzeichnen“ – weniger jagdlich motiviert, weniger reaktiv, sozial verträglicher.
Im Jahr 2004 wurde der American Bully vom American Bully Kennel Club (ABKC) als eigenständige Rasse anerkannt. Der United Kennel Club (UKC) folgte 2013 mit einer offiziellen Registrierung. In Europa ist die Rasse bislang nicht von der FCI anerkannt – was bedeutet, dass es keine einheitlichen internationalen Standards gibt. Dennoch verbreitet sich der Bully zunehmend auch in der Schweiz, Deutschland und Österreich.
Achtung: Durch die hohe Nachfrage entstanden in den letzten Jahren zahlreiche dubiose Zuchten – oft mit gesundheitlich problematischen Extremvarianten (z. B. „XL Bully“, „Micro Bully“). Gerade diese Linien stehen in der Kritik, weil sie die Gesundheit und Lebensqualität der Hunde dem „besonderen Aussehen“ unterordnen.
In Grossbritannien wurde der „XL Bully“ 2023 sogar als gefährlich eingestuft und unterliegt seither dem Dangerous Dogs Act – mit entsprechenden Halteverboten oder strengen Auflagen.
Aussehen & Größe
Der Amerikanische Bully ist ein kompakter, muskulöser Hund mit imposanter Erscheinung – trotz seiner Kraftausstrahlung wirkt er oft freundlich und ausgeglichen. Die Rasse ist in mehreren Grössenvarianten anerkannt, die sich im Körperbau zum Teil deutlich unterscheiden. Allen gemeinsam ist jedoch der bullige Look mit starkem Schädel, breiter Brust und kräftiger Muskulatur.
Offiziell anerkannte Varianten (nach ABKC-Standard)
| Typ | Schulterhöhe (ca.) | Gewicht |
|---|---|---|
| Rüden bis 43 cm, Hündinnen bis 40 cm | kompakt, muskulös | |
| Standard | Rüden ca. 43–51 cm, Hündinnen ca. 40–48 cm | ausgewogen kräftig |
| Classic | wie Standard, aber schmaler gebaut | leichter, weniger massiv |
| XL | Rüden über 51 cm, Hündinnen über 48 cm | besonders schwer und kräftig |
(nicht offiziell anerkannt: Micro, XXL, Exotic etc.)
💡 Wichtig: Viele Extreme (z. B. Micro oder „Exotic Bullies“) gehen mit gesundheitlichen Einschränkungen einher – etwa Atemnot, Hautfaltenentzündungen oder Gelenkproblemen. Diese Zuchten sind tierschutzethisch sehr bedenklich.
Typische Merkmale
- Kopf: Breit, mit starkem Kiefer, deutlichem Stop und kurzen, meist leicht gerundeten Ohren (häufig kupiert – in der Schweiz verboten)
- Augen: Oval bis rund, meist weit auseinanderliegend
- Körper: Kompakt, tiefbrüstig, mit breiten Schultern und kräftigem Hals
- Rücken: Kurz und gerade bis leicht ansteigend
- Rute: Kurz bis mittellang, nicht eingerollt
Fell & Farben
Das Fell ist kurz, dicht, glänzend und pflegeleicht. Unterwolle ist kaum vorhanden. Zugelassen sind alle Farben, ausser:
- Merle (wird z. B. vom ABKC nicht als Standardfarbe anerkannt)
- Albinismus (vollständig pigmentlose Hunde)
Häufige Farben:
- Blau (Blue), Schwarz, Braun, Lilac, Creme, gestromt
- Kombinationen mit Weiss (z. B. Blue & White)
Der American Bully ist optisch auffällig, aber im besten Fall gesundheitlich robust und gut proportioniert. Wichtig ist: Je weiter das Erscheinungsbild von funktionalem Körperbau abweicht, desto höher sind oft die gesundheitlichen Risiken.
Wesen & Charakter
Der Amerikanische Bully sieht auf den ersten Blick vielleicht respekteinflößend aus – doch sein Wesen ist in der Regel freundlich, gelassen und menschenbezogen. Genau das war das Zuchtziel: ein kraftvoller Hund mit sanftem Kern, der gut in Familien passt und ein stabiles Sozialverhalten zeigt.
Freundlich, selbstbewusst, loyal
Der Bully gilt als ausgeglichen, nervenstark und eng auf seine Bezugspersonen bezogen. Er möchte dabei sein, sucht Nähe und zeigt oft ein hohes Kuschelbedürfnis. Fremden gegenüber ist er meist neutral bis interessiert, ohne übertrieben wachsam zu sein – ein „still beobachtender Typ“.
Hohe Reizschwelle, aber kein Softie
Ein gut gezogener Bully ist belastbar und lässt sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen. Er neigt weder zu Übersprungshandlungen noch zu impulsivem Verhalten. Gleichzeitig hat er eine starke Eigenwahrnehmung und kann durchaus stur sein – Konsequenz ist daher Pflicht.
Verspielt und menschenlieb
Gerade die Standard- und Classic-Typen zeigen sich oft verspielt und kinderlieb – vorausgesetzt, sie wurden sozial gut geprägt. Sie sind meist tolerant, aber keine „Babysitter“. Ein respektvoller Umgang durch Kinder ist Voraussetzung.
Artgenossenverträglichkeit: individuell
Wie bei allen bullartigen Rassen variiert die Hundeverträglichkeit stark. Viele Bullies sind gut mit anderen Hunden sozialisiert, andere eher distanziert oder gleichgeschlechtlich unverträglich. Hier ist vorausschauendes Verhalten gefragt – und eine gute Einschätzung der Körpersprache.
Schutztrieb? Gering bis mittel
Der Bully hat kein ausgeprägtes Schutzverhalten – das wurde bewusst zurückgezüchtet. Dennoch zeigt er sich gegenüber seinem Menschen wachsam, wenn es notwendig ist. Er meldet eher leise und zurückhaltend – kein Kläffer, aber aufmerksam.
In verantwortungsvoller Haltung ist der Amerikanische Bully ein treuer, stabiler Begleiter mit viel Herz – freundlich, nervenstark und erstaunlich sanft im Umgang.
Für wen passt diese Hunderasse – und für wen eher nicht?
Der Amerikanische Bully ist ein Hund mit viel Potenzial – aber auch mit spezifischen Anforderungen. Er eignet sich nicht für jeden Haushalt, und seine Haltung sollte gut überlegt und vorbereitet sein. Besonders wichtig sind eine stabile Erziehung, gesundheitliches Bewusstsein und die Bereitschaft, sich intensiv mit der Rasse auseinanderzusetzen.
Für wen passt der American Bully?
✅ Menschen mit Hundeerfahrung oder Lernbereitschaft
Du musst kein Profi sein, aber du solltest bereit sein, Verantwortung zu übernehmen, dich mit Hundeverhalten auseinanderzusetzen und konsequent zu handeln.
✅ Aktive Familien mit Zeit und Struktur
Der Bully liebt das Familienleben – vorausgesetzt, es gibt klare Regeln, ausreichend Beschäftigung und ruhige Rückzugsorte.
✅ Menschen mit Wohnraum, aber ohne strikte Rasselisten
In der Schweiz und Deutschland ist der Bully (je nach Typ) teilweise als Listenhund eingestuft. Wer ihn halten will, sollte sich über kantonale/kommunale Vorgaben frühzeitig informieren.
✅ Halter:innen, die körperlich präsent und psychisch stabil sind
Der Bully braucht klare Führung, keine Härte. Wer souverän auftritt und sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen lässt, wird mit einem verlässlichen Hund belohnt.
Für wen ist der Bully eher nicht geeignet?
❌ Menschen, die nur das Aussehen reizt
Wer sich vom bulligen Look angezogen fühlt, aber keine Ahnung von Hundeverhalten oder Hundegesetzen hat, wird schnell überfordert sein – auf der Strasse, im Alltag, mit Behörden.
❌ Sportmuffel oder rein bequeme Hundehalter:innen
Der Bully mag zwar gemütlich wirken, braucht aber sowohl geistige wie auch körperliche Auslastung. Spaziergänge „nur schnell um den Block“ reichen nicht.
❌ Multitier-Haushalte mit unverträglichen Hunden
Nicht alle Bullies sind sozial verträglich – insbesondere nicht mit gleichgeschlechtlichen Artgenossen oder unsicheren Hunden. Wer mehrere Tiere hält, braucht Erfahrung im Management von Hundegruppen.
❌ Menschen mit wenig Geduld
Manche Bullies sind stur, andere sensibel, viele beides. Wer in Stress gerät, wenn nicht alles sofort klappt, hat es schwer mit dieser Rasse.
Fazit:
Der American Bully ist ein liebevoller, stabiler und optisch markanter Hund – aber er passt nur zu Menschen, die ihn nicht als „Statussymbol“, sondern als echtes Familienmitglied sehen. Wer das mitbringt, bekommt einen tief loyalen Begleiter mit viel Herz und Charakter.
Erziehung & Alltag
Die Erziehung eines Amerikanischen Bullys ist eine Frage der Haltung – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Diese Hunde brauchen weder Härte noch Dominanzgehabe, aber sehr wohl Klarheit, Konsequenz und vorausschauendes Handeln. Ihr Charakter vereint Sensibilität mit einer gewissen Dickköpfigkeit – das erfordert Fingerspitzengefühl.
Früh übt sich: Sozialisierung ab Woche 8
Ein gut sozialisierter Bully ist im Alltag meist entspannt, offen und belastbar. Deshalb gilt: Je früher du mit gezielter Umweltgewöhnung beginnst, desto besser. Dazu gehören:
- Kontakt zu verschiedenen Menschen (Kinder, Männer, ältere Personen)
- Begegnungen mit unterschiedlichen Hunden
- Alltagsreize wie Stadtverkehr, Busfahren, Tierarztbesuche
- Ruhephasen trotz Trubel (z. B. im Café, Büro, Park)
Wichtig ist, den Hund nicht zu überfordern – lieber kleinschrittig, positiv und mit viel Lob.
Konsequenz statt Strenge
Der Amerikanische Bully testet durchaus Grenzen – nicht aggressiv, aber selbstbewusst. Er braucht klare Regeln, liebevolle Führung und Rituale im Alltag. Belohnungsbasiertes Training ist ideal, Strafe oder Druck hingegen können zu Meideverhalten oder Unsicherheit führen.
Typische Trainingsziele:
- Leinenführigkeit: Wegen der Kraft dieser Rasse unerlässlich.
- Rückruf: Früh aufgebaut und mit hoher Belohnung verstärkt.
- Impulskontrolle: Besonders bei Futter, Spiel, Begegnungen.
- Alleinbleiben: Schrittweise üben – Bullies sind menschenbezogen und oft ungern allein.
Alltagstauglichkeit von Anfang an mitdenken
Der Bully soll dich begleiten können – im Auto, im Restaurant, beim Besuch. Dafür braucht es Alltagstraining: z. B. Ruhe auf Signal, sicheres Warten, Maulkorbgewöhnung (bei Listenpflicht).
Auch das Einhalten gesetzlicher Vorgaben gehört zur Alltagstauglichkeit: In einigen Kantonen/Regionen sind Sachkundenachweise, Leinenpflicht oder Maulkorbzwang erforderlich – besonders bei XL-Typen.
Stärken: lernfreudig, menschenbezogen, geduldig
Herausforderungen: dickköpfig, reaktiv bei falscher Führung, schnell gelangweilt
Wer mit einem Bully konsequent, fair und humorvoll arbeitet, gewinnt einen sehr kooperativen und treuen Partner. Aber er „funktioniert“ nicht automatisch – und braucht eine klare Linie, um sich zu orientieren.
Auslastung & Beschäftigung
Der Amerikanische Bully ist kein typischer Arbeitshund – aber auch kein Sofahund. Er braucht tägliche Bewegung, geistige Beschäftigung und soziale Interaktion, um ausgeglichen zu bleiben. Dabei gilt: Weniger ist manchmal mehr – vor allem dann, wenn die Reize gut gewählt und sinnvoll kombiniert sind.
Körperliche Auslastung – angepasst an Typ und Fitness
Je nach Typ (Pocket, Standard, XL) unterscheidet sich das Aktivitätslevel leicht. Während ein sportlicher Standard-Bully längere Touren liebt, braucht ein XL-Bully eher kürzere, dafür regelmässige Bewegungseinheiten.
Empfehlungen:
- 2–3 Spaziergänge täglich, davon ein grosser (mind. 45–60 Min.)
- freies Spiel auf eingezäuntem Gelände oder an der Schleppleine
- Gelenkschonendes Muskeltraining (z. B. langsames Bergwandern, Schwimmen, Cavaletti)
❗ Wichtig: Bullies mit extremem Körperbau (z. B. XL oder Micro) dürfen nicht überlastet werden – besonders im Wachstum. Gelenke, Atemwege und Herz müssen immer berücksichtigt werden.
Geistige Auslastung – der unterschätzte Schlüssel
Bullies sind intelligent, oft unterschätzt in ihrer Lernfreude und lieben Herausforderungen, wenn sie sinnvoll gestaltet sind. Geeignet sind:
- Nasenarbeit: Schnüffelteppiche, Futterspiele, Spurensuche
- Tricktraining & Clickerarbeit: fördert Bindung und Kommunikation
- Suchspiele mit Gegenständen oder Personen
- Impulse kontrollieren lernen: z. B. „Warte“, „Schau mich an“, „Lass es“
Schon 15 Minuten gezieltes Denkspiel pro Tag können Wunder wirken – und sind oft effektiver als stundenlange Reizüberflutung.
Hundesport? Nur mit Augenmass
Nicht jeder Bully eignet sich für klassischen Hundesport. Trotzdem gibt es Alternativen:
- Rally Obedience: ruhiger Parcours mit Alltagskommandos
- Mantrailing / Fährtenarbeit: ruhig, sinnvoll, artgerecht
- Trickdogging: auch für Indoor-Tage geeignet
- Zughundesport (nur mit passenden Hunden): z. B. Canicross, Dogscooter
Achte dabei immer auf die körperliche Belastbarkeit und vermeide Überhitzung, Sprungbelastung und Überforderung.
Ruhe lernen = Pflichtprogramm
Bullies neigen dazu, sich schnell an Reize zu gewöhnen – und diese einzufordern. Wer nicht gezielt Ruhe trainiert, bekommt leicht einen gestressten „Reizjunkie“. Deshalb:
- Ruhephasen nach Spaziergängen oder Spiel gezielt einplanen
- Ruhedecke trainieren
- Langeweile aushalten lehren
Ein ausgeglichener Bully ist kein „ausgepowerter“ Hund – sondern einer, der körperlich, geistig und emotional in Balance ist.
Pflege & Fell
Der Amerikanische Bully ist in der Fellpflege grundsätzlich unkompliziert – doch gerade wegen seiner Hautstruktur und Körperform verdient er besondere Aufmerksamkeit. Vor allem Falten, Krallen, Pfoten und Ohren sollten regelmässig kontrolliert und gepflegt werden, um Entzündungen und chronische Hautprobleme zu vermeiden.
Fellpflege: kurz, dicht, pflegeleicht
Das kurze, glatte Fell des Bullys liegt eng an und glänzt bei guter Gesundheit. Die Fellpflege ist einfach:
- 1–2× pro Woche bürsten, z. B. mit einem Gummistriegel oder Noppenhandschuh
- während des Fellwechsels im Frühling und Herbst häufiger
- loses Haar und abgestorbene Hautschüppchen entfernen
- fördert die Durchblutung und verteilt den natürlichen Hauttalg
Baden ist nur selten notwendig – etwa bei starker Verschmutzung. Dabei:
- nur pH-neutrales Hundeshampoo verwenden
- danach gründlich abtrocknen, auch zwischen den Falten
Hautfalten: kritisch bei extrem gezüchteten Typen
Insbesondere bei „Exotic“ oder übertypisierten Bullies (z. B. Micro oder XL mit übermässigen Hautfalten) kann es zu chronischen Problemen kommen:
- Feuchtigkeit und Reibung führen zu Hautentzündungen
- regelmässig reinigen und trocken halten
- Faltenpflege nur mit milden, parfümfreien Reinigern
Wenn sich Geruch, Rötung oder Juckreiz zeigt: unbedingt tierärztlich abklären lassen.
Augen, Ohren und Krallen
- Augen: leichte Sekretbildung ist normal – mit feuchtem Tuch vorsichtig reinigen
- Ohren: wöchentlich kontrollieren, bei Bedarf mit geeignetem Reiniger säubern
- Krallen: durch das kompakte Gewicht oft nicht genug abgenutzt – regelmässig kürzen, um Fehlstellungen und Schmerzen zu vermeiden
Zahnpflege nicht vergessen
Bullies neigen zu Zahnstein und Maulgeruch, vor allem bei minderwertigem Futter oder wenig Kaukontakt. Darum:
- Zähneputzen 2–3× pro Woche mit Hundezahnbürste
- Kauartikel aus Naturmaterialien (z. B. Rinderhaut, Geweih, Kauwurzeln)
- bei Bedarf: professionelle Zahnreinigung durch die Tierärztin
Pflege ist beim Bully kein Luxus – sondern Gesundheitsprophylaxe. Wer früh damit beginnt und sie als Ritual aufbaut, spart Tierarztkosten und stärkt die Bindung.
Gesundheit & häufige Probleme
Die Gesundheit des Amerikanischen Bullys ist stark von seiner Zuchtlinie abhängig. Während gut gezüchtete Standard- oder Classic-Typen meist robust und langlebig sind, zeigen viele extrem übertypisierte Varianten (XL, Micro, Exotic) gravierende gesundheitliche Einschränkungen – teilweise bereits im Welpenalter.
Wer sich für einen Bully interessiert, sollte die gesundheitlichen Risiken kennen und bei der Wahl des Züchters höchste Sorgfalt walten lassen.
Lebenserwartung
- Standard/Classic Bully: ca. 10–13 Jahre bei guter Gesundheit
- XL oder Exotic Bully: oft deutlich kürzer (6–10 Jahre), je nach Belastung von Gelenken, Herz und Atemwegen
Häufige Gesundheitsprobleme
Hüft- und Ellenbogendysplasie (HD/ED)
Fehlstellungen in Hüfte oder Ellbogen sind bei bullartigen Rassen weit verbreitet. Sie führen zu Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und langfristig zu Arthrose.
Atemwegserkrankungen (BOAS)
Insbesondere bei extrem kurzköpfigen Typen (brachyzephalen Linien) treten Atemnot, Röcheln und Hitzestress auf – vergleichbar mit Möpsen oder Französischen Bulldoggen. Das ist tierschutzrelevant.
Herzerkrankungen (v. a. bei XL-Linien)
Zucht auf extreme Masse kann zu Herzvergrößerungen, Leistungsinsuffizienz oder plötzlichem Herztod führen. Eine jährliche Herzuntersuchung ist bei grossen Typen ratsam.
Hautprobleme & Allergien
Viele Bullies neigen zu Juckreiz, Hot Spots, Milbenbefall oder Allergien – oft in Verbindung mit Futterunverträglichkeiten oder mangelnder Hautpflege.
Augenprobleme
Ektropium, Entropium oder Lidfehlstellungen kommen bei manchen Linien vor – sie führen zu chronischer Reizung und sollten operativ korrigiert werden.
Ein häufiger Risikofaktor, vor allem bei zu wenig Bewegung oder falscher Ernährung. Übergewicht belastet Herz, Gelenke und Stoffwechsel.
Gesundheitsvorsorge: Was du tun kannst
✅ Nur bei seriösen Züchtern kaufen, die Gesundheit über Optik stellen
✅ Regelmässige Check-ups beim Tierarzt (inkl. Herz & Gelenke)
✅ Röntgenuntersuchung auf HD/ED bei Junghunden ab ca. 12 Monaten
✅ Verzicht auf extreme Typen mit Übergewicht, Atemnot oder übermässiger Faltenbildung
✅ Ausgewogene Ernährung, angepasst an Typ, Gewicht und Aktivitätslevel
✅ Maulkorbtraining, falls Listenpflicht besteht (viele Kantone)
Ein verantwortungsvoll gezüchteter Bully ist in der Regel gesund, kräftig und leistungsfähig. Problematisch sind vor allem Hunde aus Massenzuchten, Modezuchten oder dubiosen Quellen – hier drohen hohe Tierarztkosten und leidvolle Krankheitsverläufe.
Kauf, Adoption & Züchterwahl
Die Beliebtheit des Amerikanischen Bullys ist in den letzten Jahren rasant gestiegen – und mit ihr die Zahl unseriöser Anbieter. Wer sich für einen Bully entscheidet, sollte sich dieser Verantwortung bewusst sein: Du beeinflusst mit deiner Entscheidung nicht nur dein eigenes Leben, sondern auch das des Hundes und die Qualität zukünftiger Zuchten.
Kauf beim seriösen Züchter
Ein verantwortungsvoller Bully-Züchter züchtet nicht auf maximale Masse oder Extremmerkmale, sondern auf:
- stabile Gesundheit
- ausgeglichenes Wesen
- funktionale Anatomie
- gut sozialisierte Welpen
Achte unbedingt auf folgende Punkte:
Zuchtnachweis & Gesundheitsdokumente
- HD/ED-Röntgen
- Herzultraschall (besonders bei XL-Linien)
- keine Inzucht oder extreme Linienverpaarung
- Nachweise über Abstammung und Zuchtverband (z. B. ABKC, UKC)
Aufzuchtbedingungen
- Familienanschluss statt Kellerbox
- Umweltreize, Kinder, Haushaltsgeräusche
- frühe Prägung auf Menschen und Alltagssituationen
Zuchtziele & Offenheit
- Züchter:innen erklären, welche Linie sie führen
- geben transparent Auskunft über Risiken und Pflegeaufwand
- stellen kritische Fragen – und erwarten keine Spontankäufe
🛑 Finger weg von:
- Onlineanzeigen mit „XXL, Micro, Exotic, Rare, Fully loaded“
- Welpen ohne Papiere oder mit merkwürdigen Ursprungsangaben
- Verkäufen mit Übergabe „auf dem Parkplatz“
Adoption: auch Bullies landen im Tierheim
Gerade durch gesetzliche Einschränkungen (Listenhundeverordnungen) landen viele Bullys im Tierheim – oft unverschuldet. Eine Adoption kann eine sinnvolle Option sein, wenn:
- du bereit bist, dich auf die Vorgeschichte einzulassen
- du bereit bist für einen Wesenstest oder Sachkundenachweis
- du einen Hund mit Charakter suchst – nicht mit Zuchtpapieren
Tierschutzorganisationen oder Rasse-Nothilfen helfen dir bei der Einschätzung und bieten oft auch begleitete Kennenlernphasen oder Pflegestellenlösungen an.
Rasselisten & Auflagen
In der Schweiz, Deutschland und Österreich kann die Haltung des American Bully je nach Typ und Kanton/Bundesland eingeschränkt oder bewilligungspflichtig sein. Vor dem Kauf unbedingt:
- beim Kantonstierarzt oder Gemeindeamt informieren
- prüfen, ob Haltung, Import oder Zucht erlaubt sind
- ggf. Sachkundenachweis, Leinen- oder Maulkorbpflicht einplanen
Fazit:
Der Kauf eines American Bully ist nichts für Impulskäufe oder Schnäppchenjäger. Wer sich seriös informiert, auf Gesundheit achtet und den Hund als Lebewesen statt Statussymbol sieht, trifft eine gute Entscheidung – für sich, den Hund und die Zukunft der Rasse.
Fazit zum Amerikanischer Bully
Der Amerikanische Bully ist ein Hund voller Gegensätze: muskulös, aber sensibel; imposant, aber oft sanftmütig; stur, aber eng verbunden mit „seinen“ Menschen. Wer ihn nur auf sein Äusseres reduziert, verpasst seinen wahren Charakter – einen loyalen, menschenbezogenen und erstaunlich feinfühligen Begleiter.
Doch diese Rasse ist kein Lifestyle-Accessoire. Sie fordert Verantwortungsbewusstsein, Konsequenz und ein wachsames Auge auf Gesundheit und Ethik. Besonders die extreme Zucht auf Masse, Kurzköpfigkeit oder Seltenheit („Exotic“, „Micro“, „XL“) hat zu vielen tierschutzrelevanten Problemen geführt. Wer einen gesunden, sozialen Bully möchte, muss sorgfältig auswählen und darf nicht dem Hype folgen.
Ein gut gezogener Bully ist hingegen ein echter Familienhund: ruhig im Haus, verspielt im Garten, aufmerksam auf Spaziergängen – und eng an seinen Menschen orientiert. Er braucht eine klare Führung, eine liebevolle Beziehung und sinnvolle Beschäftigung. Dann zeigt er, wie viel Herz unter der kräftigen Hülle steckt.
Für die richtigen Menschen ist der Amerikanische Bully ein verlässlicher, tief loyaler Partner – mit Charakter, Ausstrahlung und viel Potenzial für ein harmonisches Miteinander.
FAQ – Häufige Fragen zum Amerikanischen Bully
Ist der Amerikanische Bully ein Kampfhund?
Nein. Der American Bully wurde gezielt auf ein freundliches, stabiles Wesen gezüchtet – nicht auf Aggression oder Schutztrieb. Er unterscheidet sich deutlich vom American Pit Bull Terrier oder Staffordshire Terrier, auch wenn die Wurzeln ähnlich sind. Trotzdem wird er in einigen Regionen als „Listenhund“ eingestuft.
Was ist der Unterschied zwischen American Bully und American Staffordshire Terrier?
Der Bully ist breiter, massiger und meist ruhiger als der AmStaff. Während der AmStaff sportlich-kompakt wirkt, fällt der Bully durch seine massivere Statur auf. Charakterlich ist der Bully oft weniger triebhaft, aber nicht weniger menschenbezogen.
Ist ein American Bully ein guter Familienhund?
Ja – vorausgesetzt, er stammt aus einer seriösen Zucht, ist gut sozialisiert und wird verantwortungsvoll geführt. Viele Bullies sind geduldig mit Kindern, verschmust und sehr menschenfreundlich. Wichtig: Kinder müssen den respektvollen Umgang mit dem Hund lernen.
Wie viel Bewegung braucht ein American Bully?
Mindestens 1–2 Stunden täglich – angepasst an Typ und Gesundheitszustand. Nasenarbeit, Denkspiele und ruhige Spaziergänge sind oft besser als wildes Rennen. XL- und Exotic-Typen dürfen keinesfalls überfordert werden.
Gibt es gesundheitliche Probleme bei Bullies?
Ja – vor allem bei extremen Typen (XL, Exotic, Micro). Häufig sind Gelenkprobleme, Atemnot, Hautfaltenentzündungen oder Herzkrankheiten. Standard- und Classic-Typen sind meist deutlich robuster – aber nur, wenn sie aus verantwortungsvoller Zucht stammen.
Wird der American Bully in der Schweiz oder Deutschland als Listenhund geführt?
Je nach Kanton oder Bundesland kann die Haltung eingeschränkt oder bewilligungspflichtig sein – z. B. durch Leinenpflicht, Maulkorbzwang oder Halteverbot. Informiere dich frühzeitig bei den zuständigen Behörden, bevor du dich für einen Bully entscheidest.
Wie finde ich einen seriösen Züchter?
Achte auf Gesundheitstests, soziale Aufzucht, funktionalen Körperbau (keine Übertreibungen!) und eine offene Kommunikation. Finger weg von „XXL-Monstern“ aus dem Internet. Ein guter Züchter stellt Fragen – nicht nur Preise.
Gibt es auch American Bullies im Tierschutz?
Ja. Viele landen im Tierheim, weil sie unterschätzt oder illegal gehalten wurden. Tierschutzvereine und Rasse-Nothilfen vermitteln Bullies mit Charakter – oft mit Einschätzung, Trainingstipps und Nachbetreuung.



