Im Sommer kommt oft der gut gemeinte Gedanke: „Weniger Fell heißt weniger Hitze“. Aber gerade bei vielen Hunderassen ist das Gegenteil der Fall – und das kann riskant sein.
Die Funktionen des Fells – gerade im Sommer
- Temperaturregulation: Besonders bei doppelschichtigen Felltypen (Unter- und Oberfell) wirkt das Fell wie eine natürliche Klimaanlage – es hält kühlende Luft nah an der Haut und schützt vor Überhitzung.
- Sonnenschutz: Das Fell schützt vor UV-Strahlung und beugt Sonnenbrand und Hautschäden vor – ein Faktor, gerade bei hellhäutigen oder lichtfarbigen Hunden.
- Schutzfunktion: Vor Insektenstichen, Schmutz und Kratzern – ohne das Fell ist die Haut ungeschützt.
Risiken – wenn man das Fell zu stark reduziert
- Überhitzung statt Kühlung: Ohne die isolierende Wirkung des Unterfells regulieren Hunde ihre Temperatur deutlich schlechter.
- Sonnenbrand und Hauterkrankungen: Die direkte Hautexposition erhöht deutlich die Gefahr von Sonnenbrand, Hautreizungen bis hin zu Hautkrebs.
- Verändertes Fellwachstum: Nach dem Scheren kann das Fell ungleichmäßig, dünner oder sogar dauerhaft beschädigt nachwachsen (Clipper-Follikel-Schäden, Post-Clipping-Alopecia).
- Mehr Haarausfall, nicht weniger: Bei Doppelfell-Rassen wirft das schräg geschnittene Fell mehr Haare ab – das „Sofarahmen-Syndrom“.
- Mehr Hautprobleme & Parasiten: Ohne natürliche Barriere sind Mücken, Flöhe und Zecken leichter dran – und Hautreizungen treten häufiger auf.
Welche Rassen grundsätzlich nicht geschoren werden sollten
- Doppelfell-Rassen: Terrier, Husky, Labrador, Golden Retriever, Schäferhund, Bernhardiner, Pyrenäenberghund u.a..
- Single-Coats mit Unterfell: Auch z. B. Australian Shepherd oder Border Collie zählen dazu.
Das Fell schützt und reguliert – also bitte NIEMALS komplett abrasiert.
Ausnahmen: Wann Scheren gut sein kann
- Severe Verfilzungen/Matten, die sonst schmerzhaft bleiben – aber nur zur tiermedizinisch-gründlichen Lösung.
- Krankheit oder Wunden im Fellbereich, wo Rasur notwendig ist.
- Einzelne Teilbereiche (z. B. Pfoten, Analregion): Sanft trimmen ist in Ordnung.
Aber: Das sollte immer nur unter fachlicher Anleitung geschehen.
Sinnvolle Alternativen zum Scheren
- Regelmässiges, gründliches Bürsten: Entfernt lose Haare, fördert den Luftaustausch und reduziert Hitze.
- Sanfte Trimmarbeit: Kurz am Bauch, Beinen oder Pfoten – schützt Haut und hält Fell atmungsaktiv.
- Kühlsysteme: Schattenplätze, kühle Unterlagen, Wasserspielzeuge oder Feuchtigkeits-Bodies für Hunde.
- Abkühlung von innen: Frischwasser, Kühlwesten oder „Pup-sicles“ (gefrohrene Snacks).
- Temperaturbewusst spazieren gehen: Früh morgens oder später am Abend Schritte machen, heisse Wege meiden.
Die richtige Hundebürste finden – so geht’s
Felltyp bestimmen – das A und O
Bevor Du irgendetwas kaufst: Schau Dir an, was für ein Fell Dein Hund hat. Das bestimmt, welche Bürste Sinn ergibt.
| Felltyp | Beispiele | Pflegebedarf | Geeignete Bürsten |
|---|---|---|---|
| Kurzhaar
(ohne Unterwolle) |
Mops, Dobermann | mässig | Gummibürste, Noppenhandschuh |
| Kurzhaar mit Unterwolle | Labrador, Schäferhund | hoch im Fellwechsel | Unterwollbürste, Furminator, Zupfbürste |
| Langhaar mit Unterwolle | Collie, Australian Shepherd | sehr hoch | Unterwollkamm, Entfilzungsstriegel, Langhaarbürste |
| Langhaar ohne Unterwolle | Malteser, Havaneser | hoch, tägliches Bürsten | Soft Slicker, Metallkamm |
| Lockiges Fell | Pudel, Labradoodle | sehr hoch, regelmässiges Trimmen | Metallkamm, Entwirrungskamm, Scherkopf beim Groomer |
| Drahtiges Fell | Dackel rauhaar, Terrier | mittel, Trimmen notwendig | Trimm-Messer, Drahtbürste |
Welche Bürste für welchen Zweck?
| Bürstenart | Funktion | Geeignet für |
|---|---|---|
| Noppenhandschuh | sanfte Massage, loses Deckhaar entfernen | kurzhaarige Hunde, empfindliche Haut |
| Gummibürste | lockert Schmutz, regt Durchblutung an | Kurzhaar, z. B. Boxer, Vizsla |
| Zupfbürste (Slicker Brush) | entfernt lose Unterwolle, glättet Deckhaar | langhaarige Hunde mit dichter Unterwolle |
| Entfilzungsstriegel | löst kleinere Knoten, spart Schur | Langhaarhunde mit Neigung zu Filz |
| Unterwollbürste (z. B. Furminator) | entfernt abgestorbene Unterwolle ohne Deckhaar zu beschädigen | Doppelfell-Rassen wie Retriever oder Husky |
| Metallkamm mit groben und feinen Zinken | Nachkontrolle, Detailarbeit | alle Langhaar- und Lockenrassen |
| Trimm-Messer | entfernt abgestorbene Deckhaare bei rauem Fell | Rauhaardackel, Terrier – Anwendung mit Know-how! |
Worauf Du beim Kauf achten solltest
- Ergonomischer Griff: Du wirst die Bürste oft brauchen – sie sollte gut in der Hand liegen.
- Gute Verarbeitung: Keine scharfen Kanten, die Haut verletzen könnten.
- Größe passend zum Hund: Für kleine Hunde reicht ein kleiner Bürstenkopf – bei grossen brauchst Du Fläche.
- Lieber Qualität als Discounterware: Schlechte Bürsten ziepen, verletzen oder taugen nichts.
Wie oft sollte gebürstet werden?
| Felltyp | Empfehlung |
|---|---|
| Kurzhaar | 1–2× pro Woche |
| Doppelfell | 2–3× pro Woche, im Fellwechsel täglich |
| Langhaar | mindestens 1× täglich |
| Lockenfell | alle 1–2 Tage + regelmässig scheren/trimmen |
Tipp: Je häufiger Du bürstest, desto weniger Haare in der Wohnung – und desto besser atmungsaktiv bleibt das Fell.
Deine Frage-Checkliste für den nächsten Tierarzt- oder Salonbesuch
- Stelle Fragen zum Felltyp Deines Hundes (ein-, doppelschichtig?).
- Erkundige dich nach professionellen Pflegetechniken für Sommer – zum Beispiel „Deshedding“ statt Scheren.
- Kläre ab, ob ein gezielter Schnitt in bestimmten Bereichen sinnvoll ist – nie komplett scheren lassen.
- Lass Dich beraten zu Sonnen- und Hitzeschutz, ggf. mit tierfreundlichem Sonnenschutz.
| Frage | Ziel |
|---|---|
| „Welcher Felltypen hat mein Hund – Single oder Double Coat?“ | Basiswissen zu Pflege |
| „Welche Sommermaßnahmen empfehlen Sie – Deshedding oder Teiltrim?“ | Gezielt statt grob scheren |
| „Wie schützt man seine Haut effektiv vor Sonne und Hitze?“ | Ganzheitlicher Schutz |
| „Gibt’s Produkte oder Tools, die den Sommereinsatz erleichtern?“ | Abgestimmte Beratung |
Fazit
- Scheren aus Hitzeschutz ist meist kontraproduktiv – das Fell ist kein Ballast, sondern essenziell für Wärmeregulierung, Hautschutz und Parasitenabwehr.
- Nur bei echten Problemen wie Matte, Krankheit oder Operation kann Teilrasur nötig sein – und selbst dann: mit Augenmass und Profi-Begleitung.
- Besser: regelmässige Fellpflege, Abkühlung und Rücksicht auf Rassebedürfnisse.



