Thrombopenie

Thrombopenie (oder Thrombozytopenie) ist eine Erkrankung, bei der die Anzahl der Thrombozyten (Blutplättchen) im Blut eines Hundes verringert ist. Da Thrombozyten eine zentrale Rolle bei der Blutgerinnung spielen, kann eine Thrombopenie das Risiko für übermäßige Blutungen erhöhen. Diese Erkrankung kann durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden, darunter Infektionen, Autoimmunerkrankungen, Krebs oder bestimmte Medikamente. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden.

Was ist Thrombopenie?

Thrombopenie bezeichnet einen Zustand, bei dem die Zahl der Thrombozyten (Blutplättchen) im Blut unter den Normalbereich fällt. Thrombozyten sind kleine Zellfragmente, die im Knochenmark produziert werden und für die Blutgerinnung verantwortlich sind. Wenn die Anzahl der Thrombozyten zu niedrig ist, kann das Blut nicht richtig gerinnen, was das Risiko von inneren und äußeren Blutungen erhöht.

Der normale Thrombozytenwert bei Hunden liegt zwischen 150.000 und 400.000 Thrombozyten pro Mikroliter Blut. Wenn dieser Wert unter 150.000 fällt, spricht man von einer Thrombopenie.

Ursachen der Thrombopenie bei Hunden

Thrombopenie kann durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden, die entweder die Produktion der Thrombozyten im Knochenmark beeinträchtigen oder zu einem übermäßigen Abbau der Thrombozyten im Blut führen:

Autoimmunerkrankungen:

  • Die häufigste Ursache für Thrombopenie bei Hunden ist die Immunvermittelte Thrombozytopenie (IMT), eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die eigenen Thrombozyten angreift und zerstört. Bei dieser Erkrankung erkennt das Immunsystem die Thrombozyten fälschlicherweise als Fremdkörper und baut sie ab.

Infektionen:

  • Virale, bakterielle oder parasitäre Infektionen können zu Thrombopenie führen, indem sie die Produktion von Thrombozyten beeinträchtigen oder eine übermäßige Zerstörung von Thrombozyten verursachen. Zu den häufigsten Infektionen gehören:
  • Anaplasmose: Eine durch Zecken übertragene Krankheit, die das Immunsystem beeinträchtigt.
  • Ehrlichiose: Eine weitere durch Zecken übertragene Krankheit, die die Zellen des Immunsystems befällt.
  • Babesiose: Eine parasitäre Infektion, die rote Blutkörperchen zerstört und auch Thrombozyten beeinflussen kann.
  • Leptospirose: Eine bakterielle Infektion, die Nieren- und Leberschäden verursacht und die Blutgerinnung beeinträchtigen kann.

Medikamente:

  • Einige Medikamente können Thrombopenie verursachen, indem sie die Produktion von Thrombozyten im Knochenmark hemmen oder eine Immunreaktion auslösen, bei der die Thrombozyten zerstört werden. Zu diesen Medikamenten gehören bestimmte Antibiotika, entzündungshemmende Mittel und Krebsmedikamente.

Toxine:

  • Gifte oder Toxine, die durch versehentliches Fressen von bestimmten Pflanzen oder Chemikalien aufgenommen werden, können das Knochenmark schädigen oder eine Thrombopenie auslösen.

Krebs:

  • Krebserkrankungen wie Lymphome oder Leukämie können die normale Produktion von Blutzellen im Knochenmark beeinträchtigen und zu Thrombopenie führen. Auch Tumore, die das Knochenmark infiltrieren, können die Thrombozytenproduktion reduzieren.

Erblich bedingte Erkrankungen:

  • Einige Hunde können genetisch bedingt eine Thrombopenie entwickeln. Bestimmte Rassen, wie der Cavalier King Charles Spaniel, neigen dazu, von Natur aus eine leicht reduzierte Thrombozytenzahl zu haben, ohne dass dies gesundheitliche Probleme verursacht.

Symptome der Thrombopenie bei Hunden

Die Symptome der Thrombopenie hängen davon ab, wie stark die Thrombozytenzahl gesunken ist und wie gut der Körper die Blutgerinnung aufrechterhalten kann. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  1. Blutergüsse (Hämatome): Hunde mit Thrombopenie neigen dazu, leicht Blutergüsse zu entwickeln, selbst nach leichten Verletzungen oder Druck auf die Haut. Diese Blutergüsse können besonders an Stellen wie dem Bauch oder den Ohren sichtbar sein.
  2. Nasenbluten (Epistaxis): Ein weiteres häufiges Symptom ist Nasenbluten, da die Schleimhäute bei Thrombopenie besonders empfindlich werden und leicht bluten.
  3. Zahnfleischbluten: Hunde mit Thrombopenie können Zahnfleischbluten entwickeln, selbst ohne ersichtlichen Grund oder nach leichtem Kontakt mit harten Gegenständen.
  4. Petechien: Petechien sind kleine, punktförmige rote oder violette Flecken auf der Haut oder den Schleimhäuten, die durch kleine Blutungen unter der Haut verursacht werden. Sie treten häufig bei schweren Fällen von Thrombopenie auf.
  5. Schwäche und Lethargie: Da der Körper bei Thrombopenie Schwierigkeiten hat, Blutungen zu kontrollieren, kann der Hund aufgrund von Blutverlusten schwach und lethargisch wirken. In schweren Fällen kann es zu Kollaps kommen.
  6. Blut im Urin oder Stuhl: Hunde mit schweren Formen von Thrombopenie können Blut im Urin (Hämaturie) oder Blut im Stuhl (Meläna) entwickeln, was auf innere Blutungen hindeutet.

Diagnose der Thrombopenie

Die Diagnose der Thrombopenie erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus klinischer Untersuchung und Bluttests. Wichtige diagnostische Schritte umfassen:

  1. Blutbild: Ein vollständiges Blutbild (CBC) gibt Aufschluss über die Anzahl der Thrombozyten und kann eine Thrombopenie bestätigen. Ein CBC wird auch dazu verwendet, die Anzahl der roten und weißen Blutkörperchen zu überprüfen, um weitere Anomalien festzustellen.
  2. Knochenmarkbiopsie: Wenn der Verdacht besteht, dass die Thrombopenie durch eine gestörte Produktion von Thrombozyten im Knochenmark verursacht wird, kann eine Knochenmarkbiopsie durchgeführt werden, um die Zellproduktion zu bewerten.
  3. Blutgerinnungstests: Tests zur Überprüfung der Blutgerinnung, wie die Messung der Prothrombinzeit (PT) und der aktivierten partiellen Thromboplastinzeit (aPTT), können helfen festzustellen, ob zusätzlich zu der Thrombopenie eine abnormale Gerinnungsstörung vorliegt.
  4. Spezifische Tests auf Infektionen: Wenn eine Infektion als Ursache der Thrombopenie vermutet wird, können spezifische Tests wie PCR oder Serologie durchgeführt werden, um Erreger wie Anaplasmose, Ehrlichiose oder Babesiose nachzuweisen.
  5. Bildgebende Verfahren: In einigen Fällen, insbesondere wenn ein Tumor vermutet wird, können Röntgenaufnahmen oder Ultraschall durchgeführt werden, um nach Anzeichen von Krebs oder anderen Ursachen für die Thrombopenie zu suchen.

Behandlung der Thrombopenie bei Hunden

Die Behandlung der Thrombopenie hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. Je nach Schweregrad der Erkrankung und den Ergebnissen der diagnostischen Tests können verschiedene Behandlungsansätze in Betracht gezogen werden:

  1. Behandlung der Grunderkrankung: Wenn die Thrombopenie durch eine Infektion, eine Autoimmunerkrankung oder Krebs verursacht wird, besteht der erste Schritt darin, die Grunderkrankung zu behandeln. Bei Infektionen werden häufig Antibiotika oder Antiparasitika verschrieben, während bei Autoimmunerkrankungen immunsuppressive Medikamente wie Kortikosteroide eingesetzt werden.
  2. Immunsuppressiva: Bei immunvermittelter Thrombopenie (IMT) wird das Immunsystem des Hundes durch Medikamente wie Prednisolon oder andere Immunsuppressiva unterdrückt, um die Zerstörung der Thrombozyten zu verhindern.
  3. Bluttransfusionen: In schweren Fällen, in denen der Hund unter starkem Blutverlust leidet, können Bluttransfusionen erforderlich sein, um den Thrombozyten- und roten Blutkörperchen-Spiegel zu erhöhen und lebensbedrohliche Blutungen zu verhindern.
  4. Plasma– oder Thrombozytentransfusionen: Bei schweren Blutungen kann auch die Verabreichung von Plasma oder Thrombozytentransfusionen in Betracht gezogen werden, um die Gerinnungsfähigkeit des Blutes zu verbessern.
  5. Schutz vor weiteren Verletzungen: Da Hunde mit Thrombopenie ein erhöhtes Blutungsrisiko haben, sollten sie während der Behandlung vor Verletzungen geschützt werden. Das bedeutet, dass raue Aktivitäten vermieden und der Hund unter kontrollierten Bedingungen gehalten werden sollte, um das Risiko von Blutergüssen und Blutungen zu minimieren.

Prognose

Die Prognose für Hunde mit Thrombopenie hängt von der Ursache und der Schwere der Erkrankung ab. Bei frühzeitiger Diagnose und Behandlung kann die Thrombopenie in vielen Fällen erfolgreich behandelt werden. Hunde mit immunvermittelter Thrombopenie haben eine gute Prognose, wenn sie auf immunsuppressive Therapien ansprechen. Infektionsbedingte Thrombopenie kann ebenfalls erfolgreich behandelt werden, wenn die Infektion rechtzeitig erkannt und therapiert wird. Bei Krebserkrankungen oder schweren Knochenmarkserkrankungen ist die Prognose jedoch oft vorsichtiger.

Fazit

Thrombopenie ist eine ernste Erkrankung bei Hunden, die zu Blutungsneigungen und potenziell lebensbedrohlichen Komplikationen führen kann. Es ist wichtig, die zugrunde liegende Ursache der Thrombopenie zu identifizieren, um die richtige Behandlung einzuleiten. Mit einer schnellen Diagnose und gezielten Therapie kann die Blutgerinnung bei vielen Hunden wiederhergestellt und das Risiko von Blutungen minimiert werden.

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