Der Chow Chow: Qualzucht oder nicht?

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Der Chow Chow bringt leider einige gesundheitliche Risiken mit sich, die im Zusammenhang mit seiner Zuchtgeschichte und seinen markanten Körpermerkmalen stehen. In der Beitragsserie «Qualzucht oder nicht?» werfen wir einen genauen Blick auf einzelne Hunderassen: Wie sah die Rasse ursprünglich aus? Welche Merkmale gelten heute als Qualzucht? Und gibt es überhaupt noch gesunde Vertreter dieser Rasse – oder ist sie inzwischen untrennbar mit gesundheitlichen Problemen verbunden?

Entstehung und Geschichte der Rasse

Der Chow Chow gehört zu den ältesten bekannten Hunderassen der Welt. Genetische Studien deuten darauf hin, dass seine Ursprünge bis zu 8.300 Jahre zurückreichen, mit einer engen Verbindung zu den Ursprüngen der domestizierten Hunde in Zentralasien. Seine Heimat liegt in Nordchina, wo er über Jahrhunderte hinweg als vielseitiger Arbeitshund gehalten wurde: Er diente als Wachhund, Zugtier für Schlitten, Jagdhelfer und gelegentlich auch als Fleisch- und Pelzlieferant. Besonders während der Tang-Dynastie (618–907 n. Chr.) war der Chow Chow ein fester Bestandteil kaiserlicher Haushalte.

Im 19. Jahrhundert gelangten erste Exemplare nach Europa, wo sie zunächst als “Chinesische Edelhunde” bezeichnet wurden. Die exotische Erscheinung und das katzenartige Wesen machten die Rasse bald zu einem Statussymbol in der viktorianischen Gesellschaft. In Grossbritannien wurde 1895 der erste Chow Chow Club gegründet, und kurze Zeit später entstand der Rassestandard. Im Laufe des 20. Jahrhunderts etablierte sich die Rasse weltweit als Begleit- und Ausstellungshund.

Frühere Typen des Chow Chows waren funktionaler gebaut: Sie hatten meist einen längeren Fang, weniger Falten und klarere Augenpartien. Die heute bevorzugte äusserst plüschige Erscheinung ist Ergebnis gezielter Zucht auf bestimmte Merkmale – nicht immer zum Vorteil der Hunde.

Die Rasse heute

Der moderne Chow Chow ist mittelgross, kompakt und wirkt durch sein dichtes Doppelfell besonders wuchtig. Typisch ist der breite, massive Kopf mit kurzem Fang, kleinen, tief eingesetzten Augen und einer charakteristischen blauschwarzen Zunge. Die Hinterhand zeigt oft eine steile Winkelung, was dem Gangbild seine rassetypische “Steifheit” verleiht.

Aus Tierschutz-Sicht problematisch sind vor allem:

  • die Verkürzung des Fangs (Prädisposition für Atemprobleme)
  • zu enge Nasenlöcher
  • extrem kleine Augenöffnungen, häufig in Kombination mit Lidfehlstellungen (Entropium, Ektropium)
  • sehr dichte Fellmassen, die Hitzeprobleme begünstigen

Hinzu kommt die gezielte Zucht auf einen besonders “ernsten” Gesichtsausdruck, der neotenische Merkmale mit einer wulstigen Stirnpartie kombiniert – ein Aspekt, der im Zusammenhang mit dem Kindchenschema steht, aber meistens ernste gesundheitliche Folgen hat.

Häufige gesundheitliche Probleme

Der Chow Chow gilt als gesundheitlich anspruchsvolle Rasse. Zu den häufigsten Problemen zählen:

  • Hüft- und Ellenbogendysplasie (HD/ED): weit verbreitet, führt zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen
  • Patellaluxation: Kniescheibenfehlstellung, teils operativ zu beheben
  • Entropium/Ektropium: Lidfehlstellungen, oft schmerzhaft und chronisch entzündlich
  • Hautprobleme: v. a. unter dem dichten Fell, z. B. Hot Spots und Ekzeme
  • Brachyzephales Atemwegssyndrom (BOAS): vor allem bei extrem kurzen Schnauzen
  • Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) und andere Autoimmunerkrankungen
  • Hitzeempfindlichkeit: aufgrund von dichtem Fell in Kombination mit Atemproblemen

Viele dieser Leiden treten nicht nur vereinzelt, sondern rassetypisch häufig auf. Laut Tierärzten und Zuchtstatistiken sind Augenoperationen (zur Korrektur von Lidfehlstellungen) und orthopädische Eingriffe keine Seltenheit.

Schlecht gezüchtete Tiere verursachen dementsprechend massive Tierarztkosten, denn neben Operationen benötigen viele Hunde regelmässige medizinische Behandlungen, Salben, Spezialfutter oder spezielle Futterzusätze.

Der Pflegeaufwand eines Chow Chows ist ebenfalls nicht zu unterschätzen: Tägliches Bürsten und Pflege der Unterwolle, besonders während des Fellwechsels, sind Pflicht. Darüber hinaus müssen aufgrund der möglichen Atemprobleme Spaziergänge oder sportliche Aktivitäten (sofern überhaupt möglich) an die geringe Hitzetoleranz der Hunde angepasst werden.

Gibt es überhaupt gesunde Hunde dieser Rasse?

Trotz der vielen Probleme gibt es Zuchtlinien, die Wert auf Gesundheit und gemässigte Typisierung legen. Seriöse Züchter achten auf HD/ED-Freiheit, korrekte Augenlider, offene Nasenlöcher und eine gemässigte Kopfform. Einige europäische Zuchtvereine beginnen zudem, den Chow Chow weniger extrem zu züchten. Arbeits- oder Gebrauchslinien sind jedoch aktuell noch recht selten. Es gibt bislang keine spezielle “Retro”-Bewegung wie beim Mops, aber vereinzelt werden inoffiziell Chow Chows mit längeren Schnauzen und sportlicherem Bau gezüchtet.

Wer einen Chow-Chow möchte, sollte:

  • konsequent nur bei Züchtern mit umfassender Gesundheitsprüfung kaufen
  • keine Welpen mit extrem kurzem Fang oder schmalen Augen auswählen
  • Elterntiere selbst sehen und beurteilen (Atmung, Gangbild, Wesen)
  • Ein seriöser Züchter beantwortet Fragen zu Gesundheit offen, zeigt Atteste und züchtet nicht auf Show-Extreme.

Fazit zum Chow Chow: Qualzucht oder nicht?

Der Chow-Chow ist eine faszinierende, stolze und alte Rasse – doch sie ist in vielen Zuchtlinien massiv übertypisiert. Die Kombination aus kurzer Schnauze, steil gewinkelter Hinterhand und engem Augenbereich führt nicht selten zu gesundheitlichen Einschränkungen.

In seiner heutigen Zuchtform kann der Chow Chow – je nach Herkunft – als teilweise qualzuchttypisch bezeichnet werden. Besonders problematisch sind Showlinien mit extremem Aussehen. Es gibt jedoch noch Chancen auf gesündere Vertreter: mit Bedacht ausgewählt, aus kontrollierter Zucht und mit Schwerpunkt auf Funktion statt Form.

Für Anfänger ist die Rasse ohnehin nicht geeignet. Wer sich für einen Chow Chow entscheidet, sollte deshalb also nicht nur Erfahrung mitbringen, sondern auch bereit sein, in Pflege, Training und Gesundheitsvorsorge zu investieren.

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