Tierhortung, international auch als Animal Hoarding bezeichnet, beschreibt das krankhafte Ansammeln und Halten von Tieren in einem Ausmass, das deren Wohlergehen massiv gefährdet. Betroffene Personen nehmen meist deutlich mehr Tiere auf, als sie versorgen können – aus falsch verstandener Tierliebe, Kontrollverlust oder psychischen Erkrankungen. Die Folge sind oft Leiden für Tiere und Menschen: mangelhafte Versorgung, Überforderung und gesundheitliche Risiken.
Merkmale von Tierhortung
- Unkontrolliertes Ansammeln von Tieren, meist über längere Zeiträume
- Mangelnde Hygiene, Enge und Überpopulation
- Unzureichende tierärztliche Versorgung und Ernährung
- Abstreiten der Missstände durch die betroffenen Personen
- Hohe Sterblichkeit und häufig kranke oder verletzte Tiere
Ursachen
Tierhortung ist in vielen Fällen mit psychischen Störungen verbunden. Studien verweisen u. a. auf Zwangsstörungen, Persönlichkeitsstörungen oder Trauma-Erfahrungen. Manche Betroffene glauben, die Tiere „retten“ zu müssen, unterschätzen aber die Anforderungen. Andere sehen Tiere als Ersatz für zwischenmenschliche Bindungen.
Folgen für Tiere
- Unterernährung und Dehydrierung
- Krankheiten, Parasitenbefall, Verletzungen
- Verhaltensstörungen (Angst, Aggression, Rückzug)
- Hohe Sterblichkeit, oft auch tote Tiere in der Umgebung
Folgen für Menschen
- Psychische Überlastung und soziale Isolation
- Gesundheitsgefahren durch Ammoniak, Kot, Urin und Schimmel
- Rechtliche Konsequenzen, Konflikte mit Nachbarn
Rechtliche Lage (Deutschland, Österreich, Schweiz)
In allen drei Ländern verbieten die Tierschutzgesetze eine Tierhaltung, die Leiden oder Schäden verursacht. Behörden können einschreiten, wenn Verstösse bekannt werden:
- Deutschland: Tierschutzgesetz erlaubt Tierhalteverbote, Beschlagnahmungen, Strafverfahren.
- Österreich: Tierschutzgesetz sieht Sanktionen bis hin zu Tierhaltungsverboten vor.
- Schweiz: Das Tierschutzgesetz (TSchG) erlaubt Beschlagnahmung von Tieren, Tierhalteverbote und Strafverfahren.
Prävention und Hilfe
- Frühes Erkennen durch Nachbarn, Tierärzte, Sozialdienste
- Kooperation zwischen Veterinärämtern, Tierschutz, Sozialarbeit und Psychiatrie
- Therapieangebote für Betroffene (z. B. Zwangsstörung, Trauma-Bewältigung)
- Finanzielle und personelle Unterstützung für Tierheime bei Beschlagnahmungen
Fazit
Tierhortung ist keine bewusste Tierquälerei im klassischen Sinn, sondern meist Ausdruck einer schweren psychischen Problematik. Dennoch führt sie zu massivem Tierleid. Ein wirksamer Schutz gelingt nur durch ein abgestimmtes Vorgehen: Tierschutzbehörden, Tierheime, medizinische und psychologische Fachstellen müssen zusammenarbeiten – zum Wohl von Tieren und Menschen.



