Zoophilie bezeichnet ein sexuelles Interesse von Menschen an Tieren. Sie ist von Bestialität zu unterscheiden, die tatsächliche sexuelle Handlungen mit Tieren meint. Zoophilie gilt als paraphile Neigung und wird, sobald Tiere involviert oder geschädigt werden, als Tierquälerei und Straftat eingestuft. In den meisten Ländern – darunter Schweiz, Deutschland und Österreich – sind entsprechende Handlungen verboten und strafbar.
Begriff und Abgrenzung
Der Begriff leitet sich aus dem Griechischen ab (zoo = Tier, philia = Freundschaft/Liebe). Er bezeichnet zunächst nur die sexuelle Ausrichtung oder Fantasie. Bestialität meint die Umsetzung dieser Neigung durch konkrete Handlungen. Beide Begriffe überschneiden sich häufig, werden in Rechts- und Fachliteratur aber klar unterschieden.
Rechtliche Situation
- Schweiz: Nach dem Tierschutzgesetz (Art. 26 TSchG) sind sexuelle Handlungen mit Tieren ausdrücklich verboten und können mit Busse oder Freiheitsstrafe geahndet werden.
- Deutschland: §3 Nr. 13 Tierschutzgesetz verbietet seit 2013 sexuelle Handlungen mit Tieren; Verstösse gelten als Ordnungswidrigkeit oder Tierquälerei und werden mit Geld- oder Freiheitsstrafe verfolgt.
- Österreich: §5 Abs. 2 Tierschutzgesetz untersagt sexuelle Handlungen mit Tieren, Zuwiderhandlungen werden mit hohen Geldstrafen geahndet.
- International: In den meisten europäischen Ländern, in Nordamerika und vielen weiteren Staaten sind zoophile Handlungen ebenfalls strafbar.
Psychologische und soziologische Aspekte
Zoophilie wird in der Fachliteratur als paraphile Störung eingeordnet, wenn sie mit Leidensdruck einhergeht, zu Zwangshandlungen führt oder Tiere geschädigt werden. Die Ursachen sind komplex und nicht abschliessend erforscht. Studien und Fallanalysen nennen unter anderem:
- Kindliche Traumatisierungen oder frühe sexuelle Missbrauchserfahrungen
- Soziale Isolation, Schwierigkeiten in menschlichen Beziehungen
- Impulsivität, mangelnde Empathie oder andere psychische Störungen
- Verstärkende Faktoren wie problematischer Pornografiekonsum oder Online-Foren, die das Verhalten normalisieren
Neuere Übersichtsarbeiten (z. B. Szymańska-Pytlińska et al. 2020; Campo-Arias et al. 2021) schätzen den Anteil von Menschen mit entsprechender Neigung in der Gesamtbevölkerung auf unter zwei Prozent, wobei nur ein Teil tatsächlich sexuelle Handlungen begeht.
Folgen für Tiere
Sexuelle Handlungen mit Tieren bedeuten Tierquälerei. Sie können zu:
- körperlichen Verletzungen (Genital- oder Analverletzungen, Infektionen)
- massiver Angst, Traumafolgestörungen und verändertem Sozialverhalten
- chronischem Stress und gesundheitlichen Folgeschäden
Da Tiere keine Einwilligung geben können, sind solche Handlungen grundsätzlich unvereinbar mit Tierwohl und Ethik.
Erkennen von Missbrauch und Hilfe für betroffene Tiere
Hinweise auf Missbrauch können körperliche Symptome (Verletzungen, Entzündungen) oder auffällige Verhaltensänderungen (plötzliche Angst, Abwehrreaktionen, Rückzug) sein. Bei Verdacht ist sofort eine tierärztliche Untersuchung und Meldung an Polizei oder Veterinäramt erforderlich. Betroffene Hunde benötigen häufig eine Kombination aus medizinischer Versorgung, verhaltenstherapeutischer Betreuung und sicherer, stabiler Haltung.
Prävention und Behandlung beim Menschen
Für Menschen mit zoophilen Neigungen stehen spezialisierte therapeutische Angebote zur Verfügung, etwa Sexualtherapie, kognitiv-verhaltenstherapeutische Verfahren und Programme für paraphile Störungen. Ziel ist, die Neigung zu verstehen, Impulskontrolle aufzubauen und Tierleid zu verhindern. Anlaufstellen bieten u. a. forensisch-psychiatrische Ambulanzen und Präventionsprogramme wie Kein Täter werden (Deutschland) oder kantonale Beratungsstellen in der Schweiz.



