Paraesthesie

Parästhesie bezeichnet eine abnormale Empfindung der Haut, die sich durch Kribbeln, Taubheitsgefühle oder ein Brennen äußert, ohne dass ein äußerer Reiz vorliegt. Bei Hunden äußert sich dies in unnatürlichen Empfindungen oder Verhaltensweisen, wie Kratzen, Lecken oder Unruhe, da sie versuchen, auf das unangenehme Gefühl zu reagieren. Parästhesie wird häufig durch eine Schädigung der Nerven verursacht und kann vorübergehend oder chronisch sein.

Ursachen einer Parästhesie bei Hunden

Parästhesien bei Hunden können verschiedene Ursachen haben, die oft auf eine Störung des Nervensystems hinweisen. Zu den häufigsten Ursachen gehören:

  1. Nervenverletzungen: Traumatische Verletzungen, wie Schnitte oder Quetschungen der peripheren Nerven, können zu abnormalen Empfindungen führen, da die Nervenfasern beschädigt werden und falsche Signale an das Gehirn senden.
  2. Bandscheibenvorfälle: Ein Bandscheibenvorfall kann Druck auf die Nervenwurzeln ausüben, was Kribbeln oder Taubheit in den betroffenen Gliedmaßen verursacht. Dies tritt besonders häufig bei Hunden mit langen Rücken wie Dackeln auf.
  3. Nervenentzündungen: Neuropathien oder Neuritis (Entzündungen der Nerven) können das Nervensystem beeinträchtigen und zu abnormen Empfindungen führen. Diese Entzündungen können durch Infektionen oder Autoimmunerkrankungen verursacht werden.
  4. Infektionen: Infektionskrankheiten wie Borreliose (Lyme-Borreliose), die durch Zecken übertragen wird, können das Nervensystem angreifen und Parästhesien verursachen. Auch Staupe kann das zentrale Nervensystem beeinträchtigen und zu neurologischen Symptomen führen.
  5. Toxine und Vergiftungen: Einige Gifte oder Chemikalien können das Nervensystem beeinflussen und zu Parästhesien führen. Dazu gehören bestimmte Pestizide, Insektizide oder Schlangengifte.
  6. Tumore: Tumore im Nervensystem, insbesondere im Rückenmark oder Gehirn, können Druck auf die Nerven ausüben und abnormale Empfindungen hervorrufen.
  7. Neuromuskuläre Erkrankungen: Erkrankungen wie Myasthenia gravis oder Polyneuropathien können das Nervensystem stören und zu Parästhesien führen.
  8. Vitamin- oder Nährstoffmängel: Ein Mangel an Vitamin B12 oder anderen essentiellen Nährstoffen kann zu Nervenschäden und abnormen Empfindungen führen.

Symptome einer Parästhesie bei Hunden

Da Hunde nicht verbal kommunizieren können, zeigt sich Parästhesie oft durch Verhaltensänderungen oder körperliche Symptome. Zu den häufigsten Anzeichen gehören:

  1. Übermäßiges Kratzen oder Lecken: Hunde mit Parästhesie neigen dazu, bestimmte Körperstellen exzessiv zu kratzen oder zu lecken, um das unangenehme Gefühl zu lindern.
  2. Unruhe oder Zucken: Manche Hunde zeigen nervöses Verhalten oder Muskelzucken, insbesondere in den betroffenen Bereichen.
  3. Veränderte Bewegungsabläufe: Hunde mit Parästhesien können unkoordiniert wirken oder bestimmte Körperteile anheben oder schütteln, um die unangenehmen Empfindungen loszuwerden.
  4. Empfindlichkeit auf Berührungen: Bestimmte Bereiche des Körpers können bei Berührung extrem empfindlich sein, und der Hund reagiert mit Unwohlsein oder Schmerzäußerungen.
  5. Schleifen oder Ziehen der Gliedmaßen: In Fällen, in denen die Parästhesie die Nerven der Gliedmaßen betrifft, kann der Hund die betroffenen Beine nachziehen oder schleifen.
  6. Aggression oder Rückzug: Manche Hunde reagieren auf das Unbehagen mit Aggressivität oder ziehen sich zurück, weil sie den abnormen Empfindungen ausweichen möchten.

Diagnose von Parästhesie bei Hunden

Die Diagnose einer Parästhesie erfordert eine gründliche Untersuchung durch einen Tierarzt, um die zugrunde liegende Ursache zu identifizieren. Zu den Diagnosemethoden gehören:

  1. Klinische Untersuchung: Der Tierarzt wird den Hund körperlich untersuchen, um auf Anzeichen von Nervenproblemen wie Muskelzucken, unkoordinierte Bewegungen oder Empfindlichkeit auf Berührungen zu achten.
  2. Neurologische Tests: Um die Nervenfunktionen zu testen, führt der Tierarzt neurologische Untersuchungen durch, bei denen die Reflexe, Schmerzempfindung und Bewegungskoordination überprüft werden.
  3. Bluttests: Blutuntersuchungen können helfen, Infektionen oder Vitaminmängel zu diagnostizieren, die die Nervenfunktion beeinträchtigen könnten.
  4. Bildgebende Verfahren: Röntgen, MRT (Magnetresonanztomographie) oder CT (Computertomographie) können helfen, Bandscheibenvorfälle, Tumore oder andere strukturelle Anomalien im Rückenmark oder Nervensystem zu erkennen.
  5. Elektromyographie (EMG): Diese Methode misst die elektrische Aktivität der Muskeln und kann helfen, Nervenstörungen zu diagnostizieren.
  6. Nervenleitgeschwindigkeitstests: Diese Tests helfen, die Nervenleitung zu messen und periphere Nervenschäden festzustellen.

Behandlung der Parästhesie bei Hunden

Die Behandlung von Parästhesie hängt stark von der Ursache ab. Ziel ist es, die Nervenfunktion zu verbessern und die abnormen Empfindungen zu lindern. Zu den häufigsten Behandlungsoptionen gehören:

Medikamente:

  • Entzündungshemmende Medikamente wie Kortikosteroide oder NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika) können bei Entzündungen der Nerven hilfreich sein.
  • Schmerzmittel oder Neuromodulatoren (wie Gabapentin) können verordnet werden, um die nervlichen Schmerzen und das Kribbeln zu lindern.
  • Antibiotika werden bei Infektionen wie Borreliose oder Ehrlichiose eingesetzt, um die Ursache der Nervenstörung zu behandeln.

Chirurgische Eingriffe:

  • Wenn ein Bandscheibenvorfall oder Tumor die Parästhesie verursacht, kann eine Operation erforderlich sein, um den Druck auf die Nerven zu lindern.

Physiotherapie:

  • Physiotherapie kann helfen, die Muskelkraft und die Bewegungskoordination wiederherzustellen, insbesondere wenn die Nervenregeneration gefördert werden soll.

Vitamin- und Nährstoffergänzungen:

  • Bei Vitaminmängeln (insbesondere Vitamin B12) kann eine entsprechende Nahrungsergänzung helfen, die Nervengesundheit zu verbessern.

Behandlung von Toxinen:

  • Wenn die Parästhesie durch Vergiftungen verursacht wird, ist es wichtig, das Gift aus dem Körper zu entfernen und unterstützende Maßnahmen wie Flüssigkeitstherapie oder Antidot-Verabreichung einzuleiten.

Alternative Therapien:

  • In einigen Fällen kann Akupunktur oder Lasertherapie eingesetzt werden, um die Nervenfunktion zu verbessern und das Wohlbefinden des Hundes zu steigern.

Prognose

Die Prognose bei Hunden mit Parästhesie hängt stark von der zugrunde liegenden Ursache ab:

  • Traumatische Verletzungen oder Bandscheibenvorfälle haben oft eine gute Prognose, wenn sie schnell behandelt werden, besonders bei chirurgischen Eingriffen.
  • Neuropathien aufgrund von Infektionen oder Vitaminmängeln können oft gut behandelt werden, wenn die Ursache rechtzeitig identifiziert und korrigiert wird.
  • Degenerative Nervenstörungen oder Tumorerkrankungen haben eine vorsichtigere Prognose, da sie oft eine langfristige oder fortschreitende Schädigung der Nerven verursachen können.

Fazit

Parästhesie bei Hunden ist eine ernste Störung, die durch eine Vielzahl von Ursachen ausgelöst werden kann, darunter Nervenverletzungen, Infektionen oder Tumore. Die Symptome äußern sich oft in abnormalem Verhalten wie Kratzen oder Lecken sowie in unkoordinierten Bewegungen. Eine gründliche Diagnose und frühzeitige Behandlung sind entscheidend, um die Nervenfunktion wiederherzustellen und das Wohlbefinden des Hundes zu verbessern.

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