Ovarialzyklus

Der Ovarialzyklus (auch Fortpflanzungszyklus oder Läufigkeitszyklus) bei Hunden beschreibt die wiederkehrenden hormonellen und physiologischen Veränderungen, die zur Fortpflanzungsfähigkeit führen. Er besteht aus mehreren Phasen, die das Verhalten und die körperlichen Veränderungen der Hündin während der Läufigkeit bestimmen. Der Ovarialzyklus ist für die Fruchtbarkeit und die Trächtigkeit der Hündin von zentraler Bedeutung.

Was ist der Ovarialzyklus?

Der Ovarialzyklus bei Hunden steuert die Reifung der Eizellen und die Vorbereitung der Gebärmutter auf eine mögliche Trächtigkeit. Der Zyklus wird durch Hormone wie Östrogen, Progesteron und Luteinisierendes Hormon (LH) reguliert, die von den Eierstöcken und der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) ausgeschüttet werden. Während des Ovarialzyklus durchläuft die Hündin verschiedene Phasen, die ihre Fruchtbarkeit und ihr Verhalten beeinflussen.

Phasen des Ovarialzyklus bei Hunden

Der Ovarialzyklus einer Hündin lässt sich in vier Hauptphasen unterteilen: Proöstrus, Östrus, Metöstrus und Anöstrus. Jede dieser Phasen ist durch spezifische hormonelle und körperliche Veränderungen gekennzeichnet.

Proöstrus

  • Dauer: 7 bis 10 Tage
  • Merkmale:
  • Der Proöstrus ist die erste Phase der Läufigkeit, in der sich die Hündin auf die Paarung vorbereitet, aber noch nicht empfängnisbereit ist.
  • Während dieser Phase steigt der Östrogenspiegel, und die Eierstöcke beginnen mit der Reifung der Eizellen.
  • Ein blutiger Vaginalausfluss tritt auf, und die Schamlippen schwellen sichtbar an.
  • Die Hündin zeigt zwar Interesse an Rüden, weist aber in der Regel Paarungsversuche ab.

Verhalten:

  • In dieser Phase kann die Hündin unruhig oder aufgeregt wirken. Sie ist oft interessiert an Rüden, zeigt aber noch keine Bereitschaft zur Paarung.

Östrus

  • Dauer: 5 bis 14 Tage

Merkmale:

  • Der Östrus ist die Phase, in der die Hündin empfängnisbereit ist. Der Östrus wird oft als der “Hitze”-Abschnitt bezeichnet.
  • Der Östrogenspiegel sinkt, während der Progesteronspiegel allmählich ansteigt. Der Eisprung (Freisetzung der Eizellen) findet in dieser Phase statt.
  • Der Vaginalausfluss wird wässriger oder klarer, und die Schamlippen bleiben geschwollen.
  • Rüden zeigen in dieser Phase starkes Interesse, und die Hündin erlaubt in der Regel die Paarung.

Verhalten:

  • Die Hündin ist in dieser Phase oft sehr empfänglich für Rüden und signalisiert ihre Bereitschaft zur Paarung durch Aufstellen des Schwanzes (sogenanntes “Flagging”) und andere verhaltensbezogene Hinweise.

Metöstrus (Diestrus)

  • Dauer: 60 bis 90 Tage (unabhängig davon, ob eine Trächtigkeit besteht oder nicht)

Merkmale:

  • Der Metöstrus ist die Phase nach dem Östrus, in der die Hündin nicht mehr fruchtbar ist.
  • In dieser Phase erreicht der Progesteronspiegel seinen Höhepunkt. Der Körper bereitet sich auf eine mögliche Trächtigkeit vor, unabhängig davon, ob eine Befruchtung stattgefunden hat.
  • Wenn keine Trächtigkeit vorliegt, beginnt der Progesteronspiegel allmählich zu sinken.
  • Hündinnen können in dieser Phase eine Scheinträchtigkeit entwickeln, da die hormonellen Veränderungen ähnliche Symptome wie bei einer echten Trächtigkeit hervorrufen.

Verhalten:

  • Während einer Scheinträchtigkeit zeigt die Hündin möglicherweise Nestbauverhalten, kann ihre Zitzen anschwellen, und es kann sogar zu einer Milchproduktion kommen, obwohl sie nicht trächtig ist.

Anöstrus

  • Dauer: 4 bis 6 Monate

Merkmale:

  • Der Anöstrus ist die Ruhephase des Ovarialzyklus, in der die Hündin sexuell inaktiv ist.
  • Die Hormonspiegel sind in dieser Phase niedrig, und es finden keine reproduktiven Aktivitäten im Körper der Hündin statt.
  • Während des Anöstrus erholen sich die Eierstöcke, und die Gebärmutter bereitet sich auf einen neuen Zyklus vor.

Verhalten:

  • In dieser Phase zeigt die Hündin keine Anzeichen von Läufigkeit oder sexuellem Verhalten. Sie kehrt zu ihrem normalen Verhalten zurück, ohne Interesse an Rüden zu zeigen.

Dauer des Ovarialzyklus

Der gesamte Ovarialzyklus einer Hündin dauert in der Regel etwa 6 bis 7 Monate, abhängig von der Rasse und dem individuellen Hormonstatus des Hundes. Einige Hündinnen können alle 6 Monate läufig werden, während es bei anderen nur einmal im Jahr der Fall ist.

  • Kleinere Hunderassen neigen dazu, häufiger läufig zu werden, etwa alle 6 Monate.
  • Große Rassen können seltener läufig werden, manchmal nur einmal im Jahr.

Einfluss des Ovarialzyklus auf das Verhalten

Der Ovarialzyklus beeinflusst das Verhalten der Hündin auf unterschiedliche Weise, je nach Zyklusphase:

  • Während des Proöstrus zeigt die Hündin möglicherweise Ruhelosigkeit oder Reizbarkeit und beginnt, Interesse an Rüden zu zeigen, lehnt jedoch noch Paarungsversuche ab.
  • Im Östrus kann die Hündin aktiv die Aufmerksamkeit von Rüden suchen und verhält sich möglicherweise anhänglicher oder verspielter.
  • Im Metöstrus kann die Hündin Verhaltensweisen zeigen, die auf eine Scheinträchtigkeit hinweisen, wie Nestbau oder Mutterinstinkte.
  • Im Anöstrus kehrt das Verhalten der Hündin zu normalen Routinen zurück, ohne läufigkeitsbedingte Veränderungen.

Besonderheiten des Ovarialzyklus bei Hunden

  • Scheinträchtigkeit: Bei vielen Hündinnen kommt es im Metöstrus zu einer Scheinträchtigkeit, auch wenn keine Befruchtung stattgefunden hat. Dies liegt daran, dass der Körper weiterhin Progesteron produziert, was dem Körper signalisiert, sich auf eine mögliche Trächtigkeit vorzubereiten. Eine Scheinträchtigkeit kann Nestbauverhalten, Zitzenvergrößerung und sogar Milchproduktion verursachen.
  • Läufigkeitsblutung: Während des Proöstrus tritt eine sichtbare Blutung auf, die bei Hündinnen typischerweise für 7 bis 10 Tage anhält. Diese Blutung unterscheidet sich von der Menstruation bei Menschen, da sie den Beginn der fruchtbaren Phase anzeigt und nicht deren Ende.
  • Rasseunterschiede: Der Ovarialzyklus variiert je nach Rasse. Kleinere Rassen haben tendenziell kürzere Zyklen, während große Rassen längere Intervalle zwischen den Zyklen haben können. Einige Hündinnen haben eine stille Läufigkeit, bei der es keine deutlichen äußeren Anzeichen gibt, was das Erkennen der fruchtbaren Phase erschwert.

Wichtige Überlegungen zum Ovarialzyklus

  1. Fortpflanzung: Besitzer, die eine Zucht planen, müssen den Ovarialzyklus der Hündin genau beobachten, um den optimalen Zeitpunkt für die Paarung zu bestimmen. Der Eisprung tritt meist innerhalb des Östrus auf, was die fruchtbarste Phase darstellt.
  2. Kastration: Die Ovariohysterektomie (Entfernung von Eierstöcken und Gebärmutter) beendet den Ovarialzyklus und bietet Vorteile wie die Vermeidung von Trächtigkeit, die Reduktion hormoneller Verhaltensweisen und das Vorbeugen von Krankheiten wie Pyometra und Brustkrebs.
  3. Gesundheitsüberwachung: Hündinnen sollten während des gesamten Ovarialzyklus beobachtet werden, um sicherzustellen, dass sie keine Anzeichen von gesundheitlichen Problemen wie Infektionen, Zysten oder abnormalen Zyklen zeigen.

Fazit

Der Ovarialzyklus bei Hunden ist ein komplexer und hormonell gesteuerter Prozess, der die Fruchtbarkeit und das Verhalten der Hündin bestimmt. Zu den wichtigsten Phasen gehören der Proöstrus, Östrus, Metöstrus und Anöstrus, die unterschiedliche hormonelle Veränderungen und Verhaltensweisen hervorrufen. Das Verständnis des Ovarialzyklus ist entscheidend für Besitzer, die sich um die Reproduktion, die Gesundheit und das Verhalten ihrer Hündin kümmern. Eine frühzeitige Kastration kann den Ovarialzyklus beenden und gesundheitliche Vorteile bieten.

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