Hundemalaria ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für die Babesiose beim Hund – eine durch Zecken übertragene Infektionskrankheit, die rote Blutkörperchen zerstört und unbehandelt lebensbedrohlich sein kann. Die Erkrankung wird durch einzellige Blutparasiten der Gattung Babesia verursacht und tritt auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz zunehmend auf.
Ursachen und Erreger
Babesiose wird durch verschiedene Babesien-Arten ausgelöst, die in die roten Blutkörperchen des Hundes eindringen und diese zerstören. Die wichtigsten Erreger beim Hund sind:
- Babesia canis (in Europa am häufigsten)
- Babesia vogeli
- Babesia gibsoni (v. a. in Asien, Afrika, Südeuropa – zunehmend auch importiert)
Die Übertragung erfolgt fast ausschliesslich durch Zeckenstiche, besonders durch:
- die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus)
- die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus)
Verbreitung
Die Babesiose war lange als „Reisekrankheit“ bekannt, kommt heute aber auch endemisch in vielen Regionen Mitteleuropas vor.
Deutschland
- Vermehrte Fälle in Brandenburg, Berlin, Bayern, Sachsen und entlang des Oberrheins
- Auwaldzecke ist regional stark verbreitet
- Autochthone Fälle (ohne Auslandsreise) sind nachgewiesen
Österreich
- Besonders betroffen sind Burgenland, Steiermark und Kärnten
- Zeckendichte und Babesiose-Vorkommen nehmen zu
Schweiz
- Erste lokale Ausbrüche im Mittelland und im Tessin
- Vermehrte Risikogebiete in Grenznähe zu Deutschland, Frankreich und Italien
- Babesiose wird auch ohne Reisevorgeschichte festgestellt
Symptome
Die Symptome treten meist wenige Tage bis Wochen nach dem Zeckenstich auf. Typisch sind:
- Hohes Fieber
- Apathie, Schwäche, Appetitlosigkeit
- Blasse oder gelbe Schleimhäute
- Dunkel verfärbter Urin (braun bis rotbraun)
- Erbrechen, Durchfall
- Vergrößerte Milz
- Im Spätstadium: Atemnot, neurologische Störungen, Organversagen
Unbehandelt kann die Krankheit innerhalb weniger Tage zum Tod führen.
Diagnose
Die Diagnose erfolgt durch:
- Blutausstrich: Sichtbarmachung der Parasiten in den roten Blutkörperchen
- PCR-Test: Erregernachweis über genetisches Material (besonders bei schwacher Parasitämie)
- Blutuntersuchung: Anämie, veränderte Leber- und Nierenwerte
Eine schnelle Diagnose ist entscheidend für die Prognose.
Behandlung
Die Behandlung richtet sich nach dem Krankheitsstadium:
- Antiprotozoika: z. B. Imidocarb-Dipropionat (wirksam gegen B. canis)
- Infusionstherapie: zur Stabilisierung des Kreislaufs
- Bluttransfusionen: bei starker Anämie
- Behandlung möglicher Sekundärinfektionen
Bei früher Behandlung bestehen gute Heilungschancen. In schweren Fällen ist eine intensive stationäre Betreuung erforderlich.
Schutz und Prävention
Die beste Vorsorge gegen Babesiose ist der konsequente Zeckenschutz:
- Ganzjährige Anwendung von Spot-on-Präparaten, Kautabletten oder Halsbändern
- Tägliche Zeckenkontrolle – besonders nach Spaziergängen in Wald oder Wiese
- Vermeidung von Spaziergängen in bekannten Zecken-Hotspots während der Hauptsaison (Frühjahr und Herbst)
Bei Reisen in den Mittelmeerraum oder nach Osteuropa sollte zusätzlich auf Schutz gegen andere Zeckenkrankheiten geachtet werden (z. B. Ehrlichiose, Leishmaniose).
Meldepflicht und Zoonosegefahr
Babesiose ist beim Hund nicht meldepflichtig und stellt keine Zoonose dar – sie ist also nicht auf den Menschen übertragbar. Dennoch ist es wichtig, Erkrankungsfälle ernst zu nehmen und auch Tierkontakte (z. B. Zuchttiere, Importhunde) auf mögliche Risiken zu prüfen.
Einschätzung aus Tierschutzsicht
Hundemalaria ist eine Erkrankung, die oft durch mangelnde Prävention begünstigt wird. Besonders gefährdet sind Hunde ohne Zeckenschutz, mit unkontrollierter Herkunft (z. B. illegaler Welpenhandel) oder aus dem Ausland importierte Tiere. Ein bewusster Umgang mit Reisen, Tierimporten und Zeckenprävention ist entscheidend für den Schutz einzelner Tiere und der Gesamtpopulation.
Hinweis: Diese Informationen ersetzen keine tierärztliche Beratung. Bei Verdacht auf Babesiose sollte sofort eine Tierarztpraxis aufgesucht werden.