Der American Staffordshire Terrier – oft einfach „AmStaff“ genannt – ist eine Hunderasse, die polarisiert: kraftvoll im Körper, sensibel im Wesen, treu im Herzen. Aufgrund seiner imposanten Erscheinung wird er oft unterschätzt – dabei steckt hinter dem muskulösen Äusseren ein intelligenter, menschenbezogener und lernfreudiger Hund.
Der AmStaff zählt zur Gruppe der Terrier und wurde ursprünglich in den USA aus bullartigen und terrierartigen Hunden gezüchtet. Heute gilt er als eigenständige Rasse mit einem klar definierten Standard – körperlich wie charakterlich. Verantwortungsbewusst gehalten, entwickelt er sich zu einem ausgesprochen loyalen und liebevollen Begleiter.
Sein starkes Wesen, sein hoher Bewegungsdrang und seine enge Bindungsbereitschaft machen ihn zu einem Hund, der Führung, Auslastung und eine stabile Beziehung braucht. In den richtigen Händen kann er ein zuverlässiger Familienhund sein – jedoch keiner für jede Lebenslage oder jeden Menschen.
Herkunft und Geschichte
Die Geschichte des American Staffordshire Terriers beginnt im 19. Jahrhundert in England, Irland und Schottland. Dort wurden sogenannte Bull-and-Terrier gezüchtet – Kreuzungen aus Bulldoggen und Terriern. Ziel war ein kompakter, kräftiger Hund mit Mut, Ausdauer und Beweglichkeit, der sowohl für Hundekämpfe als auch als Arbeitshund diente.
Mit der Auswanderungswelle gelangten diese Hunde nach Nordamerika, wo sie sich rasch verbreiteten. In den USA wurden sie weitergezüchtet – mit mehr Fokus auf Körperkraft, aber auch auf Stabilität und Charakter. So entstand eine eigenständige Linie, die sich zunehmend vom ursprünglichen Typ abhob. 1936 wurde diese amerikanische Variante vom American Kennel Club (AKC) unter dem Namen „Staffordshire Terrier“ anerkannt. Um Verwechslungen mit dem kleineren „Staffordshire Bullterrier“ aus England zu vermeiden, erfolgte 1972 die Umbenennung in American Staffordshire Terrier.
Obwohl die Rasse historisch mit Hundekämpfen in Verbindung gebracht wurde, hat sie sich längst zu einem vielseitigen und treuen Familienhund entwickelt. Seriöse Zuchtprogramme setzen heute konsequent auf stabile, freundliche Wesensmerkmale und arbeiten aktiv gegen stereotype Vorurteile an. Trotzdem unterliegt der AmStaff in vielen Ländern, darunter auch in Teilen der Schweiz und Deutschland, rassespezifischen Regelungen oder Listenführungen – was die Haltung anspruchsvoller macht und gut überlegt sein will.
Aussehen & Größe
Der American Staffordshire Terrier ist ein kompakter, muskulöser und zugleich eleganter Hund. Sein Erscheinungsbild strahlt Kraft, Stabilität und Entschlossenheit aus – ohne grob oder schwerfällig zu wirken. Er gehört zur mittelgroßen Gewichtsklasse, unterscheidet sich aber deutlich durch seine beeindruckende Physis und Präsenz.
Körperbau
- Grösse:Rüden: ca. 46–48 cm SchulterhöheHündinnen: ca. 43–46 cm
- Gewicht:Je nach Geschlecht und Körperbau etwa 18–32 kg
Der Körper ist tief, kräftig gebaut mit breiter Brust, klar definierter Muskulatur und einem kurzen, starken Rücken. Die Beine sind kräftig und gerade, die Pfoten kompakt.
Kopf & Ausdruck
Typisch für die Rasse ist der breite, kantige Kopf mit ausgeprägtem Stop (Stirnabsatz), starkem Kiefer und einer kurzen Schnauze. Die Lefzen liegen eng an, die Augen sind rund, mittelgross und setzen meist tief. Die Ohren können halb aufgerichtet, „rosenförmig“ oder kupiert sein – wobei das Kupieren in der Schweiz, Deutschland und Österreich verboten ist.
Fell & Farben
Der AmStaff hat ein kurzes, dichtes und glänzendes Fell ohne Unterwolle. Es liegt eng an und schützt vor Nässe und Schmutz, ist jedoch kein guter Kälteschutz.
- Fellfarbe: Alle Farben sind laut Standard erlaubt, ausser reinweiss, leberfarben und über 80 % weiss. Häufig zu sehen sind:
- Gestromt
- Schwarz
- Blau
- Braun
- Kombinationen mit Weiss (z. B. Black & White, Blue & White)
Trotz seines athletischen Auftretens ist der American Staffordshire Terrier keinesfalls ein „Kampfhund“ im Sinne von Aggressivität – sein Ausdruck ist wachsam, aber freundlich und aufmerksam.
Wesen & Charakter
Der American Staffordshire Terrier überrascht viele: Hinter dem kraftvollen Äusseren steckt ein sensibler, menschenbezogener und oft sehr verschmuster Hund. Er ist intelligent, loyal und verfügt über ein stabiles Wesen – wenn er gut sozialisiert und verantwortungsvoll gehalten wird.
Loyal und menschenbezogen
AmStaffs bauen eine enge Bindung zu ihren Bezugspersonen auf. Sie lieben Körpernähe, sind verschmust und möchten Teil des Familienlebens sein. Viele zeigen ein ausgeprägtes „Will-to-please“ und möchten gefallen – vor allem, wenn sie konsequent, aber liebevoll geführt werden.
Selbstbewusst, aber nicht aggressiv
Ein gut gezogener American Staffordshire Terrier ist freundlich, selbstsicher und ausgeglichen. Er zeigt selten Unsicherheiten, kann aber – bei mangelnder Führung oder falscher Haltung – dominant oder reizbar wirken. Aggression gehört nicht zum Rassestandard, kann aber durch Überforderung, Isolation oder Frustverhalten entstehen. Frühzeitige Erziehung, Umweltgewöhnung und klare Strukturen sind daher essenziell.
Wachsam, aber kein Dauerkläffer
Die meisten AmStaffs sind aufmerksam, ohne übermässig zu bellen. Sie zeigen ein gutes Gespür für Situationen, sind aber keine hysterischen „Alarmanlagen“. Ihr Schutzinstinkt ist vorhanden, aber nicht übertrieben – sie melden eher zurückhaltend, wenn etwas nicht stimmt.
Umgang mit anderen Hunden
Hier gibt es grosse individuelle Unterschiede. Manche AmStaffs sind freundlich zu Artgenossen, andere eher unverträglich – insbesondere gleichgeschlechtlich oder bei Unsicherheit in der Körpersprache. Eine frühe, gezielte Sozialisierung ist wichtig, reicht aber nicht immer aus, um ein konfliktfreies Verhalten zu garantieren. Vorausschauende Führung ist nötig – insbesondere in Hundezonen oder bei Freilauf.
Kinder und Familie
Mit Kindern können AmStaffs wunderbare Begleiter sein – liebevoll, verspielt und geduldig. Wichtig ist jedoch, dass Hund und Kind nie unbeaufsichtigt bleiben und dass Kinder den respektvollen Umgang lernen. Die Kraft und das Temperament dieser Rasse können für kleinere Kinder sonst schnell zu viel werden.
Für wen passt diese Hunderasse – und für wen eher nicht?
Der American Staffordshire Terrier ist ein charakterstarker, leistungsfähiger und sensibler Hund – kein Anfängerhund, aber auch kein „Problemhund“. Ob er zu dir passt, hängt weniger von deinem Wohnort oder deiner Familiensituation ab, sondern vielmehr von deiner Haltung, Erfahrung und deinem Zeitbudget.
Für wen passt der American Staffordshire Terrier?
✅ Erfahrene Halter:innen mit Führungsqualität
Wer bereits Hunde geführt hat, Körpersprache lesen kann und bereit ist, sich aktiv mit Hundeverhalten auseinanderzusetzen, wird mit dem AmStaff einen treuen und lernwilligen Partner finden.
✅ Aktive Menschen und sportliche Familien
Der AmStaff braucht Bewegung – körperlich wie geistig. Menschen, die gerne draussen sind, trainieren, spielen und ihren Hund sinnvoll beschäftigen, bieten ihm die nötige Auslastung.
✅ Strukturliebende Hundehalter:innen
AmStaffs profitieren enorm von klaren Regeln, gleichbleibenden Tagesabläufen und einer ruhigen, aber bestimmten Führung. Wer strukturiert denkt und handelt, wird schnell Fortschritte sehen.
✅ Menschen mit stabilem sozialen Umfeld
Da viele AmStaffs bei Behörden als „Listenhunde“ geführt werden, braucht es ein stabiles soziales Umfeld, um Auflagen (z. B. Sachkundenachweis, Wesenstest, Leinenpflicht) erfüllen zu können – ohne Stress mit Nachbarn oder Ämtern.
Für wen ist der AmStaff eher nicht geeignet?
❌ Ersthundebesitzer:innen ohne Begleitung
Ohne Hundeerfahrung oder kompetente Unterstützung kann es schnell zu Überforderung kommen – gerade bei Reizsituationen oder Sozialverhalten gegenüber Artgenossen.
❌ Menschen mit wenig Zeit
Der American Staffordshire Terrier ist kein Hund für kurze Gassirunden und 3x täglich um den Block. Unterforderung führt bei dieser Rasse oft zu Verhaltensproblemen.
❌ Unstrukturierte oder chaotische Haushalte
Wenn Regeln ständig wechseln oder der Hund sich selbst überlassen bleibt, wird der AmStaff seine eigenen Entscheidungen treffen – meist keine guten. Diese Rasse braucht Halt, Klarheit und emotionale Stabilität.
❌ Haushalte mit vielen anderen Tieren ohne Erfahrung
Gerade gegenüber gleichgeschlechtlichen Hunden oder Kleintieren kann es – je nach individuellem Charakter und Vorgeschichte – zu Problemen kommen. Die Verträglichkeit ist kein Selbstläufer.
Fazit:
Der American Staffordshire Terrier ist ein anspruchsvoller, aber auch lohnender Begleiter. Wer ihm gerecht wird, gewinnt einen loyalen, wachsamen und oft tiefgründigen Freund – mit Herz, Power und Charakter.
Erziehung & Alltag
Die Erziehung eines American Staffordshire Terriers erfordert Fingerspitzengefühl, Konsequenz und vorausschauendes Handeln. Diese Rasse ist intelligent, lernwillig und menschenbezogen – aber auch selbstsicher, stark und durchsetzungsfähig. Wer einen gut erzogenen AmStaff an seiner Seite haben möchte, muss klar kommunizieren, Verantwortung übernehmen und das Vertrauen des Hundes verdienen.
Frühe Sozialisierung ist Pflicht
Bereits ab der 8. Lebenswoche sollte der Welpe gezielt an Umweltreize, Menschen, Hunde, Alltagsgeräusche und unterschiedliche Situationen gewöhnt werden. Wer hier sorgsam, ruhig und ohne Überforderung vorgeht, schafft die Basis für einen stabilen und gut ansprechbaren Hund. Besonders wichtig: Artgenossen-Kontakt, Menschen in verschiedenen Kontexten, Verkehr, Tierarztbesuche, Geräuschetraining und Alleinbleiben.
Klare Regeln – ohne Härte
AmStaffs brauchen Klarheit, keine Härte. Widersprüchliche oder inkonsequente Erziehung verunsichert sie und kann dazu führen, dass sie Verantwortung übernehmen wollen – was schnell problematisch wird. Ein ruhiger, souveräner Umgang, Belohnungslernen, klare Grenzen und ausreichend Orientierung durch die Bezugsperson sind zentrale Erfolgsfaktoren.
Leinenführigkeit und Impulskontrolle
Die körperliche Kraft dieser Rasse verlangt eine gute Leinenführigkeit – am besten vom Welpenalter an mit positiver Verstärkung aufgebaut. Auch Impulskontrolle sollte früh trainiert werden: z. B. Ruhe halten, obwohl ein Reiz da ist (Jogger, Ball, andere Hunde). Wichtig: kein Frusttraining, sondern kleinschrittiger Aufbau.
Beschäftigung ja – aber dosiert
AmStaffs sind lernfreudig und lassen sich für vieles begeistern: Ob Nasenarbeit, Tricktraining, Longieren oder Apportieren – Hauptsache sinnvoll. Gleichzeitig brauchen sie auch Ruhe. Zu viel Reizverarbeitung oder Dauerbeschäftigung führt schnell zu Überdrehtheit. Deshalb: Auch Ruhephasen gezielt üben und positiv aufbauen.
Alltagstauglichkeit trainieren
Wichtig ist, dass der Hund im Alltag gut ansprechbar bleibt – z. B. beim Spaziergang, Besuch, Tierarzt oder im Café. Übungen wie Rückruf, Entspannung auf Signal, Maulkorbgewöhnung oder Medical Training sollten frühzeitig Bestandteil der Erziehung sein. Damit wird der Alltag für beide Seiten sicherer, entspannter und berechenbarer.
Mitdenken ist Pflicht
Ein AmStaff lernt schnell – auch Dinge, die nicht erwünscht sind. Wer nicht aufmerksam und präsent ist, riskiert, dass der Hund sich ungünstige Verhaltensmuster aneignet. Je klarer das Miteinander definiert ist, desto leichter gelingt die Führung.
Auslastung & Beschäftigung
Ein unausgelasteter American Staffordshire Terrier ist wie ein überdrehter Kraftprotz ohne Plan – körperlich stark, geistig unterfordert und schnell frustriert. Genau deshalb ist eine durchdachte Kombination aus Bewegung, Kopfarbeit und Alltagstrainings entscheidend für ein harmonisches Zusammenleben.
Bewegung ist wichtig – aber nicht alles
AmStaffs brauchen tägliche Bewegung. Einmal kurz Gassi gehen reicht nicht. Empfehlenswert sind:
- 2–3 grössere Spaziergänge pro Tag (mind. 60–90 Minuten Bewegung insgesamt)
- freies Rennen auf gesicherten Plätzen oder an der Schleppleine
- Konditionstraining: Joggen, Wandern, Schwimmen – angepasst an Alter und Fitness
Aber: Körperliche Auslastung allein genügt nicht. Wer nur „müde machen“ will, bekommt oft einen Hund, der immer mehr fordert.
Kopfarbeit & Nasenarbeit
Diese Hunde sind clever – und sie lieben es, Aufgaben zu lösen. Geeignete Beschäftigungen:
- Fährtenarbeit oder Mantrailing
- Zielobjektsuche (ZOS) oder „Was-ist-da-Spiel“
- Clickertraining, Tricks, Impulskontrollspiele
- Intelligenzspielzeug (selbst gebaut oder gekauft)
Schon wenige Minuten konzentrierter Nasenarbeit können effektiver sein als eine Stunde Ballwerfen.
Hundesport – aber mit Bedacht
Der AmStaff ist für viele Sportarten geeignet, z. B.:
- Obedience (Gehorsamstraining auf höchstem Niveau)
- Rally Obedience (variantenreiches Schildertraining)
- Agility (nur bei gesunder Gelenkstruktur!)
- Longieren (mit Stimme und Körpersprache lenken)
- Canicross oder Dogscooting
Wichtig ist, dass der Sport strukturiert, gelenkschonend und konfliktfrei betrieben wird. Dauerhafte Überforderung oder zu hoher Reizpegel führen schnell zu Dauerstress.
Spiel & Bindung
Auch gemeinsames Spiel – z. B. Zergelspiele mit klaren Regeln oder Apportieren mit Selbstbeherrschung – stärkt die Beziehung. Hier gilt: Nicht aufdrehen, sondern gezielt dosieren.
Ruhe lernen
Auslastung ist nur die halbe Miete. Gerade aktive Hunde wie der AmStaff müssen gezielt lernen, zur Ruhe zu kommen – und das nicht erst, wenn sie völlig erschöpft sind. Ruhezeiten nach dem Fressen, nach dem Spaziergang und am Nachmittag sollten fest eingeplant und positiv unterstützt werden.
Pflege & Fell
Der American Staffordshire Terrier ist pflegeleicht – zumindest auf den ersten Blick. Sein kurzes, glänzendes Fell macht wenig Arbeit, doch gerade bei Hautgesundheit, Ohren und Krallen ist eine gewisse Sorgfalt gefragt.
Fellpflege: einfach, aber nicht vernachlässigen
Das kurze Haarkleid des AmStaffs liegt eng an und weist Schmutz und Nässe gut ab. Trotzdem sollte regelmässiges Bürsten Teil der Routine sein:
- 1–2× pro Woche bürsten, z. B. mit einer Gummibürste oder einem Pflegehandschuh
- während des Fellwechsels (Frühjahr/Herbst) gern auch öfter
- bürsten fördert die Durchblutung, entfernt abgestorbene Haare und verteilt den Talg für gesunde Haut
Baden nur bei Bedarf
Ein American Staffordshire Terrier braucht nicht häufig gebadet zu werden – ausser, er hat sich stark verschmutzt oder riecht unangenehm. Verwende dafür:
- ein mildes, pH-neutrales Hundeshampoo
- kein Menschenprodukt, da es den natürlichen Hautschutzfilm zerstören kann
Ohren, Augen und Krallen im Blick behalten
- Ohren: Regelmässig kontrollieren und bei Bedarf mit einem feuchten, weichen Tuch oder speziellem Ohrreiniger säubern. Besonders wichtig bei Hunden mit stehenden oder halbaufgerichteten Ohren.
- Augen: Sekret oder Staub mit einem feuchten Baumwolltuch sanft entfernen.
- Krallen: Je nach Aktivitätslevel nutzen sich die Krallen unterschiedlich stark ab. Regelmässig kontrollieren und bei Bedarf kürzen, besonders die Daumenkrallen.
Zähne und Maulhygiene
Wie bei allen Hunderassen gilt: Zahnpflege nicht vergessen.
- Zähneputzen mit Hundezahnbürste und -paste (idealerweise mehrmals pro Woche)
- natürliche Zahnpflege durch Kauen auf geeignetem Material (z. B. getrocknete Rinderhaut, Zahnpflegekauartikel, Karotten – keine Knochen mit Splittergefahr)
Gesundheit & häufige Probleme
Der American Staffordshire Terrier gilt grundsätzlich als robuste und langlebige Rasse – bei guter Haltung, ausgewogener Ernährung und sorgfältiger Zucht. Trotzdem gibt es einige rassetypische Gesundheitsrisiken, auf die verantwortungsvolle Halter:innen achten sollten.
Lebenserwartung
Im Durchschnitt erreichen AmStaffs ein Alter von 12 bis 16 Jahren, je nach Genetik, Lebensstil und tierärztlicher Betreuung.
Häufige Gesundheitsprobleme
Hüftdysplasie (HD)
Eine Fehlbildung des Hüftgelenks, die zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen kann. Gute Züchter lassen die Elterntiere röntgen und nur HD-freie Hunde zur Zucht zu.
Ellenbogendysplasie (ED)
Weniger verbreitet als HD, aber ebenfalls möglich – ebenfalls röntgenologisch überprüfbar.
Allergien & Hautprobleme
Viele AmStaffs neigen zu Hautirritationen, Allergien (z. B. Futter, Gräser, Milben) oder Hot Spots. Eine hochwertige, auf den Hund abgestimmte Ernährung und ein stabiles Immunsystem helfen vorbeugend.
Krebs (insbesondere Mastzelltumore)
Wie bei vielen mittelgrossen Rassen ist das Risiko für bestimmte Krebsarten erhöht – regelmässiges Abtasten und Früherkennung sind zentral.
Eine Schilddrüsenunterfunktion, die sich z. B. in Trägheit, Gewichtszunahme oder Fellveränderungen äussern kann. Gut behandelbar, aber oft schwer zu erkennen.
Zerebelläre Ataxie
Eine seltene, aber schwerwiegende neurologische Erkrankung, die das Kleinhirn betrifft und zu Koordinationsstörungen führt. Seriöse Züchter lassen auf diese Erbkrankheit testen.
Herzerkrankungen (z. B. Aortenstenose)
Einige Linien zeigen eine Prädisposition für Herzprobleme – regelmässige Vorsorgeuntersuchungen und ein Herzultraschall bei jungen Hunden sind empfehlenswert.
Gesundheitsvorsorge & Empfehlungen
✅ Regelmässige tierärztliche Check-ups, Impfungen, Wurmkuren
✅ Ernährung mit hohem Fleischanteil, wenig Füllstoffen und angepasstem Energiegehalt
✅ Maulkorbtraining (in manchen Kantonen/Gemeinden Pflicht für Listenhunde)
✅ Kondition halten – aber Überbelastung vermeiden
✅ Zuchttiere sollten auf HD, ED, Herz, Augen und Ataxie getestet sein
Kauf, Adoption & Züchterwahl
Die Entscheidung für einen American Staffordshire Terrier sollte nie spontan oder unüberlegt fallen – zu viele dieser Hunde landen in Tierheimen oder werden falsch gehalten. Wer sich ernsthaft mit dieser Rasse befasst, sollte sich frühzeitig mit gesetzlichen Auflagen, Zuchtstandards und den individuellen Bedürfnissen der Hunde auseinandersetzen.
Kauf beim seriösen Züchter
Ein verantwortungsvoller Züchter stellt nicht einfach Welpen „zum Verkauf“, sondern begleitet den gesamten Prozess – von der Auswahl der Elterntiere über die Prägung bis zur Abgabe und Nachbetreuung. Achte auf:
- Zucht im Verband (z. B. FCI, VDH, SKG) mit offizieller Zuchtzulassung
- Gesundheitstests der Elterntiere (HD, ED, Ataxie, Herz, Augen)
- Sozialisierung der Welpen: Umweltreize, Menschen, Geräusche, Alltag
- Zugang zum Züchter: offene Kommunikation, Besuch vor Ort möglich
- Keine Abgabe vor der 9. Woche – ideal ist die 10.–12. Woche
- Vertrag & Gesundheitsnachweis, inklusive EU-Heimtierausweis, Mikrochip, Impfungen und Entwurmung
💡 Tipp: Ein guter Züchter interessiert sich auch für dich – er fragt nach deiner Erfahrung, Wohnsituation, Absicherung und Motivation.
Adoption aus dem Tierschutz
Gerade AmStaffs (und verwandte Rassen) sind in Tierheimen überdurchschnittlich häufig vertreten – oft durch Fehlhaltung, fehlende Sachkunde oder Abgabe wegen gesetzlicher Einschränkungen. Eine Adoption kann sehr sinnvoll sein – aber:
- Informiere dich über Listenregelungen in deinem Kanton/Bundesland
- Lerne den Hund kennen, ggf. mit mehreren Besuchen
- Hole dir Unterstützung, z. B. von einem kompetenten Trainer
- Plane einen sicheren Start, ggf. mit Maulkorbtraining, Leinenmanagement und Ruhetraining
Seriöse Organisationen bieten häufig:
- eine ausführliche Einschätzung des Hundes
- Betreuung beim Übergang
- Nachbetreuung, Beratung, ggf. auch eine Pflegestelle auf Probe
Achtung bei unseriösen Quellen
❌ Kein Kauf über Kleinanzeigen, dubiose Onlineportale oder Händler ohne Nachweise
❌ Keine Welpen aus dem Kofferraum oder ohne Muttertier
❌ Keine Papiere = keine transparente Herkunft = unkalkulierbares Risiko
Ein „günstiger“ AmStaff ohne Hintergrundinfos kann dich langfristig deutlich mehr kosten – finanziell wie emotional.
Fazit
Der American Staffordshire Terrier ist ein Hund mit Ecken und Kanten – aber auch mit einem grossen Herzen. Wer ihn kennt, weiss: Hinter der kraftvollen Fassade steckt ein feinfühliger, treuer und oft sehr verschmuster Begleiter. Gleichzeitig fordert diese Rasse Verantwortung, Klarheit und Konsequenz. Sie verzeiht keine Nachlässigkeit in der Führung – und reagiert sensibel auf Unstimmigkeiten im Alltag.
Ein gut gehaltener AmStaff ist loyal, lernfreudig und stabil – er passt sich seinem Menschen an und ist dabei aktiver Partner, nicht unterwürfiger Befehlsempfänger. Er braucht Beschäftigung, körperliche Nähe, Struktur und faire Regeln. Kein Hund für alle – aber für die Richtigen ein echter Gewinn.
Wer sich für einen American Staffordshire Terrier entscheidet, übernimmt eine besondere Verantwortung: gegenüber dem Hund, der Umwelt – und auch gegenüber dem öffentlichen Bild dieser Rasse. Gut erzogen, souverän geführt und liebevoll begleitet kann ein AmStaff zeigen, was wirklich in ihm steckt: ein charakterstarker, menschenbezogener Hund mit enormem Potenzial.
FAQ – Häufige Fragen zum American Staffordshire Terrier
Ist der American Staffordshire Terrier ein „Kampfhund“?
Nein – zumindest nicht im eigentlichen Sinne. Der Begriff „Kampfhund“ stammt aus einer Zeit, in der Hunde für Tierkämpfe missbraucht wurden. Der AmStaff hat zwar eine Vergangenheit in dieser Richtung, wird heute aber als Familien- und Begleithund gezüchtet – mit Fokus auf Sozialverhalten und Stabilität. In vielen Kantonen und Bundesländern steht er trotzdem auf der Rasseliste – was je nach Region Auflagen bedeutet.
Ist der American Staffordshire Terrier gefährlich?
Nicht von Natur aus. Wie bei allen Hunderassen hängt das Verhalten stark von Sozialisation, Erziehung und Führung ab. Der AmStaff ist kraftvoll und selbstbewusst – wer damit nicht umgehen kann oder ihn falsch behandelt, riskiert Probleme. In erfahrenen Händen ist er ein liebevoller, treuer Hund.
Wie viel Bewegung braucht ein AmStaff?
Mindestens 60–90 Minuten täglich – idealerweise kombiniert mit Kopfarbeit, Impulskontrolltraining und Spiel. Spaziergänge allein reichen nicht aus. Er liebt Nasenarbeit, Sportarten wie Obedience oder Canicross und arbeitet gern mit seinem Menschen zusammen.
Ist ein American Staffordshire Terrier für Familien geeignet?
Ja – wenn die Erziehung stimmt, Kinder respektvoll mit Hunden umgehen und klare Regeln herrschen. Viele AmStaffs sind liebevoll und geduldig mit Kindern, brauchen aber trotzdem Aufsicht und vorausschauendes Management.
Verträgt sich der AmStaff mit anderen Hunden?
Das ist individuell verschieden. Manche sind freundlich, andere eher unverträglich – besonders bei gleichgeschlechtlichen Hunden. Frühzeitige Sozialisierung und vorausschauendes Führen sind wichtig, ersetzen aber keine genetische Veranlagung. Ein souveräner Ersthund-Haushalt ist nicht selbstverständlich.
Wie teuer ist ein American Staffordshire Terrier?
- Vom seriösen Züchter: 1’500 – 2’500 CHF/Euro, je nach Abstammung und Land
- Aus dem Tierschutz: oft deutlich günstiger, aber mit möglichen Auflagen (z. B. Wesenstest, Sachkundenachweis)
Welche rechtlichen Auflagen gelten für AmStaffs?
Je nach Wohnort kann es Leinenpflicht, Maulkorbzwang, Haltebewilligungen oder Sachkundenachweise geben. In der Schweiz regeln die Kantone den Umgang mit Listenhunden unterschiedlich. Wer einen AmStaff halten möchte, muss sich frühzeitig informieren und gut vorbereiten.
Wie finde ich einen seriösen Züchter oder Tierschutzhund?
- Über offizielle Verbände (FCI, VDH, SKG)
- Bei anerkannten AmStaff-Rettungen oder Tierschutzvereinen
- Immer mit Gesundheitsnachweisen, Transparenz und Nachbetreuung



