Welche Gefühle haben Hunde?
Dass Hunde Gefühle haben und hochsoziale Lebewesen sind, müssen wir hoffentlich nicht betonen. Aber können sie Emotionen genauso wahrnehmen wie wir Menschen? Und inwiefern treffen bei Hunden all die bekannten Emotionstheorien zu?
Emotionstheorien – welche Gefühle gibt es überhaupt?
Es gibt eine wahnsinnig breite Palette von Gefühlen oder Emotionen. Eine alleingültige Liste gibt es nicht, weil viele Wissenschaftler ihre eigenen und somit unterschiedliche Theorien zum Thema Gefühlsleben der Menschen aufgestellt haben. Auf Wikipedia siehst du eine erschöpfende Aufstellung der bekanntesten Emotionstheorien.
Je nachdem, wessen Theorie man am ehesten zustimmt, gibt es zu Anfang mindestens fünf “Grundemotionen”. Aus diesen wiederum entstehen weitere Gefühle, quasi eine Verfeinerung.
- Freude
- Trauer
- Wut
- Angst
- Ekel
Robert Plutchik, ein bekannter amerikanischer Psychologe, erweiterte diese Liste um drei weitere Grundgefühle, nämlich Überraschung, Vertrauen und Anteilnahme bzw. Empathie. Darüber hinaus gibt es noch andere Wissenschaftler, die diese Aufstellung anhand ihrer Ideen verfeinerten. Zum Beispiel Carroll E. Izard, dessen Emotionstheorie auch Gefühle wie Interesse, Leid, Widerwillen (Aversion), Überraschung, Scham– oder Schuldgefühl umfasst.
Haben Hunde Gefühle?
Man muss kein Wissenschaftler oder Psychologe sein, um diese Frage zu beantworten. Natürlich sind Hunde in der Lage, eine Vielzahl von Emotionen genauso wahrzunehmen wie wir. Es geht also weniger um die Frage, ob unsere Hunde fühlen, sondern vielmehr, wie ausgeprägt ihr Gefühlsleben wirklich ist. Wie ähnlich sind Hunde Gefühle denen der Menschen?
Studien haben gezeigt, dass Hunde eine breite Palette von Emotionen erleben können, ähnlich wie Menschen. Dazu gehören Freude, Angst, Wut, Traurigkeit, Ekel und Überraschung. Hunde können ebenso Empathie und Mitgefühl zeigen, indem sie auf das Leiden von Artgenossen oder Menschen reagieren.
Das einzige “Hindernis” besteht darin, dass Hunde anders als wir nicht in der Lage sind, ihre Emotionen mit Worten auszudrücken. Stattdessen verständigen sie sich und ihre Emotionen anhand ihrer Körpersprache, Lautäusserungen und Verhaltensweisen. Ein aufmerksamer Hundebesitzer kann also die Körpersprache seines Hundes interpretieren und verstehen, welche Emotionen er gerade erlebt.
Hunde Gefühle: Beispielszenen
Als Hundehalter hast du eine der folgenden Szenarien bestimmt schon einmal selbst erlebt. Ganz ohne Wissenschaft folgen wir den fünf oben genannten Grundemotionen und schauen uns an, wie ähnlich unsere Hunde uns tatsächlich sind.
- Die Freude. Wir freuen uns über Dinge, die wir mögen, nicht wahr? Wie reagiert dein Hund, wenn du nach einiger Abwesenheit zu ihm nach Hause zurückkommst? Begrüsst er dich euphorisch an der Haustür? Dann liegt es doch auf der Hand: er empfindet Freude und zeigt das durch Körpersprache, Lautäusserungen oder seiner Verhaltensweise – oder eben alles gleichzeitig, wenn er freudig herumhüpft, an dir hochspringt und dich anbellt.
- Trauer kann einen übermannen, wenn sie lang anhält oder sehr stark ist. Dass, ob und wie Hunde trauern können, haben wir schon einmal in einem anderen Beitrag untersucht.
- Wut gilt im allgemeinen als böse und verpönt, weshalb sie vielleicht ein Gefühl ist, das wir unseren Hunden lieber “verbieten” würden. Dabei gibt es die Wut in verschiedensten Facetten – zum Beispiel aus Enttäuschung bzw. Frust über den Misserfolg beim Training heraus. Zählt “leichtes genervt sein” schon zu Wut? Hunde können aufgrund der unterschiedlichsten Situationen und Gründe auch mal aggressiv reagieren – dann ist ihr Geduldsfaden eindeutig überspannt, die Reaktion äussert sich in Wut.
- In verschiedensten Situationen sehen wir uns ebenso mit ängstlichen Hunden konfrontiert. Nehmen wir nur mal die Beispiele Angst vor dem Tierarztbesuch, Panik an Silvester oder die Angst vor dem Alleinsein. Damit lässt sich die Frage, ob und inwieweit Hunde Angst empfinden können, ganz klar mit einem Ja beantworten.
- Ekel ist innerhalb der Gefühlswelt vielleicht eher umstritten. Jeder Mensch ekelt sich vor anderen Dingen oder Situationen. Schliesslich hat auch nicht jeder Angst vor denselben Sachen. Insofern lässt es sich wahrscheinlich manchmal nicht unterscheiden, ob ein Hund sich just vor etwas ekelt oder er verängstigt ist. Entwickelt ein Hund eine Art Aversion gegen bestimmte Dinge, könnte man theoretisch von Ekel sprechen. Alternativ folgt man den anderen Emotionstheorien und nennt an dieser Stelle Gefühle wie Widerwillen oder Überraschung (die schliesslich auch unschön sein können).
Ist bei den Hunde Gefühlen alles erlaubt?
Ein Hauptunterschied zwischen Mensch und Hund besteht wohl darin, wie wir mit unseren Gefühlen umgehen und sie gegenüber unserem Umfeld ausdrücken. Emotionen lassen sich schlecht verbieten – das gilt genauso für Hunde Gefühle. Ein weiterer Unterschied besteht darin, wie Menschen und Hunde ihre Emotionen regulieren. Menschen haben gelernt, ihre Emotionen durch verschiedene Techniken zu beeinflussen, wie z.B. durch kognitive Umstrukturierung, positive Selbstgespräche, Entspannungsübungen oder Meditation. Hunde steht diese Palette zur bewussten Regulation logischerweise nicht zur Verfügung.
Deshalb gilt es für verantwortungsbewusste Hundehalter, ihre treuen Begleiter im Bedarfsfall bei der Verarbeitung – und somit Äusserung sowie Reaktion darauf – ihrer Emotionen zu unterstützen. Hunde lernen anhand dessen, was sie erleben, wie sie es verarbeiten und somit in Erinnerung behalten. Es ist trotzdem wichtig zu beachten, dass jeder Hund individuell ist und unterschiedliche Bedürfnisse hat. Beobachte das Verhalten deines Hundes grundsätzlich genau und passe deine Methoden zur Beeinflussung und Regulierung seiner Emotionen entsprechend an. Indem du eine starke Bindung mit ihm aufbaust, ihm eine insgesamt positive Umgebung schaffst, ihn artgerecht behandelst und auslastest, erhältst du einen ausgeglichenen Begleiter, der vernünftig mit seinen Hunde Gefühlen umgehen kann.