Dass Hunde ihre Umgebung markieren, gehört für uns eigentlich zum Alltag. Aber ist das eigentlich unbedingt nötig? Und ab welchem Punkt ist das Markierverhalten nicht mehr “normal”? Wir schauen uns die Hintergründe an, warum ein Hund markiert und wann es an der Zeit ist, dieses Benehmen aktiv zu beeinflussen.
Das Markierverhalten von Hunden
Grösser, weiter, schneller, stärker – gerne sprechen wir über Dominanz, sobald ein Hund sein Revier markiert. Allerdings stehen besagte Urin-Marker nicht ausschliesslich für die Kennzeichnung des Territoriums. In Wahrheit steckt nämlich weit mehr dahinter, wenn der Hund am Baum sein Beinchen hebt. Allem voran ist es eine Form der Kommunikation. Ein Austausch mit Artgenossen, die vor ihm am selben Platz waren oder nach ihm dort hinkommen. Natürlich gibt es genauso Vertreter, die mit ihren Markierungen eine gewisse Dominanz ausdrücken wollen – es sei aber betont, dass das in der Praxis eher seltener der Grund ist.
Was Urin alles über den Hund aussagt
Hat der Hund markiert, können andere Tiere viel mehr aus diesen Spuren herauslesen als wir Menschen.
- Geschlecht
- Alter
- Kastration
- Läufigkeit (Bereitschaft zur Paarung)
- Änderungen am Gesundheitszustand: Krankheit, auch Trächtigkeit
- Individuelle Erkennungsmerkmale (das, was Mensch als Rasse oder Aussehen bezeichnen würde, wozu auch Grösse, Gewicht etc. zählen)
Wann und wie oft markiert ein “normaler” Hund?
Folgen wir dem Fakt Kommunikation, markiert ein Hund normalerweise immer dann, wenn er die Nachricht eines anderen Hundes wittert und darauf antworten möchte. Nun stellt sich die Frage, was war zuerst da, das Huhn oder das Ei? Natürlich ist genauso möglich, dass dein Hund einfach gerade den Drang hat, unabhängig von Artgenossen seine eigene Botschaft zu hinterlassen.
Dann muss man auch noch unterscheiden, ob es sich um die notwendige Erleichterung handelt oder der Hund tatsächlich “nur” markiert. Häufig kann man das anhand der Körperhaltung und der Dauer des Urinierens unterscheiden. Schauen wir uns die natürliche Umgebung des Hundes im Moment des Urinabsatzes an, wissen wir meistens ebenfalls, worum es sich handelt. Klassische Beispiele fürs Markieren wären der Baum im Park, die bekannte Strassenecke, der Laternenpfahl oder der Zaun vom Nachbarn.
Und schon stellt sich die Frage, bei der sich die Geister scheiden: wann und wo ist es normal, dass der Hund markiert und ab welchem Punkt sollte der Halter eingreifen? Vorschläge, die darauf abzielen, das doch vollkommen natürliche Markierverhalten zu unterbinden, werden an vielen Stellen heiss diskutiert.
Verantwortung übernehmen und Notwendigkeit einschätzen
Als Hundehalter tragen wir die Verantwortung für unsere Tiere, aber auch für unsere Mitmenschen und unser Umfeld. Handelt es sich beim markierten Ort um einen Platz, an dem bekanntlich viele Hunde kursieren und dies offiziell geduldet ist, besteht also kein Grund, deinen Hund davon abzuhalten, zu markieren. Das gilt in der Regel allerdings nicht für die Fassade vom Nachbarhaus oder die Umzäunung eines fremden Grundstücks. Hier sollten wir mit gutem Beispiel vorangehen, auch, wenn andere Hundehalter es vielleicht nicht tun und ihre Vierbeiner pieseln lassen, wo sie wollen. Denke immer daran: Urin ist extrem hartnäckig und schädigt z.B. Fassaden nachhaltig. Und vielleicht kommt einmal der Punkt, an dem der Hund in den geliebten eigenen vier Wänden markiert – was wir uns schliesslich auch nicht wünschen.
Es bei Bedarf oder im Zweifelsfall zu unterbinden, dass der Hund markiert, ist derweil meistens viel einfacher als vermutet. Am besten funktioniert gewissenhaftes Training von Anfang an. Du entscheidest, wo es erlaubt ist und wo nicht. Macht dein Hund Anstalten, sein Bein zu heben, nicht anhalten – Stichwort Bei Fuss an der Leine, nicht Zug daran oder ein ausgesprochenes Verbot, stattdessen lieber “Ignoranz” und weiter im Text.
Wenn du deinem Hund gar nicht erst die Gelegenheit bietest, die Nachricht eines Kollegen zu beschnuppern und eine Antwort in Urin abzuliefern, ist das weder tragisch noch “ungesund” für ihn. Sucht euch lieber ganz gezielt Plätze, die ihm genug Zeit und Komfort geben, um sich mittels Markieren mit Artgenossen auszutauschen.