Die Französische Bulldogge zählt mit ihrer platten Schnauze, den Glubschaugen und tiefen Hautfalten zu den Hunderassen mit besonders markantem Aussehen – doch genau diese Merkmale sind es, die häufig mit chronischen Beschwerden einhergehen. In der Beitragsserie «Qualzucht oder nicht?» werfen wir einen genauen Blick auf einzelne Hunderassen: Wie sah die Rasse ursprünglich aus? Welche Merkmale gelten heute als Qualzucht? Und gibt es überhaupt noch gesunde Vertreter dieser Rasse – oder ist sie inzwischen untrennbar mit gesundheitlichen Problemen verbunden?

Entstehung und Geschichte der Rasse

Die Französische Bulldogge hat ihren Ursprung – trotz ihres Namens – in England. Im 19. Jahrhundert wurde sie dort aus kleinwüchsigen englischen Bulldoggen gezüchtet, die vor allem von der Arbeiterklasse gehalten wurden. Diese kleinen Bulldoggen begleiteten Weber und Arbeiter nach Frankreich, wo sie durch gezielte Weiterzucht – unter anderem mit Terrier- und Möpschen-Typen – zur modernen „Bouledogue Français“ geformt wurden.

Ihr ursprünglicher Verwendungszweck war nicht eindeutig arbeitsorientiert: Man hielt sie als Begleiter, als Wachhund für kleinere Haushalte oder auch als modisches Statussymbol der Pariser Bohème. Die grosse Beliebtheit in Frankreich – und später weltweit – verdankt sie vor allem ihrem auffälligen Äusseren: Kompakt, rundlich, grosse Kulleraugen, markante Fledermausohren und ein kurzer Fang – ein Look, der heute auf vielen Social-Media-Plattformen, in Werbungen und bei Prominenten zu sehen ist.

Doch frühe Darstellungen zeigen Französische Bulldoggen mit deutlich längerer Schnauze, grösserer Nase und weniger Falten – Merkmale, die funktionaler waren und auf bessere Gesundheit hinweisen.

Die Französische Bulldogge heute

Die heutige Französische Bulldogge ist klein, muskulös und gedrungen gebaut. Sie hat einen breiten Brustkorb, eine kurze Rute (oft kaum sichtbar), grosse Augen und eine extrem verkürzte Schnauze. Die Haut ist insbesondere im Gesicht stark gefaltet.

Problematisch sind vor allem folgende Entwicklungen:

  • Der brachyzephale Schädel (Kurzköpfigkeit)
  • Glubschaugen
  • Extreme Hautfalten
  • Stark verkürzte Wirbelsäule und Rute

Häufige gesundheitliche Probleme

Französische Bulldogge mit leicht geröteten Augen
Gerötete Augen sind bei Französischen Bulldoggen leider keine Seltenheit.
  • Atemwegserkrankungen (BOAS – Brachycephalic Obstructive Airway Syndrome): Viele Tiere schnarchen stark, bekommen schlecht Luft, erleiden Erstickungsanfälle oder Hitzeschläge. In einer britischen Studie von 2021 litten rund 50 % der Französischen Bulldoggen an BOAS-Symptomen.
  • Exophthalmus (Hervortretender Augapfel): Das auffällige “Glubschauge” ist bei manchen Bullys so stark ausgeprägt, dass es zu einer Asymmetrie der Augenachsen kommt.
  • Augenerkrankungen: Entzündungen, Hornhautgeschwüre und Tränenfluss sind weit verbreitet.
  • Muskel- oder Nervenschäden: Bei manchen Hunden kann es durch eine Hirnfehlbildung, neurologische Erkrankungen des Hirnstamms oder der Augenmuskelnerven, zu motorischen Problemen kommen (die wiederum teilweise auch die Augen betreffen können – deshalb sieht man häufiger Französische Bulldoggen, die schielen)
  • Hautprobleme: Chronisch entzündete Hautfalten, allergische Reaktionen, Dermatitis.
  • Rücken- und Wirbelsäulenprobleme: Aufgrund der verkürzten Wirbelsäule kommt es bei Hunden dieser Rasse häufiger zu Bandscheibenvorfällen und Inkontinenz.
  • Herz- und Gelenkprobleme: Insbesondere Patellaluxation (Kniescheibenverlagerung) ist häufig.
  • Geburtskomplikationen: Studien zeigen, dass über 80 % der Würfe per Kaiserschnitt entbunden werden müssen
    Französische Bulldogge mit Strabismus divergens (nach aussen schielen)
    Ein eher seltener, aber möglicher Befund: Strabismus divergens – eine Form des Schielens, bei dem beide Augen nach aussen abweichen.

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Folgeprobleme im Alltag

Die genannten gesundheitlichen Einschränkungen führen zu:

  • Hohem Tierarztaufwand: Viele Französische Bulldoggen müssen mehrfach operiert werden, z. B. zur Erweiterung der Nasenlöcher oder Reduzierung von Hautfalten.
  • Geringer Belastbarkeit: Spaziergänge bei Hitze sind gefährlich, Sport ist kaum möglich.
  • Hohes Risiko bei Stress oder Aufregung: Atemnot kann in kritischen Situationen schnell lebensbedrohlich werden.
  • Eingeschränkter Lebenskomfort: Viele Tiere leiden still – sie zeigen ihre Schmerzen nicht.

Gibt es überhaupt gesunde Hunde dieser Rasse?

Es gibt engagierte Züchter und Initiativen, die versuchen, eine gesündere Französische Bulldogge zu züchten. Zu nennen sind etwa:

  • Zuchtlinien mit längerer Schnauze (Retro-Bullys): Diese Tiere haben deutlich gesündere Atemwege und sind belastbarer.
  • Zucht unter Ausschluss der Extremmerkmale: Einige Zuchtverbände fordern inzwischen eine Mindestnasenlänge und grössere Nasenlöcher.
  • Tests und Gesundheitsnachweise: Verantwortungsvolle Züchter legen Wert auf die Untersuchung von Atemwegen, Wirbelsäule und Gelenken.

Allerdings ist der Markt für „klassisch aussehende“ Bullys nach wie vor grösser – und gesündere Linien sind schwer zu finden. Wer sich für die Rasse interessiert, sollte deshalb auf folgende Punkte achten:

  • Gesundheitszertifikate beider Elterntiere
  • Kein übertrieben kurzer Fang
  • Freie Atmung auch in Bewegung
  • Keine runden, hervorstehenden Augen
  • Züchter, die ehrlich über die Gesundheitsrisiken sprechen

Unser Fazit: Qualzucht oder nicht?

Die Französische Bulldogge ist zweifellos eine der beliebtesten, aber auch eine der problematischsten Hunderassen der letzten Jahrzehnte. Ihre körperlichen Extreme – insbesondere die stark verkürzte Nase – führen bei vielen Tieren zu einem Leben voller Einschränkungen (und leider nicht allzu selten: Leiden).

Unser Fazit: In ihrer derzeitigen, “massentauglichen” Zuchtform muss die Französische Bulldogge als Qualzucht eingestuft werden.

Es gibt jedoch Hoffnung: Engagierte Züchter und Initiativen zeigen, dass ein gesünderer Bully möglich ist – mit mehr Nase, weniger Falten und einer besseren Lebensqualität.

Wer einen solchen Hund adoptieren möchte, sollte sich gut informieren – oder alternativ über eine gesündere, ähnlich liebenswerte Rasse nachdenken, (wie etwa den Boston Terrier) mit funktionalem Körperbau.

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