Auch der Mops zählt mit seinem runden Kopf, den grossen Augen und der kurzen Nase zu den auffälligsten Begleithunden – doch genau diese Merkmale sind es, die ihn heute zum Inbegriff einer möglichen Qualzucht machen. In der Beitragsserie «Qualzucht oder nicht?» werfen wir einen genauen Blick auf einzelne Hunderassen: Wie sah die Rasse ursprünglich aus? Welche Merkmale gelten heute als Qualzucht? Und gibt es überhaupt noch gesunde Vertreter dieser Rasse – oder ist sie inzwischen untrennbar mit gesundheitlichen Problemen verbunden?
Entstehung und Geschichte der Rasse
Der Mops stammt ursprünglich aus China, wo er bereits vor Jahrhunderten als Begleithund an Kaiserhöfen gehalten wurde. Über Holland gelangte er im 16. Jahrhundert nach Europa und erfreute sich schnell grosser Beliebtheit – nicht zuletzt wegen seiner kompakten Grösse und seines freundlichen Wesens.
Frühere Darstellungen zeigen den Mops mit längerem Fang, schlankerem Körperbau und sichtbarer Rute – ein deutlicher Kontrast zum heutigen Extremtyp. Die gezielte Zucht auf ein kindlich rundes Gesicht, grosse Glubschaugen und eine flache Schnauze hat den Körperbau der Rasse nachhaltig verändert – mit schwerwiegenden Folgen.
Der Mops heute
Der moderne Mops ist ein kleiner, gedrungener Hund mit sehr kurzer Nase (Brachyzephalie), grossen Augen, kurzem Hals und kräftigem Körper. Er hat eine charakteristische Gesichtsfalte über der Nase und eine eingerollte Rute. All diese Merkmale werden in Showzuchten betont – nicht selten auf Kosten der Gesundheit.
Häufige gesundheitliche Probleme
Brachyzephales Atemwegssyndrom (BOAS)
Die extrem verkürzte Schnauze führt zu einer Vielzahl an Problemen in den oberen Atemwegen:
- Verengte Nasenlöcher
- Zu langes Gaumensegel
- Enger Kehlkopf
- Trachealkollaps (zusammensinkende Luftröhre)
Die Folge davon:
- Schnarchen, Röcheln, Hecheln auch im Ruhezustand
- Atemnot bei Wärme, Stress oder Anstrengung
- Hohes Risiko für Hitzeschläge
Viele Möpse können nicht mehr normal atmen oder sich artgerecht bewegen, ohne gesundheitlich gefährdet zu sein.
Augenprobleme
Die grossen, hervortretenden Augen des Mopses sind anfällig für Verletzungen und Austrocknung:
- Hornhautentzündungen oder -Verletzungen
- Linsenvorfall (Luxation)
- Glaukom oder Blindheit
- Proptosis – Herausfallen des Auges bei Trauma
Zahnprobleme
Der stark verkürzte Kiefer hat oft nicht genug Platz für alle Zähne, was zu folgenden Problemen führen kann:
- Fehlstellungen
- Zahnstein und Parodontitis
- Probleme mit normaler Futteraufnahme
Hautprobleme
Die tiefen Gesichtsfalten und engen Hauttaschen sind oft bakteriell besiedelt, was Entzündungen stark begünstigt.
- Faltenekzeme
- Ohrentzündungen
- Juckreiz durch Allergien
Orthopädische Probleme und Übergewicht
Viele Möpse sind durch ihre Körperform anfällig für:
- Hüftdysplasie
- Knieprobleme (Patellaluxation)
- Bandscheibenvorfälle
- Bewegungsunlust, die durch Atemprobleme noch verstärkt wird
- Übergewicht mit Folgeerkrankungen (Herz, Gelenke, Diabetes)
Gibt es überhaupt gesunde Hunde dieser Rasse?
Es gibt Zuchtprojekte, die versuchen, den Mops rückzuzüchten – etwa durch Einkreuzung anderer Rassen mit längerem Fang (z. B. Parson Russell, Pinscher oder Terrier). Solche Varianten werden als Retro-Mops bezeichnet und haben meist:
- einen deutlich längeren Fang
- bessere Atmung
- weniger ausgeprägte Augenprobleme
Seriöse Züchter lassen Elterntiere auf Atemwegsprobleme, Augenstellung und mögliche Erbkrankheiten untersuchen und arbeiten eng mit spezialisierten Tierärzten zusammen. Nur so lässt sich sicherstellen, dass Gesundheit und Lebensqualität wirklich im Vordergrund stehen – und nicht nur ein „anderer Look“.
Vollständig „gesunde Möpse“ sind aber leider weiterhin sehr selten – selbst in Linien mit längerer Nase ist nicht garantiert, dass andere gesundheitliche Probleme vollständig verschwinden.
Fazit: Qualzucht oder nicht?
Der Mops ist freundlich, verspielt und charmant – doch der moderne Zuchtstandard bringt die Rasse regelmässig an ihre körperlichen Grenzen. Die extrem kurzen Atemwege, hervortretenden Augen und gedrungene Körperform verursachen eine Vielzahl ernsthafter gesundheitlicher Probleme, die mit Lebensqualität nicht mehr vereinbar sind.
Viele Halter berichten von Tierarztkosten im vierstelligen Bereich – allein durch notwendige Operationen an Nase, Augen oder Gaumensegel. Diese finanzielle Belastung und das Tierleid wären vermeidbar, wenn Gesundheit konsequent vor Showstandards gestellt würde.
Fazit: Der heutige Mops ist in seiner üblichen Form klar als Qualzucht zu bewerten.
Nur durch Umdenken in der Zucht – oder bewusste Entscheidung für gesündere Linien wie den Retro-Mops – kann das Wohl dieser Rasse langfristig gesichert werden.