Schutzdienst ist eine anspruchsvolle Disziplin im Hundesport, die ursprünglich entwickelt wurde, um Arbeitshunde, insbesondere Schutzhunde, auszubilden und ihre Fähigkeiten zu prüfen. Der Schutzdienst ist Teil des Vielseitigkeitssports für Gebrauchshunde (VPG), auch bekannt als IPO (Internationale Prüfungsordnung), und kombiniert verschiedene Aufgaben, darunter Gehorsam, Fährtenarbeit und Schutzübungen. Das Ziel des Schutzdienstes ist es, den Hund gezielt auf bestimmte Situationen vorzubereiten, in denen er Menschen oder Eigentum schützen soll – sei es durch Abschreckung, das Stellen einer Person oder das Verteidigen auf Kommando des Hundeführers.
Der Schutzdienst verlangt von den Hunden eine hohe Konzentration, Selbstbeherrschung und eine enge Zusammenarbeit mit dem Hundeführer. Wichtig ist, dass der Hund nicht aggressiv ist, sondern kontrolliert und gezielt agiert, um die vom Hundeführer gestellten Aufgaben zu erfüllen.
Was ist Schutzdienst?
Der Schutzdienst besteht aus verschiedenen Übungen, bei denen der Hund darauf trainiert wird, potenzielle Bedrohungen zu erkennen und auf sie zu reagieren. Er muss dabei in der Lage sein, einen „Scheintäter“ (den sogenannten Helfer) zu stellen und auf Kommando zu verteidigen, aber auch sofort auf ein Abbruchsignal zu hören und die Situation zu deeskalieren. Dies zeigt, dass der Hund nicht unkontrolliert aggressiv wird, sondern diszipliniert und unter der Kontrolle seines Hundeführers steht.
Die Übungen im Schutzdienst umfassen:
- Revieren: Der Hund sucht ein bestimmtes Gebiet nach dem Scheintäter ab, der sich versteckt hält. Der Hund muss den Täter aufspüren und anzeigen, indem er bellt und ihn im Auge behält, ohne jedoch eigenständig anzugreifen.
- Stellen und Verbellen: Wenn der Hund den Scheintäter findet, muss er ihn laut und deutlich durch Bellen anzeigen, während er ihn auf Abstand hält. Er darf nicht unkontrolliert zubeißen, sondern muss auf das Kommando seines Hundeführers warten.
- Verteidigung: Wenn der Scheintäter flieht oder den Hundeführer angreift, greift der Hund ein und verteidigt. Der Hund lernt dabei, gezielt in den Schutzarm des Scheintäters zu beißen und diesen festzuhalten, bis er den Befehl zum Loslassen bekommt.
- Abruf und Gehorsam: Nach einem erfolgreichen Einsatz wird der Hund auf Kommando des Hundeführers abgerufen und muss sofort von der Situation ablassen. Dies zeigt die vollständige Kontrolle des Hundeführers über den Hund und die Fähigkeit des Hundes, in Stresssituationen ruhig zu bleiben.
Für welche Hunde ist Schutzdienst geeignet?
Schutzdienst ist nicht für jeden Hund geeignet, da er hohe Anforderungen an die körperliche und geistige Fitness des Hundes stellt. Erfordert wird ein ausgeglichenes Temperament, starke Nerven und eine hohe Arbeitsbereitschaft. Hunde, die für den Schutzdienst trainiert werden, müssen in der Lage sein, zwischen Bedrohung und harmlosen Situationen zu unterscheiden, und dürfen niemals unkontrolliert aggressiv handeln.
Besonders geeignete Rassen für den Schutzdienst sind:
- Deutscher Schäferhund
- Belgischer Schäferhund (Malinois)
- Rottweiler
- Dobermann
- Boxer
Diese Hunderassen haben eine natürliche Veranlagung zur Wachsamkeit, Schutztrieb und Arbeitsbereitschaft, was sie ideal für den Schutzdienst macht. Sie besitzen zudem die nötige Ausdauer, Intelligenz und Belastbarkeit, um in anspruchsvollen Trainingsumgebungen erfolgreich zu sein.
Vorteile des Schutzdienstes
- Geistige und körperliche Auslastung: Der Schutzdienst bietet Hunden eine hervorragende Möglichkeit, sowohl körperlich als auch geistig gefordert zu werden. Die Kombination aus Gehorsam, Konzentration und der körperlichen Herausforderung im Schutzdienst fördert eine ausgewogene Auslastung des Hundes.
- Stärkung der Mensch-Hund-Beziehung: Die intensive Zusammenarbeit zwischen Hund und Hundeführer im Schutzdienst stärkt die Bindung und das gegenseitige Vertrauen. Der Hund lernt, sich in schwierigen Situationen auf seinen Hundeführer zu verlassen und dessen Anweisungen genau zu befolgen.
- Kontrollierte Aggression: Im Schutzdienst lernt der Hund, seine natürliche Schutz- und Verteidigungsbereitschaft gezielt und kontrolliert einzusetzen. Dies fördert eine ausgewogene Psyche und hilft, unkontrollierte Aggressionen zu vermeiden.
- Förderung der Selbstsicherheit: Hunde, die im Schutzdienst trainiert werden, entwickeln eine hohe Selbstsicherheit. Sie lernen, mit Stresssituationen umzugehen und dabei ruhig und konzentriert zu bleiben.
Wie läuft das Training im Schutzdienst ab?
Das Training im Schutzdienst ist strukturiert und wird in verschiedenen Stufen durchgeführt, wobei die Grundausbildung aus Gehorsamsübungen besteht, bevor die eigentlichen Schutzübungen beginnen. Der Hund muss lernen, in jeder Situation auf die Kommandos seines Hundeführers zu hören und sich niemals zu aggressiv zu verhalten.
Grundgehorsam
Bevor ein Hund in den Schutzdienst einsteigt, muss er einen zuverlässigen Grundgehorsam haben. Dies bedeutet, dass er auf die grundlegenden Kommandos wie „Sitz“, „Platz“, „Bleib“ und „Fuß“ sicher reagiert. Die Kontrolle des Hundeführers über den Hund ist die wichtigste Grundlage für den Schutzdienst.
Aufbau des Schutztriebes
Im nächsten Schritt wird der Schutztrieb des Hundes aufgebaut. Dabei arbeitet der Hund mit einem Helfer zusammen, der den Scheintäter spielt. Der Hund lernt, die Bedrohung zu erkennen und darauf zu reagieren, ohne die Kontrolle zu verlieren. Der Helfer trägt Schutzkleidung, insbesondere einen Schutzarm, in den der Hund beißen kann. Diese Übungen sind genau darauf ausgelegt, dass der Hund gezielt und nur auf Kommando angreift.
Kombination von Schutz und Gehorsam
Im fortgeschrittenen Training lernt der Hund, Schutz- und Gehorsamsübungen miteinander zu kombinieren. Dies bedeutet, dass er in der Lage sein muss, den Scheintäter zu stellen und zu verteidigen, aber auch sofort auf Kommando des Hundeführers zu stoppen und sich zurückzuziehen. Der Hund muss lernen, seine Impulse zu kontrollieren und auf den Hundeführer zu hören, auch in stressigen oder bedrohlichen Situationen.
Prüfungen und Wettbewerbe
Hunde, die im Schutzdienst trainiert werden, können an Prüfungen und Wettbewerben teilnehmen. Dabei werden verschiedene Schutzdienst-Übungen bewertet, einschließlich der Fähigkeit des Hundes, eine Fährte zu verfolgen, den Scheintäter zu stellen und korrekt auf Kommandos zu reagieren. Die IPO-Prüfung ist in drei Teile gegliedert: Fährtenarbeit, Gehorsam und Schutzdienst.
Mythen und Missverständnisse über Schutzdienst
Es gibt viele Missverständnisse über den Schutzdienst, insbesondere in Bezug auf die Aggressivität der Hunde. Es ist wichtig zu betonen, dass gut trainierte Schutzdiensthunde niemals unkontrolliert aggressiv sind. Sie lernen, zwischen einer echten Bedrohung und harmlosen Situationen zu unterscheiden, und agieren nur auf Kommando ihres Hundeführers.
Mythos: „Schutzdienst macht Hunde aggressiv.“
Fakt: Der Schutzdienst fördert kontrolliertes Verhalten. Ein gut ausgebildeter Schutzdiensthund weiß, wann und wie er agieren soll, und handelt niemals aggressiv ohne Grund.
Mythos: „Nur aggressive Hunde eignen sich für den Schutzdienst.“
Fakt: Schutzdienst erfordert einen Hund mit ausgeglichenem Temperament. Hunde, die im Schutzdienst trainiert werden, sind nicht von Natur aus aggressiv, sondern werden darauf trainiert, in stressigen Situationen ruhig und konzentriert zu bleiben.
Mythos: „Schutzdiensthunde sind gefährlich.“
Fakt: Ein gut trainierter Schutzdiensthund ist in der Regel gut sozialisiert und sicher im Umgang mit Menschen. Schutzdiensthunde reagieren nur auf Kommando und sind in der Regel sehr gut erzogen.
Fazit
Der Schutzdienst ist eine anspruchsvolle, aber sehr lohnende Disziplin im Hundesport. Er bietet Hunden eine ideale Möglichkeit, ihre natürlichen Schutzinstinkte auf eine kontrollierte und verantwortungsvolle Weise auszuleben. Durch das Training im Schutzdienst wird nicht nur die körperliche und geistige Auslastung des Hundes gefördert, sondern auch die Bindung zwischen Mensch und Hund gestärkt. Der Schutzdienst erfordert jedoch viel Geduld, Hingabe und professionelle Anleitung, um sicherzustellen, dass der Hund lernt, seine Fähigkeiten gezielt und kontrolliert einzusetzen.