Impulskontrolle bei Hunden, die Kunst der Selbstbeherrschung

Impulskontrolle ist für das harmonische Zusammenleben mit deinem Hund von entscheidender Bedeutung. Sie ermöglicht es deinem pelzigen Begleiter, seine natürlichen Impulse zu zügeln und angemessen auf verschiedene Situationen zu reagieren. In diesem Beitrag werden wir uns näher mit dem Konzept der Impulskontrolle beschäftigen, den Unterschied zur Frustrationstoleranz erläutern, die Bedeutung für unsere Hunde besser verstehen und praktische Trainingsschritte kennenlernen, um die Selbstregulation bei deinem Hund zu stärken.

Impulskontrolle, Frustrationstoleranz und Übersprungshandlungen

Impulskontrolle ist eine wichtige Fähigkeit, die es deinem Hund ermöglicht, seine natürlichen Impulse zu kontrollieren und angemessen zu handeln. Ein Hund mit guter Impulskontrolle kann beispielsweise warten, bevor er aufgeregt zu einem Besucher läuft oder geduldig bleiben, während er auf seine Mahlzeit wartet. Diese Fähigkeit ermöglicht es ihm, in verschiedenen Situationen ruhig und kontrolliert zu bleiben.

Im Gegensatz dazu bezieht sich Frustrationstoleranz darauf, wie gut ein Hund mit Frustration und Verzögerungen umgehen kann, ohne unangemessenes Verhalten zu zeigen. Stell dir vor, du spielst mit deinem Hund, und plötzlich musst du das Spielzeug weglegen. Ein Hund mit hoher Frustrationstoleranz wird akzeptieren, dass das Spiel vorbei ist, ohne in unangemessenes Verhalten zu verfallen, wie zum Beispiel übermässiges Bellen oder an dir hochspringen.

Ein weiteres wichtiges Kennwort, das im Zusammenhang mit Impulskontrolle steht, sind sogenannte Übersprungshandlungen. Diese treten oft auf, wenn ein Hund in einer stressigen oder aufregenden Situation gefangen ist und nicht weiss, wie er angemessen reagieren soll. Zum Beispiel kann ein Hund, der gestresst ist, indem er an der Leine zieht und gleichzeitig aufgeregt ist, auf der Stelle schnüffeln oder sich kratzen. Diese Handlungen dienen dazu, den Stress abzubauen, sind jedoch nicht immer angemessen oder effektiv.

Durch das Training der Impulskontrolle kann dein Hund lernen, angemessene Reaktionen auf stressige Situationen zu zeigen und Übersprungshandlungen zu reduzieren.

Die vielen Vorteile einer guten Impulskontrolle

Impulskontrolle ist für Hunde von grosser Bedeutung, da sie ihnen hilft, in verschiedenen Situationen ruhig und kontrolliert zu bleiben. Ein Hund mit guter Impulskontrolle wird weniger anfällig für unerwünschtes Verhalten wie Bellen, Ziehen an der Leine oder ungestümes Springen auf Menschen oder andere Hunde sein.

Darüber hinaus ermöglicht eine starke Impulskontrolle deinem Hund, besser auf Trainingsanweisungen zu achten und sich schneller neue Verhaltensweisen anzueignen.

Zwei Trainingsmethoden für den Alltag mit starker Impulskontrolle

Die gute Nachricht ist: im Alltag gibt es unzählige Gelegenheiten, aktiv mit deinem Hund an seiner Impulskontrolle zu arbeiten. Die zwei Trainingsmethoden, die wir jetzt vorstellen, lassen sich dementsprechend bestens in alltägliche Aktivitäten integrieren.

Training mittels Sitz, Platz und Bleib

Es gibt viele Situationen, in denen von deinem Hund erwartet wird, geduldig zu sein. Springt er aufgeregt an dir hoch, sobald du seinen Futternapf in die Hand nimmst? Rennt er vorneweg zur Haustür, sobald es Zeit für den Spaziergang ist? Das sind Paradebeispiel dafür, dass dein Hund seinen ersten Impulsen (in diesen Fällen: Aufregung) folgt, anstatt einfach entspannt zu bleiben.

Integriere kurze Trainingseinheiten während alltäglicher Aktivitäten, in die dein Hund eingebunden und währenddessen häufig aufgeregt ist, beispielsweise Fütterung, der Aufbruch zur Gassirunde oder dem Nachhausekommen.

Achte darauf, weitere Ablenkungen beim Trainingsbeginn nach Möglichkeit zu minimieren, damit ihr euch voll und ganz auf die jeweilige Situation konzentrieren könnt. Stelle die ausgewählte Situation nach. Nutze deinem Hund vertraute Grundkommandos (Sitz, Platz, Bleib, Warte oder ähnliches) und verwende ein deutliches Signal.

Nun kommt die Wartezeit – der Knackpunkt beim Training zur Impulskontrolle. Anstatt (wie früher) die Alltagsaktion einfach abzuhandeln, nutzt du das Kommando, weil dein Hund abwarten soll, ehe du ihm den Napf hinstellst, die Tür öffnest oder woran auch immer du arbeiten möchtest.

Beobachte deinen Hund ganz genau. Warte auf erste Anzeichen von Entspannung, wie etwa entspannte Körperhaltung und ruhiges Atmen. Das ist der Zeitpunkt für die Belohnung, sei es durch die erwartete Aktion oder durch alternative positive Verstärkung.

Sei geduldig und konsequent. Falls dein Hund wieder aufgeregt wird oder zu Übersprungshandlungen ansetzt, wiederhole die Trainingseinheit zu anderer Gelegenheit und verkürze die Wartezeit während des Trainings.

Wenn du denkst, dass dein Hund seine Impulse allmählich besser im Griff hat, kannst du es mit anderen aufregenden Situationen versuchen, die Trainings-Wartezeit sukzessive steigern oder es in Umgebungen mit mehr Ablenkungen angehen.

Training mittels Aus, Lass es, Nein, Pfui

Diese Methode eignet sich besonders, wenn dein Hund zu sehr impulsiven Übersprungshandlungen neigt. Nehmen wir als Beispiel deshalb das ungewollte Anspringen beim Öffnen der Tür, das Herumtoben, Zerren und Ziehen, wenn du ihm eigentlich in Ruhe die Leine anlegen möchtest oder sogar ein tendenziell zerstörerisches Verhalten (z.B. Kratzen und Beissen an Gegenständen), wenn er nicht das bekommt, was er will, also frustriert ist.

Grundkommandos wie “Aus”, “Nein” oder andere negierende Wörter sind eine effektive Trainingsmethode, die auch die Impulskontrolle deines Hundes beeinflussen können – denn dadurch lernt er, besser auf dich und deine Anweisungen zu achten. Du lenkst quasi seine Aufmerksamkeit auf dich um.

Am besten startest du das Training mit einfachen Übungen, deren Ausprägung du relativ gut kontrollieren kannst – aber du wirst sehen, dass sich diese Methode später wunderbar im Alltag umsetzen lässt. Wenn dein Hund beispielsweise dazu neigt, auf etwas zuzustürmen, das vom Tisch gefallen ist, eignet sich ein Leckerli-Training mit geschlossener Hand.

Sobald dein Hund versucht, an das Leckerli in deiner Hand zu gelangen, ziehe deine Hand sanft zurück und sage in ruhigem, aber festem Tonfall das gewählte Kommando. Sobald dein Hund sich abwendet, seine Aufmerksamkeit von dir bzw. dem Leckerli in deiner Hand ablenkt oder sich anderweitig zurückzieht, belohnst du ihn.

Mit regelmässigen Wiederholungen wird dein Hund das Grundkonzept verstehen: er soll nicht impulsiv reagieren, sondern entspannt bleiben und abwarten. Konsequenz und Geduld auf deiner Seite sind dafür unerlässlich. Falls dein Hund bei den ersten Versuchen oder nicht sofort reagiert, wiederhole dein Signal ruhig, aber beharrlich.

Der Weg ist das Ziel

Diese beiden Trainingsmethoden – das Warten- oder Bleib-Training sowie das Aus bzw. Lass es Training – verfolgen gemeinsam das Ziel, die Impulskontrolle deines Hundes zu stärken und ihm beizubringen, auf deine Anweisungen zu achten, selbst wenn er mit Ablenkungen oder Versuchungen konfrontiert ist.

Durch das Warten- oder Bleib-Training lernt dein Hund, Geduld zu üben und auf deine Signale zu reagieren, selbst in aufregenden Situationen. Das Aus bzw. Lass es Training hingegen lehrt deinen Hund, unerwünschte Handlungen zu unterlassen und dein Signal vorzuziehen, selbst wenn er stark versucht ist, auf einen anderen Reiz zu reagieren.

Durch konsequentes Training mit den genannten Signalen wird dein Hund lernen, seine Impulse zu kontrollieren und auf deine Anweisungen zu achten, selbst in Situationen, in denen er normalerweise impulsiv reagieren würde.

Es ist wichtig, das Training regelmässig zu festigen und positive Verstärkung zu verwenden, um gutes Verhalten zu belohnen und die Bindung zwischen dir und deinem Hund zu stärken.

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