Der Hamiltonstövare – auch bekannt als Schwedischer Laufhund – ist eine in Skandinavien geschätzte Jagdhunderasse mit auffällig dreifarbigem Fell, ausgeprägtem Spurwillen und einem freundlichen Wesen. Ursprünglich für die Einzeljagd auf Hase und Fuchs gezüchtet, überzeugt er mit Ausdauer, Intelligenz und einem bemerkenswerten Gleichgewicht zwischen Arbeitsfreude und ruhigem Familienhund. Trotz seiner jagdlichen Bestimmung ist der Hamiltonstövare in geeigneten Händen auch ein loyaler Begleiter im Alltag.
Herkunft und Geschichte
Der Hamiltonstövare ist eine vergleichsweise junge schwedische Hunderasse, die jedoch tief in der Tradition der skandinavischen Jagdkultur verwurzelt ist. Sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts gezielt gezüchtet, um einen leistungsfähigen, ausdauernden und gleichzeitig freundlichen Laufhund für die Solojagd auf Hase und Fuchs zu schaffen – angepasst an die klimatischen Bedingungen und das Gelände Schwedens.
Die Rasse geht auf das Engagement von Graf Adolf Patrick Hamilton zurück, einem der bedeutendsten Kynologen Schwedens und Mitbegründer des Schwedischen Kennelklubs. Er kreuzte verschiedene europäische Laufhundrassen wie Harrier, Foxhound, Holsteiner Bracke und vermutlich auch deutsche Bracken, um einen Hund zu entwickeln, der speziell für die skandinavischen Anforderungen geeignet war: robust, kälteresistent, spurtreu und mit klarem Spurlaut.
Bereits 1921 wurde der Hamiltonstövare offiziell als eigene Rasse anerkannt. Bis dahin war er unter dem Namen “Svensk stövare” bekannt, wurde aber zu Ehren seines Schöpfers umbenannt.
In Schweden ist die Rasse bis heute vor allem als passionierter Einzeljäger beliebt. Die Jagd mit mehreren Hunden ist dort nicht üblich, was sich im ausgeprägten Eigenständigkeitsdenken des Hamiltonstövares widerspiegelt. In anderen Ländern ist die Rasse dagegen selten – aber in Liebhaberkreisen wird sie zunehmend für ihre angenehme Mischung aus Jagdtrieb und Familiensinn geschätzt.
Aussehen & Grösse
Der Hamiltonstövare ist ein eleganter, harmonisch gebauter Laufhund mittlerer bis grosser Statur. Sein gesamtes Erscheinungsbild wirkt sportlich, aber nicht schwerfällig – vielmehr ist er kräftig, ausdauernd und agil. Besonders auffällig ist seine typische dreifarbige Fellzeichnung, die ihn schon auf den ersten Blick von anderen Bracken unterscheidet.
Der Körper ist langgestreckt, muskelkräftig und dabei gut proportioniert. Die Rückenlinie ist gerade, die Brust tief, und die Lendenpartie wirkt leicht gewölbt. Die Rute ist säbelförmig und reicht bis zum Sprunggelenk, ohne dabei zu dick zu wirken. Im Gang zeigt sich der Hund mit freiem, raumgreifendem Schritt.
Der Kopf ist langgestreckt, trocken und gut modelliert. Der Stop (Übergang von Stirn zur Schnauze) ist gemässigt ausgeprägt. Die Ohren sind weich, hoch angesetzt und liegen dicht an den Backen an – ein typisches Merkmal vieler Laufhunde. Die Augen sind dunkelbraun, mit wachem und freundlichem Ausdruck.
Das Haar ist kurz, dicht und grob, dabei aber nicht drahtig. Es schützt den Hund zuverlässig bei jeder Witterung. Die charakteristische Dreifarbigkeit – Schwarz, Braun und Weiss – ist beim Hamiltonstövare rassetypisch und ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal.
Charakter und Wesen des Hamiltonstövare
Der Hamiltonstövare ist ein ausgesprochen freundlicher, ausgeglichener und arbeitsfreudiger Hund mit einem klaren Charakter. Als klassischer Solo-Laufhund ist er auf der Jagd selbstständig und ausdauernd – im Familienalltag dagegen ruhig, anhänglich und lernwillig. Trotz seiner jagdlichen Prägung zeigt er sich im Haus überraschend unaufdringlich, solange er geistig und körperlich ausgelastet ist.
Seine Menschen behandelt er mit grosser Loyalität und ist Kindern gegenüber meist sanft und verspielt. Fremden begegnet er in der Regel freundlich, aber nicht aufdringlich. Durch seine hohe Reizschwelle gilt der Hamiltonstövare als nervenstark und wenig schreckhaft, was ihn auch in lebhafter Umgebung zu einem angenehmen Begleiter macht.
Allerdings ist er kein Hund für Couchpotatoes: Wird seine Bewegungsfreude unterschätzt oder sein Jagdtrieb nicht kontrolliert, kann sich das in Frustration und eigenwilligem Verhalten äussern. Er braucht daher Halter, die seinen Anlagen gerecht werden und ihn konsequent, aber fair führen.
Charakter auf einen Blick
Ausdauernd · Selbstständig · Freundlich · Ruhig · Sensibel · Loyal
- Ausdauernd: Der Hamiltonstövare wurde für die stundenlange Verfolgung von Wild gezüchtet. Seine Kondition ist beeindruckend – er liebt lange Spaziergänge, Wanderungen und jede Form von Nasenarbeit.
- Selbstständig: Wie viele Laufhunde handelt er im Gelände eigenständig. Das bedeutet: gute Nase, starkes Zielbewusstsein – aber auch ein gewisser Eigensinn in der Erziehung.
- Freundlich: Menschen gegenüber zeigt er sich offen, interessiert und meist sanft. Er ist kein Kläffer und reagiert selten aggressiv.
- Ruhig: Im Haus verhält er sich meist angenehm ruhig, bellt wenig und ist kein nervöser Dauerläufer – sofern er draussen ausreichend ausgelastet wird.
- Sensibel: Er reagiert feinfühlig auf Tonfall und Stimmung seiner Bezugspersonen. Eine harte Hand ist bei ihm fehl am Platz.
- Loyal: Hat der Hamiltonstövare erst einmal Vertrauen gefasst, bindet er sich eng an seine Bezugsperson(en) und folgt gern – wenn auch mit einem gewissen Schuss Eigeninitiative.
Für wen ist diese Rasse geeignet?
Der Hamiltonstövare ist ein beeindruckender Begleiter für aktive Menschen, die Freude an Natur, Bewegung und strukturierter Beschäftigung haben. Seine Herkunft als Solo-Jagdhund bringt bestimmte Anforderungen mit sich, die unbedingt berücksichtigt werden sollten, bevor man sich für diese Rasse entscheidet. Er passt nicht in ein Leben auf der Couch oder in eine reine Stadtwohnung ohne ausreichenden Auslauf.
Wer jedoch die nötige Zeit und Erfahrung mitbringt, wird mit einem anhänglichen, sensiblen und gutmütigen Vierbeiner belohnt, der sowohl draussen als auch im Haus zu überzeugen weiss.
Passt gut zu
- ✅Menschen, die gern draussen aktiv sind – bei jedem Wetter.
- ✅Halter, die Hunde ruhig, konsequent und gewaltfrei führen.
- ✅Personen mit Erfahrung im Umgang mit Jagdhunden oder eigenständigen Rassen.
- ✅Menschen, die auch mit einem gewissen Eigensinn und Jagdtrieb souverän umgehen können.
- ✅ Menschen, die ihrem Hund viel Raum für Bewegung und Nasenarbeit bieten können – etwa durch Mantrailing, Fährtenarbeit oder lange Wanderungen.
Ist weniger geeignet für
- ❌Personen, die einen absolut folgsamen Anfängerhund erwarten.
- ❌Halter mit wenig Zeit für ausgedehnte Bewegung und geistige Beschäftigung.
- ❌Personen, die mit Jagdmotivation und selbstständigem Verhalten nichts anfangen können.
- ❌Menschen, die ihrem Hund keine abwechslungsreichen Reize in der Umgebung bieten können.
Erziehung & Alltag
Die Erziehung des Hamiltonstövare erfordert Geduld, Konsequenz und vor allem Verständnis für seine Eigenheiten als Solo-Laufhund. Seine selbstständige und jagdlich geprägte Natur macht ihn zu keinem Hund, der blind gehorcht – vielmehr benötigt er eine klare, aber faire Führung, die seine Intelligenz und Sensibilität berücksichtigt.
Im Alltag zeigt sich der Hamiltonstövare meist ruhig und ausgeglichen, zumindest sofern seine Bedürfnisse nach Bewegung und Beschäftigung gedeckt sind. Er ist kein Kläffer, sondern meldet sich nur, wenn es wirklich etwas zu melden gibt. Dies macht ihn auch in Wohngebieten angenehm.
Aufgrund seiner Jagdpassion kann er in Gegenden mit Wild allerdings eine Herausforderung darstellen: Der Hamiltonstövare folgt seiner Nase oft so konzentriert, dass er Umwege oder Rufe durchaus mal ignoriert. Daher ist die sichere Führung an der Schleppleine oder ein eingezäuntes Grundstück wichtig, besonders in Waldgebieten.
Der Hamiltonstövare ist ein anspruchsvoller, aber dankbarer Partner für alle, die sich auf seine Eigenheiten einstellen. Wer seine Natur respektiert, erhält einen treuen, cleveren und ruhigen Begleiter für Alltag und Freizeit.
Auslastung & Beschäftigung
Der Hamiltonstövare ist ein ausgesprochen aktiver und intelligenter Hund, der sowohl körperlich als auch geistig gefordert werden möchte. Ohne ausreichende Auslastung kann er schnell unruhig oder gar destruktiv werden. Daher ist es essenziell, seinem Bewegungsdrang und seiner ausgeprägten Nasenarbeit Raum zu geben.
Als Laufhund wurde der Hamiltonstövare für lange, ausdauernde Jagdeinsätze gezüchtet. Lange Spaziergänge, Wanderungen und Radtouren sind für ihn daher genau das Richtige. Er braucht täglich mindestens 1,5 bis 2 Stunden aktive Bewegung, besser noch mehr, um ausgeglichen zu bleiben.
Neben der Bewegung ist die geistige Auslastung mindestens genauso wichtig. Der Hamiltonstövare liebt Nasenarbeit, Fährtenarbeit und Suchspiele. Trainingseinheiten mit Such- und Apportieraufgaben, Mantrailing oder auch das Erlernen von Trick- und Gehorsamsübungen bringen seinen Geist auf Trab.
Wird der Hund jagdlich geführt, findet er in der Einzeljagd ideale Einsatzmöglichkeiten. Für alle anderen Halter sind jagdliche Alternativen wie Dummytraining, Fährtensuche oder Geruchssuchspiele hervorragende Beschäftigungen, um seinen natürlichen Anlagen gerecht zu werden.
Kauf, Adoption und Züchterwahl
Beim Kauf eines Hamiltonstövare solltest du besonders sorgfältig vorgehen, um einen gesunden, gut sozialisierten Hund zu erhalten und die nachhaltige Zucht dieser vergleichsweise seltenen Rasse zu unterstützen.
- Hamiltonstövare-Welpen sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz nicht häufig zu finden. Plane genügend Zeit für die Suche ein und meide unseriöse Anbieter oder Welpenmärkte.
- Suche einen verlässlichen Züchter, der Mitglied im jeweiligen nationalen oder internationalen Rasseklub ist und der die Zuchtstandards einhält.
- Achte auf gesundheitliche Untersuchungen der Elterntiere, insbesondere auf Hüftgelenksdysplasie (HD), Augenuntersuchungen und sonstige relevante Checks.
- Lass dir Zuchtpapiere und Gesundheitsnachweise zeigen, um die Seriosität zu überprüfen.
- Ein seriöser Züchter legt Wert auf eine frühe Sozialisation der Welpen, zeigt dir die Aufzuchtbedingungen und steht auch nach dem Kauf mit Rat und Tat zur Seite.
- Adoption: Die Chance, einen Hamiltonstövare aus dem Tierschutz zu adoptieren, ist gering, da diese Rasse meistens bei verantwortungsvollen Haltern bleibt. Dennoch lohnt sich eine Nachfrage bei spezialisierten Rettungsorganisationen.
Fazit
Der Hamiltonstövare ist eine faszinierende, vielseitige und robuste Laufhundrasse, die vor allem für aktive Menschen geeignet ist, die Freude an Bewegung, Natur und geistiger Beschäftigung haben. Mit seinem freundlichen und ruhigen Wesen lässt er sich gut in Familien integrieren, benötigt aber gleichzeitig eine konsequente, liebevolle Erziehung und ausreichend Auslastung.
Seine jagdlichen Anlagen machen ihn zu einem selbstständigen, intelligenten Partner, der Herausforderungen liebt und seinen Menschen mit Loyalität und Sensibilität verbunden ist. Für Halter, die diese Eigenschaften schätzen und ihm gerecht werden können, ist der Hamiltonstövare ein bereichernder Begleiter – sowohl im Alltag als auch bei sportlichen Aktivitäten.
Aufgrund seiner seltenen Verbreitung ist es ratsam, den Hund bei einem seriösen Züchter zu kaufen und die Gesundheit und Sozialisierung der Welpen sorgfältig zu prüfen. So steht einer langen und erfüllten gemeinsamen Zeit nichts im Wege.



