Grosse Hunde fressen viel, kleine brauchen weniger – so einfach ist es nicht. Rasse, Körpergrösse, Aktivitätslevel, Alter und Lebensstil der Halter:innen bestimmen, was ein Hund tatsächlich benötigt. Dieser Ratgeber zeigt, wie sich Ernährung und Alltag sinnvoll anpassen lassen, welche Fütterungstrends es gibt und was aktuelle Studien zu Energiebedarf, Zahn- und Gewichtsmanagement sagen.
Grösse und Energiebedarf: Die wichtigsten Unterschiede
Der Kalorienbedarf eines Hundes hängt nicht linear von seinem Gewicht ab. Ein 40 kg schwerer Hund braucht zwar absolut mehr Energie als ein 5 kg Hund, aber weniger pro Kilogramm Körpergewicht. Grund ist der unterschiedliche Stoffwechsel: Kleine Hunde verbrauchen im Verhältnis mehr Energie, grosse Hunde weniger.
- Kleine Hunde (bis ca. 10 kg): hoher Grundumsatz pro Kilo, oft lebhaft – brauchen energiedichtes, gut verdauliches Futter. Häufig neigen sie zu Zahnstein, daher sind Zahnpflege und Futterform wichtig.
- Mittelgrosse Hunde (10–25 kg): ausgewogener Energiebedarf; Fütterungsmenge lässt sich gut steuern. Bewegung und Beschäftigung beeinflussen den Kalorienverbrauch stark.
- Grosse Hunde (25–45 kg) und Riesenrassen: niedrigerer Grundumsatz pro Kilo, aber insgesamt grosser Energiebedarf. Wichtig: gleichmässige Energieversorgung für Knochen- und Gelenkgesundheit. Zu energiereiches Futter kann Wachstumsschäden und Übergewicht begünstigen.
Bewegung macht den Unterschied: Ein sportlich geführter Border Collie oder Malinois benötigt trotz mittlerer Körpergrösse oft mehr Kalorien als ein grosser, gemütlicher Bernhardiner. Auch klimatische Bedingungen spielen mit: Im Winter steigt der Bedarf bei Hunden, die viel draussen sind.
Zahn- und Gewichtsmanagement nach Rassetyp
Die Futterwahl beeinflusst nicht nur Gewicht, sondern auch Zahngesundheit:
- Kleine Rassen: Enge Zahnstellung und weniger Speichel begünstigen Zahnstein. Trockenfutter in geeigneter Krokettengrösse, Kauartikel oder Zahnpflege-Snacks helfen, ebenso wie regelmässiges Zähneputzen.
- Grosse und Riesenrassen: Neigen eher zu Magendrehung und Gelenkproblemen. Mehrere kleinere Mahlzeiten und ausgewogenes Kalzium-Phosphor-Verhältnis beugen vor. Übergewicht belastet Gelenke massiv.
- Besonderheiten einzelner Rassen: Brachycephale Hunde haben oft Schwierigkeiten beim Kauen und Schlucken. Hier sind Futterform, Napfhöhe und langsames Fressen besonders wichtig.
Fütterungsentscheidungen in der Praxis
Wie Hunde tatsächlich gefüttert werden, hängt nicht nur von deren Bedürfnissen ab, sondern auch von den Gewohnheiten der Halter:innen. Studien aus Europa und Nordamerika zeigen klare Trends:
- Trockenfutter (Kibble): Bleibt die meistgenutzte Hauptmahlzeit. Vorteile: einfache Lagerung, kontrollierbare Nährstoffgehalte, Zahnpflege-Effekt.
- Nassfutter: Wird gern als Ergänzung oder für mäkelige Hunde genutzt. Hoher Wassergehalt unterstützt die Flüssigkeitsaufnahme.
- Hausgemachte Rationen: Reichen von gekochtem Futter über BARF (roh) bis zu selbst zusammengestellten Menüs. Häufig bei Halter:innen mit hohem Gesundheits- oder Nachhaltigkeitsbewusstsein. Wichtig: ausgewogene Nährstoffversorgung und Supplemente sicherstellen.
- Snacks & Kauartikel: Werden oft unterschätzt. Studien zeigen, dass Leckerli bis zu 20 % der täglichen Energie liefern können. Sie beeinflussen Gewicht und Zahngesundheit erheblich.
Demografische Einflüsse
Alter, Lebensstil und Werte der Halter:innen prägen die Fütterungswahl:
- Jüngere Halter:innen neigen häufiger zu Trendfutter wie BARF oder Insektenprotein und legen Wert auf Nachhaltigkeit.
- Familien bevorzugen oft praktische, gut planbare Trocken- oder Mischfütterung.
- Menschen mit starkem Gesundheitsfokus bereiten häufiger selbst zu oder achten auf Bio-Qualität und wenige Zusatzstoffe.
Ernährungsprofile nach Aktivität und Lebensphase
Neben Rasse und Grösse ist der Lebensabschnitt entscheidend:
- Welpen und Junghunde: Brauchen energiereiches, ausgewogenes Futter für gesundes Wachstum. Für grosse Rassen: moderates Kalzium-Phosphor-Verhältnis, um Skelettproblemen vorzubeugen.
- Erwachsene Hunde: Energiezufuhr richtet sich nach Bewegung. Sporthunde benötigen energiedichte Rationen, Wohnungshunde eher moderat kalorienhaltige Futter.
- Senioren: Haben einen langsameren Stoffwechsel. Eiweissreiches, aber kalorienärmeres Futter beugt Muskelabbau vor. Gelenkunterstützende Zusätze (z. B. Grünlippmuschel) können sinnvoll sein.
Checkliste für eine alltagstaugliche Fütterung
- Orientiere Dich an Grösse, Gewicht und Aktivität Deines Hundes – nicht nur an der Packungsangabe.
- Berücksichtige Snacks: Sie zählen zur täglichen Energiezufuhr.
- Prüfe regelmässig das Gewicht und passe Futtermenge oder Aktivität an.
- Wähle eine Futterform, die Zahngesundheit unterstützt (Trockenfutter, Kauartikel, Zähneputzen).
- Lass regelmässig beim Tierarzt den Ernährungszustand und ggf. Blutwerte kontrollieren, besonders bei hausgemachter Fütterung.
Fazit
Ob klein oder gross, Rassehund oder Mischling – die ideale Ernährung richtet sich nach Energiebedarf, Alter, Aktivitätsniveau und individuellen Besonderheiten. Trockenfutter, Nassfutter, selbstgekocht oder BARF können alle funktionieren, wenn sie fachgerecht zusammengestellt sind. Wer Gewicht, Zähne und Bewegung im Blick behält und regelmässig kontrolliert, schafft die Grundlage für ein langes, gesundes Hundeleben.



