Urämie ist ein Zustand, bei dem sich im Blut eines Hundes harnpflichtige Substanzen, insbesondere Harnstoff, in toxischen Konzentrationen ansammeln. Dies geschieht, wenn die Nieren nicht mehr in der Lage sind, Abfallprodukte aus dem Blut zu filtern und über den Urin auszuscheiden. Urämie ist oft ein Anzeichen für eine fortgeschrittene Nierenerkrankung und kann lebensbedrohlich sein, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird.

Was ist Urämie?

Der Begriff Urämie bedeutet wörtlich “Harn im Blut”. Normalerweise filtern die Nieren Abfallprodukte wie Harnstoff (ein Endprodukt des Proteinstoffwechsels) und Kreatinin aus dem Blut, die dann über den Urin ausgeschieden werden. Bei Hunden mit Urämie versagen die Nieren teilweise oder vollständig, was dazu führt, dass diese Substanzen im Blut verbleiben und sich in toxischen Mengen ansammeln.

Urämie ist ein Symptom von Niereninsuffizienz oder Nierenversagen und tritt meist im Spätstadium einer chronischen Nierenerkrankung (CNE) oder bei akutem Nierenversagen (ANV) auf.

Ursachen der Urämie bei Hunden

Urämie ist meist die Folge von Nierenversagen oder einer stark eingeschränkten Nierenfunktion. Die Hauptursachen für die Entwicklung einer Urämie bei Hunden umfassen:

Chronische Nierenerkrankung (CNE):

CNE ist ein fortschreitender Verlust der Nierenfunktion, der oft über Monate oder Jahre auftritt. Hunde mit chronischen Nierenerkrankungen können lange Zeit asymptomatisch sein, bis die Nierenfunktion auf etwa 25 % oder weniger der normalen Leistung abfällt.

Ursachen für CNE:

  • Alter (häufig bei älteren Hunden)
  • Genetische Veranlagung
  • Infektionen (z. B. Leptospirose)
  • Langfristiger Gebrauch von Medikamenten, die die Nieren schädigen können (z. B. NSAIDs)
  • Nierentumoren oder Polyzystische Nierenerkrankung

Akutes Nierenversagen (ANV):

ANV tritt plötzlich auf und kann durch Vergiftungen, Infektionen, schwere Dehydratation oder Trauma verursacht werden. Es kann innerhalb weniger Tage oder Stunden zu einer drastischen Verschlechterung der Nierenfunktion kommen.

Ursachen für ANV:

  • Vergiftungen (z. B. durch Frostschutzmittel, Trauben oder bestimmte Medikamente)
  • Hitzschlag oder schwerer Flüssigkeitsverlust
  • Infektionen (z. B. durch Leptospirose oder Pyelonephritis)
  • Schockzustände oder Blutdruckabfall

Obstruktive Uropathien:

Blockaden im Harntrakt (z. B. durch Harnsteine oder Tumoren) können den Urinfluss behindern, was zu einem Rückstau von Abfallstoffen führt und die Nieren schädigt.

Nierenentzündungen (Nephritis):

Entzündliche Prozesse in den Nieren, wie Glomerulonephritis, können die Filterfunktion der Nieren beeinträchtigen und zu Urämie führen.

Symptome der Urämie bei Hunden

Urämie kann eine Vielzahl von allgemeinen und spezifischen Symptomen verursachen, die auf eine schwere Beeinträchtigung der Nierenfunktion hinweisen. Die Symptome sind oft das Ergebnis der Anhäufung von Abfallstoffen und Flüssigkeiten im Körper, die die normalen Körperfunktionen stören.

Allgemeine Symptome:

  • Lethargie und Müdigkeit
  • Schwäche oder Desinteresse an Aktivitäten
  • Vermehrtes Trinken und vermehrtes Urinieren (Polydipsie und Polyurie)
  • Appetitlosigkeit
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Mundgeruch (oft als “urämischer Geruch” bezeichnet, der nach Ammoniak riecht)

Gastrointestinale Symptome:

  • Erbrechen und Durchfall
  • Magenschmerzen und Blähungen
  • Geschwüre im Mund und an der Zunge

Neurologische Symptome:

  • Muskelzuckungen oder Krämpfe
  • Unkoordiniertes Laufen (Ataxie)
  • Koma oder plötzlicher Zusammenbruch in schweren Fällen

Kardiovaskuläre Symptome:

  • Bluthochdruck (Hypertonie), der zu weiteren Komplikationen wie Herzproblemen führen kann
  • Ödeme (Flüssigkeitsansammlungen) in den Beinen oder im Bauchbereich

Anzeichen von Dehydratation:

  • Trockene Schleimhäute
  • Eingefallene Augen
  • Schwacher Puls und allgemeine Schwäche

Diagnose der Urämie bei Hunden

Die Diagnose von Urämie erfordert eine umfassende klinische Untersuchung und Blut- sowie Urintests, um den Zustand der Nieren zu beurteilen und die Schwere der Erkrankung festzustellen.

Bluttests:

  • Harnstoffstickstoff (BUN) und Kreatinin sind zwei Hauptmarker, die im Blut gemessen werden, um den Grad der Niereninsuffizienz zu bestimmen. Bei Hunden mit Urämie sind diese Werte erhöht.
  • Elektrolyte wie Kalium, Natrium und Phosphat werden ebenfalls gemessen, da ihre Spiegel durch Nierenversagen stark beeinträchtigt sein können.

Urintests:

  • Eine Urinanalyse hilft dabei, die Konzentration des Urins zu bewerten. Hunde mit Nierenversagen haben oft einen sehr verdünnten Urin.
  • Tests auf das Vorhandensein von Protein, Blut oder Bakterien im Urin können Hinweise auf die zugrunde liegende Ursache der Nierenerkrankung geben.

Bildgebende Verfahren:

  • Ultraschall oder Röntgenaufnahmen der Nieren können Anomalien wie Nierentumoren, Nierensteine oder Vergrößerungen aufzeigen.
  • In einigen Fällen kann auch eine Nierenbiopsie erforderlich sein, um die Ursache der Nierenerkrankung genauer zu bestimmen.

Behandlung der Urämie bei Hunden

Die Behandlung von Urämie zielt darauf ab, die Ursache des Nierenversagens zu beheben, die Symptome zu lindern und die Nierenfunktion zu stabilisieren oder zu verbessern. Der Behandlungsansatz hängt vom Schweregrad der Urämie und der zugrunde liegenden Erkrankung ab.

  1. Flüssigkeitstherapie: Eine intravenöse Flüssigkeitstherapie ist oft die erste Maßnahme, um den Flüssigkeitshaushalt auszugleichen, Giftstoffe auszuspülen und den Blutdruck zu stabilisieren. Sie hilft, die Nierenfunktion zu unterstützen und Dehydratation zu beheben.
  2. Diuretika: In einigen Fällen werden Diuretika verwendet, um die Urinproduktion anzuregen und überschüssige Flüssigkeit sowie Abfallprodukte schneller aus dem Körper zu entfernen.
  3. Ernährungsumstellung: Eine spezielle nierenschonende Diät mit reduziertem Proteingehalt und Phosphor kann helfen, die Belastung der Nieren zu verringern und den Harnstoffspiegel zu senken. Solche Diäten sind reich an hochwertigen Proteinen, die leichter verstoffwechselt werden, und enthalten Elektrolyte zur Stabilisierung des Blutspiegels.
  4. Medikamente zur Behandlung der zugrunde liegenden Ursache:
    • Antibiotika werden bei Niereninfektionen wie Pyelonephritis oder Leptospirose verschrieben.
    • Blutdrucksenkende Medikamente werden verwendet, um den Blutdruck zu kontrollieren und die Nieren zu entlasten.
    • Phosphatbindende Medikamente können helfen, den Phosphatspiegel im Blut zu kontrollieren, der bei Nierenversagen oft erhöht ist.
  5. Dialyse: In schwereren Fällen, in denen die Nierenfunktion stark eingeschränkt ist, kann eine Dialyse erforderlich sein, um das Blut von Giftstoffen zu reinigen. Diese Behandlung ist jedoch nicht weit verbreitet und wird in spezialisierten Tierkliniken durchgeführt.
  6. Notfallbehandlung bei Vergiftungen: Wenn Urämie durch eine Vergiftung ausgelöst wurde, wird der Hund sofort mit Antidoten und speziellen Entgiftungstherapien behandelt, um das Gift aus dem Körper zu entfernen.

Prognose

Die Prognose für Hunde mit Urämie hängt von der Schwere der Nierenschädigung, der frühen Diagnose und der Reaktionsfähigkeit auf die Behandlung ab. Akutes Nierenversagen kann, wenn es schnell erkannt und behandelt wird, in einigen Fällen rückgängig gemacht werden. Chronische Nierenerkrankungen hingegen sind irreversibel, aber mit der richtigen Behandlung kann das Fortschreiten verlangsamt und die Lebensqualität des Hundes verbessert werden.

Fazit

Urämie ist ein ernstes Gesundheitsproblem bei Hunden, das eine sofortige tierärztliche Behandlung erfordert. Sie tritt meist als Folge von fortgeschrittenem Nierenversagen auf und führt zu einer Ansammlung toxischer Stoffwechselprodukte im Blut. Mit einer frühzeitigen Diagnose, einer gezielten Behandlung und Ernährungsumstellung können die Symptome kontrolliert und das Wohlbefinden des Hundes verbessert werden. Eine regelmäßige tierärztliche Überwachung ist entscheidend, um das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen und die Lebensqualität zu erhalten.

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