Parese beschreibt eine partielle Lähmung oder Schwäche der Muskeln, die durch eine Schädigung der Nerven verursacht wird. Anders als bei einer Paralyse (Vollständige Lähmung), bei der die Muskeln vollständig funktionsunfähig sind, haben Hunde mit einer Parese noch eine eingeschränkte Bewegungsfähigkeit und Muskelkontrolle. Diese Nervenschädigungen können verschiedene Ursachen haben und führen oft zu einer beeinträchtigten Beweglichkeit und eingeschränktem Bewegungsvermögen des betroffenen Körperteils.

Ursachen einer Parese bei Hunden

Es gibt viele Ursachen, die eine Parese bei Hunden hervorrufen können. Sie lassen sich in verschiedene Kategorien unterteilen:

  1. Traumatische Verletzungen: Unfälle, wie Verkehrsunfälle, Stürze oder Bissverletzungen, können die Nerven im Rückenmark oder peripheren Nervensystem schädigen und eine Parese auslösen.
  2. Bandscheibenvorfall (Diskopathie): Ein Bandscheibenvorfall, bei dem die Bandscheibe zwischen den Wirbeln verrutscht oder reißt, kann auf die Rückenmarksnerven drücken und zu einer Parese führen. Dies tritt besonders häufig bei Hunden mit langen Rücken, wie Dackeln, auf.
  3. Wirbelsäulenerkrankungen: Erkrankungen der Wirbelsäule, wie Spondylose, Wirbelkanalstenose oder Degenerative Myelopathie, können die Nervenwurzeln schädigen und zu einer Schwäche oder teilweisen Lähmung der betroffenen Gliedmaßen führen.
  4. Infektionen: Infektionen wie Ehrlichiose, Borreliose (Lyme-Borreliose) oder Staupe können das Nervensystem beeinträchtigen und zu einer Parese führen. Diese Infektionen betreffen oft das zentrale Nervensystem und verursachen Entzündungen.
  5. Tumore: Tumore im Rückenmark oder im Gehirn können auf die Nerven drücken und eine Parese verursachen. Die Lage und Größe des Tumors bestimmen die Schwere und den Bereich der Lähmung.
  6. Nervenverletzungen: Periphere Nervenverletzungen durch Schnitte oder Quetschungen, wie sie bei Verletzungen der Extremitäten vorkommen, können zu einer Parese der betroffenen Muskeln führen.
  7. Toxine: Einige Gifte, wie das Gift von Zecken (z. B. bei Zeckenlähmung) oder Schlangengifte, können das Nervensystem beeinflussen und Lähmungen oder Paresen verursachen.
  8. Neuromuskuläre Erkrankungen: Krankheiten wie Myasthenia gravis, bei der die Kommunikation zwischen Nerven und Muskeln gestört ist, können ebenfalls zu Schwäche oder Paresen führen.

Symptome einer Parese bei Hunden

Die Symptome einer Parese hängen von der Schwere und dem betroffenen Bereich ab. Zu den typischen Anzeichen gehören:

  1. Schwäche in den Gliedmaßen: Der Hund zeigt eine schwache Bewegungsfähigkeit in einem oder mehreren Beinen, was zu einem Schleifen der Pfoten oder Unsicherheit beim Laufen führt.
  2. Schwierigkeiten beim Aufstehen und Gehen: Hunde mit einer Parese haben oft Schwierigkeiten beim Aufstehen und gehen unkoordiniert oder schwankend. Sie können auch häufiger stolpern oder ausrutschen.
  3. Veränderte Haltung: Der Hund nimmt möglicherweise eine ungewöhnliche Körperhaltung ein, um das betroffene Bein oder die betroffenen Beine zu entlasten.
  4. Verlust von Reflexen: Der Knie- oder Pfotenreflex kann vermindert oder vollständig ausgefallen sein. Dies wird häufig bei der tierärztlichen Untersuchung überprüft.
  5. Muskelschwund (Atrophie): Bei länger anhaltender Parese kann es zu einem Muskelschwund im betroffenen Bereich kommen, da die Muskulatur nicht ausreichend genutzt wird.
  6. Inkontinenz: Bei einer Parese, die den unteren Rücken oder das Becken betrifft, kann es auch zu Problemen beim Wasserlassen oder Kotabsatz kommen, da die Nerven, die die Blase und den Darm kontrollieren, betroffen sein können.

Diagnose der Parese bei Hunden

Die Diagnose einer Parese erfordert eine gründliche Untersuchung durch einen Tierarzt, um die Ursache zu ermitteln. Dazu gehören:

  1. Klinische Untersuchung: Der Tierarzt wird den Hund auf Anzeichen von Schwäche oder Lähmungen untersuchen, die Reflexe testen und die Gehfähigkeit des Hundes beurteilen.
  2. Bildgebende Verfahren: Röntgenbilder können verwendet werden, um Verletzungen der Wirbelsäule oder Knochenveränderungen auszuschließen.
    MRT (Magnetresonanztomographie) oder CT (Computertomographie) können detaillierte Informationen über das Rückenmark und das Nervensystem liefern und helfen, Bandscheibenvorfälle oder Tumore zu erkennen.
  3. Bluttests: Blutuntersuchungen können Infektionen wie Borreliose oder Ehrlichiose nachweisen und andere systemische Erkrankungen ausschließen.
  4. Elektromyographie (EMG): Diese Technik misst die elektrische Aktivität der Muskeln und kann helfen, neuromuskuläre Erkrankungen zu diagnostizieren.
  5. Nervenleitgeschwindigkeitstests: Diese Tests helfen, die Funktion der peripheren Nerven zu überprüfen und festzustellen, ob eine Nervenverletzung vorliegt.

Behandlung der Parese bei Hunden

Die Behandlung einer Parese hängt von der Ursache und der Schwere der Nervenverletzung ab:

Medikamente:

  • Bei entzündlichen Erkrankungen oder Infektionen können entzündungshemmende Medikamente (wie Kortikosteroide) oder Antibiotika zur Behandlung der Grunderkrankung eingesetzt werden.
  • In einigen Fällen können auch Schmerzmittel verabreicht werden, um die Beschwerden des Hundes zu lindern.

Operation:

  • Bei Bandscheibenvorfällen, Tumoren oder Frakturen der Wirbelsäule kann eine chirurgische Intervention notwendig sein, um den Druck auf die Nerven zu verringern und die normale Funktion wiederherzustellen.

Physiotherapie:

  • Physiotherapie und Rehabilitation sind wichtige Bestandteile der Behandlung bei Parese. Diese Techniken helfen, die Muskelkraft wiederherzustellen, die Beweglichkeit zu verbessern und die Atrophie zu verhindern.
  • Wassergymnastik (Hydrotherapie) wird oft eingesetzt, um die Bewegung zu fördern, ohne die Gelenke zu belasten.

Ergänzende Therapien:

  • In einigen Fällen können Akupunktur oder Lasertherapie zur Unterstützung der Genesung eingesetzt werden. Diese Methoden können die Durchblutung fördern und die Heilung der Nerven unterstützen.

Pflege und Unterstützung:

  • Hunde mit einer schweren Parese benötigen möglicherweise Hilfe beim Gehen, wie Schleppgeschirre oder Hunderollstühle, um ihre Beweglichkeit zu unterstützen.
  • Wenn die Blase oder der Darm betroffen ist, kann es notwendig sein, dem Hund bei der Blasenentleerung zu helfen, um Komplikationen wie Infektionen zu vermeiden.

Prognose

Die Prognose einer Parese hängt stark von der Ursache und dem Grad der Nervenschädigung ab:

  • Traumatische Verletzungen haben in der Regel eine bessere Prognose, wenn sie frühzeitig behandelt werden, insbesondere wenn die Nerven nicht vollständig durchtrennt sind.
  • Bei Bandscheibenvorfällen ist die Prognose besser, wenn der Hund schnell operiert wird.
  • Tumorerkrankungen oder degenerative Erkrankungen haben oft eine vorsichtigere Prognose, besonders wenn die Nerven dauerhaft geschädigt sind.
  • Infektionen oder toxische Lähmungen haben je nach Schweregrad und Behandlungszeitpunkt eine variable Prognose.

Fazit

Parese bei Hunden ist eine ernsthafte Erkrankung, die verschiedene Ursachen haben kann und zu Muskelschwäche oder partieller Lähmung führt. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um die besten Heilungschancen zu gewährleisten. Physiotherapie, Operationen und Medikamente spielen eine wichtige Rolle in der Genesung, und das Verständnis der zugrunde liegenden Ursache hilft, gezielte Therapien zu entwickeln.

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