Die Bandscheiben, auch Zwischenwirbelscheiben genannt, sind flexible, faserige Knorpelkissen, die zwischen den einzelnen Wirbelknochen der Wirbelsäule eines Hundes liegen. Sie dienen als Stoßdämpfer und ermöglichen die Beweglichkeit und Flexibilität der Wirbelsäule. Jede Bandscheibe besteht aus einem weichen, gelartigen Kern (Nucleus pulposus) und einem härteren äußeren Faserring (Anulus fibrosus).

Was sind Bandscheibenprobleme bei Hunden?

Bandscheibenprobleme bei Hunden, insbesondere der Bandscheibenvorfall, sind häufige Erkrankungen, die die Wirbelsäule betreffen. Ein Bandscheibenvorfall tritt auf, wenn die Bandscheibe aus ihrer normalen Position herausgedrückt wird oder der Faserring reißt, sodass der gelartige Kern hervortritt und Druck auf das Rückenmark oder die Nerven ausübt. Diese Erkrankung kann von leicht bis schwer variieren und zu Schmerzen, Lähmungen und anderen neurologischen Problemen führen.

Ursachen von Bandscheibenproblemen bei Hunden

Es gibt mehrere Ursachen, die zu Bandscheibenproblemen bei Hunden führen können:

  1. Degenerative Veränderungen (Bandscheibendegeneration): Mit zunehmendem Alter können die Bandscheiben des Hundes degenerieren, d. h., sie verlieren ihre Elastizität und Festigkeit. Diese degenerativen Veränderungen können zu einem erhöhten Risiko für Bandscheibenvorfälle führen. Dies tritt besonders häufig bei Hunden im mittleren bis hohen Alter auf.
  2. Vererbung und Rassenprädisposition: Bestimmte Hunderassen haben eine genetische Veranlagung für Bandscheibenprobleme. Hunde mit kurzen Beinen und langem Rücken, wie Dackel, Beagle, Französische Bulldoggen, Cocker Spaniel und Basset Hounds, sind besonders anfällig. Diese Rassen haben oft eine erbliche Tendenz zu einer Erkrankung namens „chondrodystrophe Degeneration“, bei der die Bandscheiben schneller altern und anfälliger für Schäden sind.
  3. Trauma oder Verletzung: Stöße, Stürze oder andere traumatische Ereignisse können zu Bandscheibenvorfällen führen, insbesondere wenn die Wirbelsäule plötzlich und heftig gebogen oder gestreckt wird. Selbst alltägliche Aktivitäten wie Springen oder plötzliches Drehen können bei prädisponierten Hunden zu einem Vorfall führen.
  4. Übergewicht: Übergewicht belastet die Wirbelsäule zusätzlich und erhöht das Risiko für Bandscheibenprobleme. Die zusätzliche Belastung kann den Druck auf die Bandscheiben erhöhen und zu einer Degeneration oder einem Vorfall führen.
  5. Fehlstellungen oder Abnormitäten der Wirbelsäule: Angeborene oder erworbene Abnormalitäten der Wirbelsäule können das Risiko für Bandscheibenprobleme erhöhen, da sie die normale Funktion der Wirbelsäule beeinträchtigen.

Symptome von Bandscheibenproblemen bei Hunden

Die Symptome von Bandscheibenproblemen bei Hunden können je nach Schweregrad des Vorfalls und der betroffenen Wirbelsäulenregion variieren:

  1. Schmerzen und Empfindlichkeit: Hunde mit Bandscheibenproblemen zeigen oft Anzeichen von Schmerzen, insbesondere beim Berühren des Rückens oder beim Hochheben. Sie können auch schreien oder winseln, wenn sie sich bewegen oder versuchen aufzustehen.
  2. Bewegungseinschränkungen: Betroffene Hunde können Schwierigkeiten haben, sich zu bewegen, zu springen oder Treppen zu steigen. Sie könnten einen steifen Gang haben oder vermeiden es, ihren Rücken zu beugen oder zu strecken.
  3. Lahmheit oder Lähmung: In schweren Fällen kann ein Bandscheibenvorfall zu teilweiser oder vollständiger Lähmung der Hinterbeine führen. Dies wird häufig als „schlaffe Lähmung“ bezeichnet, bei der die Beine schlaff und ohne Kraft sind.
  4. Verlust der Blasen- und Darmkontrolle: Bei schweren Bandscheibenvorfällen, insbesondere wenn das Rückenmark stark komprimiert ist, kann es zu einem Verlust der Kontrolle über Blase und Darm kommen, was zu Inkontinenz führt.
  5. Schwäche oder unsicherer Gang: Ein unsicherer oder schwankender Gang, auch „Ataxie“ genannt, kann ein Zeichen dafür sein, dass das Rückenmark oder die Nerven durch die hervorgetretene Bandscheibe komprimiert werden.
  6. Veränderte Körperhaltung: Hunde mit Bandscheibenproblemen nehmen oft eine gekrümmte Körperhaltung ein, um den Druck auf den Rücken zu minimieren und Schmerzen zu vermeiden.

Diagnose von Bandscheibenproblemen bei Hunden

Die Diagnose von Bandscheibenproblemen erfordert eine gründliche Untersuchung durch einen Tierarzt, die eine Kombination aus klinischen Bewertungen und bildgebenden Verfahren umfasst:

  1. Klinische Untersuchung: Der Tierarzt wird eine vollständige körperliche Untersuchung durchführen, um Anzeichen von Schmerzen, neurologischen Defiziten und Bewegungseinschränkungen zu bewerten. Er wird den Rücken des Hundes vorsichtig abtasten, um Bereiche mit Schmerzen oder Muskelverspannungen zu identifizieren.
  2. Neurologische Untersuchung: Eine neurologische Untersuchung hilft, die Funktion des Rückenmarks und der Nerven zu bewerten. Der Tierarzt testet Reflexe, die Schmerzwahrnehmung und die Beweglichkeit der Beine, um das Ausmaß der neurologischen Beeinträchtigung zu bestimmen.
  3. Bildgebende Verfahren:
    • Röntgenaufnahmen: Röntgenbilder können verwendet werden, um die allgemeine Struktur der Wirbelsäule zu bewerten und Hinweise auf Degeneration oder Fehlstellungen der Wirbel zu finden. Sie können jedoch keine Details über die Bandscheiben selbst oder das Rückenmark liefern.
    • Myelographie: Ein Kontrastmittel wird in den Wirbelkanal injiziert, um auf Röntgenbildern besser zu erkennen, wo das Rückenmark durch einen Bandscheibenvorfall komprimiert wird
    • CT-Scan oder MRT: Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) sind fortschrittliche bildgebende Verfahren, die detaillierte Informationen über die Weichteile, einschließlich Bandscheiben und Rückenmark, liefern können. Diese Methoden sind besonders hilfreich, um den genauen Ort und das Ausmaß eines Bandscheibenvorfalls zu bestimmen.

Behandlung von Bandscheibenproblemen bei Hunden

Die Behandlung von Bandscheibenproblemen bei Hunden hängt vom Schweregrad des Vorfalls und den spezifischen Bedürfnissen des Hundes ab:

Konservative Behandlung:

  • Ruhe und Bewegungseinschränkung: In leichten Fällen kann strikte Ruhe und eingeschränkte Bewegung (keine Sprünge, Treppensteigen oder anstrengende Aktivitäten) für einige Wochen ausreichen, um eine Heilung zu fördern und weitere Schäden zu verhindern.
  • Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente: Schmerzmittel und nichtsteroidale entzündungshemmende Medikamente (NSAIDs) helfen, Schmerzen und Entzündungen zu lindern. In einigen Fällen können auch Muskelrelaxantien verschrieben werden.
  • Physiotherapie und Rehabilitation: Nach der akuten Phase kann eine Physiotherapie helfen, die Beweglichkeit zu verbessern, die Muskulatur zu stärken und die Wirbelsäule zu stabilisieren. Techniken wie Massage, Hydrotherapie und gezielte Übungen können die Genesung unterstützen.

Chirurgische Behandlung:

  • Dekompressionschirurgie: In schweren Fällen, insbesondere wenn neurologische Defizite oder Lähmungen vorliegen, kann eine Operation erforderlich sein, um den Druck auf das Rückenmark zu verringern. Verfahren wie die Hemilaminektomie oder die Ventral Slot Technik entfernen den Teil der Bandscheibe, der auf das Rückenmark drückt.
  • Wirbelsäulenstabilisierung: Bei bestimmten Verletzungen oder Fehlstellungen kann eine chirurgische Stabilisierung der Wirbelsäule erforderlich sein, um die Beweglichkeit zu erhalten und weitere Verletzungen zu verhindern.

Langzeitmanagement und Prävention:

  • Gewichtskontrolle: Halte Deinen Hund auf einem gesunden Gewicht, um die Belastung der Wirbelsäule zu reduzieren.
  • Regelmäßige Bewegung: Fördere regelmäßige, moderate Bewegung, um die Muskulatur zu stärken und die Wirbelsäule zu unterstützen. Vermeide jedoch Aktivitäten, die die Wirbelsäule übermäßig belasten könnten.
  • Ergonomische Anpassungen: Vermeide unnötige Belastungen durch Sprünge oder abrupte Bewegungen, indem Du Rampen oder Treppenhilfen für das Einsteigen ins Auto oder auf Möbel verwendest.

Pflege und Unterstützung zu Hause nach der Behandlung

Nach der Behandlung eines Bandscheibenproblems ist die richtige Pflege zu Hause entscheidend für die Genesung Deines Hundes:

  1. Einhalten der Ruhe: Befolge die Anweisungen des Tierarztes zur Bewegungseinschränkung und halte Deinen Hund während der Heilungsphase ruhig und komfortabel. Begrenze den Zugang zu Treppen, Möbeln und anderen Bereichen, die das Risiko einer weiteren Verletzung erhöhen könnten.
  2. Verabreichung von Medikamenten: Gib alle verschriebenen Medikamente genau nach den Anweisungen des Tierarztes, um Schmerzen zu lindern und Entzündungen zu kontrollieren.
  3. Überwachung der Fortschritte: Achte auf Anzeichen einer Verbesserung oder Verschlechterung und melde ungewöhnliche Symptome sofort dem Tierarzt. Symptome wie zunehmende Schmerzen, Schwäche oder Lähmungen sollten umgehend untersucht werden.
  4. Kontrollierte Bewegung: Nach der anfänglichen Ruhephase kann eine kontrollierte Bewegung hilfreich sein. Beginne langsam und erhöhe die Aktivität schrittweise, um die Muskulatur zu stärken und die Mobilität zu fördern.

Fazit

Bandscheibenprobleme bei Hunden sind eine ernste Erkrankung, die eine schnelle Diagnose und Behandlung erfordert, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Mit der richtigen Pflege und Vorsichtsmaßnahmen kann vielen Hunden geholfen werden, sich zu erholen und eine gute Lebensqualität zu bewahren. Eine proaktive Pflege und regelmäßige tierärztliche Untersuchungen sind entscheidend, um das Risiko von Bandscheibenproblemen zu minimieren und die Gesundheit der Wirbelsäule Deines Hundes zu unterstützen.

Gefällt Dir dieser Artikel?
Beiträge aus unserem Hunde-Blog für Hunde-Freunde