Mit seinen kurzen Beinchen, dem langen Körper und dem charmanten Wesen gehört der Dackel (auch Teckel oder Dachshund genannt) zu den bekanntesten Hunderassen im deutschsprachigen Raum. Als Symbol deutscher Hundekultur, Jagdbegleiter und sogar als Comicfigur hat er sich einen festen Platz in vielen Herzen erobert. In der Beitragsserie «Qualzucht oder nicht?» werfen wir einen genauen Blick auf einzelne Hunderassen: Wie steht es um die Gesundheit der Rasse? Und ist die typische Körperform des Dackels aus Tierschutz-Sicht vertretbar?
Entstehung und Geschichte der Rasse
Der Dackel – oder korrekter: Teckel bzw. Dachshund – gehört zu den ältesten spezialisierten Jagdhunderassen Mitteleuropas. Seine Wurzeln reichen bis ins Mittelalter zurück, als aus brackigen Jagdhunden (also Hunden mit gutem Spürsinn) besonders kurzbeinige Exemplare selektiert wurden, die in den Fuchs- und Dachsbau eindringen konnten. Ziel war es, einen kleinen, mutigen und beweglichen Hund zu züchten, der selbstständig unter der Erde agieren konnte – eine Herausforderung, die besonderen Mut, Ausdauer und körperliche Eigenschaften verlangte.
Bereits im 15. Jahrhundert tauchen schriftliche Hinweise auf Hunde mit dem Namen „Dachsel“ oder „Tachs Kriecher“ auf, also auf „Dachs-Kriecher“ – ein klarer Hinweis auf die Jagdverwendung. Im Laufe der Zeit wurde daraus der Begriff „Dachshund“, der heute vor allem im englischen Sprachraum verwendet wird. In Deutschland setzte sich hingegen der Begriff „Dackel“ im Volksmund durch, während „Teckel“ eher im jagdlichen Kontext verwendet wird.
Im 19. Jahrhundert, zur Zeit der aufkommenden Hundezuchtvereine und der Definition von Rassestandards, wurde der Dackel als eigenständige Rasse offiziell anerkannt. 1888 wurde der Deutsche Teckelklub gegründet – einer der ältesten Rassehundevereine überhaupt. Er spielte eine zentrale Rolle bei der Definition der drei Grössenvarianten (Standard-, Zwerg- und Kaninchenteckel) und der drei Fellvarianten (Kurzhaar, Rauhaar, Langhaar), die auch heute noch gelten.
Die kurzbeinige Statur wurde im Laufe der Zeit durch gezielte Zucht weiter ausgeprägt – aus funktionalen Gründen für die Jagd, aber später zunehmend auch aus ästhetischen Gründen für Ausstellung und Begleithundezucht.
Die Rasse heute
Der Dackel ist heute weit mehr als ein Jagdhund: Er ist Familienmitglied, Stadtbegleiter und Kultfigur. Seine drei Grössen und Felltypen machen ihn vielseitig einsetzbar, und sein eigenwilliger, kluger Charakter begeistert viele Menschen.
Doch gerade sein unverwechselbarer Körperbau – kurzbeinig, lang und kompakt – bringt gesundheitliche Risiken mit sich, vor allem für die Wirbelsäule. Trotz seiner Popularität ist der Dackel deshalb auch ein Beispiel dafür, dass Zuchtziele hinterfragt werden sollten, wenn sie die Lebensqualität eines Hundes beeinträchtigen.
Häufige gesundheitliche Probleme
Wenn der Rücken leidet: Das Risiko der “Dackellähme”
Das wohl grösste Problem beim Dackel ist die sogenannte „Dackellähme“ – eine umgangssprachliche Bezeichnung für Bandscheibenvorfälle infolge einer degenerativen Erkrankung der Wirbelsäule: der Chondrodystrophie. Diese Erkrankung betrifft vor allem Hunde mit disproportional kurzen Beinen, also kurzbeinige, langgestreckte Rassen. Der genetische Defekt führt dazu, dass sich die Bandscheiben frühzeitig abnutzen und das Rückenmark eingeklemmt werden kann – oft schon im jungen oder mittleren Alter.
Typische Folgen:
- Schmerzen beim Aufstehen oder Springen
- Lähmungserscheinungen an den Hinterbeinen
- Inkontinenz
- Im schlimmsten Fall: dauerhafte Querschnittslähmung
Ein solcher Vorfall kann plötzlich auftreten und erfordert meist eine teure Operation oder aufwändige Physiotherapie. Auch danach ist die Prognose nicht immer gut.
Weitere rassetypische Gesundheitsprobleme
Neben der Dackellähme zeigen manche Linien:
- Zahnprobleme durch einen zu schmalen Kiefer
- Augenkrankheiten, etwa progressive Retinaatrophie (PRA)
- Epilepsie (bei bestimmten Varietäten)
- Tendenz zu Übergewicht, was wiederum Rückenprobleme verschlimmert
Wie stark ist die Qualzucht-Problematik beim Dackel?
Die Problematik beim Dackel ist nicht vergleichbar extrem wie bei Rassen mit extrem verkürzten Schnauzen oder übergrossem Kopf. Dennoch gibt es einen zentralen Kritikpunkt: Die übertriebene Länge des Rückens in Kombination mit sehr kurzen Beinen wird heute nicht mehr durch funktionale Anforderungen der Jagd gerechtfertigt, sondern vor allem aus ästhetischen Gründen fortgeführt – und das auf Kosten der Gesundheit.
Zwar gibt es Bemühungen in der Zucht, auf robustere Körperformen zu achten und auf genetische Tests zurückzugreifen (etwa zur Vermeidung von PRA), aber der Grundkonflikt bleibt: Die ursprüngliche Zuchtidee bringt ein hohes Risiko für Rückenerkrankungen mit sich.
Ein gesunder Dackel ist also keine Utopie – aber er ist keine Selbstverständlichkeit. Käufer sollten sich unbedingt an verantwortungsvolle Züchter wenden, die auf moderate Proportionen und gesundheitliche Vorsorge achten.
Fazit: Qualzucht oder nicht?
Der Dackel ist nicht per se eine Qualzucht, aber seine typische Körperform ist ein klassisches Beispiel für eine funktional überholte, gesundheitlich bedenkliche Zuchttradition. Besonders problematisch sind Linien mit extrem langem Rücken und ultrakurzen Beinen.
Wer sich für einen Dackel interessiert, sollte grossen Wert auf eine gesunde Linie legen – oder sich bewusst für einen Mischling mit Dackelanteil entscheiden, bei dem der Körperbau weniger extrem ausfällt.