Kolostrum

Kolostrum (auch „Biestmilch“ genannt) ist die erste Milch, die von der Hündin nach der Geburt gebildet wird. Sie ist besonders reich an Nährstoffen, Antikörpern und Wachstumsfaktoren und spielt eine entscheidende Rolle für die Immunabwehr und die gesunde Entwicklung der neugeborenen Welpen. Im Unterschied zur späteren Muttermilch enthält Kolostrum deutlich höhere Konzentrationen an Proteinen und Immunstoffen.

Zusammensetzung

Kolostrum unterscheidet sich in seiner Zusammensetzung deutlich von normaler Milch:

• Immunglobuline (IgG, IgA, IgM): stellen den wichtigsten Bestandteil dar. Sie verleihen den Welpen passiven Immunschutz gegen Krankheitserreger.
• Proteine: bis zu 2–3-mal höher als in normaler Milch.
• Fette & Zucker: liefern Energie für die ersten Lebenstage.
• Vitamine und Mineralstoffe: unterstützen den Stoffwechsel und die Organentwicklung.
• Wachstumsfaktoren & Zytokine: fördern die Reifung des Darms und das Immunsystem.

Funktion

• Immunschutz: Neugeborene Welpen kommen mit einem unreifen Immunsystem zur Welt. Da die Plazenta der Hündin kaum Antikörper durchlässt, sind sie auf die Aufnahme von Antikörpern über das Kolostrum angewiesen.
• Darmreifung: Kolostrum enthält Stoffe, die die Darmwand der Welpen stabilisieren und die Aufnahme von Nährstoffen verbessern.
• Energieversorgung: Die hohe Konzentration an Nährstoffen liefert Energie für die ersten Lebenstage.

Aufnahme bei Welpen

Die Aufnahme von Antikörpern aus dem Kolostrum ist nur in einem sehr engen Zeitfenster möglich:

• In den ersten 12–24 Stunden nach der Geburt können die Immunglobuline direkt über die Darmwand ins Blut aufgenommen werden.
• Nach etwa 24 Stunden schließt sich diese „Darmbarriere“, und eine direkte Antikörperaufnahme ist nicht mehr möglich.
• Daher ist es entscheidend, dass Welpen unmittelbar nach der Geburt Kolostrum erhalten.

Probleme bei fehlender Kolostrumaufnahme

• Fading Puppy Syndrome: Welpen, die kein oder zu wenig Kolostrum aufnehmen, haben ein deutlich höheres Risiko zu erkranken oder zu sterben.
• Sie sind besonders anfällig für Infektionskrankheiten in den ersten Lebenswochen.
• In solchen Fällen können Kolostrumpräparate von Rind oder eingefrorenes Hundekolostrum eingesetzt werden – allerdings ist der Schutz durch artfremdes Kolostrum weniger effektiv.

Prävention & Praxis

Um sicherzustellen, dass alle Welpen ausreichend Kolostrum erhalten:

• Neugeborene sofort an die Zitzen anlegen, damit sie in den ersten Stunden saugen.
• Bei großen Würfen auf gleichmäßige Verteilung achten.
• Kolostrum von gesunden Hündinnen kann in kleinen Portionen eingefroren und bei Bedarf an andere Welpen verfüttert werden.
• Bei Ausfall der Mutter: Einsatz von speziellen Kolostrumersatzpräparaten aus der Tiermedizin.

Bedeutung für die Immunität

Kolostrum vermittelt den sogenannten passiven Immuntransfer. Der Schutz hält einige Wochen an, bis das Immunsystem der Welpen selbst Antikörper bildet. Zwischen der abfallenden passiven Immunität und der aktiven Immunantwort entsteht eine „Immunitätslücke“ – in dieser Zeit sind Welpen besonders anfällig für Infektionen. Darauf basiert die Empfehlung für frühe Grundimmunisierungen durch Impfungen im Alter von 6–8 Wochen.