Polydipsie ist ein Begriff, der eine übermäßige Wasseraufnahme beschreibt. Bei Hunden wird von Polydipsie gesprochen, wenn ein Hund über einen längeren Zeitraum hinweg signifikant mehr Wasser als gewöhnlich trinkt. Normalerweise trinkt ein gesunder Hund etwa 50–100 ml Wasser pro Kilogramm Körpergewicht täglich. Wenn diese Menge deutlich überschritten wird, kann dies ein Hinweis auf eine Erkrankung oder einen ungesunden Zustand sein.

Ursachen für Polydipsie bei Hunden

Polydipsie ist oft ein Symptom für eine zugrunde liegende Erkrankung. Es gibt viele mögliche Ursachen, die dazu führen können, dass ein Hund mehr Wasser als normal aufnimmt:

Hormonelle Störungen:

  • Diabetes mellitus: Einer der häufigsten Gründe für übermäßigen Durst ist Diabetes mellitus, bei dem der Hund hohe Blutzuckerwerte hat und viel Wasser trinken muss, um den überschüssigen Zucker über den Urin auszuscheiden (in Verbindung mit Polyurie, übermäßigem Urinieren).
  • Cushing-Syndrom (Hyperadrenokortizismus): Bei dieser Erkrankung produziert der Hund zu viel Cortisol, was den Durst und die Harnproduktion steigert.
  • Diabetes insipidus: Diese seltenere Form des Diabetes betrifft die Fähigkeit des Körpers, den Wasserhaushalt zu regulieren, was zu starkem Durst und vermehrtem Wasserlassen führt.

Nierenerkrankungen:

  • Chronische Nierenerkrankungen sind häufige Ursachen für Polydipsie. Die Nieren können den Urin nicht mehr richtig konzentrieren, sodass der Hund mehr trinkt, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen.
  • Nierenversagen kann ebenfalls zu übermäßigem Durst führen, da die Nieren nicht mehr in der Lage sind, Abfallprodukte aus dem Blut zu filtern.

Lebererkrankungen:

  • Lebererkrankungen wie Leberinsuffizienz oder Leberzirrhose können Polydipsie verursachen, da die Leberfunktion gestört ist und die Toxine im Blut ansteigen, was den Durst erhöht.

Infektionen:

  • Fieber und Infektionen können den Flüssigkeitsbedarf des Körpers erhöhen, was zu Polydipsie führt. Ein Beispiel dafür wäre Pyometra, eine eitrige Gebärmutterentzündung bei unkastrierten Hündinnen, die zu übermäßigem Durst führen kann.

Medikamente:

  • Einige Medikamente, wie Kortikosteroide oder Diuretika, können Polydipsie verursachen, indem sie die Harnproduktion steigern oder den Wasserhaushalt beeinflussen.

Psychogene Polydipsie:

  • In seltenen Fällen trinken Hunde aus Verhaltensgründen übermäßig viel Wasser, ohne dass eine organische Erkrankung vorliegt. Dies wird als psychogene Polydipsie bezeichnet und tritt häufig bei gestressten oder gelangweilten Hunden auf.

Ernährungsumstellung:

  • Eine Ernährungsumstellung auf besonders salzreiches oder proteinreiches Futter kann den Wasserbedarf erhöhen, was jedoch in der Regel nur vorübergehend ist.

Symptome von Polydipsie

Die Hauptsymptome der Polydipsie umfassen:

  • Übermäßiges Trinken: Der Hund trinkt viel häufiger und in größeren Mengen als normalerweise.
  • Vermehrtes Urinieren (Polyurie): Ein Hund, der an Polydipsie leidet, zeigt in der Regel auch Anzeichen von Polyurie, d. h. er uriniert häufiger und in größeren Mengen. Dies hängt oft mit einer gestörten Fähigkeit der Nieren zusammen, den Urin zu konzentrieren.
  • Veränderungen im Verhalten: Ein Hund mit Polydipsie zeigt möglicherweise eine gesteigerte Unruhe oder fordert häufiger Zugang zu Wasser oder draußen zum Urinieren.

Diagnose von Polydipsie

Um die genaue Ursache der Polydipsie festzustellen, wird der Tierarzt eine gründliche Anamnese erheben und den Hund untersuchen. Folgende diagnostische Verfahren können durchgeführt werden:

  1. Blutuntersuchungen: Ein Blutbild, einschließlich Blutzucker- und Harnstoffwerte, kann Anzeichen von Diabetes, Nierenerkrankungen oder Leberproblemen aufdecken.
  2. Urinanalyse: Eine Urinuntersuchung kann zeigen, ob der Hund Probleme mit der Konzentration des Urins hat, was auf eine Nierenerkrankung hindeuten könnte. Zudem können erhöhte Zuckerwerte im Urin auf Diabetes hinweisen.
  3. Hormonelle Tests: Tests zur Bestimmung des Cortisolspiegels oder zur Diagnose von Diabetes insipidus können erforderlich sein, um hormonelle Störungen auszuschließen.
  4. Bildgebende Verfahren: Ultraschall oder Röntgenuntersuchungen können durchgeführt werden, um die Nieren, die Leber oder andere Organe zu überprüfen.
  5. Wasserentzugstest: Dieser Test wird selten verwendet, um psychogene Polydipsie von Diabetes insipidus zu unterscheiden. Dabei wird dem Hund über einen kontrollierten Zeitraum weniger Wasser gegeben, um zu sehen, ob er den Wasserhaushalt regulieren kann. Dieser Test wird jedoch nur unter strenger tierärztlicher Aufsicht durchgeführt.

Behandlung von Polydipsie

Die Behandlung der Polydipsie hängt von der Grunderkrankung ab, die sie verursacht:

  1. Diabetes mellitus: Die Behandlung besteht aus der Gabe von Insulin, um den Blutzuckerspiegel zu regulieren, sowie einer angepassten Diät, die reich an Ballaststoffen und arm an Zucker ist.
  2. Cushing-Syndrom: Hier kann die Therapie Medikamente umfassen, die den Cortisolspiegel im Blut senken, wie Trilostan.
  3. Chronische Nierenerkrankung: Bei Nierenproblemen wird in der Regel eine spezielle Nierendiät empfohlen, die wenig Protein und Phosphat enthält. Zusätzlich können Medikamente zur Unterstützung der Nierenfunktion verabreicht werden.
  4. Lebererkrankungen: Die Behandlung kann Medikamente umfassen, die die Leberfunktion unterstützen, sowie eine spezielle Leberdiät, die leicht verdaulich und arm an Fett ist.
  5. Infektionen: Bei Infektionen, wie z. B. einer Pyometra, kann eine chirurgische Entfernung der Gebärmutter notwendig sein, begleitet von Antibiotikabehandlungen.
  6. Medikamenten-induzierte Polydipsie: Wenn die Polydipsie durch Medikamente verursacht wird, kann eine Anpassung der Medikamentendosis oder der Wechsel auf ein anderes Medikament erwogen werden.

Prävention

Nicht alle Ursachen von Polydipsie sind vermeidbar, aber einige Maßnahmen können helfen, das Risiko zu verringern:

  • Regelmäßige tierärztliche Untersuchungen helfen, Krankheiten wie Diabetes oder Nierenerkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
  • Eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung unterstützen die allgemeine Gesundheit und beugen Stoffwechselstörungen vor.
  • Bei Hunden, die übermäßigen Durst aus psychologischen Gründen zeigen, kann Verhaltenstraining und eine Verbesserung der Umwelt (z. B. mehr geistige und körperliche Stimulation) helfen.

Fazit

Polydipsie ist ein Symptom, das bei Hunden auf ernste Grunderkrankungen hinweisen kann, darunter Diabetes, Nieren- oder Lebererkrankungen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung der zugrunde liegenden Ursache ist entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität des Hundes zu erhalten. Wenn dein Hund plötzlich viel mehr Wasser trinkt als gewöhnlich, solltest du dies unbedingt von einem Tierarzt abklären lassen.

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