Hyperadrenokortizismus, auch als Cushing-Syndrom bekannt, ist eine hormonelle Störung, die durch eine Überproduktion des Hormons Cortisol verursacht wird. Dieses Hormon wird in den Nebennieren produziert und spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Stoffwechsel, Immunsystem und Stressreaktionen. Bei Hunden mit Hyperadrenokortizismus produziert der Körper jedoch zu viel Cortisol, was zu einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen führen kann. Das Cushing-Syndrom ist besonders häufig bei älteren Hunden und kleinen Rassen zu finden.
Ursachen des Hyperadrenokortizismus
Es gibt zwei Hauptursachen für Hyperadrenokortizismus bei Hunden:
- Hypophysentumor (hypophysärer Hyperadrenokortizismus): In etwa 85% der Fälle ist ein gutartiger Tumor der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) die Ursache. Dieser Tumor führt dazu, dass die Hypophyse vermehrt das Hormon ACTH produziert, welches die Nebennieren zur vermehrten Cortisolproduktion anregt. Dies ist die häufigste Form des Cushing-Syndroms bei Hunden.
- Nebennierentumor (adrenaler Hyperadrenokortizismus): In den restlichen 15% der Fälle liegt ein Tumor in einer der Nebennieren vor, der direkt die Produktion von Cortisol erhöht. Dieser Tumor kann gutartig oder bösartig sein.
Zusätzlich kann das Cushing-Syndrom auch durch die längere Einnahme von Steroiden verursacht werden, die zur Behandlung von Entzündungen oder Autoimmunerkrankungen eingesetzt werden. Dies wird als iatrogener Hyperadrenokortizismus bezeichnet.
Symptome des Hyperadrenokortizismus
Das Cushing-Syndrom entwickelt sich meist langsam, sodass die Symptome oft zunächst übersehen oder dem normalen Alterungsprozess zugeschrieben werden. Zu den häufigsten Anzeichen gehören:
- Vermehrter Durst und häufiges Urinieren (Polydipsie und Polyurie): Hunde mit Cushing-Syndrom trinken häufig große Mengen Wasser und müssen dementsprechend oft urinieren.
- Erhöhter Appetit (Polyphagie): Ein stark gesteigerter Appetit ist ein häufiges Symptom bei Hunden mit Hyperadrenokortizismus.
- Gewichtszunahme und Fettansammlung: Besonders im Bauchbereich kommt es zu einer sichtbaren Gewichtszunahme, die zu einem sogenannten „hängenden Bauch“ führen kann.
- Hautprobleme: Viele Hunde entwickeln eine dünne, empfindliche Haut, die zu Verletzungen neigt. Auch Haarausfall (Alopezie), besonders an den Flanken, ist typisch.
- Schwäche und Muskelschwund: Hunde mit Cushing-Syndrom zeigen oft Muskelschwäche, was zu einer allgemeinen Lethargie und Bewegungsunlust führen kann.
- Hitzetoleranz und Keuchen: Viele Hunde reagieren empfindlicher auf Hitze und neigen dazu, bei Anstrengung schneller zu keuchen.
Weitere Symptome können ein aufgeblähtes Erscheinungsbild, vermehrte Hautinfektionen oder dunkle Flecken auf der Haut sein.
Diagnose des Hyperadrenokortizismus
Die Diagnose des Hyperadrenokortizismus erfolgt durch eine Kombination aus klinischen Symptomen und speziellen diagnostischen Tests. Der Tierarzt wird zunächst eine gründliche Untersuchung durchführen und nach typischen Symptomen suchen. Dann folgen meist Blut- und Urintests, um die Funktion der Nebennieren und den Cortisolspiegel zu überprüfen.
Zwei spezifische Tests werden häufig verwendet, um das Cushing-Syndrom zu diagnostizieren:
- ACTH-Stimulationstest: Bei diesem Test wird dem Hund synthetisches ACTH verabreicht, um die Reaktion der Nebennieren zu testen. Ein übermäßig starker Anstieg des Cortisolspiegels deutet auf Hyperadrenokortizismus hin.
- Low-Dose-Dexamethason-Suppressionstest (LDDST): Hierbei wird dem Hund ein Medikament verabreicht, das normalerweise die Cortisolproduktion unterdrückt. Wenn der Cortisolspiegel nach der Gabe hoch bleibt, spricht dies für das Vorliegen eines Cushing-Syndroms.
Bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder MRT können ebenfalls eingesetzt werden, um Tumore in der Hypophyse oder den Nebennieren zu identifizieren.
Behandlung des Hyperadrenokortizismus
Die Behandlung des Cushing-Syndroms hängt von der Ursache ab:
- Medikamentöse Behandlung: Bei den meisten Hunden wird eine medikamentöse Behandlung eingesetzt, um die Cortisolproduktion zu kontrollieren. Das gängigste Medikament ist Trilostan, welches die Cortisolproduktion in den Nebennieren hemmt. Es ist wichtig, dass der Hund regelmäßig tierärztlich überwacht wird, da die Dosierung individuell angepasst werden muss.
- Chirurgische Entfernung von Tumoren: Wenn ein Nebennierentumor die Ursache ist, kann eine Operation zur Entfernung des Tumors in Betracht gezogen werden. Dies ist jedoch nur bei gutartigen Tumoren sinnvoll und birgt, wie jede Operation, gewisse Risiken.
- Iatrogener Hyperadrenokortizismus: Falls das Cushing-Syndrom durch die langfristige Einnahme von Steroiden verursacht wurde, wird der Tierarzt die Dosis der Medikamente schrittweise reduzieren, um die Cortisolproduktion wieder zu normalisieren.
Prognose und Prävention
Die Prognose für Hunde mit Hyperadrenokortizismus hängt von der Art und Schwere der Erkrankung ab. Bei Hunden, die erfolgreich mit Medikamenten behandelt werden, kann die Lebensqualität über Jahre hinweg gut bleiben. Regelmäßige Kontrollen sind notwendig, um sicherzustellen, dass die Cortisolspiegel im optimalen Bereich bleiben und keine Nebenwirkungen auftreten. Bei Tumoren in den Nebennieren hängt die Prognose von der Art des Tumors und dem Erfolg einer möglichen Operation ab.
Eine direkte Prävention des Cushing-Syndroms ist schwierig, da es oft alters- oder genetisch bedingt ist. Bei Hunden, die mit Steroiden behandelt werden, sollte die Dosis nur unter tierärztlicher Aufsicht angepasst werden, um die Entwicklung eines iatrogenen Cushing-Syndroms zu vermeiden.