Ein Lebershunt (auch portosystemischer Shunt genannt) ist eine schwerwiegende, angeborene oder erworbene Erkrankung, bei der das Blut die Leber umgeht und dadurch nicht richtig gereinigt wird. Normalerweise fließt das Blut aus dem Verdauungstrakt durch die Leber, wo es entgiftet und gefiltert wird, bevor es in den restlichen Körper gelangt. Bei einem Lebershunt passiert dies nicht, weil das Blut direkt in den systemischen Blutkreislauf geleitet wird, ohne durch die Leber zu fließen.
Die Leber ist wichtig für die Entgiftung des Blutes, die Speicherung von Nährstoffen und die Produktion von Proteinen, die für viele Körperfunktionen notwendig sind. Wenn das Blut die Leber umgeht, reichern sich Giftstoffe im Körper an, was zu einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen führt.
Arten von Lebershunts
Es gibt zwei Hauptarten von Lebershunts bei Hunden:
- Angeborener Lebershunt: Dies ist die häufigste Form und tritt normalerweise bei jungen Hunden auf. Bei dieser Form des Shunts besteht bereits von Geburt an eine abnormale Verbindung zwischen der Pfortader und dem systemischen Kreislauf. Dies verhindert, dass das Blut die Leber passiert. Angeborene Lebershunts können innerhalb oder außerhalb der Leber liegen:
Intrahepatischer Shunt: Der Shunt befindet sich innerhalb der Leber. Diese Form tritt häufig bei größeren Hunderassen auf, wie zum Beispiel Golden Retrievern oder Irischen Wolfshunden.
Extrahepatischer Shunt: Der Shunt liegt außerhalb der Leber und tritt häufiger bei kleinen Hunderassen auf, wie Yorkshire Terriern, Maltesern oder Miniatur-Schnauzern. - Erworbener Lebershunt: Diese Art des Lebershunts entsteht als Folge einer anderen Erkrankung, wie Leberzirrhose oder schweren Leberproblemen. Durch die Erkrankung bildet der Körper Umgehungswege, um den Blutfluss zu ermöglichen, wenn die Leber schwer beschädigt ist. Dies ist bei erwachsenen Hunden häufiger.
Ursachen eines Lebershunts
Die genaue Ursache für einen angeborenen Lebershunt ist nicht vollständig geklärt, aber genetische Faktoren spielen eine Rolle. Bestimmte Hunderassen sind anfälliger für diese Krankheit, was auf eine genetische Veranlagung hinweist. Bei einem erworbenen Shunt entsteht die abnormale Verbindung als Folge von Lebererkrankungen, bei denen die Leber nicht mehr in der Lage ist, das Blut effektiv zu verarbeiten.
Symptome eines Lebershunts
Die Symptome eines Lebershunts können je nach Schwere der Erkrankung und der Menge des Bluts, das die Leber umgeht, variieren. Sie treten häufig bei jungen Hunden (im Alter von wenigen Wochen bis zu einem Jahr) auf, können aber auch später im Leben auftreten, insbesondere bei einem erworbenen Shunt.
Häufige Symptome sind:
- Verhaltensänderungen: Hunde mit einem Lebershunt können Anzeichen von Lethargie, Desorientierung oder Verwirrung zeigen. Sie können auch „lethargische Episoden“ haben, bei denen sie plötzlich sehr ruhig oder schwach wirken. Diese Symptome sind oft nach dem Fressen stärker, da der Körper nach der Verdauung mit mehr Toxinen belastet wird.
- Neurologische Symptome: Manche Hunde zeigen Anzeichen einer sogenannten hepatischen Enzephalopathie, einer Hirnfunktionsstörung, die durch das Vorhandensein von Giftstoffen im Blut verursacht wird. Zu den Anzeichen gehören Zittern, Krampfanfälle, Kopfpressen (der Hund drückt den Kopf gegen Wände oder Möbel), Orientierungslosigkeit und unkontrollierte Bewegungen.
- Schlechtes Wachstum und Entwicklungsverzögerungen: Hunde mit einem Lebershunt haben oft Probleme mit dem Wachstum und der Gewichtszunahme. Sie erscheinen oft kleiner und schwächer als andere Hunde ihres Alters.
- Magen-Darm-Probleme: Durchfall, Erbrechen und ein vermindertes Interesse an Futter können ebenfalls auftreten. Einige Hunde haben eine Unverträglichkeit gegenüber bestimmten Nahrungsmitteln.
- Übermäßiges Trinken und Urinieren: Viele Hunde mit Lebershunt trinken mehr Wasser als normal und urinieren entsprechend häufiger.
- Blasensteine oder Harnkristalle: Hunde mit Lebershunt entwickeln häufig Harnwegsprobleme, wie Blasensteine oder Kristalle im Urin, da ihre Nieren ebenfalls durch die erhöhten Toxinspiegel belastet werden.
- Anfälle: In schweren Fällen können Hunde Anfälle entwickeln, die durch die Anhäufung von Giftstoffen im Gehirn ausgelöst werden.
Diagnose eines Lebershunts
Wenn bei Deinem Hund ein Lebershunt vermutet wird, führt der Tierarzt eine Reihe von Tests durch, um die Diagnose zu bestätigen. Diese Tests umfassen:
- Bluttests: Blutuntersuchungen zeigen oft erhöhte Leberenzymwerte und eine ungewöhnlich niedrige Harnstoffkonzentration. Ammoniakspiegel im Blut sind oft erhöht, was auf eine unzureichende Entgiftung der Leber hinweist.
- Gallensäuretest: Dies ist ein spezifischer Test, bei dem der Tierarzt den Gallensäurespiegel vor und nach einer Mahlzeit misst. Erhöhte Werte weisen darauf hin, dass die Leber das Blut nicht ausreichend entgiften kann.
- Bildgebende Verfahren: Ultraschall und CT-Scans werden verwendet, um die Struktur der Leber und den Blutfluss zu untersuchen. Diese Verfahren können helfen, den Shunt zu lokalisieren und festzustellen, ob es sich um einen intrahepatischen oder extrahepatischen Shunt handelt.
- Leberbiopsie: In einigen Fällen wird eine Biopsie der Leber durchgeführt, um die genaue Ursache des Lebershunts festzustellen.
Behandlung eines Lebershunts
Die Behandlung eines Lebershunts hängt davon ab, ob es sich um einen angeborenen oder erworbenen Shunt handelt und wie schwer die Symptome sind. Die beiden Hauptansätze zur Behandlung sind:
Medikamentöse Behandlung:
- Diätanpassung: Hunde mit einem Lebershunt werden häufig auf eine spezielle proteinreduzierte Diät gesetzt, um die Bildung von Ammoniak und anderen Giftstoffen im Blut zu verringern. Diese Diät hilft, die Leber zu entlasten und die Symptome zu kontrollieren.
- Medikamente: Medikamente wie Laktulose und Antibiotika werden verwendet, um die Bildung und Aufnahme von Giftstoffen im Darm zu reduzieren. Laktulose wirkt, indem es Ammoniak im Darm bindet und über den Kot ausscheidet. Antibiotika helfen, die Bakterien zu kontrollieren, die Ammoniak im Darm produzieren.
- Medikamente zur Anfallsprävention: Wenn ein Hund Anfälle hat, werden Antikonvulsiva verschrieben, um die Häufigkeit und Schwere der Anfälle zu reduzieren.
Chirurgische Behandlung:
Bei einem angeborenen Lebershunt ist eine Operation oft die beste Lösung. In der Regel versucht der Chirurg, den abnormalen Blutfluss um die Leber herum zu korrigieren, indem er den Shunt schließt. Dies geschieht oft mit speziellen Ringen, die den Shunt allmählich verschließen, sodass die Leber sich an die veränderten Blutflüsse anpassen kann.
- Erfolg der Operation: Die Erfolgsquote für Operationen bei extrahepatischen Shunts ist in der Regel hoch. Bei intrahepatischen Shunts ist die Operation komplexer, aber auch hier gibt es gute Chancen auf Erfolg, je nach Fall und Allgemeinzustand des Hundes.
Prognose bei Lebershunt
Die Prognose für Hunde mit einem Lebershunt variiert stark. Bei einem angeborenen Shunt, der operiert wird, können viele Hunde ein weitgehend normales und gesundes Leben führen, insbesondere wenn die Diagnose und Behandlung früh erfolgt. In anderen Fällen, vor allem wenn die Krankheit nicht operativ behandelt wird, hängt die Prognose von der Schwere der Symptome und dem Ansprechen auf die medikamentöse Therapie ab.
Bei erworbenen Lebershunts ist die Prognose in der Regel schlechter, da diese oft durch schwere Grunderkrankungen wie Leberzirrhose verursacht werden. In solchen Fällen liegt der Fokus der Behandlung darauf, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität des Hundes zu verbessern.
Fazit
Ein Lebershunt ist eine ernsthafte Erkrankung bei Hunden, die zu schweren gesundheitlichen Problemen führen kann, wenn sie nicht rechtzeitig diagnostiziert und behandelt wird. Früherkennung, regelmäßige tierärztliche Kontrollen und eine angepasste Diät sowie gegebenenfalls eine Operation können jedoch das Leben eines Hundes mit Lebershunt erheblich verbessern. Wenn Du den Verdacht hast, dass Dein Hund an einem Lebershunt leidet, ist es wichtig, schnell zu handeln und tierärztlichen Rat einzuholen.