Kindchen-Schema

Das Kindchen-Schema ist ein Konzept aus der Verhaltensforschung und beschreibt eine Kombination von kindlichen Merkmalen, die bei Menschen und Tieren Fürsorgeverhalten und Beschützerinstinkte auslösen. Diese Merkmale machen Babys oder Jungtiere besonders attraktiv und schützenswert, was dazu führt, dass sie von Erwachsenen oder Artgenossen umsorgt und beschützt werden. Der Begriff wurde erstmals vom Ethologen Konrad Lorenz in den 1940er Jahren geprägt.

Merkmale des Kindchen-Schemas

Typische Merkmale des Kindchen-Schemas sind:

  • Große, runde Augen im Verhältnis zum Kopf
  • Rundliches Gesicht mit hohen Wangen
  • Hohe Stirn
  • Kleine Nase und Mund
  • Weiche, runde Körperformen

Diese Merkmale lösen in uns Menschen intuitiv ein Gefühl von Zuneigung und Fürsorge aus, da wir sie mit Hilfsbedürftigkeit und Unschuld assoziieren. Das Kindchen-Schema ist ein wichtiger biologischer Mechanismus, der dazu beiträgt, dass Erwachsene auf den Schutz und die Pflege von Jungen oder Jungtieren fokussiert sind.

Das Kindchen-Schema bei Hunden

Auch bei Hunden spielt das Kindchen-Schema eine große Rolle. Viele Hunderassen, insbesondere solche, die gezüchtet wurden, um besonders niedlich oder kindlich auszusehen, zeigen typische Merkmale des Kindchen-Schemas. Dies ist oft bei kleinen Hunderassen wie dem Mops, der Französischen Bulldogge oder dem Cavalier King Charles Spaniel der Fall. Solche Hunde haben häufig:

  • Große, runde Augen
  • Ein rundliches Gesicht mit kurzen Schnauzen
  • Weiche, runde Körperformen

Diese Merkmale sorgen dafür, dass Menschen eine besonders starke emotionale Bindung zu diesen Hunden entwickeln und sie als besonders liebenswürdig und schutzbedürftig wahrnehmen.

Evolutionäre Bedeutung des Kindchen-Schemas

Das Kindchen-Schema hat eine wichtige evolutionäre Funktion: Es sorgt dafür, dass Erwachsene den Instinkt entwickeln, sich um ihre Nachkommen zu kümmern. Das gilt sowohl für Menschen als auch für Tiere. Der Beschützerinstinkt, der durch kindliche Merkmale ausgelöst wird, erhöht die Überlebenschancen der Jungen, da sie dadurch mehr Aufmerksamkeit, Schutz und Pflege von den Eltern oder der sozialen Gruppe erhalten.

Kindchen-Schema und Zucht

In der Hundezucht wird das Kindchen-Schema oft gezielt genutzt, um Hunde zu züchten, die besonders kindlich oder niedlich aussehen und somit den Beschützerinstinkt des Menschen stärker ansprechen. Dabei entstehen jedoch oft Hunderassen mit gesundheitlichen Problemen, da bestimmte Merkmale, wie z. B. eine extrem verkürzte Schnauze (bei brachyzephalen Rassen wie dem Mops), zu Atemproblemen oder anderen gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen können.

Kindchen-Schema und menschliche Emotionen

Das Kindchen-Schema wirkt nicht nur auf einer rationalen Ebene, sondern beeinflusst auch unsere Gefühlswelt. Es sorgt dafür, dass wir auf bestimmte visuelle Reize positiv reagieren und den Wunsch verspüren, das “Niedliche” zu schützen und zu pflegen. Dies erklärt, warum viele Menschen stark auf Welpen, Kätzchen oder sogar auf Spielzeugfiguren reagieren, die mit kindlichen Merkmalen gestaltet sind.

Fazit: Das Kindchen-Schema als wichtiger Schutzmechanismus

Das Kindchen-Schema ist ein wichtiger biologischer Mechanismus, der dafür sorgt, dass Menschen und Tiere auf kindliche Merkmale mit Zuneigung, Fürsorge und Schutzverhalten reagieren. Bei Hunden spielen diese Merkmale eine bedeutende Rolle, sowohl in der Bindung zwischen Mensch und Hund als auch in der Zucht von besonders kindlich aussehenden Hunderassen. Obwohl diese Merkmale oft als besonders niedlich empfunden werden, können sie auch gesundheitliche Nachteile mit sich bringen, wenn sie zu stark betont werden.

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