Krebs beim Hund ist eine der häufigsten Todesursachen älterer Hunde. Er umfasst eine Vielzahl von bösartigen Tumorerkrankungen, die aus unterschiedlichen Geweben hervorgehen können. Wie beim Menschen entstehen Krebserkrankungen beim Hund durch unkontrolliertes Zellwachstum, ausgelöst durch genetische Veränderungen in Verbindung mit Umwelt- und Lebensstilfaktoren. Dank moderner Diagnostik und Therapieoptionen können viele Tumoren früh erkannt und behandelt werden, wodurch Lebensqualität und Überlebenszeit deutlich verbessert werden können.

Epidemiologie

  • Krebs ist die häufigste Todesursache bei Hunden über 10 Jahren.
  • Etwa jeder dritte Hund entwickelt im Laufe seines Lebens eine Tumorerkrankung.
  • Rassedispositionen sind bekannt: Bestimmte Tumorarten treten bei einzelnen Rassen gehäuft auf (z. B. Osteosarkom beim Greyhound, Lymphom beim Boxer, Mastzelltumoren beim Retriever, Harnblasenkrebs bei Scottish Terriern).
  • Alter ist ein wesentlicher Risikofaktor – je älter der Hund, desto höher die Wahrscheinlichkeit für Krebs.

Ursachen

Krebs beim Hund ist multifaktoriell bedingt. Ursachen und Risikofaktoren sind:

  • Genetische Faktoren: bestimmte Mutationen (z. B. BRAF bei Blasen- und Prostatatumoren, p53, c-kit bei Mastzelltumoren).
  • Umwelteinflüsse: Exposition gegenüber Pestiziden, Herbiziden, Tabakrauch oder Umweltgiften kann das Risiko erhöhen.
  • Hormone: z. B. bei hormonabhängigen Tumoren (Mammatumoren, Prostatatumoren).
  • Chronische Entzündungen: Dauerhafte Reizung oder Infektionen können die Entstehung von Tumoren begünstigen.
  • Alter: Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, da genetische Schäden akkumulieren.

Häufige Krebsarten beim Hund

Lymphom

Ein Krebs des lymphatischen Systems, häufig bei Boxern und Retrievern. Symptome: Lymphknotenschwellung, Mattigkeit, Gewichtsverlust. Gute Ansprechrate auf Chemotherapie.

Mastzelltumor

Einer der häufigsten Hauttumoren. Klinisch sehr variabel – von langsam wachsenden Knoten bis zu aggressiven Formen. Therapie: Chirurgie, ggf. Chemo, zielgerichtete Therapie (z. B. Toceranib).

Osteosarkom

Knochenkrebs, besonders bei großen Rassen (Greyhound, Rottweiler). Führt zu Schmerzen und Lahmheit. Therapie: Amputation oder Gliedmaßenerhalt + Chemotherapie. Prognose vorsichtig.

Hämangiosarkom

Bösartiger Gefäßtumor, oft in Milz, Leber oder Herz. Lange symptomlos, häufige Erstmanifestation: innere Blutungen. Prognose ungünstig, auch nach OP und Chemo.

Mammatumoren

Sehr häufig bei nicht kastrierten Hündinnen. Frühkastration (vor der 2. Läufigkeit) senkt das Risiko deutlich. Therapie: chirurgische Entfernung, ggf. Chemotherapie.

Urotheliales Karzinom (Übergangszellkarzinom, UC)

Häufigster Blasentumor, v. a. bei Scottish Terriern. Diagnose durch Bildgebung, Zytologie oder Nachweis der BRAF-Mutation. Therapie: COX-2-Hemmer, Chemo, Stents, experimentelle Immuntherapien.

Melanom

Bösartiger Tumor pigmentbildender Zellen, häufig in Maulhöhle oder Zehen. Aggressiv, metastasiert früh. Neue Immuntherapien in Erprobung.

Symptome

Krebs zeigt sehr unterschiedliche Symptome, abhängig von Tumorart und Lokalisation. Allgemeine Warnzeichen sind:

Diagnose

Die Diagnose stützt sich auf mehrere Bausteine:

  • Klinische Untersuchung & Bildgebung: Röntgen, Ultraschall, CT/MRT.
  • Zytologie & Biopsie: Feinnadelaspiration oder Gewebeproben zur histologischen Sicherung.
  • Labor & Blutwerte: Screening auf Organbeteiligung.
  • Molekulare Marker: z. B. BRAF-Test bei Blasen- und Prostatakrebs.
  • Innovative Ansätze: Spürhunde (Nachweis von Tumorstoffen im Urin), „Liquid Biopsies“, Exosomenmarker.

Therapie

Chirurgie

Wenn möglich, vollständige Entfernung des Tumors. Bei vielen soliden Tumoren (Mammatumoren, Mastzelltumoren) wichtigste Therapie.

Chemotherapie

Einsatz bei systemischen Tumoren (Lymphom) oder metastatischen Erkrankungen. Ziel: Tumorwachstum bremsen und Lebensqualität verlängern.

Strahlentherapie

Kommt bei inoperablen Tumoren (z. B. Hirntumoren) oder als adjuvante Therapie nach OP zum Einsatz. Moderne Verfahren (IMRT, VMAT) sind präzise und schonen gesundes Gewebe.

Immun- und zielgerichtete Therapien

Neue Ansätze: Tyrosinkinase-Inhibitoren (z. B. Toceranib bei Mastzelltumoren), Immuncheckpoint-Inhibitoren (Anti-PD-1/PD-L1 in Studien), Tumorimpfstoffe (z. B. für Melanome).

Palliative Maßnahmen

Schmerztherapie, Stents bei Harnwegsobstruktionen, Elektrochemotherapie, supportive Pflege. Ziel: Lebensqualität sichern.

Prognose

Die Prognose hängt von Tumorart, Stadium, Lokalisation, Therapiezugang und Allgemeinzustand des Hundes ab. Manche Tumoren (z. B. Lymphome) sprechen gut auf Therapie an, andere (z. B. Hämangiosarkome, metastasierte Osteosarkome) haben trotz Therapie eine schlechte Prognose.

Prävention

  • Frühkastration von Hündinnen senkt Risiko für Mammatumoren erheblich.
  • Vermeidung von Umweltgiften (Herbizide, Pestizide, Tabakrauch) reduziert Risiko.
  • Gesunde Ernährung mit viel frischem Gemüse könnte bei Risikorassen protektiv wirken.
  • Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen ab dem mittleren Alter, besonders bei Risikorassen.

Forschung

  • Neue Biomarker (z. B. BRAF-Mutation, Exosomen im Urin)
  • Spürhunde als „biologische Detektoren“ für Tumorproben
  • Immuntherapie und personalisierte Medizin nach genetischem Profil
  • Vergleichende Onkologie: Erkenntnisse aus der Humanmedizin fließen in die Veterinärmedizin ein – und umgekehrt

Literatur & Quellen

  • Withrow & MacEwen’s Small Animal Clinical Oncology (2020).
  • Ogilvie GK, Moore AS (2019): Feline & Canine Oncology.
  • Aktuelle Studien (2022–2025) zu molekularer Diagnostik und Immuntherapie.
  • RVC VetCompass-Daten zu Tumorhäufigkeiten bei Hunden in UK.
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