Burnout ist ein Begriff, den wir hauptsächlich aus der menschlichen Arbeitswelt kennen, aber auch unsere Hunde können unter Stress und Überforderung leiden. In unserem Blogbeitrag gehen wir der Frage nach, ob es Burnout bei Hunden wirklich gibt und wie sich der moderne Lebensstil des Menschen auf unsere vierbeinigen Freunde auswirkt.
Burnout bei Hunden – gibt es das wirklich?
Burnout beschreibt einen Zustand emotionaler, körperlicher und geistiger Erschöpfung, der durch chronischen Stress und Überlastung entsteht. Menschen, die unter Burnout leiden, fühlen sich oft ausgebrannt, unmotiviert und körperlich ausgelaugt. Typische Symptome sind Müdigkeit, Antriebslosigkeit, erhöhte Reizbarkeit und eine Abnahme der Leistungsfähigkeit.
Obwohl Hunde ein anderes Bewusstsein und keine Selbstreflexion wie Menschen haben, können sie dennoch unter Stresssymptomen und stressbedingten Krankheiten leiden. Während Menschen Burnout oft als Verlust von Lebensfreude und Sinn erleben, zeigen Hunde Symptome wie Appetitlosigkeit, übermässiges Lecken, Rückzug, Aggression oder ungewöhnliches Verhalten – “Krankheitsbilder”, die sich also durchaus sehr ähnlich sind.
Das moderne Leben des Haushundes und der Trend zur Überbelastung
In der heutigen Gesellschaft haben Hunde oft einen vollen Terminkalender: mindestens drei Spaziergänge täglich (unabhängig vom Wetter), Trainingseinheiten (vom Grundgehorsam bis hin zu spezifischem Verhaltenstraining), soziale Interaktionen und manchmal sogar Wettbewerbe, sei es der Hundesport oder die Hundeschau.
Hunde sind für alle ihre existenziellen Bedürfnisse auf den Menschen angewiesen. Sie können nicht selbst entscheiden, wann und wo sie ihr Geschäft verrichten, was und wann sie fressen oder wie viel sie sich bewegen. Beim Spaziergang hindert die Leine an der freien Erkundung, der Kontakt zu Artgenossen ist sorgsam ausgewählt und eingeschränkt. Nur in den seltensten Fällen darf der Hund selbst-bestimmt entscheiden oder handeln. Hunde müssen sich also permanent an die Erwartungen und Regeln ihrer Besitzer anpassen, was mitunter enormen Druck erzeugt.
Der moderne Haushund ist einem hohen Anpassungsdruck ausgesetzt und muss sich ständig an die vom Menschen dominierte Welt anpassen. Diese ständige Anpassung kann zu Überforderung und Stress führen.
Wenn der Stress bereits im Mutterleib beginnt
Stress bei Hunden kann schon im Mutterleib beginnen. Faktoren wie ein zu junges Muttertier, nicht artgerechte Bedingungen, zu frühe Trennung von der Mutter (hierzu interessant: So erkennst du, ob der Welpe alt genug für die Adoption ist , gewinnorientiertes Züchten und Qualzuchten tragen dazu bei.
Diese Faktoren können im Laufe des Hundelebens zu einem erhöhten Stresslevel und langfristigen gesundheitlichen Problemen führen.
Stress-“gefährdete” Hunderassen
Bestimmte Hunderassen sind aufgrund ihrer Veranlagung zur Leistungs- und Arbeitswilligkeit besonders gefährdet, Stress und Überforderung zu entwickeln. Dazu gehören beispielsweise Hütehunde wie Border Collies, Arbeitshunde wie Schäferhunde und Jagdhunde wie Labradore.
Es heisst immer: Diese Hunde benötigen nicht nur körperliche, sondern auch mentale Auslastung, um ausgeglichen zu bleiben. Allerdings wissen Viele gar nicht, was das wiederum genau bedeutet. Denn der Grad von “Auslastung” hin zur Überlastung ist leider ein sehr schmaler.
Erst kürzlich haben wir einen sehr interessanten Beitrag zum Thema Auslastung von Hütehunden veröffentlicht.
Entschleunigung ist fast so wichtig aus Auslastung
Genauso wie Auslastung ist auch Entspannung für Hunde wichtig. Gelernte Entspannungstechniken wie Ruhepausen, entspannende Spaziergänge und positive Verstärkung können helfen, den Stresslevel eines Hundes zu senken.
Es ist vor allem wichtig, ein gesundes Gleichgewicht zwischen Aktivität und Ruhe zu finden, um die Gesundheit und das Wohlbefinden des Hundes zu fördern.
Stelle dir selbst die Frage: Wäre das zu stressig für mich?
Als Hundebesitzer ist es wichtig, sich regelmässig in den eigenen Hund hineinzuversetzen und seinen Tagesablauf auch einmal aus dessen Perspektive zu betrachten.
Frage dich selbst: Wäre das, was ich von meinem Hund erwarte, für mich zu stressig oder zu viel?
Stell dir vor, du müsstest den ganzen Tag warten, bis dir jemand erlaubt, nach draussen zu gehen, um dein Geschäft zu verrichten. Oder du wärst darauf angewiesen, dass dir jemand etwas zu essen gibt und mit dir spielt, ohne dass du selbst entscheiden kannst, wann, wie viel und wie lange. Überlege, wie es sich anfühlen würde, ständig in einer Umgebung zu sein, in der du keine Kontrolle hast und immer auf jemanden angewiesen bist.
Wenn du dir diese Fragen stellst und dabei den Tagesablauf deines Hundes unter die Lupe nimmst, wirst du vielleicht feststellen, dass dein Hund mehr Ruhepausen oder mehr mentale und physische anstelle von rein körperlicher Auslastung benötigt.
Es geht darum, ein Gleichgewicht zu finden und sicherzustellen, dass dein Hund sich wohlfühlt und nicht überfordert wird. Manchmal kann schon eine kleine Anpassung im Tagesablauf – sei es ein zusätzlicher Spaziergang oder einer weniger, ein ruhiger Abend zu Hause oder ein entspannendes Spiel – einen gewaltigen Unterschied machen. Dein Hund wird es dir mit mehr Freude, Ausgeglichenheit und einem glücklichen Schwanzwedeln danken!