Rassestandard

Ein Rassestandard ist eine offizielle Beschreibung der Merkmale einer bestimmten Hunderasse. Er definiert, wie ein Hund einer Rasse hinsichtlich Grösse, Fell, Farbe, Körperbau, Verhalten und Wesen aussehen und sich verhalten soll. Rassestandards werden von kynologischen Organisationen wie dem VDH, SKG, ÖKV oder der FCI erstellt und gepflegt.

Zweck des Rassestandards

Rassestandards dienen mehreren wichtigen Funktionen:

  • Richtlinie für Züchter:innen zur Auswahl geeigneter Zuchttiere
  • Bewertungsgrundlage für Richter:innen auf Ausstellungen
  • Schutz der rassetypischen Merkmale – sowohl optisch als auch charakterlich
  • Orientierung für Käufer:innen zur Einschätzung, ob eine Rasse zu ihnen passt

Wer legt den Rassestandard fest?

Der ursprüngliche Standard wird meist vom Ursprungsland der Rasse formuliert und dann über nationale Verbände an die Fédération Cynologique Internationale (FCI) weitergegeben. Diese veröffentlicht den offiziellen FCI-Rassestandard, der dann von Mitgliedsverbänden anerkannt und angewendet wird. Auch ausserhalb der FCI (z. B. beim AKC oder KC) gibt es nationale Standards mit teils abweichenden Details.

Was steht in einem Rassestandard?

Ein vollständiger Rassestandard enthält in der Regel Angaben zu folgenden Punkten:

  • Ursprungsland und Verwendungszweck der Rasse
  • Gesamterscheinung (Grösse, Proportionen, Körperbau)
  • Kopf (Schädel, Fang, Ohren, Augen, Ausdruck)
  • Gebiss und Zahnstellung
  • Hals, Rücken, Rute
  • Extremitäten und Bewegungsablauf
  • Fell (Länge, Farbe, Struktur)
  • Wesen und Verhalten
  • Fehler und disqualifizierende Merkmale

Beispiel: Rassestandard beim Labrador Retriever

Beim Labrador Retriever definiert der FCI-Standard unter anderem:

  • Widerristhöhe: Rüden ca. 56–57 cm, Hündinnen ca. 54–56 cm
  • Fell: Kurz, dicht, ohne Wellen oder Fransen, in Schwarz, Gelb oder Braun
  • Typischer Charakter: Ausgeglichen, freundlich, arbeitsfreudig, sehr sozial
  • Fehler: Z. B. übermässige Ängstlichkeit, Aggressivität, Abweichungen in Gang oder Fellfarbe

Kritik am Rassestandard

So nützlich der Rassestandard für Zucht und Orientierung ist, gibt es auch kritische Stimmen – insbesondere dann, wenn:

  • Übertypisierung gefördert wird (z. B. extrem kurze Nasen, übermässige Faltenbildung)
  • Optische Merkmale über Gesundheit gestellt werden
  • Genetische Vielfalt durch zu enge Standarddefinitionen leidet

Viele Organisationen arbeiten inzwischen an gesundheitsbasierten Standardanpassungen, um das Wohl der Hunde über das Aussehen zu stellen. Ein bekanntes Beispiel ist die Initiative „Mops 2.0“ zur Verbesserung der Atemwege bei brachyzephalen Rassen.

Fazit: Rassestandard mit Verantwortung nutzen

Ein Rassestandard ist ein wichtiges Werkzeug – aber kein starres Dogma. Er soll helfen, die rassetypischen Merkmale zu erhalten, ohne dem Tierwohl zu schaden. Züchter:innen und Zuchtrichter:innen tragen gemeinsam die Verantwortung, den Standard im Sinn des Hundes auszulegen und weiterzuentwickeln.

Häufige Fragen zum Rassestandard

Was passiert, wenn ein Hund nicht dem Rassestandard entspricht?

Er kann von Ausstellungen ausgeschlossen werden und sollte – je nach Art der Abweichung – nicht zur Zucht eingesetzt werden.

Können sich Rassestandards ändern?

Ja. Standards werden regelmässig überarbeitet, insbesondere bei gesundheitlich bedenklichen Entwicklungen.

Wer entscheidet, ob ein Hund dem Standard entspricht?

Auf Ausstellungen sind es ausgebildete Zuchtrichter:innen. Bei der Zuchtzulassung können auch Zuchtwarte oder Tierärzt:innen mitwirken.

Gibt es für jede Rasse einen Standard?

Für alle anerkannten Rassen ja – sowohl national (z. B. VDH) als auch international (z. B. FCI). Nicht anerkannte oder neue Rassen haben meist vorläufige Beschreibungen.

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