Wölfe und Hunde sind soziale Lebewesen die den Kontakt zu anderen Sozialpartnern benötigen. So wie der Mensch auch. Im Zusammenleben zwischen Menschen und Hund streiten sich häufig die Geister, wenn es um das Thema Dominanz und Rudel geht. Lasst uns das Thema mal genauer beleuchten

Als Hundehalter musst du ganz klar der Rudelführer sein?

Ist das so? Was ist ein Rudelführer genau? Der Hund hat mehr Respekt, wenn du ihm genau sagst was er darf und was nicht? Dominante Hunde gehören streng erzogen? Nein, so ist es, gottseidank, nicht. Jeder hat schon mal von den weit verbreiteten Theorien gehört wie Hunde zu erziehen sind. Hier einige Beispiele:

  • Der Rudelführer bekommt zuerst Essen. Erst, wenn er fertig oder satt ist, bekommen die “Rangniederen” ebenfalls etwas ab.
  • Der Anführer des Rudels darf sich seine Plätze nach Belieben aussuchen. Betreten ist für die Anderen nur erlaubt, wenn der Rudelführer es explizit gestattet.
  • Spielzeug gehört dem Rudelführer.
  • Der Rudelführer bestimmt alltägliche Rituale.
  • Der Rudelführer kann einem Hund das Essen ohne Probleme wegnehmen.
  • Der Mensch bestimmt also wie der Hund zu leben hat – in jeder Sekunde seines Lebens.

Dem entgegen stehen neue Erkenntnisse auf die wir hier näher eingehen wollen damit wir sehen, dass diese althergebrachten Denkweisen keinerlei Grundlage haben. Demnach auch in einer Lebensgemeinschaft die aus Hunden und Mensch besteht, nichts zu suchen hat. Dazu schauen wir, was folgende Schlagwörter wirklich bedeuten:

  • DOMINANZ ist eine Eigenschaft und kein Charakterzug. Somit ist das Argument: „Der Hund ist dominant“ per se falsch. Dominat zu sein bedeutet, in einer brenzligen Situation die besseren Nerven und Lösungsstrategien zu besitzen und in dieser speziellen Situation dominant. Dominat zu sein bedeute auch, eine wichtige Ressource zu verteidigen. Was dem Hund als wichtig erscheint ist völlig unterschiedlich. Hunde können beim Knochen dominant gegenüber Artgenossen auftreten, jedoch beim Spielzeug nachgiebig sein. Dazu ist noch zu erwähnen, dass auch der Stresslevel eine Rolle spielt, ebenso welche Hunde miteinander agieren bzw leben. Als Hundehalter musst du ganz klar der Rudelführer sein. Dein Hund hört dann nicht nur weit besser auf dich, zum Respekt innerhalb eines Rudels zählt auch, dass er dir gewisse Rechte und Privilegien von sich aus zugesteht. Und so sehen besagte Rechte innerhalb der Rangordnung eines Rudels aus.
  • RUDEL Artverwandte Lebewesen können in einem Rudel zusammenleben. Artverwand bedeutet, dass Menschen und Hunde kein Rudel bilden können da sie unterschiedliche Spezies sind. Damit ist schon alles gesagt – Es gibt kein Rudel zwischen Menschen und Hunden – Demnach gibt es auch keinen Rudelführer.
  • ERZIEHUNG Unter Erziehung verstehe ich, und so halte ich es mit meinen Hunden, Hilfestellungen zu geben um in der menschlichen Welt sicher und geborgen leben zu können. Man lehrt den Hunden was sie in einer Märchenwelt nicht tun sollten: Nicht auf die Straße laufen, nicht auf den Esstisch springen, Menschen nicht anspringen, Nicht alles fressen was herumliegt, keine Menschenhände kauen, nicht ins Haus rein machen usw. Dies sind alles Verhaltensweisen die nicht erwünscht sind und für den Hund gefährlich werden können. Erziehung hat demnach etwas mit „ich zeige dir wie du in der Menschenwelt besser zurechtkommst“ zu tun und nicht „Ich möchte, dass du nur das tust was ich dir erlaube und du bist mir zu 100% ausgeliefert“. Einen sichereren Rahmen vorgab, aber darin den Hund seine Freiheiten geben um sich auch entfalten zu können. Mann muss Hunden nicht alles diktieren, Hunde wollen auch eigenständige Handlungen ausführen können – Das macht sie nicht zum Eroberer der Weltherrschaft.
  • Das große Fressen Dein Hund sollte sich das Fressen von dir wegnehmen lassen? Nein – muss er nicht, warum auch? Dieser Ratschlag kommt ebenfalls aus der Ecke der Rudelführer-Theorie. Einem Hund das Fressen wegzunehmen säht Misstrauen und hat keinerlei erzieherischen Sinn. Essen und Trinken ist ein Grundbedürfnis und sollte BEDINUNGSLOS zur Verfügung stehen. Der Hund muss sich sein Fressen nicht erarbeiten und auch nicht drauf aufpassen müssen. Dies erzeugt Stress, daraus kann Wut, Unsicherheit oder auch Aggression entstehen.
  • Platzwahl und Reihenfolge Deinem Hund Liegeplätze zuordnen und ihn gegebenenfalls verscheuchen, wenn man vorbei gehen will? Das erzeugt wiederum Stress und Unsicherheit. Ein Sozialer Lebenspartner der so agiert ist unberechenbar und nicht vertrauenswürdig. Manchmal zeigen die Hunde durch verhaltensauffälliges Benehmen, dass sie damit nicht zurechtkommen. Dies wird wiederum bestraft, weil es sich „nicht gehört“ Die Abwärtsspirale beginnt sich zu drehen. Sieht man sich die Grundbedürfnisse genauer an, findet man auch das Recht auf Ruhe und einen sicheren Schlafplatz. Abgesehen davon, führt es wiederum dazu, dass der Besitzer nicht vertrauenswürdig ist. Misstrauen kann nie die Basis einer sicheren Bindung sein. Dies wäre aber erstrebenswert um in einem sozialen Verband sicher und glücklich leben zu können. Bei der Begrüßung darauf achten, dass zuerst dem Menschen und dann der Hund begrüßt wird? Dies soll dem Hund zeigen welchen Platz er in dem „Rudel“ hat. Hierfür gibt es keinerlei wissenschaftliche Grundlagen. Dies kommt ebenso aus der verstaubeten Rudel/Dominanz Ecke.
  • Klare Eigentumsverhältnisse „Alles gehört dir als Rudelführer – nicht deinem Hund. So beugst du nämlich vor, dass dein Hund zu stark territoriales bzw. verteidigendes Verhalten zeigt“. Auch hier sollte dem Hund sein Spielzeug gehören und nicht weggenommen werden – Es gehört IHM. Ständig etwas weggenommen zu bekommen sorgt nur wiederum für Unsicherheit und fördert die Ressourcenverteidigung. Vertrauen Ade – Sichere Bindung Ade. Territoriales Verhalten ist ein eigenes Kapitel, verteidigendes Verhalten entsteht genau durch das ständige Wegnehmen. Diese Strategie immer der Boss sein zu müssen und dem Hund wirklich alles zu diktieren, keine Freiheiten, keine eigenen Entscheidungen, keine eigenen Habseligkeiten usw zu lassen, zeigt von Unsicheren Hundeeltern. Ein Hund in einer sicheren Bindung hat keinen Grund derartige Verhaltensweisen an den Tag zu legen.

Der Unterschied

Hunde reagieren unterschiedlich auf solch harsche Erziehungsmethoden. Manche lassen es über sich ergehen und gelten nach Außen leider sehr oft als „brav“ und „gelehrig“. Hund ergeben sich irgendwann – glücklich macht sie das jedoch keinesfalls. Dann gibt es Hunde die darauf mit Abwehr und Aggression reagieren. Dies wird dann bestraft. Oder es kommen Stunden um Stunden Arbeit mit einem ‘Hundetrainer’ der das hausgemachte Problem entweder erkennt und gegensteuert oder auf derselben Welle der Dominanz reitet und alles noch schlimmer macht. Wollen wir das unsere Hunde perfekt funktionierende „Sklaven“ sind oder eher eigenständig denkende, selbstbewusste, glückliche Sozialpartner? Es liegt an dir …

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Die Bedeutung der Rangordnung in der Hundeerziehung

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