Der Aidi, auch Atlas-Berghund oder Chien de l’Atlas genannt, ist ein uralter Schutz- und Hütehund aus dem nordafrikanischen Atlasgebirge. Er wurde traditionell von Berbervölkern gehalten, um Zelte, Viehherden und Menschen vor Raubtieren und Eindringlingen zu schützen. Seine Aufgabe war klar: unabhängig entscheiden, mutig eingreifen und dabei eng mit dem Menschen kooperieren.
Bis heute ist der Aidi ein unverfälschter Naturhund mit starker territorialer Veranlagung, ausgeprägtem Familiensinn und einem robusten, widerstandsfähigen Körper. Er ist wachsam, intelligent und eigenständig – kein Hund, der gefallen will, sondern einer, der mitdenkt und klare Grenzen braucht.
In Europa ist der Aidi nach wie vor selten, wird aber zunehmend von Liebhaber:innen ursprünglicher Rassen geschätzt. Wer ihn mit Respekt, Klarheit und artgerechter Haltung führt, bekommt einen loyalen, aufmerksamen Begleiter mit starkem Charakter und klarem Schutzinstinkt.
Herkunft und Geschichte
Der Aidi stammt ursprünglich aus dem Atlasgebirge Nordafrikas – einer wilden, teilweise unzugänglichen Region, die sich über Marokko, Algerien und Tunesien erstreckt. Seit Jahrhunderten wird er dort von Berberstämmen gehalten und gezüchtet, um Haus, Zelt, Familie und Viehherden zu schützen – vor Schakalen, Raubkatzen, Dieben und Eindringlingen.
Kein Hütehund – sondern ein Schutzhund
Anders als oft angenommen, ist der Aidi kein typischer Hütehund, der Tiere treibt oder lenkt. Seine Rolle war (und ist) die eines Wächters, der Bedrohungen erkennt, eigenständig einschätzt und notfalls eingreift. Er arbeitet nicht auf Zuruf, sondern aus eigener Entscheidung – das macht ihn selbstständig, aber auch fordernd in der modernen Haltung.
Ursprüngliche Selektion durch Funktion
Die Zucht des Aidi erfolgte nicht nach Aussehen, sondern nach Leistung: Nur Hunde, die zuverlässig schützen konnten, wurden weitervermehrt. Dadurch entstand ein robuster, wetterfester Hund mit klarem Wesen, hoher Wachsamkeit und starker Bindung an seinen Clan. Seine Fähigkeit, Feinde frühzeitig zu erkennen und zu melden, war überlebenswichtig – besonders in der Nacht oder bei nomadischer Lebensweise.
Vom Naturhund zur anerkannten Rasse
Der Aidi wurde 1963 offiziell von der Fédération Cynologique Internationale (FCI) anerkannt (Gruppe 2: Pinscher und Schnauzer, Molossoide, Schweizer Sennenhunde – Sektion 2.2: Molossoide, Berghunde ohne Arbeitsprüfung). In seiner Heimat wird er aber oft weiterhin funktional gezüchtet – ohne Vereinsbindung.
In Europa gibt es nur sehr wenige Zuchtstätten. Die meisten Aidis kommen über private Importe oder Tierschutzorganisationen, was die Haltung komplex machen kann – besonders, wenn Herkunft, Sozialisierung und Wesen unklar sind.
Aussehen & Größe
Der Aidi ist ein mittelgroßer, kompakt gebauter Hund mit kräftiger Muskulatur, dichter Behaarung und einem wachsamen, aufmerksamen Ausdruck. Seine Erscheinung wirkt ursprünglich, funktional und klar – kein Showhund, sondern ein echtes Arbeitstier mit natürlichem Schutzinstinkt.
Größe und Gewicht
- Rüden: 52–62 cm Schulterhöhe
- Hündinnen: 48–58 cm Schulterhöhe
- Gewicht: 22–28 kg (durchschnittlich, bei guter Bemuskelung)
Der Aidi ist kräftig, aber nicht schwer. Sein Körperbau ist auf Wendigkeit, Ausdauer und Widerstandsfähigkeit ausgelegt – ideal für das rauhe Klima des Atlasgebirges.
Fell und Farben
Das auffälligste Merkmal des Aidi ist sein dichtes, wetterfestes Fell, das ihn gegen Hitze, Kälte, Wind und Sonne schützt. Es bildet eine regelrechte Schutzschicht – wichtig für einen Hund, der ganzjährig im Freien lebt oder arbeitet.
- Felltyp: Dicht, mittellang bis lang, mit dichter Unterwolle.
- Struktur: Glatt bis leicht gewellt, nie lockig oder drahtig.
- Hals- und Brustbereich: Häufig mit stärkerer Behaarung (Kragenbildung), besonders bei Rüden.
- Rute: Stark behaart, buschig, wird in Bewegung über dem Rücken getragen.
Zugelassene Farben (laut FCI):
- Weiß
- Weiß mit rotbraun, schwarz, grau oder lohfarbenen Platten
- Schwarz mit weißen Abzeichen
- Braun in verschiedenen Nuancen
- Getigert (selten, aber erlaubt)
Merle oder bläuliche Fellvarianten kommen nicht vor und gelten als nicht rassetypisch.
Kopf und Ausdruck
- Kopf: Keilförmig, mit ausgeprägtem Stop
- Augen: Mittelgroß, mandelförmig, dunkelbraun, mit wachem, oft prüfendem Blick
- Ohren: Hoch angesetzt, mittellang, hängend und leicht gerundet
- Maul: Kräftiger Fang mit vollständigem Scherengebiss
Der Gesamteindruck: ein urtümlicher, wachsamer und gleichzeitig würdevoller Hund – bereit, jederzeit Verantwortung zu übernehmen.
Wesen & Charakter
Der Aidi ist ein wachsamer, selbstständiger und äußerst loyaler Hund mit starker Bindung an „seine Menschen“. Er wurde nicht zum Gehorsam gezüchtet, sondern zur eigenständigen Gefahreneinschätzung – und genau das zeigt sich bis heute in seinem Verhalten: Er trifft Entscheidungen, beobachtet genau, meldet früh und schreitet bei Bedarf entschlossen ein.
Charakterzüge im Überblick
- Wachsam & territorial: Der Aidi ist ein geborener Wächter. Er bemerkt jede Veränderung in seiner Umgebung und schlägt bei Unbekanntem sofort an.
- Loyal & familienbezogen: Hat er eine stabile Bezugsperson, zeigt er sich treu, aufmerksam und sehr schützend.
- Selbstständig & entscheidungsfreudig: Kein Hund, der blind Befehlen folgt – sondern einer, der mitdenkt und seine Umgebung ständig bewertet.
- Mutig & durchsetzungsfähig: Er verteidigt „seins“ – sei es Haus, Garten, Mensch oder Tier – notfalls mit Nachdruck.
- Intelligent & lernbereit: Bei fairer, klarer Führung ist er gut trainierbar – aber nie unterwürfig oder leicht lenkbar.
Sozialverhalten
- Mit Menschen: Fremden gegenüber ist der Aidi meist reserviert bis misstrauisch. Er entscheidet selbst, ob jemand willkommen ist.
- Mit Kindern: In der eigenen Familie oft sanft und geduldig – vorausgesetzt, der Umgang ist respektvoll und ruhig.
- Mit anderen Hunden: Im Rudel klar strukturiert, draussen eher wachsam bis abwehrend – besonders auf dem eigenen Territorium.
- Mit Kleintieren: Je nach Prägung verträglich, aber wachsam – Herdenschutztypisch duldet er sie, wenn sie „dazugehören“.
Schutzverhalten: ernst zu nehmen
Der Aidi nimmt seine Rolle als Wächter ernst. Er stellt sich zwischen seine Familie und eine potenzielle Bedrohung – auch ohne Kommando. In ländlicher Umgebung ist das ein Vorteil, im urbanen Raum kann es problematisch werden, wenn keine klare Führung besteht.
Für wen passt diese Hunderasse – und für wen eher nicht?
Der Aidi ist kein Hund für jedermann – aber für die richtigen Menschen ein loyaler, verlässlicher und eigenständiger Partner. Er braucht klare Strukturen, ausreichend Raum, mentale Herausforderung und eine konsequente Bezugsperson, die ihn ernst nimmt und nicht „kleinerzieht“. Wer das bieten kann, findet in ihm einen treuen Wächter mit viel Herz und Verstand.
Passt gut zu dir, wenn …
- … du ländlich oder stadtnah mit gesichertem Garten wohnst.
- … du Hunde mit eigenem Kopf magst und Erfahrung im Umgang mit territorialen Rassen hast.
- … du Sicherheit durch Beziehung gibst, nicht durch Härte oder Kontrolle.
- … du einen echten Wachhund suchst, der nicht einfach mitläuft, sondern Verantwortung übernimmt.
- … du einem Naturhund mit klarer Aufgabe ein stabiles Zuhause geben möchtest.
Weniger geeignet ist der Aidi, wenn …
- … du in einer dicht besiedelten Stadt wohnst und keinen Zugang zu Rückzugsräumen oder eigenem Grundstück hast.
- … du einen leichtführigen Anfängerhund erwartest, der jedem freundlich begegnet.
- … du keine Zeit oder Geduld hast, Vertrauen und Regeln langfristig aufzubauen.
- … du viele fremde Besucher empfängst, ohne den Hund dabei gut managen zu können.
- … du keinen sicheren Rückruf oder Maulkorbtraining in Erwägung ziehst – für Notfälle oder Konfliktsituationen.
Zusammenleben mit Familie & Tieren
In einem ruhigen, strukturierten Familienumfeld kann der Aidi ein sehr liebevoller, feinfühliger Hund sein – oft besonders eng an eine Bezugsperson gebunden. Er ist kein Clown, sondern ein ruhiger Beobachter, der Verantwortung übernehmen will. Seine Sensibilität macht ihn gleichzeitig anspruchsvoll in Kommunikation und Beziehungspflege.
Erziehung & Alltag
Die Erziehung eines Aidi erfordert Erfahrung, Geduld und ein feines Gespür für klare Kommunikation. Dieser Hund ist nicht „ungehorsam“, aber sehr eigenständig – und entscheidet selbst, ob deine Anweisungen für ihn Sinn ergeben. Wer mit Druck, Härte oder inkonsistenter Führung arbeitet, wird mit Misstrauen oder Widerstand rechnen müssen. Wer jedoch Beziehung, Vertrauen und Struktur aufbaut, bekommt einen Partner, der loyal, aufmerksam und zuverlässig an der Seite steht.
Erziehung: ruhig, konsequent, vertrauensbasiert
Der Aidi lernt – aber nicht wie ein Retriever. Er testet, beobachtet und hinterfragt. Wichtig ist deshalb: Konsequent sein, aber fair. Regeln klar formulieren, aber nicht ständig kontrollieren. Und vor allem: Nicht emotional werden, sondern souverän bleiben.
Wichtige Grundsätze:
- Frühzeitige Sozialisierung mit Umweltreizen, Menschen, anderen Hunden
- Klare, ruhige Kommunikation ohne übertriebene Wiederholungen
- Belohnungsorientiertes Training – kein Zwang, aber auch keine Verhandlungen
- Rückruftraining mit hoher Priorität – mit Absicherung über Schleppleine
- Aufbau von Frustrationstoleranz und Impulskontrolle – besonders bei Reizen auf dem eigenen Gelände
- Training für Besucher- und Begegnungssituationen (Maulkorb, Rückzugsort)
Alltag: Struktur und Sicherheit geben
Der Aidi liebt feste Abläufe und Orientierung – nicht Kontrolle. Ist die Bindung stabil, genügt oft ein Blickkontakt zur Verständigung. Im Alltag sollte er Aufgaben übernehmen dürfen, z. B. Haus bewachen, mit dir mitlaufen oder bei Arbeiten im Garten anwesend sein. Er will dazugehören, nicht beschäftigt werden wie ein Sporthund.
Alltagstipps:
- Kein Dauerfreilauf ohne sicheren Rückruf oder übersichtliche Umgebung
- Besucher vorher ankündigen, anleiten und Hund sichern – besonders auf dem eigenen Grundstück
- Regelmässige Ruhephasen, Rückzugsorte und klare Grenzen im Haus
- Spaziergänge mit ruhigem Aufbau: Orientierung, Impulskontrolle, Nasenarbeit
- Frühzeitige Gewöhnung an Tierarztbesuche, Pflege und Transportbox
Ein Aidi im Alltag ist kein „Programm-Hund“ – er lebt mit, beobachtet und greift ein, wenn du es ihm erlaubst oder zutraust. Je klarer deine Rolle ist, desto entspannter wird sein Verhalten.
Auslastung & Beschäftigung
Der Aidi ist kein hyperaktiver Hund – aber auch keiner, der sich mit täglichen Spaziergängen ohne Aufgabe zufriedengibt. Er braucht keine hektischen Sportarten, sondern sinnvolle, ruhige Tätigkeiten, bei denen er mitdenken, beobachten oder mitarbeiten kann. Als ursprünglicher Wachhund liebt er Aufgaben mit Struktur und Bedeutung – ob auf dem eigenen Grundstück oder unterwegs.
Körperliche Auslastung: Qualität statt Quantität
Aidis haben Ausdauer, ohne überdreht zu sein. Sie laufen gerne mit, beobachten ihre Umgebung aufmerksam und bleiben meist in der Nähe ihrer Bezugsperson – solange sie gelernt haben, sich an ihr zu orientieren.
Geeignete Aktivitäten:
- Tägliche Spaziergänge in reizarmer Umgebung (Wald, Feld, Wiesen)
- Wandertouren mit viel Zeit zum Schnüffeln und Beobachten
- Begleitung beim Arbeiten im Garten oder auf dem Hof
- Freilauf auf gesichertem Gelände – ideal mit Sichtverbindung zu “ihrem” Menschen
- Spaziergänge mit Such- und Beobachtungsaufgaben (Was hat sich verändert? Wer war da?)
Mentale Auslastung: Denken, beurteilen, entscheiden
Der Aidi liebt es, mit seinem Menschen zusammenzuarbeiten – aber nicht im klassischen Sinne von „Kommando und Ausführung“. Er will verstehen, was seine Rolle ist – und sie ausfüllen.
Geeignete Beschäftigungen:
- Nasenarbeit: Fährten, Geruchsunterscheidung, Verlorensuche
- Objektkontrolle (z. B. Garten ablaufen, bestimmte Bereiche bewachen)
- Ruhige Form von Clickertraining zur Kooperationsförderung
- Rituale wie „Tür freigeben“, „Besuch anmelden“, „Warte bis du darfst“
- Aufgaben mit Verantwortung: z. B. „Pass auf dieses Objekt auf“
Was der Aidi nicht braucht (und was ihn stresst):
- Agility, Frisbee oder hektisches Bällchenspielen
- Reizüberflutung durch viele fremde Hunde, Events oder belebte Orte
- ständiger Ortswechsel ohne Rückzugsräume
- übertriebenes Tricktraining oder stures Befehlstraining
Aidis sind keine Showhunde – sondern Herdenschutzhunde mit einem tief verankerten Bedürfnis nach Sinn, Struktur und ruhiger Präsenz. Wenn du ihn nicht überforderst, sondern einbindest, blüht er auf.
Pflege & Fell
Der Aidi ist ein Naturhund – sein Fell ist für extreme Bedingungen gemacht: Hitze, Wind, Kälte, Trockenheit und sogar gelegentlicher Regen. Es schützt ihn zuverlässig, ohne aufwendig in der Pflege zu sein. Dennoch sollte man sein Fell nicht völlig sich selbst überlassen – besonders in Mitteleuropa, wo Umweltbedingungen, Wohnverhältnisse und Parasitenbelastung anders sind als in seiner Heimat.
Felltyp und Eigenschaften
- Deckhaar: Mittellang bis lang, dicht, glatt bis leicht gewellt
- Unterwolle: Feine, isolierende Unterwolle – je nach Jahreszeit unterschiedlich stark
- Besonderheiten: Kragenbildung um Hals und Brust bei Rüden oft ausgeprägter
- Farbempfindlichkeit: helle Hunde sind empfindlicher gegenüber UV-Strahlung
Fellpflege: Wenig Aufwand – aber mit System
Ein Aidi muss nicht täglich gebürstet werden, sollte aber wöchentlich kontrolliert und je nach Fellstruktur 1–2 × pro Woche gebürstet werden. In Zeiten des Fellwechsels (Frühjahr und Herbst) kann tägliches Bürsten helfen, lose Unterwolle zu entfernen und Hautreizungen zu vermeiden.
Pflege-Tipps:
- Verwende eine weiche Bürste oder Unterwollkamm – keine scharfen Zupfbürsten
- Kontrolliere Ohren, Achseln, Hinterbeine und den Rutenansatz auf Filz oder Fremdkörper
- Verfilzungen lieber vorsichtig auskämmen statt abschneiden – die Schutzwirkung des Fells bleibt so erhalten
- Das Fell nie scheren – es erfüllt eine wichtige Schutzfunktion
- Baden nur bei starker Verschmutzung mit mildem, pH-neutralem Hundeshampoo
Ohren, Augen, Krallen & Co.
- Ohren: regelmäßig auf Schmutz, Milben oder Entzündungsanzeichen kontrollieren – besonders bei stark behaarten Gehörgängen
- Augen: gelegentlich ausspülen oder mit einem feuchten Tuch reinigen
- Krallen: bei natürlichem Abrieb meist unproblematisch – dennoch regelmäßig prüfen
- Zähne: früh an Zahnpflege gewöhnen – Zahnbürste, Kausnacks oder Enzymgel verwenden
Pfoten & Haut
Durch das robuste Leben draussen neigen Aidis in ihrer Heimat selten zu Hautproblemen – in mitteleuropäischer Haltung können aber Streusalz, Nässe und Allergene die Pfoten belasten. Pfotenpflege und regelmässige Kontrolle sind daher ratsam – besonders im Winter.
Gesundheit & häufige Probleme
Der Aidi gilt als sehr ursprüngliche und robuste Hunderasse. In seiner Heimat überlebt nur, wer sich an extreme Bedingungen anpassen kann – sowohl körperlich als auch geistig. Durch diese natürliche Selektion ist der Aidi in der Regel widerstandsfähig, langlebig und wenig anfällig für typische Erbkrankheiten. Dennoch gibt es einige gesundheitliche Punkte, die Halter:innen kennen und im Alltag beachten sollten – insbesondere bei Aidis aus dem Tierschutz oder unkontrollierter Vermehrung.
Allgemeine Gesundheit
- Lebenserwartung: 12–14 Jahre, bei artgerechter Haltung auch länger
- Körperbau: kräftig, widerstandsfähig, mit guter Muskulatur und stabilen Gelenken
- Belastbarkeit: sehr hoch – besonders bei kontrolliertem Aufbau und regelmässiger Bewegung
Mögliche gesundheitliche Risiken
- Hüftgelenksdysplasie (HD):Vereinzelt beschrieben – besonders bei Aidis aus unkontrollierter Zucht oder bei zu schnellem Wachstum. Seriöse Züchter:innen achten auf HD-freie Elterntiere.
- Ohrenentzündungen:Durch Hängeohren und dichtes Fell kann es zu Wärmestau und Feuchtigkeit kommen – besonders bei unsachgemässer Pflege oder schlechter Belüftung.
- Parasiten & Hautprobleme:In Europa können Aidis empfindlicher auf Zecken, Milben oder allergieauslösende Gräser reagieren – regelmäßige Kontrolle und Hautpflege sind wichtig.
- Autoimmunprobleme:Selten, aber nicht ausgeschlossen – meist in Verbindung mit Stress, Haltungsfehlern oder Nährstoffmängeln.
- Stressbedingte Symptome:Aidis, die nicht ausgelastet oder falsch geführt werden (z. B. in reizarmer, unterfordernder Haltung), können psychosomatisch reagieren: Unruhe, Magen-Darm-Probleme, Hautjucken.
Vorsorge & Gesundheitsmanagement
- HD-Untersuchung vor dem Kauf hinterfragen (Röntgenbefund der Elterntiere)
- Regelmässige tierärztliche Kontrolle (mind. 1× jährlich)
- Parasitenprophylaxe individuell anpassen (Zecken, Würmer, Flöhe)
- Zahnkontrolle, Krallenpflege und Gewichtsmanagement als Routine etablieren
- Naturnahe Fütterung mit hochwertigem Protein, ggf. angepasst an Aktivitätsniveau
Wichtig bei Tierschutzhunden
Aidis aus dem Auslandstierschutz (z. B. Marokko) bringen oft keinen klaren Gesundheitsstatus mit. Es kann zu Parasitenbefall, Mangelerscheinungen oder Verhaltensproblemen kommen. Hier ist Geduld, tierärztliche Begleitung und ein belastbarer Trainingsplan entscheidend.
Kauf, Adoption & Züchterwahl
Wer sich für einen Aidi entscheidet, wählt bewusst eine seltene, charakterstarke und ursprüngliche Hunderasse. Gleichzeitig entscheidet man sich für Verantwortung: Der Aidi ist kein Modehund, kein unkomplizierter Anfängerhund – sondern ein ernstzunehmender Begleiter mit starkem Schutzinstinkt und klaren Bedürfnissen. Entsprechend wichtig ist es, beim Erwerb auf Herkunft, Haltung und Eignung zu achten.
Kauf über Züchter: selten, aber möglich
In Europa gibt es nur wenige seriöse Züchter:innen, die mit dem Aidi verantwortungsvoll arbeiten. Die meisten befinden sich in Frankreich, Spanien oder in kleinen Zuchtprojekten in Deutschland und Österreich. Eine offizielle FCI-Anerkennung besteht – aber viele Zuchten sind informell organisiert oder nicht standardorientiert. Umso wichtiger ist die individuelle Prüfung.
Woran du seriöse Zucht erkennst:
- Gesundheitsnachweise der Elterntiere (insbesondere HD-Untersuchung)
- Aufzucht im Haus, mit engem Menschenkontakt und Umweltreizen
- Welpenabgabe frühestens ab der 8. Woche mit EU-Heimtierausweis, Chip und Impfung
- Klare, ehrliche Kommunikation über das Wesen der Rasse – inklusive kritischer Rückfragen an dich
- Erfahrung im Umgang mit Herdenschutzverhalten – nicht nur Schönwetterhaltung
Preis: ca. 1.200–2.000 Euro, abhängig von Land, Zuchtlinie und Aufwand
Adoption aus dem Tierschutz
Viele Aidis kommen aus Marokko, Algerien oder Tunesien nach Europa – meist über Tierschutzorganisationen. Häufig handelt es sich um Mischlinge mit Aidi-typischen Eigenschaften: territorial, wachsam, sensibel, selbstständig. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt: Nicht jeder Importhund ist für das Leben in einer Familie geeignet – und nicht jeder Halter für einen solchen Hund.
Darauf solltest du achten:
- Herkunft und Sozialisierung (Straße, Hofhund, Familienanschluss?)
- Gesundheitscheck inkl. Mittelmeerkrankheiten
- Verhaltenseinschätzung durch Pflegestelle oder Trainer:in
- Adoptionsvertrag, Schutzgebühr, Betreuung durch Verein
- Bereitschaft zur Eingewöhnung über Wochen oder Monate
Alternative: Herdenschutz-ähnliche Mischlinge
Wenn kein reinrassiger Aidi verfügbar ist, können auch Mischlinge mit ähnlichem Wesen eine Option sein – z. B. aus dem Tierschutz oder gezielter Vermittlung. Entscheidend ist nicht das Etikett „Aidi“, sondern ob die Lebensumstände, das Temperament und deine Fähigkeiten zusammenpassen.
Fazit
Der Aidi ist ein beeindruckender, aber anspruchsvoller Hund. Wer ihm mit Respekt, Klarheit und Verlässlichkeit begegnet, gewinnt einen zutiefst loyalen, wachsamen und unabhängigen Gefährten. Er will nicht gefallen – aber wenn du ihn ernst nimmst, vertraut er dir mit Haut und Haaren.
Diese Rasse ist kein Alltagsbegleiter für jede Lebenslage. Sie braucht Raum, Zeit, Aufgaben und eine starke Bezugsperson. In der richtigen Umgebung – ländlich, strukturiert, reizarm – entfaltet der Aidi seine ganze Stärke: Er ist ein souveräner Wächter, ein ruhiger Familienhund und ein stiller Beobachter, der blitzschnell reagiert, wenn es darauf ankommt.
Gleichzeitig ist er sensibel, nicht leicht zu beeindrucken und – wenn überfordert oder falsch geführt – nicht bereit, Kompromisse einzugehen. Wer den Aidi führen will, muss sich selbst führen können.
Für Menschen, die Ursprünglichkeit, Klarheit und Verantwortung suchen, ist der Aidi ein Geschenk. Für alle anderen gilt: Lass dich nicht vom schönen Äusseren täuschen – dieser Hund meint es ernst.
FAQ – Häufige Fragen zum Aidi
Ist der Aidi ein Anfängerhund?
Nein. Der Aidi ist ein Hund für erfahrene Halter:innen, die mit eigenständigem Verhalten, Schutztrieb und klarer Kommunikation umgehen können. Für Anfänger:innen ist er nur mit enger professioneller Begleitung geeignet – und selbst dann eine Herausforderung.
Kann man den Aidi in einer Wohnung halten?
Nur bedingt. In einer grosszügigen Wohnung mit ruhigem Umfeld, Garten und täglichem Zugang zur Natur kann es funktionieren – vorausgesetzt, der Hund wird mental und körperlich ausgelastet. In einer engen Stadtwohnung mit vielen Reizen ist er überfordert.
Ist der Aidi kinderfreundlich?
Im eigenen Familienverband ja – viele Aidis sind sehr geduldig und wachsam gegenüber Kindern. Wichtig ist jedoch, dass Kinder den respektvollen Umgang mit Hunden gelernt haben, und dass der Aidi früh sozialisiert und nicht bedrängt wird.
Verträgt sich der Aidi mit anderen Hunden?
Das hängt stark von Sozialisation und Führung ab. In der Familie oder im Rudel ist er oft stabil, draussen aber territorial oder wachsam. Fremde Hunde auf „seinem“ Terrain duldet er nicht unbedingt – hier braucht es vorausschauendes Management.
Bellt der Aidi viel?
Er meldet zuverlässig – und das kann deutlich ausfallen. Besonders auf dem eigenen Grundstück reagiert er auf fremde Personen, Geräusche oder Bewegungen. Mit gezieltem Training und klaren Strukturen lässt sich das Verhalten aber lenken.
Kann man den Aidi frei laufen lassen?
Nur, wenn ein sehr zuverlässiger Rückruf aufgebaut wurde – und nur in reizarmer, sicherer Umgebung. Aidis sind wachsam und reagieren schnell auf potenzielle Bedrohungen. Schleppleine und klare Freilaufzonen sind sinnvoll.
Hat der Aidi einen Jagdtrieb?
In der Regel eher wenig – sein Fokus liegt auf Schutz, nicht auf Jagd. Einzelne Individuen können jedoch Wild anzeigen oder verfolgen, vor allem wenn sie nicht ausgelastet sind. Eine gute Bindung und Orientierung sind entscheidend.
Wie lange lebt ein Aidi?
Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 12 bis 14 Jahren. Mit artgerechter Haltung, hochwertigem Futter und gesunder Belastung bleibt er oft bis ins hohe Alter vital.



