Das Dog Aging Project – Die Wissenschaft hinter dem Alterungsprozess von Hunden

Hunde sind die treuen Begleiter, die mit uns durch alle Lebensphasen gehen – doch wie beeinflusst der natürliche Alterungsprozess das Leben unserer Vierbeiner? Genau dieser Frage widmet sich das Dog Aging Project, eine der weltweit grössten Studien, die den Alterungsprozess von Hunden aus wissenschaftlicher Sicht untersucht. In den letzten Jahren hat die Forschung spannende Erkenntnisse darüber gewonnen, warum Hunde unterschiedlich altern, wie wir ihnen helfen können, länger fit und gesund zu bleiben und was wir von diesen Entdeckungen auch für uns selbst lernen können.

Was ist das Dog Aging Project?

Das Dog Aging Project ist eine gross angelegte wissenschaftliche Studie, die sich mit dem Alterungsprozess von Hunden befasst. Ziel des Projekts ist es, mehr über die biologischen Prozesse zu erfahren, die das Altern bei Hunden steuern, und herauszufinden, wie man das Leben von Hunden verlängern und deren Lebensqualität im Alter verbessern kann. Das Projekt untersucht eine Vielzahl von Faktoren, die das Altern beeinflussen, wie Genetik, Umweltfaktoren, Lebensstil und Ernährung.

Das Dog Aging Project wurde 2020 ins Leben gerufen und ist eine der grössten Studien, die den Alterungsprozess bei Haustieren untersuchen. Es wird von einer Vielzahl von Institutionen, darunter die University of Washington, und mit Unterstützung von Forschungseinrichtungen und Partnern durchgeführt. Die Studie umfasst Hunderte von Hunden, die über mehrere Jahre hinweg beobachtet und untersucht werden.

Hier gelangst du zur offiziellen Webseite des Dog Aging Projects: https://dogagingproject.org/

Growing und Aging – Zwei Langzeitstudien zu Hundeleben und Gesundheit

Das Growing Dog Project (GDP) der Universität Zürich ist eine weitere innovative Forschungsinitiative, die sich mit der Wachstums- und Entwicklungsphase von Hunden beschäftigt. In unserem Beitrag Ein Leben lang an der Seite Ihres Hundes: Das “Growing Dog Project” haben wir darüber berichtet.

Während das Dog Aging Project den Alterungsprozess untersucht, konzentriert sich das GDP auf die Entwicklung von Hunden während ihrer Wachstumsjahre – von der Geburt bis zum ausgewachsenen Hund.

Das Growing Dog Project verfolgt das Ziel, die physiologischen, genetischen und umweltbedingten Faktoren zu verstehen, die das Wachstum und die körperliche Entwicklung von Hunden beeinflussen. Die Forschung zielt darauf ab, herauszufinden, wie unterschiedliche Faktoren wie Ernährung, Bewegung und die genetische Veranlagung den Wachstumsverlauf beeinflussen.

Eine bessere Erkenntnis darüber, wie Hunde sich im jungen Alter entwickeln, kann dabei helfen, gesundheitliche Probleme zu vermeiden und das Wohlbefinden im späteren Leben zu steigern.

Soziale Einflussfaktoren auf Gesundheit und Krankheit von Begleithunden – Eine Kohortenstudie

In einer Kohortenstudie aus dem Dog Aging Project wurden die Auswirkungen sozialer Einflussfaktoren auf die Gesundheit und das Wohlbefinden von Begleithunden untersucht. Erste Erkenntnisse wurden im Mai 2023 hier veröffentlicht: Social determinants of health and disease in companion dogs: a cohort study from the Dog Aging Project

Die Forscher konzentrierten sich darauf, wie Lebensumstände wie Ernährung, Bewegung, der Umgang mit ihren Haltern und Zugang zu medizinischer Versorgung das Risiko für bestimmte Krankheiten beeinflussen. Erste Ergebnisse zeigen, dass diese Faktoren eine wesentliche Rolle dabei spielen, wie Hunde altern und welche gesundheitlichen Herausforderungen sie im Laufe ihres Lebens entwickeln können.

Erste Erkenntnisse: Was beeinflusst ein hohes Alter bei Hunden?

Die ersten Ergebnisse der Kohortenstudie aus dem Dog Aging Project zeigen, dass nicht nur biologische Faktoren, sondern auch das soziale Umfeld und die Lebensumstände eine entscheidende Rolle dabei spielen, wie alt Hunde werden und wie gesund sie dabei bleiben.

Höhere Lebenserwartung in einkommensstarken Haushalten

Eine der ersten und offensichtlichsten Erkenntnisse der Studie war der starke Einfluss sozioökonomischer Faktoren auf die Gesundheit von Hunden. Hunde, die in einkommensstarken Haushalten leben, haben eine höhere Lebenserwartung und erleben oft eine bessere Gesundheitsversorgung.

Das bedeutet nicht nur, dass mehr Ressourcen für tierärztliche Betreuung zur Verfügung stehen, sondern auch, dass diese Hunde in der Regel eine hochwertigere Ernährung und mehr Möglichkeiten für Bewegung und Aktivität geniessen. Die Studie zeigte, dass der finanzielle Status der Familie also eine direkte Auswirkung auf die Lebensqualität und das Wohlbefinden des Hundes hat.

Hunde im Rudel leben länger

Ein überraschendes und besonders auffälliges Ergebnis der Kohortenstudie war, dass der soziale Faktor einen noch viel stärkeren Einfluss auf die Gesundheit von Hunden hat als der sozioökonomische Status.

Hunde, die in einem “Rudel” leben – also in Haushalten mit mehreren anderen Hunden – leben signifikant länger und gesünder. Der soziale Kontakt und die Interaktion mit Artgenossen scheinen eine wichtige Rolle für das Wohlbefinden und die Lebenserwartung von Hunden zu spielen.

Interessanterweise war dieser soziale Faktor fünfmal (!) stärker als die Auswirkungen der sozioökonomischen Lage, was die Bedeutung eines stabilen, sozialen Umfelds unterstreicht.

Kinder im Haushalt beeinflussen die Hundegesundheit negativ

Ein besonders unerwartetes Ergebnis der Studie war der Zusammenhang zwischen der Anzahl der Kinder im Haushalt und der Gesundheit der Hunde. Interessanterweise zeigte sich, dass Hunde in Haushalten mit Kindern tendenziell schlechtere Gesundheitswerte aufwiesen.

Überraschend vor allem deshalb, wo viele andere Studien doch belegen, wie gut Hunde uns Menschen tun – umgekehrt scheint das, zumindest bei Kindern, jedoch leider nicht der Fall zu sein. (Hierzu interessant: Langzeitstudie zeigt: Hundehalter leben längerIm Gehirn messbar: Interaktion mit Hunden tut dem Menschen gut)

Die genaue Ursache für die überraschende Erkenntnis bleibt leider ungeklärt. Ein möglicher Grund könnte aber die Aufteilung der Ressourcen innerhalb der Familie sein: In Haushalten mit Kindern müssen die verfügbaren Zeitressourcen, Aufmerksamkeit und Pflege auf mehrere Familienmitglieder verteilt werden, was möglicherweise weniger individuelle Aufmerksamkeit für den Hund bedeutet. Zudem könnte der höhere Stresspegel, der mit dem Leben in einem Haushalt mit Kindern einhergeht, die Gesundheit des Hundes negativ beeinflussen.

Fazit: Die entscheidenden Faktoren für eine hohe Lebensspanne bei Hunden

Die Erkenntnisse aus der Kohortenstudie des Dog Aging Project verdeutlichen, wie stark die Lebensumstände und sozialen Faktoren die Gesundheit und das Alter unserer Hunde beeinflussen können. Neben klassischen Aspekten wie der Ernährung und tierärztlicher Betreuung spielen soziale Aspekte eine Schlüsselrolle – Hunde, die in einem stabilen und sozialen Umfeld leben, haben eine deutlich höhere Lebenserwartung.

Die Studie liefert wertvolle Einsichten und erinnert uns daran, wie wichtig es ist, nicht nur auf die physischen, sondern auch auf die sozialen Bedürfnisse unserer Vierbeiner zu achten, um ihnen ein langes und gesundes Leben zu ermöglichen.

Die Forschung im Rahmen des Dog Aging Projects steckt noch in den Kinderschuhen, und es bleibt spannend, welche weiteren Erkenntnisse wir über das Leben und Altern unserer Hunde gewinnen können. Eines ist jedoch sicher: Die Reise, mehr über unsere treuen Begleiter zu lernen, ist noch lange nicht zu Ende!

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