Autismus bei Hunden? Eine Verbindung zum Welt-Autismus-Tag

Der Welt-Autismus-Tag am 2. April rückt die Autismus-Spektrum-Störung (ASS) ins Rampenlicht – eine Entwicklungsstörung, die sich durch Herausforderungen in sozialer Interaktion, Kommunikation und oft repetitive Verhaltensweisen auszeichnet. Doch während wir Menschen mit Autismus besser verstehen lernen, stellt sich für viele Hundefreunde die Frage: Könnte es so etwas wie Autismus auch bei Hunden geben?

Was ist Autismus?

Autismus, oder genauer die Autismus-Spektrum-Störung (ASS), ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die sich meist schon in der Kindheit zeigt. Sie beeinflusst, wie Menschen die Welt wahrnehmen und mit anderen interagieren. Typische Merkmale sind:

  • Soziale Herausforderungen: Schwierigkeiten, Freundschaften zu knüpfen oder nonverbale Signale wie Blickkontakt zu verstehen.
  • Kommunikation: Manche sprechen wenig oder gar nicht, andere haben eine besondere Art, sich auszudrücken.
  • Repetitive Verhaltensweisen: Zum Beispiel das wiederholte Schwingen der Hände oder das zwanghafte Festhalten an Gewohnheiten und Routinen.
  • Sinnesempfindlichkeit: Laute Geräusche oder grelles Licht können überwältigend sein.

Autismus ist ein Spektrum – das heisst, jede betroffene Person erlebt es anders. Manche führen ein selbstständiges Leben, andere brauchen lebenslange Unterstützung. In Deutschland leben laut Schätzungen etwa 800.000 Menschen mit ASS – das Bewusstsein dafür wächst, aber es gibt noch viel zu tun.

Welt-Autismus-Tag am 02. April

Seit 2007 wird der 2. April von den Vereinten Nationen als Welt-Autismus-Tag begangen. Ziel ist es, Aufklärung zu betreiben und Vorurteile abzubauen.

Das Symbol des Tages ist ein Puzzle-Stück, das die Vielfalt und Komplexität von ASS zeigt, oft in Blau – der Farbe der Ruhe und Akzeptanz. Weltweit leuchten Gebäude blau auf, und Veranstaltungen sensibilisieren für die Bedürfnisse autistischer Menschen.

Für uns als Hundeportal ist es eine Chance, die Verbindung zwischen Autismus und Hunden zu beleuchten.

Gibt es ASS bei Hunden?

Es gibt Hinweise darauf, dass auch Hunde Verhaltensweisen zeigen können, die denen von Autismus bei Menschen ähneln. Allerdings wird bei Tieren in solchen Fällen nicht direkt von “Autismus” gesprochen, da dies eine spezifisch menschliche Diagnose ist. Stattdessen verwenden Tierärzte und Verhaltensforscher Begriffe wie “Canine Dysfunctional Behavior” (CDB), um ähnliche Zustände bei Hunden zu beschreiben.

Eine Studie mit dem Titel “Oxytocin receptor gene polymorphisms are associated with repetitive behaviors in dogs” (Autoren: Kis et al., 2017 in der Fachzeitschrift Translational Psychiatry veröffentlicht) beschäftigte sich mit der Frage, ob bestimmte Verhaltensweisen bei Hunden, wie etwa stereotype Bewegungen, mit genetischen Faktoren verknüpft sind, ähnlich wie bei Menschen mit ASS.

Tatsächlich gibt es auch bei Hunden Symptome, die gewisse Parallelen zu ASS zeigen:

  • Wiederholungen: Manche Hunde jagen stundenlang ihren Schwanz oder laufen im Kreis.
  • Soziale Distanz: Sie meiden Kontakt zu anderen Hunden oder Menschen und wirken wie „in ihrer eigenen Welt“.
  • Empfindlichkeit: Laute Geräusche oder Berührungen lösen starke Reaktionen aus.

Die Forscher fanden heraus, dass bestimmte Genvarianten, die mit dem Hormon Oxytocin zusammenhängen, für derartige Verhaltensweisen bei Hunden verantwortlich sein könnten. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Gefühlswelt unserer Hunde komplexer ist, als wir denken!

Hunde als Unterstützer für Menschen mit ASS

Die mögliche Parallele zwischen Hunden und ASS ist spannend, doch noch beeindruckender ist, wie Hunde Menschen mit dieser Entwicklungsstörung zur Seite stehen. Speziell ausgebildete Assistenzhunde, oft als Autismusbegleithunde bezeichnet, spielen eine unschätzbare Rolle im Alltag vieler Familien. Ihre Aufgaben sind vielfältig und auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Schützlinge abgestimmt.

  • Schutz: Viele Kinder mit ASS neigen dazu, plötzlich wegzulaufen – sei es aus Neugier oder Überforderung. Diese Hunde tragen ein spezielles Geschirr, das mit einer Leine am Kind befestigt wird. Zieht das Kind, setzt sich der Hund hin und nutzt sein Gewicht, um ein Weitergehen zu verhindern. Das gibt Eltern nicht nur Sicherheit, sondern auch ein Stück Freiheit im Alltag zurück.
  • Stressbewältigung: Menschen mit ASS erleben oft Überreizung durch Geräusche, Licht oder Menschenmengen. Hier kommen die Hunde ins Spiel: Durch gezielten Körperkontakt – etwa indem sie sich auf die Beine oder den Schoss legen oder einfach nur mit der Nase anstupsen – üben sie sanften Druck aus, der beruhigend wirkt. Diese Technik, auch „Deep Pressure Therapy“ genannt, hilft, das Nervensystem zu regulieren. Eltern berichten, dass ihre Kinder nach solchen Momenten entspannter und ausgeglichener sind.
  • Soziale Kontakte: Für viele Betroffene ist es schwer, auf andere zuzugehen. Ein freundlicher Vierbeiner bricht das Eis: Fremde sprechen über den Hund an, was Gespräche erleichtert und Isolation reduziert. Ein Labrador, der mit dem Schwanz wedelt, oder ein Golden Retriever, der geduldig neben seinem Schützling sitzt, kann auf diese Weise eine Brücke zur Aussenwelt bauen.

Die Wirkung geht über das Kind hinaus. Familien erzählen, wie diese Tiere den gesamten Haushalt entlasten. Ein Hund bringt Struktur in den Tag, unterstützt feste Abläufe – die für viele mit ASS essenziell sind – und schenkt bedingungslose Zuwendung.

Die Ausbildung dieser Hunde ist intensiv. Sie lernen, auf subtile Signale zu reagieren – etwa wenn ein Kind unruhig wird – und bleiben auch in chaotischen Situationen gelassen. Rassen wie Labrador Retriever, Golden Retriever oder Schäferhunde sind beliebt, aber auch Mischlinge kommen zum Einsatz, solange sie die nötige Ruhe und Sensibilität mitbringen.

Ob es darum geht, Gefahren abzuwenden, emotionale Unterstützung zu bieten oder soziale Hürden zu überwinden – diese Vierbeiner zeigen, wie tief die Bindung zwischen Mensch und Hund sein kann. Ihre Arbeit macht sie zu stillen Helden für Menschen mit ASS.

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