In der Beitragsserie «Qualzucht oder nicht?» werfen wir einen genauen Blick auf einzelne Hunderassen: Wie sah die Rasse ursprünglich aus? Welche Merkmale gelten heute als Qualzucht? Und gibt es überhaupt noch gesunde Vertreter dieser Rasse – oder ist sie inzwischen untrennbar mit gesundheitlichen Problemen verbunden? Auch der Basset Hound zählt mit seinen tiefen Hautfalten und den hängenden Augenlidern zu den Hunderassen mit besonders markantem Aussehen – doch genau diese Merkmale sind es, die oft mit chronischen Beschwerden einhergehen.

Entstehung und Geschichte der Rasse

Der Basset Hound stammt ursprünglich aus Frankreich und wurde dort als niedriger Laufhund („basset“ = niedrig) gezüchtet. Seine Aufgabe: Wild (z. B. Kaninchen) spurlaut und mit Ausdauer zu verfolgen, sodass Jäger zu Fuss folgen konnten. Durch die kurze Beinlänge und die lange, flexible Wirbelsäule war er bestens dafür geeignet, sich durch dichtes Unterholz zu bewegen. Die Hängeohren und Hautfalten dienten als Geruchssammler – praktisch für die Jagd, heute oft problematisch.

Frühe Vertreter der Rasse waren deutlich sportlicher gebaut als viele heutige “Ausstellungshunde”. Besonders auffällig ist, dass die heutigen Basset Hounds oft noch tiefere Falten, grössere Lefzen und stärker hängende Augenlider zeigen – alles Merkmale, die mit gesundheitlichen Problemen verbunden sein können.

Der Basset Hound heute

Der moderne Basset Hound ist ein schwer gebauter Hund mit kurzen, krummen Beinen (bedingt durch eine Form der Knorpelwachstumsstörung – mehr dazu gleich), einem langen Rücken, grossen, schweren Schlappohren und einem auffällig faltigen Gesicht.

Besonders die Augenpartie ist charakteristisch: Hängende Unterlider geben dem Hund ein „trauriges“ Aussehen, was viele Züchter als rassetypisch ansehen – doch gesundheitlich problematisch ist.

Häufige gesundheitliche Probleme

Augenprobleme

  • Ektropium: Dies ist die häufigste Augenerkrankung beim Basset Hound. Dabei ist das untere Augenlid nach aussen gedreht, sodass das empfindliche Bindegewebe des Auges (die sogenannte Bindehaut) ständig der Luft, Schmutz und Reizstoffen ausgesetzt ist. Das führt wiederum zu:
    • Rötungen
    • Entzündungen
    • Tränen
    • einem chronisch müden oder kranken Erscheinungsbild
  •  Entropium: Etwas seltener als Ektropium, aber ebenfalls vorkommend. Beim Entropium ist das Lid nach innen eingerollt, sodass die Wimpern auf der Hornhaut reiben. Das ist sehr schmerzhaft und kann zu:
    • Hornhautverletzungen
    • Sehstörungen und/oder
    • chronischen Entzündungen führen.
  • Konjunktivitis & Bindehautreizungen: Aufgrund der Lidfehlstellungen sind chronische Bindehautentzündungen beim Basset Hound fast schon „normal“. Das ergibt dann das oft gesehene Bild:
    • gerötete, leicht hervorquellende Augen
    • ständiger Augenausfluss
    • gereizte oder entzündete Lidränder
  • Glaukom & Katarakt: Bei überzüchteten Linien können auch Glaukome (grüner Star) und Linsentrübungen (grauer Star) gehäuft auftreten – meist erblich bedingt oder als Folge anderer Probleme (z. B. chronischer Entzündungen).
Basset Hound mit stark hängenden Augenlidern und geröteten Augen
Sichtbare Lidfehlstellung (Ektropium) beim Basset Hound: Die Unterlider sind stark nach aussen gekippt, wodurch das empfindliche Augenbindegewebe gereizt und gerötet ist.

Hautprobleme

Die tiefen Falten am Kopf und Körper führen oft zu:

  • Feuchtigkeitsstau und bakteriellen Infektionen
  • Chronischem Juckreiz
  • Entzündungen in den Hautfalten (z. B. unter den Augen oder am Hals)

Knorpelwachstumsstörung

Die kurzen, krummen Beine des Basset Hound entstehen durch eine gezielte Zucht auf Chondrodysplasie – eine genetisch fixierte Wachstumsstörung des Knorpels. Sie bewirkt:

  • Verkürzte Gliedmassen
  • Schiefe Vorderläufe und Gelenkfehlstellungen
  • Erhöhtes Risiko für Ellbogen- und Schulterprobleme

Rückenprobleme

Der lange Rücken in Kombination mit kurzen Gliedmassen begünstigt Bandscheibenvorfälle und Instabilitäten der Wirbelsäule. Besonders im Alter entwickeln viele Basset Hounds Probleme beim Aufstehen, Treppensteigen oder Laufen.

Gibt es gesunde Vertreter dieser Rasse?

Ja – aber sie sind leider relativ selten. Einige Züchter bemühen sich um einen moderaten Typ mit:

  • weniger hängenden Lidern
  • weniger extremem Körperbau
  • stabilerem Bewegungsapparat

Wer sich für einen Basset Hound interessiert, sollte gezielt nach solchen Linien suchen – z. B. bei Züchtern, die mehr Wert auf Gesundheit als auf reine Optik legen. Hunde aus dem Tierschutz oder aus alten Jagdlinien sind oft gesünder gebaut, aber leider ebenfalls selten zu finden.

Fazit: Qualzucht oder nicht?

Die heutigen Standardlinien des Basset Hound zeigen viele Merkmale, die mit chronischem Leiden verbunden sind – besonders an Augen, Haut, Rücken und Gliedmassen. Die Kombination aus extremen Proportionen und rassespezifischen Erkrankungen erfüllt in vielen Fällen die Kriterien einer Qualzucht.

Unser Urteil: Leider ja – der moderne Basset Hound ist in vielen Linien als Qualzucht einzustufen. Wer die Rasse liebt, sollte sich für gesündere, weniger übertypisierte Vertreter stark machen.

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