Der Pekinese zählt zu den Hunderassen mit einem extrem auffälligen Erscheinungsbild – vor allem durch seine kurze Nase, die grosse Augenpartie und das üppige Fell. Doch wie viel davon ist noch gesund? In der Beitragsserie «Qualzucht oder nicht?» werfen wir einen genauen Blick auf einzelne Hunderassen: Wie sah die Rasse ursprünglich aus? Welche Merkmale gelten heute als Qualzucht? Und gibt es überhaupt noch gesunde Vertreter dieser Rasse – oder ist sie inzwischen untrennbar mit gesundheitlichen Problemen verbunden?

Entstehung und Geschichte der Rasse

Der Pekinese gehört zu den ältesten Hunderassen der Welt. Seine Ursprünge reichen über 2’000 Jahre zurück, tief in die Geschichte des alten China. Der Name der Rasse leitet sich von Peking – der heutigen chinesischen Hauptstadt – ab, wo die Hunde einst ausschliesslich im kaiserlichen Palast lebten.

Die kleinen, löwenähnlichen Hunde galten im alten China als heilig. Sie waren nicht nur Begleiter der Kaiserfamilie, sondern auch mit spiritueller Bedeutung verbunden: Man glaubte, dass sie böse Geister vertreiben könnten. Ihre Haltung war ausschliesslich der kaiserlichen Familie und höchsten Adligen vorbehalten – für gewöhnliche Bürger war es sogar verboten, diese Hunde zu besitzen oder zu berühren.

Die Zucht erfolgte streng innerhalb der Palastmauern, mit klaren Vorgaben, wie ein Pekinese auszusehen hatte: klein, würdevoll, mit langem Fell und löwenhafter Ausstrahlung. In manchen Erzählungen heisst es sogar, die Tiere seien speziell gezüchtet worden, um im weiten Ärmel des kaiserlichen Gewandes getragen werden zu können.

Der Kontakt mit Europa begann dramatisch: Im Jahr 1860, während des Zweiten Opiumkriegs, plünderten britische Truppen den Sommerpalast in Peking. Dabei entdeckten sie fünf kleine Hunde, die zurückgelassen worden waren – offenbar hatte sich ein Mitglied der kaiserlichen Familie das Leben genommen, um nicht in feindliche Hände zu geraten. Die Hunde wurden als Kriegsbeute mitgenommen.

Von diesem Zeitpunkt an begann der Siegeszug dieser Hunderasse durch Europa. Besonders in Grossbritannien erfreute sich die Rasse wachsender Beliebtheit.

Im Laufe der Zeit entstanden jedoch immer extremere Zuchtziele – mit kürzeren Nasen, grösseren Augen und dichterem Fell –, die schliesslich zu den gesundheitlichen Problemen führten, mit denen die Rasse heute vielfach zu kämpfen hat.

Die Rasse heute

Der heutige Pekinese ist ein kompakter Kleinhund mit einem dichten, langen Haarkleid, extrem kurzer Schnauze (brachyzephal) und grossen, weit hervorstehenden Augen. Der Körper ist gedrungen, oft mit betont breiter Brust und kurzer, tief sitzender Rute.

Viele dieser Merkmale gelten als zuchtbedingte Übertreibungen und gehen leider auf Kosten der Gesundheit.

Häufige gesundheitliche Probleme

Atemnot durch Kurzköpfigkeit

Nahaufnahme eines Pekinesen mit stark verkürzter Schnauze
Deutlich sichtbar: Die Nasenlöcher dieses Pekinesen liegen ungewöhnlich tief – ein typisches Merkmal extremer Kurzköpfigkeit, das die Atmung massiv beeinträchtigen kann

Der Pekinese zählt zu den brachyzephalen Rassen – also Hunden mit stark verkürztem Schädel.

Das sogenannte Brachyzephale Obstruktive Atemwegssyndrom (BOAS) führt dazu, dass die Atemwege verengt sind: Die Nasenlöcher sind oft kaum geöffnet, das Gaumensegel zu lang, die Luftröhre zu schmal. Viele Tiere schnaufen selbst im Ruhezustand und geraten bei Aufregung oder Wärme rasch in Atemnot.

Hervorstehende Augäpfel

Die grossen, weit hervortretenden Augen sind besonders anfällig für Verletzungen. Bereits kleine Stösse oder Kontakt mit spitzen Gegenständen können zu Hornhautverletzungen oder gar vollständigem Augenverlust führen.

Zudem können die Augen durch die unnatürliche Form der Augenhöhlen nicht mehr richtig befeuchtet werden – was oft zu Trockenem Auge (Keratokonjunktivitis sicca) und chronischen Entzündungen führt.

Viele Pekinesen können die Augen ausserdem nicht vollständig schliessen (Lagophthalmus), was zu häufigen Reizungen und Schmerzen führt.

Orthopädische Probleme

Aufgrund ihrer gedrungenen Körperform leiden viele Pekinesen an Patellaluxationen – also dem Herausspringen der Kniescheibe. Auch Bandscheibenvorfälle sind häufiger, da die Wirbelsäule stärker belastet wird. Das schränkt die allgemeine Beweglichkeit ein und kann zu chronischen Schmerzen führen.

Hautprobleme

Das extrem dichte Haarkleid in Kombination mit tiefen Falten begünstigt Hautreizungen, entzündete Hautfalten und Verfilzungen – besonders wenn die Pflege vernachlässigt wird. In feuchten Hauttaschen können sich leicht Bakterien und Hefepilze ansiedeln, was zu juckenden und schmerzhaften Entzündungen führen kann.

Gibt es überhaupt gesunde Hunde dieser Rasse?

Es gibt vereinzelt Pekinesen mit längerer Schnauze, weniger hervorstehenden Augen und insgesamt etwas „gemässigterem“ Körperbau. Solche Hunde sind zwar selten, aber sie zeigen, dass auch innerhalb der Rasse gesündere Typen möglich sind.

Pekinese im Vergleich kurzköpfig und normal lange Schnauze
Wie unterschiedlich Zuchtziele sein können: Während der linke Pekinese eine funktionale Schnauze aufweist, zeigt der rechte das typische, stark verkürzte Gesicht heutiger Extremzüchtungen.

Wirklich verantwortungsvolle Zucht setzt hier an – mit tierärztlich begleiteten Untersuchungen und strenger Auswahl der Elterntiere. Allerdings ist die Nachfrage nach solchen Hunden bislang gering, da viele Menschen vor allem das extrem „putzige“ Aussehen suchen, das leider meist auf Kosten der Lebensqualität geht.

Der Pekinese, Fazit: Qualzucht oder nicht?

Die heutige Zucht des Pekinesen weist zahlreiche Qualzuchtmerkmale auf – allen voran die extreme Kurzköpfigkeit, die massiven Einfluss auf Atmung, Augen und Temperaturregulation hat. Auch die übertriebenen Proportionen und das dichte Fell stellen ein gesundheitliches Risiko dar, wenn sie nicht aktiv durch seriöse Zucht entschärft werden.

Fazit: Der Pekinese gilt in seiner heutigen Form klar als Qualzucht. Nur gezielte Bemühungen um eine Rückkehr zu einem gesünderen Typ könnten diese traditionsreiche Rasse vor dem Aus bewahren.

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