Der Inzuchtkoeffizient (oft abgekürzt als IK oder COI für „Coefficient of Inbreeding“) ist ein mathematischer Wert, der angibt, wie eng zwei Elterntiere miteinander verwandt sind. Je höher der Wert, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Welpe von beiden Elternteilen identische Genkopien erbt – also „homozygot“ wird.
Wie wird der Inzuchtkoeffizient berechnet?
Die Berechnung des Inzuchtkoeffizienten basiert auf dem Vergleich von Stammbäumen. Es wird geschaut, ob gemeinsame Vorfahren in der Ahnentafel auftauchen – und wenn ja, in welcher Generation und mit welcher Häufigkeit. Moderne Zuchtprogramme können den IK auf Basis von 5, 10 oder mehr Generationen automatisch berechnen.
Ein Beispiel: Hat ein Hund Eltern, die Geschwister sind, liegt der IK bei 25 %. Bei Cousin-Verpaarungen liegt er bei rund 6,25 %.
Was bedeutet ein hoher Inzuchtkoeffizient?
Ein hoher IK-Wert kann ein erhöhtes Risiko für Erbkrankheiten, verminderte Fruchtbarkeit, schwächeres Immunsystem oder Fehlbildungen bedeuten. Denn durch Inzucht steigt die Wahrscheinlichkeit, dass rezessive Gendefekte zur Ausprägung kommen. Auch Vitalität, Lebensdauer und Belastbarkeit können darunter leiden.
Gibt es einen „guten“ Inzuchtkoeffizienten?
In der Praxis gilt:
- IK unter 6 %: gilt als niedrig und zuchtethisch unbedenklich
- IK zwischen 6–12 %: möglich, aber mit Vorsicht, abhängig von Gesundheit und Genvielfalt
- IK über 12 %: kritisch – sollte gut begründet und dokumentiert sein
Je nach Rasse und Genpool kann der Durchschnitt unterschiedlich ausfallen. Ziel ist, den IK über Generationen möglichst gering zu halten.
Warum ist der IK in der Hundezucht wichtig?
Die Kontrolle des Inzuchtkoeffizienten ist ein zentrales Instrument der verantwortungsvollen Hundezucht. Sie hilft, genetische Vielfalt zu bewahren, Inzuchtdepressionen zu vermeiden und langfristig gesunde Populationen aufzubauen. Viele Zuchtvereine und -verbände geben daher IK-Grenzwerte vor oder empfehlen die regelmässige Berechnung bei Zuchtplanungen.
IK in der Praxis: Worauf Züchter:innen achten sollten
- Stammbäume sorgfältig prüfen – auch auf verdeckte Wiederholungen
- Zuchtsoftware oder Zuchtbuchdatenbanken zur Berechnung nutzen
- Alternative Linien einbeziehen, um Genvielfalt zu fördern
- Bei kleinen Rassen ggf. kontrollierte Outcross-Zucht erwägen
Fazit: Der Inzuchtkoeffizient als Frühwarnsystem
Ein niedriger Inzuchtkoeffizient allein garantiert keine Gesundheit – aber er ist ein wichtiger Baustein in der gesunden Hundezucht. Gemeinsam mit Gesundheitschecks, Wesenstests und langfristiger Zuchtplanung trägt er dazu bei, das Wohl der Hunde in den Vordergrund zu stellen.
Häufige Fragen zum Inzuchtkoeffizienten
Ist ein hoher Inzuchtkoeffizient immer schlecht?
Nicht zwingend, aber er erhöht das Risiko genetischer Probleme. Einzelne gezielte Linienzuchten können sinnvoll sein, sollten aber nicht zur Regel werden.
Wie finde ich den IK meines Hundes heraus?
Über Zuchtprogramme, Online-Datenbanken oder durch die Berechnung per Hand aus dem Stammbaum – mindestens über fünf Generationen hinweg.
Spielt der IK bei Mischlingen auch eine Rolle?
Grundsätzlich ja, aber er lässt sich oft schwer ermitteln. In ungeplanten Mischverpaarungen kann er sowohl sehr niedrig als auch unerkannt hoch sein.
Wird der IK in Zuchtzulassungen berücksichtigt?
Bei vielen Verbänden ja – teils verpflichtend, teils als Empfehlung. Einige Rasseclubs veröffentlichen die IK-Werte aller Deckrüden zur besseren Planung.



