Ulcus (Plural: Ulzera) bezeichnet ein Geschwür oder eine tiefe Gewebeschädigung, die durch den Verlust der obersten Gewebeschichten entsteht. Bei Hunden können Ulzera in verschiedenen Teilen des Körpers auftreten, am häufigsten jedoch im Magen-Darm-Trakt, in den Augen (Hornhautulzera) oder auf der Haut. Diese Läsionen sind oft schmerzhaft und erfordern eine sofortige tierärztliche Behandlung, um schwerwiegendere Komplikationen zu verhindern.

Was ist ein Ulcus?

Ein Ulcus ist eine tiefe, offene Wunde, bei der die oberflächlichen Gewebeschichten abgebaut oder zerstört wurden, sodass die darunter liegenden Schichten freiliegen. Diese Wunden heilen in der Regel nur langsam und können durch verschiedene Erkrankungen, Infektionen oder traumatische Verletzungen entstehen. Abhängig von der Lokalisation kann ein Ulcus unterschiedliche Symptome hervorrufen.

Die drei häufigsten Formen von Ulzera bei Hunden sind:

  1. Magenulcus (Magengeschwür): Geschwüre im Magen oder Darm.
  2. Hornhautulcus (Augengeschwür): Geschwüre auf der Hornhaut des Auges.
  3. Hautulcus: Tiefe Wunden oder Geschwüre auf der Haut.

Magenulcus (Magengeschwür)

Ein Magenulcus tritt auf, wenn die schützende Schleimhaut des Magens beschädigt ist und Magensäure das Gewebe angreift. Dies führt zu einer offenen Wunde oder einem Geschwür, das sich mit der Zeit vergrößern kann. Magenulzera sind oft mit Erkrankungen oder der langfristigen Einnahme von Medikamenten verbunden, die die Magenschleimhaut schädigen.

Ursachen eines Magenulcus

  1. Langfristige Einnahme von Medikamenten: Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAIDs), wie Carprofen, Meloxicam oder Aspirin, werden häufig zur Schmerzlinderung eingesetzt, können jedoch die Magenschleimhaut schädigen und zu Geschwüren führen.
  2. Stress: Länger anhaltender Stress kann zu einer Überproduktion von Magensäure führen, was die Magenschleimhaut schädigen und Geschwüre verursachen kann.
  3. Chronische Erkrankungen: Erkrankungen wie Nierenversagen, Lebererkrankungen oder Tumore (z. B. Mastzelltumore, die vermehrt Histamin produzieren) können das Risiko für Magenulzera erhöhen.
  4. Infektionen: Helicobacter pylori ist ein Bakterium, das beim Menschen häufig Magengeschwüre verursacht, kommt aber auch bei Hunden vor und kann zur Bildung von Geschwüren beitragen.

Symptome eines Magenulcus

  • Erbrechen, oft mit Blut (hämatemesis)
  • Schwarzer, teerartiger Stuhl (Hinweis auf Blutungen im Verdauungstrakt)
  • Appetitlosigkeit
  • Gewichtsverlust
  • Blutarmut (Anämie) aufgrund von chronischen Blutungen
  • Schmerzen im Bauchbereich
  • Lethargie und Schwäche

Diagnose und Behandlung eines Magenulcus

Diagnose: Die Diagnose erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus Blutuntersuchungen, Kotuntersuchungen (auf Blut im Stuhl) und bildgebenden Verfahren wie Ultraschall oder Endoskopie. Eine Endoskopie ermöglicht eine direkte Betrachtung der Magenschleimhaut und die Entnahme von Biopsien.

Behandlung: Die Behandlung besteht in erster Linie darin, die Magenschleimhaut zu schützen und die Magensäureproduktion zu reduzieren. Häufig verschriebene Medikamente sind:

  • Protonenpumpenhemmer (z. B. Omeprazol) zur Reduktion der Magensäure.
  • H2-Rezeptorblocker (z. B. Famotidin), die ebenfalls die Magensäureproduktion hemmen.
  • Antazida zur Linderung der Symptome.
  • Wenn NSAIDs die Ursache sind, werden diese sofort abgesetzt.
  • Spezielle Diäten, die leicht verdaulich sind und den Magen nicht weiter reizen, können ebenfalls helfen.

Hornhautulcus (Augengeschwür)

Ein Hornhautulcus ist ein Geschwür auf der Hornhaut (der durchsichtigen Schicht an der Vorderseite des Auges). Diese Geschwüre entstehen oft durch Verletzungen, Infektionen oder Austrocknung der Augen und sind sehr schmerzhaft.

Ursachen eines Hornhautulcus

  1. Traumatische Verletzungen: Kratzer, Fremdkörper im Auge (z. B. Staub oder Gras), Kämpfe oder andere mechanische Einflüsse können die Hornhaut verletzen und zu Geschwüren führen.
  2. Infektionen: Bakterielle oder virale Infektionen, wie durch das canine Herpesvirus, können die Hornhaut schädigen und Geschwüre verursachen.
  3. Trockene Augen (Keratokonjunktivitis sicca): Wenn die Tränenproduktion unzureichend ist, trocknet die Hornhaut aus, was zu Reizungen und Geschwüren führen kann.
  4. Anatomische Probleme: Bestimmte Hunderassen mit hervorstehenden Augen (z. B. Möpse, Französische Bulldoggen) sind anfälliger für Hornhautverletzungen.

Symptome eines Hornhautulcus

  • Augenblinzeln oder Zusammenkneifen der Augen (Blepharospasmus)
  • Ständiges Reiben des Auges mit der Pfote oder am Boden
  • Rötung und Schwellung des Auges
  • Tränenfluss
  • Trübung oder weißer Fleck auf der Hornhaut
  • In schweren Fällen: Eiterausfluss aus dem Auge

Diagnose und Behandlung eines Hornhautulcus

Diagnose: Der Tierarzt führt eine Fluoreszeinfärbung durch, bei der ein spezieller Farbstoff in das Auge gegeben wird, um das Geschwür sichtbar zu machen. In einigen Fällen kann ein Augendrucktest durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass kein Glaukom vorliegt.

Behandlung:

  • Augentropfen oder Augensalben mit Antibiotika, um eine Infektion zu verhindern.
  • Schmerzmittel oder Augentropfen, die die Pupille erweitern, um Schmerzen zu lindern.
  • In schweren Fällen, wenn das Geschwür tief ist oder sich verschlimmert, kann eine chirurgische Behandlung erforderlich sein, wie z. B. ein Hornhauttransplantat oder eine Deckung der Hornhaut mit Bindegewebe.

Hautulcus

Hautulzera bei Hunden sind tiefere Wunden oder Geschwüre, die oft als Folge von Trauma, Druckstellen, Infektionen oder systemischen Erkrankungen auftreten.

Ursachen eines Hautulcus

  1. Trauma oder Verletzungen: Bisswunden, Unfälle oder längere Druckeinwirkung auf bestimmte Körperteile (z. B. bei liegenbleibenden Hunden) können Hautulzera verursachen.
  2. Infektionen: Bakterielle oder pilzartige Infektionen, wie durch Staphylokokken oder Malassezien, können die Haut angreifen und zu Ulzera führen.
  3. Autoimmunerkrankungen: Erkrankungen wie Lupus erythematodes oder Pemphigus können zu Hautulzera führen.
  4. Krebs: Bestimmte Hautkrebsarten, wie Plattenepithelkarzinome, können sich als Geschwüre manifestieren.

Symptome eines Hautulcus

  • Offene, nicht heilende Wunden
  • Schwellungen und Rötungen um die betroffene Stelle
  • Eiteraustritt oder übel riechender Ausfluss
  • Schmerzen bei Berührung
  • In einigen Fällen Haarausfall um die Geschwüre herum

Diagnose und Behandlung eines Hautulcus

Diagnose: Der Tierarzt führt eine klinische Untersuchung der betroffenen Hautregion durch und entnimmt möglicherweise Hautproben für eine Biopsie oder Kultur, um die Ursache zu bestimmen.

Behandlung:

  • Reinigung und Desinfektion der betroffenen Stelle, um die Heilung zu fördern.
  • Antibiotika oder Antimykotika, wenn eine Infektion vorliegt.
  • In schwereren Fällen kann eine chirurgische Behandlung erforderlich sein, um abgestorbenes Gewebe zu entfernen.

Fazit

Ein Ulcus ist eine ernsthafte Erkrankung, die je nach Lokalisation unterschiedliche Ursachen und Symptome haben kann. Unabhängig davon, ob es sich um ein Magenulcus, ein Hornhautulcus oder ein Hautulcus handelt, ist eine schnelle tierärztliche Behandlung entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden und den Heilungsprozess zu fördern. Durch eine frühzeitige Diagnose und gezielte Therapie können die meisten Ulzera erfolgreich behandelt werden.

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