Die Mitralklappe (auch Bikuspidalklappe genannt) ist eine der vier Herzklappen des Hundes und spielt eine entscheidende Rolle bei der Blutzirkulation im Herzen. Sie befindet sich zwischen dem linken Vorhof und dem linken Ventrikel (Hauptkammer) des Herzens und sorgt dafür, dass das Blut nur in eine Richtung – vom Vorhof in die Hauptkammer – fließt. Eine Fehlfunktion der Mitralklappe kann schwerwiegende Herzprobleme verursachen, insbesondere bei älteren Hunden.
Funktion der Mitralklappe
Die Mitralklappe besteht aus zwei Klappensegeln, die sich öffnen und schließen, um den Blutfluss zu regulieren:
- Öffnen der Klappe: Während der Diastole (Entspannungsphase des Herzens) öffnet sich die Mitralklappe, sodass sauerstoffreiches Blut aus dem linken Vorhof in den linken Ventrikel fließen kann.
- Schließen der Klappe: In der Systole (Kontraktionsphase) des Herzens schließt die Mitralklappe, um zu verhindern, dass das Blut in den linken Vorhof zurückfließt. Dadurch wird das Blut effizient in den Körperkreislauf gepumpt.
Eine gut funktionierende Mitralklappe ist daher essenziell, um den normalen Blutfluss im Herzen und die Sauerstoffversorgung des Körpers aufrechtzuerhalten.
Erkrankungen der Mitralklappe bei Hunden
Erkrankungen der Mitralklappe sind bei Hunden relativ häufig, insbesondere bei älteren Tieren und bestimmten Hunderassen. Die häufigsten Mitralklappenprobleme umfassen:
Mitralklappeninsuffizienz (Mitralregurgitation)
Mitralklappeninsuffizienz, auch Mitralregurgitation genannt, ist die häufigste Form der Mitralklappenerkrankung bei Hunden. Sie tritt auf, wenn die Mitralklappe nicht mehr richtig schließt und Blut aus dem linken Ventrikel in den linken Vorhof zurückfließt.
Ursachen:
- Degenerative Mitralklappenerkrankung (MMVD): Eine degenerative Veränderung der Klappe, bei der die Klappensegel verdickt und verformt werden, was die normale Funktion beeinträchtigt. Diese Erkrankung betrifft vor allem kleine Hunderassen, darunter Cavalier King Charles Spaniels, Dackel und Pudel.
- Endokarditis: Eine bakterielle Infektion der Herzklappen, die zu einer Schädigung der Mitralklappe führt.
- Dilatative Kardiomyopathie (DCM): Eine Erweiterung der Herzkammern kann zu einer schlechten Schließung der Klappen führen.
Symptome:
- Husten, besonders nachts
- Atemnot oder schnelle Atmung
- Schwäche und Erschöpfung
- Blaufärbung der Schleimhäute (Zyanose)
- Bauchwassersucht (Aszites) in schweren Fällen
Mitralklappenprolaps
Ein Mitralklappenprolaps tritt auf, wenn sich eines oder beide Segel der Mitralklappe nach hinten in den linken Vorhof wölben, was zu einer unvollständigen Schließung der Klappe führt. Dies kann ebenfalls eine Mitralregurgitation verursachen.
Ursachen:
- Häufig genetisch bedingt, kann ein Prolaps bei bestimmten Hunden auftreten, ohne dass degenerative Veränderungen vorliegen.
Symptome:
- In leichten Fällen können Hunde asymptomatisch bleiben, in schwereren Fällen können ähnliche Symptome wie bei der Mitralinsuffizienz auftreten (z. B. Husten, Schwäche).
Diagnose von Mitralklappenerkrankungen
Die Diagnose einer Mitralklappenerkrankung erfolgt durch eine Kombination von klinischen Symptomen, Auskultation des Herzens und bildgebenden Verfahren:
- Auskultation (Abhören): Bei Hunden mit Mitralklappeninsuffizienz kann der Tierarzt oft ein Herzgeräusch hören, das auf den Rückfluss von Blut durch die undichte Klappe hinweist.
- Echokardiografie (Herzultraschall): Der Herzultraschall ist der Goldstandard für die Diagnose von Mitralklappenerkrankungen. Er zeigt die Struktur der Mitralklappe, den Blutfluss und die Auswirkung auf die Herzfunktion.
- Röntgen: Röntgenaufnahmen des Brustkorbs können eine Vergrößerung des Herzens und Flüssigkeitsansammlungen in der Lunge (Hinweis auf Herzinsuffizienz) zeigen.
- EKG (Elektrokardiogramm): Ein EKG kann Herzrhythmusstörungen aufdecken, die durch eine gestörte Funktion der Mitralklappe verursacht werden.
Behandlung von Mitralklappenerkrankungen
Die Behandlung von Mitralklappenerkrankungen hängt vom Schweregrad der Erkrankung ab. Das Ziel der Behandlung ist es, die Symptome zu lindern, die Lebensqualität zu verbessern und das Fortschreiten der Herzkrankheit zu verlangsamen.
Medikamentöse Therapie
- ACE-Hemmer: Diese Medikamente (z. B. Enalapril, Benazepril) reduzieren den Blutdruck und entlasten das Herz, indem sie die Erweiterung der Blutgefäße fördern.
- Diuretika: Diese Medikamente (z. B. Furosemid) helfen, überschüssige Flüssigkeit aus dem Körper zu entfernen und Symptome wie Lungenödem zu lindern.
- Pimobendan: Ein Medikament, das die Kontraktionskraft des Herzens verbessert und gleichzeitig die Blutgefäße erweitert, was die Herzleistung unterstützt.
- Beta-Blocker: Diese Medikamente verlangsamen die Herzfrequenz und helfen, den Blutdruck zu senken, was die Herzbelastung verringert.
Lebensstiländerungen
- Bewegungseinschränkung: Es kann notwendig sein, die Aktivität des Hundes zu reduzieren, um das Herz nicht zu überlasten.
- Natriumarme Diät: Eine spezielle Ernährung mit reduziertem Salzgehalt kann helfen, die Belastung des Herzens zu verringern und Flüssigkeitsansammlungen zu vermeiden.
Chirurgische Optionen
In seltenen Fällen kann eine chirurgische Reparatur oder ein Klappenersatz erforderlich sein, besonders bei Hunden mit schwerer Mitralklappeninsuffizienz. Diese Eingriffe sind jedoch komplex und werden nur in spezialisierten Kliniken durchgeführt.
Prognose
Die Prognose hängt von der Schwere der Mitralklappenerkrankung und der frühen Diagnose ab. In den frühen Stadien kann die Krankheit oft mit Medikamenten gut kontrolliert werden, und viele Hunde können noch mehrere Jahre mit einer guten Lebensqualität leben. In fortgeschrittenen Fällen, insbesondere bei Hunden mit Herzinsuffizienz, kann die Lebenserwartung jedoch eingeschränkt sein.
Fazit
Mitralklappenerkrankungen sind eine der häufigsten Herzkrankheiten bei Hunden, insbesondere bei älteren und kleinen Rassen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen und die Lebensqualität des Hundes zu verbessern. Regelmäßige tierärztliche Untersuchungen, insbesondere bei Hunden, die für Herzkrankheiten anfällig sind, sind wichtig, um Probleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.